Vorneweg, ich denke nicht, dass das nötig ist. Migration ist ein Jahrhundertthema, das objektiv eher noch größer werden wird. Das wird und muss in einer Demokratie diskutiert werden. Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, um „Ruhe einkehren“ zu lassen, ist das „Aus den Augen aus dem Sinn“ a la Festung Europa und in einer solchen, autoritären Gesellschaft möchte ich nicht leben.
Ich würde auch sagen, dass man das „Problem“ vieler Leute nicht lösen kann. Dinge verändern sich, Menschen werden zu Pessimist:innen und schieben es auf die Ausländer:innen, weil tribales Denken, jahrelang eingeübter Rassismus und man kann da die Veränderung sehen, die einem diffuses Unwohlsein verursacht.
Ich denke aber, Dir ging es vermutlich mehr darum, dass diese starke Dominanz des Themas und die emotional aufgeladene, hyperventilierende Debatte mit neuen Vorschlägen alle 2 Wochen zu beruhigen. Als Politiker:in würde ich das vorrangig tun, indem ich Schreihälse aus AfD, BSW, CSU entspannt ignoriere, wenn sie ihre untauglichen Scheinlösungen herausposaunen. Also die Themensetzung einfach nicht so akzeptieren.
Ein Teil liegt in der Verantwortung der Medien, die zu viel boulevardesk darüber berichten, was ein:e Politiker:in über Thema X gesagt gar oder was Politikerin A über die Äußerung von Politiker B meint. Stattdessen soll konkret und direkt über Thema X berichtet werden. Fakten-, nicht aussagenbasiert berichten.
Dann müsste man glaube ich dafür sorgen, dass die Deutschen mehr über Ausländerrecht und die Empirie lernen. Denn in keiner anderen Materie wird mE bei so wenig Wissen so viel durcheinander geredet. Ich bin ausgebildeter Jurist und habe keine Ahnung, wie das Aufenthaltsrecht oder das Recht zur Arbeitsaufnahme funktionieren. Das sollte nicht sein, wenn ein Thema objektiv ein Megatrend ist.
Damit ist schon sehr viel gewonnen, da die angeblichen Probleme mit Migration zu 80 Prozent medial aufgebauscht sind, weil bestimmte Parteien wissen, dass ihnen jedes Reden über Migration in möglichst schrillen Ton nutzt. Niemand berichtet bspw. darüber, wer wie viele Unterkünfte baut, wie viele Deutschkurse angeboten werden, welche Ausbildungen es gibt, welche Betriebe sich beteiligen, wer wie viele Flüchtlinge auf dem Mittelmeer rettet. DAS sind konkrete Herausforderungen.
Das größte Problem ist, ein funktionierendes System der Aufnahme und Verteilung in der EU zu schaffen. Da würde ich klein anfangen und eine Lösung unter willigen Staaten suchen, da die Mehrheitserfordernisse seit Jahren echte Reformen verhindern. Wenn es anfangs nur D und Luxemburg sein sollten, ja mei. Kann sich entwickeln, schlechter als jetzt geht nicht.
Dann gab’s in der Lage gute Vorschläge dazu, Hürden zur Arbeitsaufnahme abzubauen. Alle umsetzen.
Wenn es darum geht, Erwartungen an Neuankömmlinge zu formulieren, hat man halt ziemliche Schwierigkeiten, das durchzusetzen. Denn weder das Aufenthaltsrecht noch das Existenzminimum kann man einfach so streichen. D.h. mE, man muss eher positive Anreize setzen statt auf Strafen zu setzen.
Und wenn jemand, der als erwachsener Mensch nach D gekommen ist, nie gut Deutsch lernt, kann das eben auch ok sein. Reicht dann vielleicht nicht für die Staatsangehörigkeit, aber warum sollte der Mensch nicht hier leben? Die Kinder werden, wie Du gesagt hast, hier das Bildingssystem durchlaufen.
Ansonsten Investitionen in öffentliche Daseinsvorsorge, Orte und Leistungen, wo alle gleich sind und sich arm (ergänze: häufig mit Migrationshintergrund) und reich (meist ohne) begegnen. Nicht in private Taschen wirtschaften, sondern staatliche Strukturen wieder stärken: Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder etc.
Was das Thema Islam angeht, muss man das nicht zwingend mit Migration zusammen behandeln, aber stärker auf liberale Verbände setzen und zugehen, Imame hier ausbilden, eine stärkere Integration von Islam und Mehrheitsgesellschaft pushen. Nicht immer so tun, als wäre das irgendwas Fremdes.