Migration vs. Asyl: Modell der Gegenseitigen Finanzierung

Ich denke wir sind da nicht weit auseinander. Bei meinem Vorschlag gibt es auch Druck, nämlich die Verpflichtung in begrenztem Maße zu arbeiten, sofern keine wichtigen Gründe dagegen sprechen. Wir unterscheiden uns allerdings daran wer hier in der Bringschuld ist.

Bei dir müsste der Ankommende sich um

bemühen, um dann eventuell eine Erlaubnis für die Arbeitsaufnahme oder das Verlassen der Sammeltunterkunft zu bekommen. Dabei vergisst du, dass der Erwerb dieser Fähigkeiten mal schnell viele Monate dauern kann, vor allem natürlich bei der Sprache. Und du vergisst, dass selbst die, die das schaffen durch Diskriminierung im Arbeits- und Wohnungsmarkt weitere schwere Monate vor sich haben.

Du verschenkst hier eine Menge Potenzial, indem du den Ankommenden vor einen Haufen Probleme stellst und sagst „Kümmer dich, danach reden wir weiter.“ Bei einigen Menschen geht das gut, aber viele lässt du damit auf der Strecke. Umso schlimmer ist, dass sich jeder für die Dauer seiner Bemühungen als Klotz am Bein fühlen dürfte, da er aus der Gesellschaft nur nimmt und nicht gibt.

Wenn du hingegen den Menschen früh in einem produktiven Umfeld einsetzt, dann schafft das Zufriedenheit und das Gefühl gebraucht zu werden. Durch die tägliche Arbeit erfährt die Person parallel zu seiner Ausbildung warum bestimmte Fähigkeiten nötig sind, wodurch sich manche Dinge nebenbei lernen oder festigen lassen. Zusätzlich hat die Gesellschaft tatsächlich einen Mehrwert, da Arbeitskraft nicht den Großteil des Tages im Aufenthaltsraum einer Gemeinschaftsunterkunft brach liegt, sondern jemand all die Lücken füllt, die unsere Gesellschaft aktuell klaffen lässt.

Ich kann mich an ein Interview mit einem Syrer erinnern, der am Straßenrand Grünflächen pflegte. Er bekam dafür pro Stunde einen Lohn unter 1€, aber er war zufrieden, denn er brauchte das Gefühl sich einbringen zu können. Ich kann ihn verstehen. Ich könnte/wollte nicht mehr monatelang auf Kosten anderer Leben müssen ohne irgendetwas zurückgeben zu können.

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Ach, und eine wichtige Ergänzung noch zu meinen amateurhaften Forderungen, die einfach mal der Versuch sind, etwas konkreter zu werden:

Migration als solche (nicht zu verwechseln mit Grenzschutz) muss raus aus dem Geschäftsbereich des BMI und rein in den des BMAS!

Dazu möchte ich ergänzen, dass es förderlich sein könnte, wenn Geflüchtete ins Asylbewerber:innen Angelegenheiten, die das Zusammenleben in ihrer Unterkunft betreffen, gemeinsam in Selbstverwaltung regeln und organisieren könnten (ich denke an Dinge wie die Verwendung von gemeinschaftlichen Mitteln oder Räumen, zB für kulturelle oder religiöse Zwecke, Sport oder Bildung; natürlich müsste man dafür Modelle/Strukturen schaffen und Unterstützung durch Behörden oder lokale Unterstützer:innengruppen fördern). Auch das ist wertvolle Arbeit. Und gerade wenn man über Eigenverantwortung und das Leben von Werten wie Demokratie spricht, kann es nicht sein, dass die Menschen direkt nach ihrer Ankunft die Erfahrung machen, monatelang komplett fremdbestimmt zu leben.

Ausserdem wäre Mitbestimmung auf kommunaler und Bundesebene in Belangen des Flüchtlingsrechts mE sinnvoll. Leider kann man verfassungsrechtlich kaum bis gar nicht ausländischen Staatsangehörigen das Wahlrecht zusprechen, jedoch wäre ich sehr, sehr stark für Gremien der migrantischen Vertretung, die etwa der Bundestag bei Gesetzesvorhaben, die Migrant:innen betreffen, anhören MUSS. Das wäre mE auch in dem o.g. wichtigen Punkt förderlich, wie politisch und medial über Migration gesprochen wird. Derzeit läuft das nur über NGOs, die zwangsläufig in großen Teilen für andere sprechen, und selbst die werden wenig gehört.

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@tacuissem hat dazu eigentlich schon alles gesagt - Trotzdem noch eine Ergänzung. Selbst wenn dich alle die genannten (ethischen, gesellschaftspolitischen, verfassungsrechtlichen, …) Argumente nicht überzeugen, ist es auch einfach nicht zielführend. Du züchtest dir damit selbst die nächsten Brennpunkte heran, wenn du Menschen in so eine prekäre Lage sperrst, isoliert vom Rest der Gesellschaft ohne klare Perspektive.

Ich habe es vor wenigen Tagen in einem anderen Thread schonmal geschrieben: Es ist meiner Meinung nach unehrlich, die Menschen zu isolieren und ihnen die schlechtestmöglichen Chancen zu geben und dann gleichzeitig davon zu reden, dass man gegen diejenigen, die sich integrieren und arbeiten wollen ja nichts habe und diese in Deutschland haben wolle.

Du hast explizit geschrieben, dass sie keinen Lebensstandard erwarten sollen, der über dem Land liegt, aus dem sie fliehen. Aus einer deutschen Perspektive ist das Armut. AfD und FDP(!) haben beide nacheinander die Formulierung „Brot, Wasser, Seife“ gewählt, um genau das zu beschreiben.

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Nach meiner Idee müssen sich beide bemühen: die deutsche Gesellschaft, indem sie für angemessene Unterkünfte sorgt, genügend Lehrkräfte bereitstellt und sich um die Versorgung kümmert. Der ankommende, indem er sich anstrengt, Sprache, Beruf, Gesetzt und Werte zu lernen.

Kurz- und mittelfristig werden es ungelernte Arbeitnehmer immer schwerer haben, einen Job zu finden. Es beginnt schon jetzt, Firmen entlassen zunächst unqualifizierte AN und halten das Fachpersonal. Das wird durch die exponentiell wachsenden KI-Anwendungen noch verstärkt. So bleiben dann nur noch Jobs bei der Müllabfuhr, Müllsortierung und ähnliche Hilfsarbeiten.

Migranten haben nur eine gute Chance, wenn sie sich anstrengen, evtl. fehlende Bildung nachzuholen.

Ist es eigentlich nur meine subjektive Wahrnehmung oder besteht die Migrationspolitik fast ausschließlich daraus, wie man die Ankommenden legal schärfer sanktionieren kann, Stichwort „Sicherheitspaket“, anstatt mal über „Integrationspakete“ zu reden und somit das Integrieren einfacher zu gestalten?

Übersehe ich etwas oder gibt es diese Integrationspakete/Maßnahmen einfach nicht?

Für ersteres ist der Bund zuständig für letzteres die Kommunen und ein bisschen die Länder.
Also nutzt der Bund die Stellschraube die er hat um Tatkraft zu demonstrieren.

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