Mietpreise und Wohnungsbau

@Margarete hat recht, die Diskussion ist zu weit abgedriftet. Ich hätte im Ausgangsposition nicht die Frage nach staatlichem Wohnungsbau stellen sollen.

Ich wollte aber trotzdem nochmal kurz die Frage stellen, gibt es irgendwen, der hier ein Fürsprecher der Argumentationslogik der Wirtschaftsweisen aus meinem Ausgangspost ist und sie erklären kann?

Im Großen und Ganzen bin ich schon ein Fürsprecher der Logik der Wirtschaftsweisen.
Das liegt aber mehr an den schlechten Alternativen.
Weitere Regulierungen in einem schon jetzt sehr hoch regulierten Markt werden weitere negative Auswirkungen erzeugen (Siehe Mietpreisbremse Berlin, DIW Berlin: Die unmittelbaren Auswirkungen des Berliner Mietendeckels: Wohnungen günstiger, aber schwieriger zu finden)

Die einzige wirkliche Alternative die ich sehe ist der staatliche Wohnungsbau, weil die Baufinanzierung und die Rendite minimalisiert werden können und bei Bauaufträgen ein besserer Einkaufshebel (Kosten) genutzt werden kann. Vielleicht gibt es auch noch ein paar Skaleneffekte im Beifang.
Die Herausforderung hierbei sind die Verwaltungsämter bei Städten und Gemeinden (oder städtischen Gesellschaften). Die sind jetzt schon komplett Unterbesetzt und der Fachkräftemangel ist hoch in diesem Bereich. Da hat der falsche Herr L. leider einen faktisch richtigen Punkt. „Wir können nochmal 50 Mrd.€ in den Wohnungsbau investieren, aber vielleicht probieren wir mal das Geld was schon zur Verfügung steht abzurufen und in Bausubstanz umzusetzen…“ Nicht wörtlicher O-Ton…

Dann wäre meine Frage, wie soll nach der Logik der Wirtschaftsweisen das die Mieten in den Griff bekommen, wenn die Investoren immer höhere Mieteinnahmen erwarten, damit sie bauen, und gleichzeitig basierend auf diesen höher erwarteten Mieteinnahmen die Nachfrage und somit die eh schon hohen Grundstrückspreise steigen, was die Mieten ja noch teurer machen würde?

Ich habe den Eindruck wir befinden uns da gerade in einem Teufelskreis, den der Markt nicht einfach auflösen können wird, ohne sehr hohe Opfer zu fordern

Erstens würde ich nicht „höhere Mieteinnahmen“ sagen, sondern langfristig stabile Mieteinnahmen.
Was am wichtigsten in dieser Diskussion ist, dass kurzfristig eine langfristig Planungssicherheit geschaffen wird. Baustandards (inkl. Heizung) einmal festlegen und simplifizieren und dann nicht mehr anfassen für 20 Jahre nicht mehr ändern. Mieterschutz nicht ändern. Fördermaßnahmen festlegen für 20 Jahre.
Die Unsicherheit muss aus dem markt genommen werden.
Dazu muss halt ein wirkliche Entschlakung der Bauvorschriften und Normen durchgeführt werden, damit die Baukosten sinken und schneller gebaut werden kann.

Wofür es wirklich keine offensichtliche Lösung gibt, ist die Land Stadt Wanderung und es gibt keine wirkliche Lösung für die Grundstücke (Anzahl und Preise). Da hilft, glaube ich nur mehr Wohnungen auf weniger Fläche (Höherer bauen, keine Einfamilienhäuser oder Doppelhaushälften mehr zu lassen in Ballungsgebieten).

In München ist der qm-Preis für Sozialwohnungen mittlerweile bei 12€ angelangt.
Ob die Mietpreisbremse langfristig hätte funktionieren können wissen wir nicht. Dafür war sie zu kurz im Einsatz.
Die kurzfristigen Folgen hätten nicht langfristig so bleiben müssen.

Wenn der Staat heute die Mietpreise langfristig einfrieren würde, hätte man dann nicht auch langfristig stabile Mieteinnahmen?

Für den Neubau in 10 Jahren dann aber wahrscheinlich welche mit denen Investitionen nicht mehr finanziert werden könnten.

Das ist schon heute so, wenn man Vonovia glaubt.
Als die KfW-Förderung geändert wurde, sah Vonovia alle Projekte vor dem Aus, als die Zinsen stiegen, sah Vonovia alle Projekte vor dem Aus. Immer mit dem Nachsatz, dass staatliche Bauförderung essentiell sei.
Was bedeutet: mit Förderung kann der Staat hier immer motivierend eingreifen.
Und ansonsten wird man auch in Zukunft einen Erhöhungsrahmen schaffen müssen - oder den an Modernisierungen koppeln - was dann auch wieder motivierend wirken würde.

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Das ist richtig.
Leider wäre es auf sehr hohem Niveau (Ballungsgebiete) und trotzdem würden im Moment die Mieten weiter steigen, weil die Baukosten im Moment zu hoch sind.

Man könnte ja auch Mieten einfrieren + jährlichen Inflationsfaktor von Baukasten, aber selbst dagegen wären ja die Wirtschaftsweisen. Sie wollen maximale Nachfrage, was dann im Gegenzug auch heißt, dass die Grundstrückspreise weiter steigen werden und somit die Mieten weiter steigen werden.

Und klar kann man versuchen immer alles auf die Baukosten zu schieben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es in Städten wie München so viel teurer ist zu bauen, als anderswo in Deutschland. Arbeiterkosten dürften vermutlich etwas höher liegen, aber ein Großteil sind ja auch Materialkosten, die dürften überall gleich sein. Der Preisunterschied dürfte definitiv nicht beim doppelten liegen.

Also sollten Mietpreisbremsen Grundstückspreise einhegen. Und auf der anderen Seite keine Mietpreisbremsen, vielleicht zu mehr Neubau führen, aber halt zu höheren Grundstückspreisen und höheren Mieten.

Das kann man alles machen. Führt halt dazu, dass privat keine Wohnungen mehr gebaut werden. Und die, die da sind, minimal gepflegt werden. Sollte man dann aber mit staatlichen Wohnungsbau auffangen.

Wenn man aber eh bereit ist, groß in den staatlichen Wohnungsbau zu investieren, dann kann man sich auch die beschriebenen planwirtschaftlichen Maßnahmen sparen.

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