Medienkritik ARD-Meinungsumfrage

Z.B. eine Doku die differenziert Chancen und Probleme einer multikulturellen Gesellschaft aufzeigt? Vielleicht anhand des populären Beispiels Fußball.

Dazu brauchte es 2018 überhaupt keine Umfrage. Die Schuldigen wurden ziemlich schnell vor allem auch unter den Spielern mit Migrationshintergrund ausgemacht. Fragen Sie doch mal Herrn Özil.

Aber genau das hat doch im Kontext Fußball diese Doku auch getan.

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Siehe

Ja eben, ich habe die Art und Weise dieser Umfrage kritisiert, aber mich nicht dagegen ausgesprochen, überhaupt Umfragen zum Thema Rassismus zu machen. Auf diesen Unterschied gehst du aber leider gar nicht ein.

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Das wäre ja schonmal ein Anfang. Die Fragen so zu stellen, wie sie gestellt wurden, ist jenseits von verantwortungsvollem Journalismus.
Ich werde mir aber jetzt keine ausdenken, denn das ist einfach das falsche Mittel zur falschen Zeit. Richtige, fundierte Studien wie die Mitte-Studie geben ausreichend Antworten bzw. können durchgeführt werden. Außerdem: Befragt von Rassismus betroffene Menschen, Soziologen etc. die sich schon lang damit beschäftigen.
Ein so sensibles Thema zu diesem Zeitpunkt mit einer Hauruck-Umfrage mit dämlichen Fragen zu behandeln, ist einfach falsch.

Was gibt es denn für Studien zu Rassismus im Sport/Fußball und der Identifikation mit Nationalmannschaften, die solche Erhebungen grundsätzlich(!) „nicht erforderlich“ machen?

Wieso „bestätigt und befördert“ diese Studie Rassismus? Ich verstehe das Argument von @flixbus, dass die Umfrage eine Formulierung gewählt hat (direktes Zitat der fragwürdigen Aussage in der Frage), die kritisierbar ist und vermeidbar gewesen wäre.
Aber wieso folgt daraus auch eine Bestätigung und Förderung(!) von Rassismus?

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Das Thema wurde mit einer Doku behandelt. Die Umfrage sollte man also in diesem Kontext bewerten und nicht alleinstehend.

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Wow, ein Zitateregen.
Suggestivfragen legen Antworten in den Mund und ins Gehirn sozusagen.

Na, wenn eine Frage so gestellt ist, dann muss es ja auch legitim sein, das so zu sehen…
Na, wenn der Bundeskanzler schon von „Abschieben im großen Stil“ spricht, dann ist meine Meinung, dass hier viel zu viel Ausländer sind, ja offensichtlich in Ordnung.
Na, wenn die Frage gestellt wird, ob es schade ist, dass der Kapitän der Mannschaft türkische Wurzeln hat, dann muss es ja akzeptabel sein, dass ich es genau so sehe. Bzw. : Stimmt eigentlich, da haben sie ja ganz recht. Klar sollte der Kapitän der Mannschaft rein-deutsch und weiß sein.

Ausgrenzung aufgrund von ethnischer Einordnung ist übrigens verboten. Grundgesetz.

Außerdem wird das Ergebnis der Umfrage jetzt überall weiterverbreitet. Und was denkt man sich da als verkappter Rassist? Genau: Wenn so viele so denken, ist es ja ok, wenn ich auch so denke.
Nein, ist es nicht.

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Die Umfrage nimmt übrigens in einer Doku von 45 Minuten Länge nicht mal eine Minute ein.

Was man aber in der Doku ausgiebig findet:

  • Warum es für Migranten wichtig ist Leute mit ähnlicher Geschichte in Nationalteams zu sehen
  • Warum sich in den letzten Jahren viel zum positiven Gewandelt hat
  • Dass dies aber auch negative Dinge zutage gebracht hat

Behandelt man die Umfrage wirklich im Kontext dieser Doku, dann wird damit in meinen Augen keineswegs Rassismus befeuert. Wieso so eine Umfrage unbedingt aus dem Kontext gerissen thematisiert werden muss und warum hier der ÖRR für eine an sich gut gemacht Doku zerrissen wird, weil die Umfrage die in dieser Doku einen winzigen Teil einnimmt handwerklich nicht gut gemacht ist erschließt sich mir hier überhaupt nicht.

Ich würde die Kritik in dieser Form verstehen, wenn die Umfrage als solche ausgiebig zum Thema gemacht werden würde.

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Unabhängig davon, ob die Frage nun gelungen ist oder nicht: wenn > 20% der Wähler bei der Sonntagsfrage angeben für die AfD zu stimmen, wundert mich das Ergebnis überhaupt nicht.

Stimmt wohl, wenn man darauf aus der Warte einer politisch gebildeten, aufgeklärten Person blickt. Ich fürchte, den verkappten oder offenen Rassisten reicht diese eine Minute (oder, wenn sie die Doku gar nicht gesehen haben, die nun aufgebrandete Diskussion), um sich bestätigt zu fühlen. Und dieses Moment kann ub die Umgebung dieser Menschen entsprechend ausstrahlen. Der wohlmeinende Rest der Doku lässt sich ausblenden oder man schaltet ab, verärgert über diesen „Multi-Kulti-Quatsch“. So leicht geht das. Ich bin da auf der Linie von @Margarete, möchte aber auch die Einwände von @Flixbus nicht ausser Acht lassen. Mir graut ein wenig vor der EM, vor diesem widerlichen Chauvinismus, vor dieser irrationalen Aufladung der Nationalmannschaft. Ich bin leidenschaftlicher Mannschafts-Sportler von Jugend an, ich finde den modernen Fussball grossartig, aber mir dreht es den Magen um, wenn selbst die Kommentatoren des ÖRR ein Spiel unerträglich nationalistisch aufladen, obendrein oft ganz daneben in der Wahrnehmung, wenn nämlich das Ergebnis nicht stimmt (siehe die letzten beiden WM, Ausscheiden in Vorrunde als nationale Blamage, obwohl ich nicht sagen würde, auf schlechterem Niveau als 2014, nur weniger Glück).

Hast du die Doku gesehen?

Ich habe mal noch eine Weile nachgedacht.

Also: Die Doku habe ich noch nicht gesehen, aber schon sehr viel Gutes darüber gehört.

Ich kann nachvollziehen, dass die Umfrage im Kontext der Doku Sinn macht, um die Thematik mit Empirie zu unterlegen.

Bei Infratest kann man auch von guter Methodik ausgehen - und das Ergebnis überrascht ja auch niemanden.

Was mich noch immer beschäftigt, ist die Fragestellung, die ich suggestiv finde.

Aber mir ist bisher keine gute Frage eingefallen. Das muss ich zugeben.

Und was ganz schlimm war, war die Veröffentlichung der Umfrage durch den Sender ohne den Kontext der Doku in ziemlich dummer Art und Weise.

Wenn ich Margarete richtig verstehe geht es darum, dass allein das Stellen der Frage die unerwünschte Antwort salongfähig macht, da sie antwortbar ist.

Das ist aber nicht das, was ich (als beruflicher Markt-/Meinungsforscher übrigens) als ‚suggestiv‘ betrachten würde. Bei Suggestion geht es um die Frage der Verzerrung. Das sehe ich bei einer Ja/nein-Antwort wie hier allerdings nicht gegeben. Andersherum ist es bei Umfragen gar immer das Ziel, Erwünschtheitseffekte auszuschließen - im vorliegenden Fall könnten die Befragten gar eher zur Nein-Antwort tendieren, weil sie wissen, dass die rassistische Antwortmöglichkeit unerwünscht ist. Das ist inbesondere deshalb relevant, da der größere Teil der Befragten via Telefoninterview befragt wurde. Kommt natürlich darauf an wie ‚anonym‘ die Telefonumfrage war und ob ein Mensch oder ein Bot am anderen Ende war. Im Falle eines Menschen ist hier bereits eine Verzerrung zu erwarten.

Ich persönlich gehe jedenfalls nicht dabei mit, dass die Umfrage rassistische Ressentiments fördert, aus zwei Gründen:

  1. Denke ich keinesfalls das hier jemand die unerwünschte Antwort gibt, der diese nicht auch denkt, sondern eher umgekehrt aus oben dargelegten Gründen, und
  2. Werden die Umfrageergebnisse so auch öffentlich diskutiert, eingeordnet und entsprechend abverurteilt. Das heißt der latente Rassist kann so von der Öffentlichkeit klar gespiegelt bekommen, das seine moralische Kompassnadel u.U. schief steht und bekommt so immerhin die Möglichkeit, sich selbst zu hinterfragen und die Dinge neu einordnen zu können.

Ich bin persönlich überzeugt davon das Diskussionsgegenstände sicht nicht dadurch lösen lassen, indem man einen Mantel des Schweigens über sie legt. Überhaupt erst unter diesem Mantel des Schweigens können Meinungs-Bubbles und Subkulturen mit gefährlichem Gedankengut entstehen.

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Das Ganze ist doch in den Medien nur so groß geworden, weil Julian Nagelsmann in einer Pressekonferenz zu der Umfrage befragt wurde, und er emotional wurde. Und das ging dann viral.

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Nein. Es war vorher durch die beteiligten Sender mit Instagram-Kacheln verbreitet worden.

Verbreitet werden und viral gehen ist dann aber eben doch nochmal ein Unterschied. Wenn deine Kritik ist, dass dies als Teaser für die Doku das Falsche war, dann würde ich mich dieser Kritik aber anschließen.

Ich würde eher sagen, dass denen ziemlich egal ist was andere darüber denken. Große Teile leben ohnehin in einer Filterblase. Oder machen solche Äußerungen zumindest nur in Kreisen in denen sie keinen Widerspruch erwarten.

Ich möchte hier ganz generell ein langes Gespräch mit Gilda Sahebi zum Thema Rassismus empfehlen. Sehr, sehr gut.
https://open.spotify.com/episode/4yxgeBU5Yc4PtxtW5xBevz?si=gYi9wHjeSNK6CF5Y_Xg9kQ