Lindner verweigert Kindergelderhöhung

etzt allerdings machen seine Wähler gerade die Steuererklärung und stellen fest: von der Kindergelderhöhung hab ich ja gar nichts, weil der Kinderfreibetrag greift.

Naja, grundsätzlich haben ja auch Besserverdienende einen Vorteil, da das Kindergeld ja auch für sie erhöht wurde … nur halt nicht in dem Maße wie sie es gewohnt waren (nämlich mit dem Reichenbonus on top). Ich kann nicht verstehen, dass nicht die SPD als zumindest in ihrer Selbstwahrnehmung „Hüterin des sozialen Friedens“ nicht auf einer vollständigen Abschaffung des Kinderfreibetrages pocht. Dies würde das System ein stückweit sozialer machen, die Steuergesetzgebung vereinfachen, Lindner Geld sparen (bzw. die Einnahmen erhöhen) und es würde die Leistungsstarken treffen … eine Win-Win Situation

Ohne darauf eingehen zu wollen, ob diese Argumentation insgesamt sinnvoll ist, dieser Satz

ist mindestens irreführend. Die 45% greifen nur für alles, was über der Grenze zu diesem Steuersatz liegt. Verdiene ich also einen Euro drüber, zahle ich auch nur auf diesen einen Euro 45% Steuern, auf alles darunter weniger. Somit hat auch nur jemand, der sehr deutlich über der Grenze zum Spitzensteuersatz liegt, effektiv einen Steuersatz von 45% plus Soli (günstige Steuergestaltung und das Absetzen von allem möglichen Krams möchte ich nicht unterstellen, aber kommt im Einzelfall auch noch dazu).

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Das ist natürlich mal wieder eine Milchmädchenrechnung (vom Spiegel), da für Geringverdienende Angestellte nicht die Steuer die Hauptabzüge vom Gehalt sind, sondern die Sozialversicherungsabgaben, die ja nicht progressiv mit dem Gehalt steigen, sondern eher degressiv, da ab der Betiragsbemessungsgrenze, und diese ist bei einem Steuersatz von 45% plus Soli längst überschritten, die Gutverdienenden keine Abgaben mehr haben (von den von der Sozialversicherungspflicht ausgenommenen Berufsgruppen mal ganz ab gesehen, aber das ist anderes Thema), so dass die Differenz in den Kosten wohl deutlich geringer ist.

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Nein, ganz gewiss hat das Kind von reichen Menschen kein höheres Existenzminimum als das von armen Menschen.

Reichere Menschen müssten das Geld ja nicht erst verdienen, auf das sie dann die Anrechnung bekommen. Sie könnten einfach das gleich hohe Kindergeld bekommen.

Wenn dieses Kindergeld nicht dem Existenzminimum eines Kindes entspricht, dann sollte man vielleicht das mal vor dem Verfassungsgericht klären…

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Es ergibt sich aber ein Vorteil in der absoluten Geldmenge - heißt mit Freibetrag hat man tatsächlich NACH Steuern mehr Geld zur Verfügung. Kinder von Spitzenverdienern kosten aber in deiner Rechnung nur VOR Steuern mehr „Geld“. Nach Steuern kostet die Kleidung ja immer noch 100€. Es bleibt also die Ungerechtigkeit, dass Kindergeld eben weniger ist als maximale Steuerersparnis mit Kinderfreibetrag, obwohl das Existenzminimum ja für alle Kinder gleich sein sollte.

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Ich weiß…:roll_eyes:
Es ist auch nur die Beispielrechnung aus dem Spiegel.

Was ist denn das für eine irrsinnige Rechnung (vom Spiegel)? Die 100€ für die überlebensnotwendige Kleidung der Kinder kommen bei Top- und Mini-Verdiener natürlich aus dem Einkommen, das auf Grund des Freibetrags steuerfrei ist.

Was mich bei der Debatte stört ist, dass Lindner sich auf die Behauptung zurückzieht, es wäre abgemacht gewesen, den Freibetrag nachzuziehen. Das erscheint mir unwahrscheinlich, da es ja darum ging, den Abstand zwischen Freibetrag und Kindergeld zu verringern. Aber es kann doch nicht sein, dass die Aussage nicht gefakt-checked werden kann. Für die Bewertung von Lindners Vorstoß ist es doch absolut entscheidend, ob die Absprachen tatsächlich so waren, wie er behauptet.

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Weiß hier jemand warum wir hier zwei Systeme haben? Wäre es nicht viel einfacher das Kindergeld auf die Höhe des Existenzminimums (377€ maximal steuerliche Entlastung pro Monat lt. Spiegel) anzuheben und die steuerliche Anrechenbarkeit zu streichen?
Das würde gleichzeitig den sozialen Druck verringern und auch die Besserstellung von Bürger:innen mit höheren Einkommen rückgängig machen.
Da wir vor einer hohen Herausforderung beim demographischen Wandel stehen wäre das doch auch ein Signal, dass Kinder unserer Gesellschaft wichtig sind.

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Gerechter wäre es noch, wenn das Kindergeld auch ein steuerpflichtiges (nicht sozialversicherungspflichtiges) Einkommen wäre (meinetwegen dann auch noch höher). Das hätte dann den gegenteiligen Effekt von dem jetzigen System: niedrige Einkommen müssten wenig bis nichts von dem Kindergeld abgeben während Großverdiener 45% plus Soli zurückzahlen müssten.

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Auf Grund der wesentlich stärkeren Lobby von Menschen mit hohen Einkommen. Diese haben auch einen stärkeren Zugang zur Politik. Zusätzlich werden die meisten Politiker mit Kindern eben auch vom Freibetrag profitieren oder profitiert haben. Von daher ist es wie so oft ein Repräsentanzproblem.

Das sinnigste wäre jeder bekommt pro Kind das gerichtlich festgelegte Existenzminimum. Dieses ist aber Einkommenssteuerpflichtig. Zusätzlich sollte das Kindergeld auch an die Inflation gekoppelt sein mit einem passenden Warenkorb, genau wie das Bürgergeld.

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Die Abschaffung des Freibetrages wäre doch auch eine Verschlankung der Bürokratie. So wird die Steuererklärung schlanker und auch diese Kindergrundsicherung hat dann einen einfacheren Stand.
Die soll doch Zahlungen bündeln.
Wenn man da nicht mehr schauen muss, welches Modell angewandt werden muss, müssen weniger Daten dazu erhoben und bewerten werden.

Für Entbürokratisierung ist man anscheinend nur, wenn es um Vorteile für gut und sehr gutsituierte Menschen geht.

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So stand das bestimmt nicht im Spiegel weil es Humbug ist.
Unser Steuersystem ist progressiv. Jeder verdiente Euro in diesem Vergleich wird also gleich besteuert. Erst für die Euros, die der Spitzenverdiener mehr verdient, zahlt er auch mehr Steuern als der Geringverdiener. Er zahlt also einen Grenzsteuersatz von 45%, der massgebliche Durchschnittssteuersatz ist wesentlich geringer.

Nein, das Finanzamt prüft, was vorteilhafter ist. Ist das der Freibetrag, wird das Kindergeld wieder drauf gerechnet.

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Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun. Das Kindergeld wird unabhängig vom Einkommen immer ausgezahlt, aber das FA prüft mit der Einkommenssteuererklärung ob mit der Anrechnung des Freibetrages nicht die Steuerersparnis das Kindergeld übersteigt. Im Grunde werden sie immer

Steuerersparnis durch Freibetrag - ausgezahltes Kindergeld > 0 → Abzug von der EInkommenssteuerlast

berechnen.

Die Regierung hat das Kindergeld erhöht und den Freibetrag nicht angefasst. Natürlich bekommt man mit Freibetrag mehr als mit Kindergeld. Aber der Betrag wurde nicht höher. Das will Lindner nun korrigieren. Es steht allerdings im Koalitionsvertrag, dass der Abstand geringer werden soll.

Der Freibetrag wurde bereits erhöht dieses Jahr. Es geht gerade darum, dass Lindner nochmal erhöhen will.

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Der nächste Artikel zum Thema: Kinderfreibetrag: Rechte auch für Reiche | ZEIT ONLINE

Die Diskussion ist überflüssig. Hört einfach auf damit.

Ganz sicher nicht.
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Das System Kindergeld/Kinderfreibetrag kann jederzeit geändert werden.

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Nein, ist sie nicht. Die Ungerechtigkeit ist die Erhöhung des Freibetrages ohne entsprechende Erhöhung des Kindergeldes. Dadurch kommt es zu einer Bevorzugung von Besserverdienenden. Klar mag die Erhöhung des Freibetrages geboten sein - dann müsste man aber eben auch das Kindergeld erhöhen.

Im Übrigen verkennt der Artikel das grundlegende Problem der Problematik. Direktes Zitat: „ Profitiert jemand nicht davon, weil er sowieso keine Steuern zahlt, ist er nicht benachteiligt. Die ganze Debatte ist absurd.“
Doch, dann ist jemand ganz gewiss benachteiligt! Warum? Weil er dann nicht einmal das Existenzminimum verdient! Außerdem behauptet der Artikel, dass das Kindergeld eine Art Sozialleistung sei. Das ist faktisch falsch, es ist eine Steuervorauserstattung, weswegen es auch im Einkommenssteuergesetz geregelt ist.

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Für mich vor allem ein Beleg, dass Reiche mehr Einfluss haben auf die Medienlandschaft.
Lindner bügelte ja so gern Vorschläge ab mit „steht so nicht im Koalitionsvertrag“. Die Angleichung steht im Koalitionsvertrag, das was Lindner will widerspricht ihm also.
Mit welchem Recht sollen Gutverdiener für die Finanzierung ihrer Kinder mehr Geld bekommen als andere? Die Zeiten, dass man Schülern den Akademikervater an der Kleidung ansehen konnte sind zum Glück vorbei und auch Privatschulen sind nicht mehr ein Privileg des Geldadels. Stattdessen sind wir sehr stolz auf unsere kostenlose Bildung und zumindest eine theoretische Chancengleichheit.

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Hören sie bitte auf damit, Verschwörungstheorien aufzustellen nach dem Motto „Reiche haben mehr Einfluss bei den Medien“. Klar ist, dass Bildung und Interesse beim Verständnis von fast allen Dingen hilfreich ist.