Ich finde es fast amüsant zu lesen das Kinder und Lehrerberuf schwer vereinbar sind. Viele meiner Freunde die Lehrer wurden, wurden es genau deswegen. Verbeamtet. Urlaub wenn auch das Kind frei hat und private Krankenversicherung um das Kind Optimal versorgt zu wissen. Das Problem ist hier denke ich das viele nur Ihre Seite der Medaille kennen und nicht auch die andere. Schichtdienst in der freien Marktwirtschaft oder Terminarbeit wo man auch nicht einfach frei machen kann weil zum Beispiel gerade die nächste wichtige Messe ansteht.
Der Lehrerberuf ist denke ich auch jetzt noch attraktiv. Woran es fehlt ist Unterstützung in den Klassen in Form von Sozialarbeitern zum Beispiel. Oder wieso wird Grundschullehrer kein Ausbildungsberuf? Jemand der den Abschluss am Gymnasium gemacht hat sollte in der Lage sein den Stoff zu verstehen. Dazu eine Ausbildung wie man den Stoff vermittelt und in Pädagogik. Unterstützung erfährt der Lehrer dann durch Entsprechende Fachkräfte welche aber Klassenübergreifend agieren.
Willst du mir ernsthaft die Erfahrung die ich als Partner einer Lehrerin habe absprechen?
Dafür aber halt keine Chance frei zu bekommen wenn die Kita Schließtage hat. Und wir haben das Kind bei mir mit Familienversichert weil die Leistungen der privaten KV eben nicht wirklich besser wären sondern sogar einige Nachteile haben, die insbesondere beim Kind mit Geburtsfehler spürbar wären.
Ich arbeite in einem Kleinunternehmen im Maschinenbau. Ich kenne durchaus auch eine andere Perspektive als die der Lehrer!
Schichten könnten insbesondere wenn es mal um einen Schließtag geht auch getauscht werden. Bei Projekten kann der Partner frei nehmen um die Kinder zu betreuen. Genau das geht aber bei mir nicht, weil mein Partner Lehrer ist. Wenn ich also auf Messe gehe brauche ich eine gesonderte Betreuung. Wenn ich für ein Projekt mehrere Tage unterwegs bin brauche ich eine gesonderte Betreuung.
Weil Grundschullehrer keine Bespaßung von Kindern ist. Erzieher werden immer ausführlicher Ausgebildet, bei den Grundschullehrern wollen wir aber mit einem Tag Berufsschule pro Woche und sonst etwas ins Klassenzimmer reinschnuppern auskommen?
Genau das ist doch der Großteil eines Grundschullehramtsstudiums. Ich bin auch dafür, dass man bei Grundschullehramt die Vertiefung streicht, aber dafür müsste es viel mehr Fachspezifische Didaktik geben. Das macht man nicht mal eben so mit etwas Berufsschule.
Das sehe ich auch so. Ein Grundschullehrer könnte z.B. durch einen Erzieher oder Kinderpfleger in Klasse 1-2 Unterstützt werden.
Edit: natürlich kann eine Ausbildung auch eine schulische sein. Hier habe ich die Forderung nach einer praxisnahen Ausbildung aus einem Artikel als Grundlage genommen.
Aber auch hier sehe ich durchaus weiter den Sinn von Studium plus Seminar statt einer schulischen Ausbildung.
Nein will ich nicht. Aber der Normale Arbeiter hat keine 75 Tage frei im Jahr was die Anzahl der Ferientage entspricht. Da sind die Tage mit Konferenzen noch nicht dabei. Mit der Krankenversicherung kann ich aus persönlicher Erfahrung berichten das man mit PV innerhalb einer Woche einen Facharzttermin hat während das Kind in der gesetzlichen ein halbes Jahr warten darf. So unterschiedlich sind die persönlichen Erfahrungen. Mit deinem Kleinunternehmem hast du halt die A-Karte, und von beidem das schlechte. Wenn deine Partnerin den selben Beruf wir du hätte, wäre das Problem gelöst? Vermutlich nicht weil du bist ja auch eingeschränkt bist in deiner Flexibilität. Nimmst du 75 Urlaubstage im Jahr für die Kinderbetreuung während der Ferien? Vermutlich nicht.
Wie eine Ausbildung aussieht kann ja individuell gemacht werden. Ein Tag Berufsschule ist es nicht. Aber Blockunterricht z.b. und warum sollte das nicht in einer Berufsschule möglich sein. Gerade ein praktischerer Ansatz wäre in der Grundschule vermutlich nicht verkehrt. Außerdem würde dieser ja zusätzlich Unterstützung erfahren durch spezielle ausgebildete Fachkräfte in der Schule. Halt nur nicht einer pro Klasse! Mich würde mal von einem Grundschullehrer interessieren wie viel von dem was er im Studium hatte nachher relevant war für die Ausführung seines Berufs. Gerade auch in der Pädagogik die gelehrt wurde. Wie viel war Theorie und wie viel Praxis?
Außer in Fächern wie Physik oder Informatik, hier wird es wahrscheinlich schon schwierig die anstehenden Pensionierungen zu kompensieren. Zumindest an der Uni, an der ich meine Lehraufträge habe, sprechen wir hier von (realistischen) einstelligen Bewerberzahlen pro Semester.
Aber genau das meint @HansHans doch. Dafür sind die Ferien immer geregelt, während andere da wirklich schwimmen um 6 Wochen rumzukriegen ohne Betreuung, da gehen dann eben 15 Tage Urlaub pro Partner drauf ohne mal gemeinsam freigemacht zu haben. Außerdem hat man meistens auch die Brückentage als Lehrer frei, wo man selbst irgendwie frei nehmen muss zur Betreuung. Das empfinde ich ehrlich gesagt als größeren Schmerz oder wie viele komplette Kita Schließtage habt ihr? So oder so, gleicht es sich meiner Ansicht nach aus und ist einfach kein Manko für Lehrer, weil das andere ja auch nicht als Manko der normalen Jobs gesehen wird.
Hallo,
nach 40 Jahren im Schuldienst möchte ich gerne auch was beitragen: Ein Grund für den Lehrermangel ist sicher, dass die Berufsaussichten irgendwie nicht gesichert vorhersehbar sind. Mein Partner und ich haben ein Studium ( Sonderpädagogik mit der Spezialisierung auf Gehörlosenpädagogik) lang uns angehört, dass wir voraussichtlich arbeitslos würden. Nach dem Studium und den Referendariaten ( nacheinander, weil zwischenzeitlich ein Kind ) war es für den Staat kein Problem, uns erst einmal Angestelltenstellen anzubieten und uns später zu verbeamten. Allerdings nicht in unserer spezifischen Fachrichtung, sondern an Förderschulen für Kinder mit Lernbeeinträchtigungen. Dort haben wir jahrzehntelang gearbeitet, bis ich die letzten Jahre meines Berufslebens in Leitungsfunktion an meine ursprüngliche Fachrichtung zurückkehren konnte.
Zusammenfassend: Lehrkraft im Grundschulbereich/ Kinder im Grundschulalter zu unterrichten ist ein Knochenjob. Wer sich wegen der Aussicht auf Ferien für ein Lehramt entscheidet, wird den Belastungen des Berufs auf Dauer nicht standhalten. Man braucht gute Nerven ( auch für die Eltern der Kinder), ein großes Einfühlungsvermögen und sehr gute fachliche Kenntnisse in Pädagogik, Didaktik und Psychologie, um den Unterricht für ALLE Kinder mit ihren unterschiedlichsten Unterstützungsbedarfen gelingend gestalten zu können. Man muss lärmresistent sein, daran glauben, dass alle Menschen letztendlich das Gute wollen, auch wenn sie ihre Wünsche und Bedürfnisse sehr unfreundlich einfordern und darf nicht nachtragend sein.
Deshalb halte ich kurz nachqualifizierte oder quereinsteigende Grund- oder Förderschullehrkräfte für ein Unding - von der hohen Fachlichkeit darf in diesen Bereichen nicht abgewichen werden.
Ansonsten kann ich bestätigen: Urlaub nehmen geht nicht, außer evtl. eine Lösung über Nacharbeit, und ich erinnere mich an hässliche Streitereien im Kollegium, als ein Lehrer-Elternpaar angefragt hatte, ob immer einer die erste Stunde freihaben könnte, um die Kinder in den Kindergarten zu bringen ( der Kindergarten hatte so früh noch nicht offen). Und die Ferien werden zumindest im Förderschulbereich auch gebraucht, um mit dem notwendigen schriftlichen Berichten/Förderplanungen etc. hinterherzukommen. Die Einschränkungen für Teilzeitarbeit älterer Kolleg:innen halte ich für sehr kontraproduktiv, weil man sich aufarbeitet, wenn man mehr arbeiten muss, als man sich zutraut. Bei Nachfragen hört man immer wieder, dass niemand das aus Jux und Tollerei macht, sondern Belastungen im Leben vorhanden sind - was dann wieder zu längeren Erkrankungen der Lehrkräfte führt.
Und wenn ich lese, dass es in Bayern 2030 schon wieder zu viele Lehrkräfte geben soll, kann ich es keinem jungen Menschen verdenken, dass er sich den Bruf als Lehrkraft zweimal überlegt.
Mal fiktiv gedacht: wenn nun kaum noch jemand Interesse hat Lehrer zu werden, weil das Image schlecht ist und woanders mehr zu verdienen ist bzw die Arbeit weniger stressig….
Was passiert dann mit unserer Bildung? Bzw wie basteln wir uns dann Fachkräfte? Oder holen wir uns die dann alle aus dem Ausland?
Man sollte wenigstens die, die motiviert sind und Lehrer:in werden möchten, nicht so frustrieren. Ich beobachte die Anforderungen, die an Studentinnen und Referendare gestellt werden, gerade an meiner Tochter.
Viele steigen aus.
Soweit ich weiß, arbeiten Lehrkräfte auch während der Ferien und vor allem während der Unterrichtszeit meistens mehr als die „normale“ Arbeitszeit. Da ich selbst (zwar unter anderen Rahmenbedingungen, aber trotzdem…) als Grundschullehrerin arbeite, kann ich nur sagen: Es ist ein sehr fordernder und anstrengender Job. Es ist für viele auch mehr als Job. Mehr Berufung als Beruf. Deshalb besteht aus meiner Sicht gerade bei den engagierten Lehrern die Gefahr des Ausbrennens.
Außerdem nervt das öffentliche Bild, wie es auch hier im Thread wieder hochkommt.
Nein, Lehrer haben nicht Unmengen von Ferien. Sie stellen sich nicht an. Es ist ein anspruchsvoller Beruf. Jeder, der das Gegenteil behauptet, soll sich mal vor eine Klasse von 30 Schüler:innen stellen und versuchen, sie sinnvoll zu unterrichten. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe auch selbst 2 Jahre lang hier in der weiterführenden Schule mit so großen Klassen gearbeitet und kann mir nicht vorstellen, das volltags 40 Jahre lang zu machen, ohne dabei nervlich „kaputt“ zu gehen. In den Ferien bereitet man vor, korrigiert… und versucht, wieder zu Kräften zu kommen für die nächste Unterrichtsperiode mit herausfordernden Schülern und Eltern.
Nur braucht man eben nicht unbedingt 75 Tage frei in den Ferien für eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Kindern, weil ja auch in Ferien eine Betreuung vorhanden ist, sei es Kita oder später Hort. Und die 3-Wochen Schließzeit im Sommer z.B. ist zumindest langfristig planbar.
Bisher habe weder ich noch ein Kind diese enormen Wartezeiten gehabt und meine Partnerin ist in der Regel nicht viel schneller dran.
Zumindest an Tagen wo nur einer Auswärtstermin hat ja. Denn dann könnte einer von uns Urlaub nehmen wenn die Kita Schließtag hat. So ist aber außerhalb der Ferien immer eine Hilfe durch Dritte nötig, sobald ich über Nacht weg bin oder vor 7:30 Uhr losfahren muss.
Eigentlich bin ich sogar ziemlich flexibel, weil ich Termine ja frei vereinbaren kann. Ich kann nur Kunden nicht immer vertrösten bis wieder Ferien sind.
Die Kinder haben einen Kita- bzw. in Zukunft Hortplatz. Warum muss man dann jeden Ferientag frei nehmen? Das verstehe ich nicht.
Wenn du so fragst müsstest du quasi jedes Studium in Frage stellen. Der Anteil an Wissen aus dem Studium den ich in meinem Arbeitsalltag brauche ist auch im Promillebereich. Quasi alles was ich tagtäglich brauche habe ich im Beruf gelernt. Ein Studium lehrt dazu halt die Grundlagen und das ist bei Lehramt nicht unbedingt anders als bei Maschinenbau oder BWL oder was auch immer.
Wo ist das so? Bei uns sind keine Brückentage schulfrei. Kitas haben da aber durchaus recht oft zu.
In Bayern sind insgesamt bis zu 30 Schließtage zulässig. Im Schnitt waren es bei uns außerhalb der Ferien je Einrichtung ca. 5-10 zuzüglich krankheitsbedingter Schließung. Wenn man jetzt aber Kinder in unterschiedlichen Einrichtungen hat (K1 ist in einem Kindergarten mit Hort, K2 in einer reinen Krippe), dann summieren sich diese Tage natürlich.
Ausgleichen ist vor allem aus organisatorischer Sicht einfach Falsch. Man kann ja gerne die Zahl der Ferientage als großen Pluspunkt anfügen, aber gerade wenn es um die Frage geht ob und wie viel ein Lehrer mit Kindern wieder arbeitet, dann spielt das eben für die Organisation eine gewaltige Rolle. Mehr Flexibilität würde es eben zulassen, dass Lehrer mit zu betreuenden Kindern mehr Stunden arbeiten könnten als sie es aktuell üblicherweise tun. Und dafür, dass es eben im Schnitt so wenig Stunden sind gibt es eben handfeste Gründe. Meine Partnerin würde z.B. auch mehr Stunden arbeiten wenn es möglich wäre vor dem Teilzeitantrag bestimmte Zusagen zu bekommen. Und auch das trägt zum Lehrermangel bei weil es die Stundenzahl reduziert.
Natürlich wird eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch in anderen Berufen als Manko gesehen.
Ein Nachbar ist z.B. als Arzt aus dem Krankenhaus ausgeschieden und nun Betriebsarzt wegen der ungünstigen Arbeitszeiten. Nur weil ein Problem nicht Lehrerexklusiv ist kann man dieses Problem doch nicht verneinen.
Ganz wichtig ist dabei auch, dass auch in vielen anderen Berufen Vereinbarkeit von Beruf und Familie durchaus ausbaufähig sind und das will ich hier auch nirgends kleireden. Nur ist eben die Unmöglichkeit frei zu nehmen insbesondere bei Lehrerpaaren ein enormes Problem weil die Betreuungseinrichtungen für diesen Fall eben nicht eingestellt sind. „Normale“ Eltern haben eben die Möglichkeit Urlaub zu nehmen und sei es unbezahlt wenn die Urlaubstage nicht ausreichen.
Und einen Fall kenne ich auch wo eine Lehrerin ein Jahr in dem sie eigentlich wieder arbeiten wollte gar nicht arbeitet weil sie keinen Kitaplatz bekommen hat. Natürlich gibt es das auch bei Nichtlehrern, aber auch dort verschärft es den Mangel an Kräften.
Den oben angefügten Fall:
kenne ich auch aus dem Bekanntenkreis und da war die Lösung dann einfach im nächsten Jahr die Stunden zu reduzieren um die Chance auf mehr freie Tage zu haben. Mit weniger Stunden ging es dann nämlich plötzlich doch. Aber es kann doch nicht die Lösung des Lehrermangels sein, dass zwei Lehrer erst in Teilzeit müssen um eine Chance darauf zu haben an zwei bzw. drei Tagen erst ab der zweiten Stunde zu unterrichten.
Da sind doch aktuell im System Faktoren vorhanden die sich selbst im negativen Sinne verstärken.
Das Image ist leider schlecht, das liegt vermutlich daran da jeder mal in der Schule war und meint sich dadurch eine fundierte Meinung bilden zu können. Auch in der hiesigen Diskussion sieht man durchaus welch verqueres Bild Außenstehende auf den Lehrerberuf teilweise haben.
Brückentage frei, Ferien frei, 75 Tage Urlaub. Die oben geteilte Statistik, dass Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie Teilzeit die Regel ist zeigt die davon abweichende Realität.
Ich nehme mich davon gar nicht aus. Bevor ich durch meinen Partner Einblicke in den Lehreralltag bekam habe ich ja ähnlich gedacht.
Man sollte sich nur mal kurz versuchen in die Lage zu versetzen wie anstrengend es ist wenn man jeden Morgen vor 20-30 Kindern stehen muss. Und zwar ab 8:00 Uhr. Jeden Tag. Das ist nicht damit zu vergleichen im Büro morgens erstmal einen Kaffee zu ziehen und dann 45 Minuten Emails zu schauen.
Nach dem Abitur stand ich auch vor der Entscheidung, Lehramt zu studieren. Mir hat schon immer das Erklären und Beibringen Spaß gemacht. Gleichzeitig habe ich im Informatikunterricht eine Liebe fürs Programmieren entwickelt. Also stand ich vor der Entscheidung: Informatik auf Lehramt oder nicht? Ich habe mich gegen das Lehramt entschieden. Letztendlich war meine Entscheidung sehr pragmatisch. Unter der Prämisse, dass mir sowohl Softwareentwicklung als auch Lehrersein gleich viel Spaß bereitet, ist Softwareentwicklung einfach der viel bessere Job. Und das fängt schon im Studium an. Um als Softwareentwickler zu arbeiten, reicht bereits ein Bachelor in Informatik. Das heißt, man kann bereits nach 3 (vermutlich eher 3,5 bis 4) Jahren sehr gutes Gehalt verdienen und ist ein richtiger „Mitarbeiter“. Während ich also bereits ordentliches Geld verdiene, sitze ich im Lehramt noch immer im Master. Aber damit nicht genug! Nach dem Master kommt ja noch mal das Referendariat - je nach Bundesland zusätzliche 1,5 bis 2 Jahre. Und die Wertschätzung zwischen einem Junior-Entwickler und einem Referendar könnte anders wohl kaum sein. Das fängt mit der lächerlichen Bezahlung von Referendaren an und endet mit dem teilweise unmenschlichem Umgang mit diesen. Wer einmal im Internet nach Referendariatserfahrungsberichten sucht, wird sich wohl wirklich wünschen, dass man niemals Lehrer werden möchte.
Aber selbst wenn man dann endlich nach langer Zeit Lehrer wird, sind die Arbeitsbedingungen echt nicht der Burner, verglichen mit Softwareentwicklern. Homeoffice als Lehrer gibt es nicht, man muss jeden Tag an die Schule kommen. Der Arbeitsweg - welch Lebenszeitverschwendung! Und die Ausstattung? In jedem Büro, in dem ich als Entwickler gearbeitet habe, war kostenloses Wasser, Obst und moderne Ausstattung inklusive Klimaanlagen Standard. Und in der Schule? Da kann man froh sein, wenn sich die Fenster öffnen lassen und es keinen Schimmel gibt. Und Gehalt? Ehrlich, als Lehrer verdient man echt nicht schlecht, sofern man verbeamtet ist. Egal ob Entwickler oder Lehrer, man wird nie arm sein. Aber das Geld zieht einen Informatikstudenten definitiv nicht ins Lehramt.
Ich habe einige Zeit als Entwickler gearbeitet und musste feststellen, dass mir die Arbeit an sich wenig Freude bereitet. Daher mache ich aktuell den Quereinstieg ins Lehramt. Und obwohl mir die eigentliche Lehrerarbeit - das Unterrichten - sehr viel Spaß bereitet, denke ich mir doch oft, wie schade es ist, dass es mit der Entwicklung nicht gepasst hat. Denn wenn ich Spaß an Softwareentwicklung hätte, dann wäre das eindeutig der bessere Job.
Ich kann wirklich jeden Informatikbegeisterten verstehen, der kein Lehrer werden möchte. Verglichen mit den anderen Informatikjobs ist Lehramt quasi nicht konkurrenzfähig.
Ich habe es gerade nicht studiert und hätte es mir oft gewünscht…
An vielen Stellen fehlt mir das Knowhow. Habe mir selbst viel erarbeitet und an der weiterführenden Schule oft bei Kolleginnen hospitiert. Fazit: Es hat einen guten Grund, dass man es studieren sollte, was aber gleichzeitig nicht heißt, dass man es als Quer/Seiteneinsteiger nicht (mit Fortbildung) lernen kann.
Sicher könnte das Studium noch praxisnäher werden, aber ich glaube, da hat sich in der letzten Zeit auch viel geändert. Ich werde mal eine Kollegin befragen.
Würdest du die Ausbildung eigentlich auch bei anderen Berufen hinterfragen?
In deiner Frage zeigt sich doch tatsächlich wenig Anerkennung für den Beruf und seine fachliche Anforderungen.
Einerseits gibt es mehr Praxiselemente. Andererseits ist meine Wahrnehmung, dass sich der Studieninhalt oft mehr an dem Wunsch der Uni orientiert, ihre Lehrstuhlinhaber zu beschäftigen, als daran, was für den Job an Theorie wichtig wäre. Meins ist ein bisschen her, aber auf Nachfrage, habe ich von Referendaren bestätigt bekommen, dass es bspw. Sehr ausführlich um „Geschichte der Schule“ ging, aber noch immer keine Pflichtveranstaltung zur Kinder- und Jugendpsychologie vorkommt. Zudem gibt es immernoch viele „Forscher“ an den Unis, die Theorien ohne oder nur auf sehr schmaler empirischer Basis entwickeln und im Studium vermitteln, wenn ich das richtig wahrnehme. Da gäbe es noch viel zu tun, aber da müsste den Unis auch energisch auf die Füße treten, was wegen Freiheit der Lehre und unkündbaren Lehrstuhlinhabern mutmaßlich schwierig ist.
Wenn man die ganzen Anforderungen quasi als venn Diagramm übereinander legt und dann schaut, wie viele Menschen eigentlich die Anforderungen erfüllen und dann noch einen Kreis wer von den geeigneten den Job dann auch gern machen will, wird in meinen Augen deutlich, wo das Problem ist: Der Beruf ist nicht gut an den Personalbedarf angepasst. Wir brauchen viel mehr Lehrkräfte, aber mit dem Anforderungsprifil gibt’s zu wenige. Also müsste geschaut werden, dass möglichst alles außer dem Kerngeschäft wegdelegiert wird, um nur ein Beispiel zu nennen.
Meine Tochter hatte in Bayern sogar eine Staatsexamensprüfung in Erziehungswissenschaften im weitesten Sinne, worin sie sich Psycholgie ausgesucht hat, soweit ich mich erinnere.
Da schadet auch die Verantwortungsdiffusion. Ich kenne einen Kollegen, dessen Gehör durch den Lärm Schaden genommen hat. Sein Klassenraum hatte halt auch nicht den erforderlichen Schallschutz. Für die Investition wäre der (kommunale) Träger zuständig, die relativ wenigen € waren aber zu teuer. Mutmaßlich auch, weil die Kosten für weitere Erkrankungen und eine mögliche Berufsunfähigkeit am Ende ja nicht beim kommunalen Träger landen, sondern beim Land, das aber nicht investieren darf, wenn ich das richtig verstehe.
Als ich 2008 in RLP das Lehramt für Gymnasien im Nebenstudium gemacht hab, war „Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter“ eine Pflichtvorlesung in den Bildungswissenschaften. Musste man auch prüfen lassen.
Das trifft meiner Meinung nach auf viele Bereiche der Fachdidaktiken etc. zu. Man entwirft einen Fragebogen, evaluiert was, macht und tut und am Ende kommt raus, dass man sich das noch weiter anschauen muss und neue Befragungen etc. entwickelt. Die Maschinerie hält sich eben selbst am laufen.