Das ist ja ein grundlegendes Problem der deutschen öffentlichen Finanzen. Es wird immer nur der unmittelbare Einfluss auf den Haushalt bewertet. Deshalb macht es haushälterisch auch total Sinn, möglichst wenige Lehrer einzustellen, selbst wenn jeder weiß, dass eine unzureichende Bildung der Kinder von heute langfristig enorme Kosten verursacht, von denen man die zusätzlich nötigen Lehrer dreimal bezahlen könnte.
Der Wunsch Lehrer/in zu werden, nimmt nicht zu - aber darauf will ich nicht weiter eingehen.
Bei Lehrern und anderen Stellen im öffentlichen Dienst ergeben sich die Schwierigkeiten im Personalbereich noch aus anderen Faktoren.
Planstellen gelten als besetzt, sobald sie besetzt sind. Wenn nun von Voll- in Teilzeit gewechselt wird, bleibt die Stelle besetzt.
Eine Argumentation a la „sie ist ja nur zur Hälfte da“ resultiert also nicht in einer neuen Halbtagsstelle.
Problem ist, dass die Mitarbeiter ihre Teilzeit jederzeit beenden können - im „Worst Case“ hätte man dann das doppelte Personal.
Das gleiche Dilemma ergibt sich auch bei Übergaben von alt zu neu Mitarbeiter. Eine Stelle kann nicht 2x besetzt werden. Die Einarbeitung findet entsprechend autonom statt.
So wird mir das jedenfalls aus verschiedenen Länderministerien und Bund mitgeteilt - und wenn es stimmt, erklärt es natürlich einiges.
Kann gerne korrigiert werden, sollte das so nicht stimmen.
Das ist eine Fehlwarnehmung. 2023 haben 46.230 Studierende ihre Lehramtsprüfung bestanden. Das ist marginal unter dem historischen Höchstwert von 2021 und spiegelt eine konstante Steigerung seit etwa dem Jahr 2000 wieder (damals 26.687). Quelle
Die Zahl der Studienanfänger geht derzeit leicht zurück, das kann aber viele Gründe haben. Wenn knapp 70.000 Studierende diese Studiengänge beginnen aber nur gut 46.000 auch abschließen ist dazwischen natürlich ein erheblicher Graben. Da ist vermutlich noch sehr viel Potenzial.
Das ist bei Lehrer:innen meines Wissens nach anders. In RLP jedenfalls wird die Besetzung einer Schule nach der Anzahl des Stundendeputats der Lehrer:innen errechnet, nicht nach Planstellen, wenn ich unsere Schulleitung da richtig verstehe. Lehrer mit geringerem Deputat zählen in der Statistik entsprechend weniger und müssen durch zusätzliche Stunden anderer Lehrer ergänzt werden.
Hier gibt es einen rechnerischen Schlüssel von ca. 20 Schüler:innen auf eine Lehrkraft in Vollzeit. Ob das ausreichend ist, sei mal dahingestellt, ich würde sagen nein.
Das Problem ist aber eigentlich ein anderes: Das Land geht in seiner Berechnung davon aus, dass alle Lehrkräfte immer verfügbar sind. Wird eine Lehrkraft krank, dann muss das im Normalfall innerhalb der Schule vertreten werden – wo ja aber schon alle Lehrkräfte verplant sind. Erst bei einem großen Notstand wird eine „Feuerwehrkraft“ an die Schule gesendet, die dann aber nicht eingearbeitet ist und in der Regel nur ein paar Tage zur Verfügung steht.
Das gleiche bei Schwangerschaften: Dem Dienstherren scheint nicht bekannt zu sein, dass eine Schwangere sehr oft auch schon in den ersten sechs Monaten der Schwangerschaft unter Beschwerden leiden oder wegen ansteckender Krankheiten in der Schule vom Dienst ausgeschlossen werden muss. In der Personalplanung macht die Schwangere bis zum Tag vor dem offiziellen Mutterschutz durchgehend Schuldienst.
Hinzu kommt, dass auch schwer und längerfristig erkrankte Lehrkräfte in aller Regel für maximal drei Wochen krankgeschrieben werden. Selbst wenn eine Krankheit mit großer Sicherheit Monate zur Rekonvaleszenz braucht, entsteht in der Aufsichts- und Dienstdirektion also kein personeller Mehrbedarf, der nicht durch temporäre Vertretung aufgefangen werden könnte.
Im Ergebnis ist das Personalgerüst der meisten Schulen mit Absicht wie ein Kartenhaus aufgebaut, dass bei der ersten Briese in sich zusammenklappt. Die daraus resultierende Mehrbelastung der eigentlich gesunden und leistungsfähigen Lehrer:innen ist dann die Grundlage für die nächste Krankheitswelle.
Abhilfe würde es hier schaffen, Schulen grundsätzlich z.B. 125% Personaldecke zuzuteilen. Die Lehrkräfte dafür könnte man auch über ein paar Jahre generieren (s.o.).
Soweit ich durch Partnerin und Freunde Einblick habe ist das auch in Bayern so. Dazu kommt aber noch, dass Schulleiter durchaus gerne besonders schöne Zahlen melden. Der tatsächliche Unterrichtsausfall wird so klein gerechnet. Am Ende ist dann ein Lehrer für zwei Klassen verantwortlich mit dem Ergebnis, dass genau genommen zwei Klassen in dieser Stunde keinen richtigen Unterricht haben. Statt dem Ausfall einer Stunde muss aber gar kein Ausfall gemeldet werden.
Bei unserer Schule gab es den Fall, dass die ADD den Schulleiter angerufen und dazu aufgefordert hat, die Statistik nochmal zu „überarbeiten“ weil die Anzahl der Fehlstunden nicht realistisch sei … als ob der sich die ausgedacht hätte.
@ped Danke für die Informationen. Im Lehrbereich ist es dann wohl noch kleinteiliger, als im ÖD.
Die Starrheit des Systems scheint die Probleme zu potenzieren.
In meiner Naivität würde ich annehmen, dass es Konzepte gibt, die funktionieren - dein 125% Ansatz klingt für mich z.B. nachvollziehbar - macht das vielleicht schon jemand?
Gibt es zu dem Thema eine bundesweite Initiative, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen oder wird das maximal auf Länderebene behandelt oder macht eigentlich keiner was und es bleibt bei lokalen Anstrengungen?
Ein großes Problem ist, dass der Einstieg als Lehrer alles andere als attraktiv ist:
Man verpflichtet sich nochmal zu zwei Jahren wirklich zeitaufwendiger Ausbildung und einer Zeit voller Lehrproben. Vergütet wird das ganze je nach Bundesland mit ~1500€.
Man hat einen hohen Praxisschock, weil man ab der erten Woche dort Sachen macht, die im Studium im Zweifel nie gemacht wurden (Unterrichtsvorbereitungen, -protokolle und -einschätzungen schreiben und unterrichten). Unbekanntes Terrain betritt zwar jeder Berufsanfänger, aber nicht gleich vor 30 Leuten pro Stunde.
Inwiefern man gute Unterstützung erfährt, ist massiv von der Schule abhängig an der man landet. Denn das Lehrerseminar macht ja hauptsächlich den ausbildenden Teil und die restliche Betreuung wird an der Schule durchgeführt. Da kann man ganz unterschiedliche Betreuungserfahrungen machen.
Ob man am Ende dieses Berufseinstiegs tatsächlich verbeamtet werden kann - oder für die gleiche Arbeit einfach deutlich weniger verdienst als die Kollegen und über die Sommerferien ggf. entlassen wird (Danke Hessen) - erfährt man erst am Ende der Ausbildung, weil der amtsärztliche Check erst dann stattfindet.
Dazu kommt dann vielleicht auch noch das gesellschaftliche Bild was von Lehrern existiert, was den Beruf halt ebenfalls unattraktiv macht.
Das sind einige Rückmeldungen die ich von Freunden erhalten habe, die sich fürs Referendariat entschieden haben. Die Uniabsolventen die sich für „normale“ Berufe entscheiden haben meist nur 6 Monate Probezeit und verdienen direkt volles Gehalt. Das kann durchaus die attraktivere Option sein, als sich in die „Lehrerausbildung“ mit allen ihren Unwegbarkeiten zu stürzen. Von daher ist es derzeit sicherlich zum Teil auch (noch) eine Frage von verfügbaren Alternativen im Arbeitsmarkt.
Neben dem Stress des Referendariats, mit der Problematik, dass man auch sehr vom Wohlwollen einer Person abhängig ist, die teilweise einen Arbeitsumfang verlangt der ohne Erfahrung nicht mal in 50 Stunden pro Woche erledigt werden kann ist in Bayern die nächste Abschreckung, dass man nach dem Referendariat erstmal in den Süden versetzt wird. Dabei erfährt man erst in der Woche vor Schulstart dem tatsächlichen Einsatzort (Grobe Region etwas früher) und muss sich dann in kürzester Zeit eine Wohnung suchen und einen Umzug organisieren. Gerade im Großraum München keine einfache Sache.
Und dann heißt es Versetzung in die Heimat beantragen und Jahr für Jahr hoffen bis man dann im August erfährt, dass man wieder einen Monat Zeit hat für Wohnung suchen und Umzug. Je nach dem kann das nach 2 Jahren sein, aber auch erst nach 5-6 Jahren.
Beim Gehalt sehe ich es aber eher so, dass man bei anderen Berufen mit Master eher schlechter zum Einstieg dasteht, dann aber rasch aufsteigt bis man irgendwann mehr verdient als der Lehrer welcher dann aber wieder von der Pension profitiert.
Rein Gehaltstechnisch finde ich daher den Lehrer zumindest in Bayern aktuell als Gesamtpaket passend angesiedelt, weniger sollte es aber auch nicht sein.
Nachteil Lehrer ist dann wieder fehlende Flexibilität. Später anfangen weil die Kita in der man sein Kind gottseidank unterbringen konnte erst um 7:30 Uhr öffnet und man es so nicht bis zur Aufsicht vor der ersten Stunde schafft geht nicht. Kita macht zu weil Erzieher krank…Pech gehabt. Kita macht wegen zu wenig Personal früher zu…Pech gehabt.
Es ist nicht mal möglich einen Urlaubstag zu nehmen. Ich kriege zwar schon mit, dass manche Schulleitungen hier durchaus kulant sind und Lösungen auf dem kleinen Dienstweg ermöglichen, aber eben auch solche die darauf beharren, dass die Betreuung in der Verantwortung der Eltern liegt und man als Schule nichts dafür kann, wenn die das nicht auf die Reihe kriegen.
Die langen Ferien klingen natürlich erstmal toll, aber wenn ich viele meiner Bekannten die Lehrer sind so ansehe, dann kompensieren die auch vorwiegend den Verschleiß den ein Lehrer über die Wochen davor hat. Bei den meisten kann man auf den ersten Blick ablesen ob man sich gerade kurz vor den nächsten Ferien befindet oder ob die Schule gerade erst wieder nach Ferien gestartet hat.
Das allgemeine Bild von Lehrern wird hier viel zu viel von den schlechten Beispielen die wahrscheinlich jeder kennt geprägt, obwohl ich die auch aus meiner eigenen Schulzeit her eher als die Ausnahme wahrgenommen habe. Der Großteil ist dann doch Durchschnittlich bis Gut und einige auch noch besser.
Und natürlich gibt es auch Lehrer die nur das nötigste tun und ihre viele Freizeit genießen. Ein Teil davon ist deshalb noch nichtmal schlechter Lehrer. Aber wenn man es genau nimmt gibt es dieses Äquivalent in der freien Wirtschaft auch. Leute die nur das nötigste tun.
Tätigkeiten, bei denen es um Geld und die Schaffung materieller Werte geht, sind gesellschaftlich gefühlt höher angesehen und besser bezahlt als Tätigkeiten, bei denen man sich um Mitmenschen kümmert und die einen sozialen Schwerpunkt haben.
Ist nunmal unsere aktuelle Gesellschaft.
Bildung ist aus politischer Sicht ein dünnes Pflaster. Es sind sich im Grunde alle einig, das es wichtig ist, aber Veränderungen mit Wirkungen sind so tiefgreifend und langwierig, das man hier in einer Legislaturperiode nur scheitern kann.
Daher auch speziell im Wahlkampf und in der Regierungsarbeit ein gefährliches Thema.
Diese eher fehlende „Lobby“ macht den Lehrerberuf nicht attraktiver.
Dazu aber hohe Anforderungen von Eltern, Unternehmen und auch Politik, was Schule alles leisten soll. Bei sich stark verändernden Rahmenbedingungen, welche auch spürbare Auswirkungen auf SchülerInnen haben.
Da kann man als Lehrer nur mit extrem viel Idealismus bestehen. Und der muss irgendwoher kommen.
Da wären wohl einige Schritte nötig, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen.
Der Lehrer hat aber auch einen Partner oder Partnerin, die kann ja auch Urlaub nehmen oder das Kind bringen. Ich sehe da jetzt nicht wirklich das Problem. Es gibt nun mal Berufe wo es so ist, aber dann muss da der Partner ran. Dafür können Lehrer relativ entspannt in den ersten Jahren in Teilzeit gehen ohne wirklichen beruflichen Nachteil, erst Recht wen sie verbeamtet sind. Und im Zweifel kann man auch die Karte Krankmeldung ziehen, auch wenn es übel ist, aber wenn es anders nicht geht.
Ich bin ehrlich genervt davon, den Lehramt Stress so völlig zu übertreiben. Mein Frau und ich arbeiten Vollzeit mit 2 Kitakindern und unflexiblen Arbeitgebern und für weniger Gehalt als Lehrer in Teilzeit. Glaubst du wir sehen aus wie der junge Morgen? Und solche Eltern sind bei uns in der Kita der Standard. Da sehe ich einfach nicht, dass Lehrer das exklusiv haben. Und wieso bietet eure Kita keine Notbetreuung für Berufstätige an?
Also ich habe bei mir Ort sehr viele Lehrer und die empfinden diese Probleme nicht so. Die sagen natürlich dass viel nicht gut läuft und man da definitiv ran muss, aber sie sagen auch dass sie extrem viel Vorteile haben und defintiv nicht schlechter da stehen als viele normale Angestellte, die auch weniger verdienen dann noch.
Ja. Das bedeutete in meinem Fall z.B., dass ich z.B. im Jahr der Eingewöhung von K2 3 Wochen Urlaub für die Eingewöhnung plus über zwei Wochen Urlaub für offizielle Schließtage, Streiktage sowie kurfristige Schließungen hatte, weil diese Tage bei Kindern in zwei Einrichtungen ja auch noch immer unterschiedlich sind.
Du kannst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass dieser Aspekt nicht als Kontrapunkt bei der Abwägung Lehrer vs. andere Berufe mit Studium auf eine Liste muss, weil der Partner ja schließlich Urlaub nehmen kann.
Ich bin kein Lehrer und sehe das an den Freunden die Lehrer sind. Bei meinen Freunden die Ingenieure sind sehe ich das nicht. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ohne frei zu wählende Pausen (wer von 8 bis 13 Uhr Unterricht hat hat sogar in dieser Zeit quasi gar keine echte Pause) ist eben schon etwas was an die Substanz geht. Insbesondere die dauerhafte Lautstärke ist hier ein Faktor. Das mag am Gymnasium in der Oberstufe kein Problem sein, aber gerade die Leute die ich in Real- und Mittelschulen kenne sehen das als ein großes Problem, vor allem weil man ja auch noch dauerhaft gegen diese Lautstärke ansprechen muss.
Ich selbst habe mich gegen den Lehrerberuf entschieden weil ich schon zu Schulzeit und als FSJ ausgiebig mit Kindern und Jugendlichen im Sportverein gearbeitet habe und die Schwierigkeit selbst erleben konnte.
Du weißt wie so eine Notbetreuung aussieht? Quer durch die Großstadt in eine Einrichtung in der das Kind niemanden kennt, noch nie drin war und auch sonst keinen Bezug zu irgendwas hat. Und an den offiziellen Schließtagen und bei Schließung wegen Krankheit gibt es auch keine Notbetreuung.
Ich habe ja nirgends behauptet, dass es nicht auch Vorteile gibt. Nur wenn es darum geht Leute für ein LehramtsSTUDIUM zu begeistern, dann ist die Konkurrenz eben nicht die Pflegekraft oder der Busfahrer mit Splitschichten, schlechten Arbeitszeiten und niedrigem Gehalt sondern die Konkurrenz sind vorwiegend andere Studiengänge mit der dortigen Jobperspektive. Und mit einem Abgeschlossenen Studium hat man in der Regel Jobs die einem mehr zeitliche Flexibilität lassen, die ähnlich gut bezahlt sind (manche Bereiche sogar noch besser, manche aber auch schlechter) und das bei eben mehr Flexibilität in allen Belangen (so wäre z.B. ein Umzug eines Lehrers in ein anderes Bundesland gar nicht mal schnell einfach zu realisieren).
Wenn wir über die Ursachen für Lehrermangel reden, dann macht es wenig Sinn zu sagen wir sprechen nur die Punkte an, die dem Lehrer einen Vorteil gegenüber anderen Berufen mit Masterstudium bieten, sondern dann müssen wir Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen.
In meinem Fall ist es z.B. so, dass die Kumpels die Maschinenbau studiert haben alle auch Lehramt in Betracht gezogen haben. Einer hat nach 4 Semestern auf Lehramt gewechselt, der Rest verdient heute als Ingenieur besser als sie es als Lehrer würden, haben zum Teil dabei noch Auslandsjahre in Studium oder Beruf machen können, haben ein paar Jahre einen Arbeitgeber in einer coolen Stadt ausgewählt statt irgendwohin versetzt zu werden. Und das alles mit Bezahlung nach Tarif mit 35 h Woche und zusätzlichen Urlaubstagen.
Keiner von denen würde heute sagen es wäre Rückblickend besser gewesen Lehrer zu werden.
Insbesondere was die Lautstärke in Schulen angeht könnte man sogar mit relativ kleinem Invest auch Schulen im Altbau so gestalten, dass diese Problematik deutlich verbessert werden könnte. Jedes Großraumbüro hat solche Maßnahmen, aber beim Lehrer heißt es stattdessen dann „Ich bin ehrlich genervt davon, den Lehramt Stress so völlig zu übertreiben.“
Würde ein Büromitarbeiter heute von seinem Chef gesagt bekommen, dass er in einem Raum der Lautstärketechnisch völlig inakzeptabel ist arbeiten muss, dann würden ihm alle Recht geben, dass der Arbeitgeber hier Maßnahmen ergreifen sollte. Der Lehrer soll sich aber nicht so anstellen.
Und dafür darf er dann noch seine eigenen Geräte nutzen, weil Dienstgeräte gibt es nicht und wenn es dann doch Tablets als Dienstgerät gibt, dann kann man von diesen nicht Drucken weil bei der Auswahl des Druckers nicht auf Kompatibilität mit Dienstgeräten geachtet wird. Also heißt es doch wieder den eigenen Laptop mitbringen oder sich morgens am einzigen Dienstrechner anstellen um von diesem aus Drucken zu können.
Es wären ja zum Teil schon ganz einfache Maßnahmen die dafür sorgen könnten den Beruf im Alltag attraktiver zu machen.
Warum muss eine Versetzung denn erst Tage vor Schulstart erfolgen und nicht bereits 2-3 Monate zuvor?
Warum achtet niemand auf die Kompatibilität von Geräten?
Warum installiert man nicht einfachen Lärmschutz in Klassenzimmern?
Wäre der Beruf des Lehrers so attraktiv wie du gerade tust, warum gibt es denn dann zu wenige, insbesondere an Grund- und Mittelschulen?
Es ist auch insbesondere der Mangel der natürlich weitere Nachteile nach sich zieht die den Beruf unattraktiv machen.
Es hat schon auch seine Gründe warum es jetzt weit weniger Mangel für Englisch/Geschichte am Gymnasium gibt als für Mittel- oder Grundschullehrer.
Ich habe bei einem Treffen dieses Jahr einige Stundenpläne von Kolleg*innen meiner Partnerin gesehen. Da gibt es dann einen Tag mit mehreren freien Stunden dazwischen, und mehrere Tage mit vielen kleinen Löchern und am Ende hat man dann eine Präsenzdauer die schon fast einem normalen Job entspricht und muss dennoch auch daheim weiter arbeiten.
Zudem diese Pausen ja auch gerne mit Vertretung belegt werden, also für die Lehrkraft gar nicht planbar zur Verfügung stehen.
Und dass ein Test dann erst nach 2 Wochen zurückgegeben wird, weil man die große Lücke zum Korrigieren nutzt ist ja auch nicht gewollt (eigentlich zurecht, da ein möglichst direktes Feedback gut für die Schüler ist) und Unterrichtsvorbereitung soll ja auch möglichst spezifisch sein, also nicht schon am Montag für die ganze Woche sondern basierend darauf wie die jeweilige Stunde zuvor in diesem Fach verlaufen ist.
So sehe ich insbesondere an Mittelschulen, dass zu wenig Lehrer in ungünstigen Stundenplänen mit viel Vertretungsaufwand münden und letztlich den Beruf noch weniger attraktiv machen. Durch zu wenig Absolventen bei gleichzeitig vielen alten Lehrkräften verschärft sich das Problem aber noch weiter.
Quereinsteiger sind aber gerade an Mittelschulen mit ihren Pädagogischen Anforderungen auch nochmal schwerer zu integrieren als an Realschulen oder Gymnasien und zudem ist die Motivation für einen Quereinstieg wohl auch gar nicht so hoch um hier große Zahlen zu erzielen.
Edit:
Natürlich kann ich das. Jeder Beruf hat Vorzüge und Nachteile, die auch vorher schon bekannt sind. Dass unsere Kitasituation schlecht ist, ist ja unbestritten. Meine Frau hat die Elternzeit verlängert für die Eingewöhnung und zwar ohne Elterngeld, heißt es war nur 50% des Einkommens da. Das Problem hattet ihr wohl nicht.
Dann ist das bei euch wirklich mies geregelt. Bei uns ist Notbetreuung in der eigentlichen Kita mit weniger Erziehern und nur für Elter, die beiden in dieser Zeit auch arbeiten müssen.
Es gibt aber mehr Jobs als Ingenieure und Lehrer, da musst du einfach ein größeres Spektrum anschauen.
Ich sage nicht, dass es kein Verbesserungspotenzial gibt. Natürlich muss das Lehramtstudium reformiert werden, da es einfach viel zu theroretisch ist und das Referendariat muss weg. Dafür sollte Lehramt als duale Ausbildung gefahren werden. Auch das man erst kurz vor Schulstart erfährt wo es hingeht muss natürlich weg, ich frage mich wieso das rechtlich OK sein soll. Zum Thema Gerätekompatibilität muss gesagt werden, dass dort die gesamte öffentliche Verwaltung ein Desaster ist und voller Menschen mit wenig Know How und in meinen Augen zu wenig Willen, daran etwas zu ändern. Dazu kommt, dass man natürlich keine Fachkräfte dafür bekommt.
Ich bin auch dafür massiv Quereinsteiger zu fördern, da aus meiner eigenen Vita und der sehr vieler Freunde ersichtlich war, dass Lehrer, die auch mal in der Wirtschaft gearbeitet haben um Längen besser waren als Lehrer, die nur Schule, Uni, Schule kennen, im schlimmsten Fall aus einem reinen Lehrerhaushalt.
Ändert aber ja nichts daran, dass diese fehlende Flexibilität bei den Vor- und Nachteilen des Lehrerberufs zu den Nachteilen gehört. Erstens ist unter Umständen ja auch der Partner Lehrer (gar nicht so selten) und zweitens ist es auch ein Nachteil wenn dann immer der Partner Urlaub nehmen muss, weil diese Tage eben auch wo fehlen. Selbst eine Pflegekraft kann solche Tage z.B. durch Tauschen von Schichten besser abfedern.
Das gibt es bei uns wenn z.B. von 4 Erziehern zwei krankheitsbedingt ausfallen. Fällt dann aber eine dritte aus muss die Kita komplett schließen und es gibt nichtmal Notbetreuung. Im Kindergarten (städtische Einrichtung) wird z.B. bei Streiktagen eine Notbetreuung in einer anderen Einrichtung angeboten.
Welche meinst du denn genau die bei der Auswahl eines Studiengangs eine Rolle spielen? Welche sind denn da in allen Belangen schlechter gestellt als Lehrer?
Wie gesagt macht es wenig Sinn jetzt zu sagen Lehrer sind ja am Ende besser gestellt als Pflegekräfte, weil das ja gar nicht den gleichen Kreis an Potentiellen Kräften abdeckt.
Mein Mathe- und Physiklehrer am Gymnasium in der Oberstufe sagte uns z.B. ziemlich deutlich, dass man mit Mathe und Physik in der freien Wirtschaft mehr verdient als als Lehrer. Lehramt Mathe/Physik empfahl er ausdrücklich nur, wenn es einem auch tatsächlich darum geht dann täglich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten und nicht vorwiegend um die Fächer selbst.
Das Referendariat muss in meinen Augen nicht weg, aber es müsste so reformiert werden, dass man nicht viele die Lehramt interessant finden damit abschreckt. Ein geleiteter Einstieg in Form eines Referendariats hat aber ja durchaus auch Vorteile. Man könnte das natürlich auch versuchen anderweitig im Rahmen des Studiums mit durchzuführen.
Die braucht es eigentlich auch gar nicht. Es genügt ja wenn man bei der Anfrage von Geräten (oder Ausschreibung) angibt welche Dienstgeräte damit kompatibel sein müssen und dann müssen die Fachfirmen eben passende Geräte anbieten. Das schafft ja jede Marketingagentur ohne eigene IT-Kräfte.
Hier bin ich zwiegespalten. In Grundschulen halte ich Quereinsteiger für weitgehend ungeeignet. Hier braucht es wirklich die spezifische Grundausbildung. Auch an Mittelschulen ist der pädagogische und didaktische Anspruch so hoch, dass ein Quereinsteiger dringend umfassend nachqualifiziert werden muss.
An Gymnasien sieht es vielleicht etwas anders aus, aber mit Nachhilfeschülern (habe im Sportverein Nachhilfe gegeben) habe ich hier z.B. auch die Erfahrung mit einem wirklich unterirdischen Mathelehrer gemacht, der völlig außerstande war einem Schüler der Unterstufe Dinge beizubringen.
Die Frage wäre hier was erwartet man sich von der Expertise aus der Wirtschaft und könnte man dies vielleicht auch anders besser erreichen (z.B. indem man an Mittelschulen einen zusätzlichen praktischen Unterricht einführt oder an Gymnasien eine Vortragsreihe vorsieht wo Menschen aus verschiedenen Bereichen zu verschiedenen Themen referieren.
Letzlich ist es so, dass der Ist-Zustand zu wenig Menschen davon überzeugt Lehrer zu werden, weder durch ein reguläres Studium noch durch Quereinstieg. Der Mangel ist dabei nicht gleichmäßig verteilt sondern betrifft verstärkt einerseits MINT-Fächer, andererseits Grund- und Mittelschullehrer.
Mangelnde Flexibilität sorgt auch dafür, dass Lehrer aussteigen, z.B. weil sie zu ihrem Partner in ein anderes Bundesland ziehen und den Prozess des Wechsels nicht mitmachen wollen, weil sie Teilzeit arbeiten wollen, ohne Kinder aber Vollzeit arbeiten müssten (betrifft eher ältere Frauen).
Lehrer mit kleinen Kindern müssen wegen der mangelnden Flexibilität ihre Stunden deutlicher reduzieren als sie es vielleicht wollten.
Am Ende alles Stunden die fehlen und den Alltag noch weniger attraktiv machen.
Als Lösungen kommt dann vor allem sowas wie Teilzeit einschränken, zusätzliche Stunden pro Lehrer.
Aber warum nicht mal andere Lösungen?
Die Schlange vor dem Kopierer wäre hinfällig wenn man auf 450 € Basis jemanden anstellt der morgens ab 7 Uhr einfach nur Dinge ausdruckt die die Lehrkräfte vorher per Mail zugeschickt haben.
Das Problem mit der Kinderbetreuung könnte man reduzieren indem man flexiblere Lösungen findet. Wenn dann halt eine Lehrkraft zweimal an Tagen wo die Kita schließt daheim bleiben kann, dafür aber statt 11 Unterrichtsstunden pro Woche 14 Stunden gibt, dann hätte man im Saldo sogar etwas gewonnen.
Es gibt glaube ich ein paar sehr einfache Maßnahmen, die den Berufsalltag von Lehrer:innen extrem verbessern würden:
- Mehr Lehrer:innen. Die gibt es bzw. man könnte sie über ein paar Jahre ausbilden. Ein enormer Anteil der Stressfaktoren aus dem Berufsalltag von Lehrpersonal entsteht aus der total auf Kante genähten Personaldecke und das ist absolut lösbar.
- Administrative Unterstützung. An unserer Grundschule mit 250 Schüler:innen gibt es eine Halbtags-Bürokraft. Die Schulleitung ist seit mehr als zwei Jahren nur halb besetzt (entweder kein Rektor oder keine Konrektorin). Das Ergebnis ist, dass die eine Person in der Schulleitung vor allem administrative Aufgaben wahrnimmt und das Kollegium pädagogisch nur eingeschränkt unterstützen kann.
Meiner Ansicht nach sollte es sowieso in der Schulleitung eine Trennung zwischen pädagogischer Leitung und administrativer Leitung geben, also eine Doppelspitze mit entsprechender fachlicher Ausbildung und getrennten Karrierewegen. Aber das ist eine Strukturveränderung die schwierig ist. Mehr Personal einstellen ginge dagegen sehr schnell.
Ich kann immer nur empfehlen, es mal selbst auszuprobieren. Natürlich hat das auch was mit dem subjektiven Belastungsempfinden zu tun. Aber ein Blick auf die Quoten derjenigen, die gesundheitsbedingt eher aus dem Job ausscheiden und ein zweiter Blick auf den erheblichen Widerwillen der Dienstherren, die Arbeitszeit zu erfassen, dürften genügen, um zu erahnen, dass es in dem Beruf die eine oder andere besondere Anforderung gibt, die ganz offensichtlich nicht jeder in dem Beruf gut bewältigen kann (dass das in anderen Berufen ähnlich sein mag, ändert an dem Befund ja erstmal nichts).
Womit wir bei dem aus meiner Sicht übergreifenden Problem sind: Im aktuellen System braucht man gleichermaßen besonders vielseitig begabte und gut ausgebildete Lehrkräfte und die spezifischen Begabungen, die der Job in seiner aktuellen Gestalt voraussetzt, sind in der Bevölkerung möglicherweise einfach nicht bei einer hinreichenden Anzahl von Personen vorhanden. Angesichts der Menge an Schüler:innen bräuchte es ein System, in dem eine viel größere Gruppe von Menschen gute Ergebnisse produzieren kann, als bisher, denke ich. Bessere Bezahlung wäre deswegen bspw. eher nicht der Hebel, mit dem man an der Unterversorgung etwas ändert und selbst wenn es gelänge, die Unterversorgung zu beheben (Schweinezyklus), frage ich mich, ob man dann genug und ausreichend begabte Personen bekommt, damit die Rechtsansprüche aller Kinder auf individuelle Förderung und Bildung auch tatsächlich eingelöst werden könnten. Da habe ich erhebliche Zweifel. Wenn ich mir den Anteil der Schulabbrecher, der funktionalen Analphabeten in Statistiken und meine anekdotische Wahrnehmung vor Ort anschaue, sehe ich ein System, das viel zu sehr von der individuellen Fähigkeit der Akteure abhängt und sowohl viele Kindern nicht hilft oder sogar schadet und grade die besonders motivierten, besonders fähigen Lehrkräfte weniger fördert, als verschleißt. Ich habe da jetzt nicht das Wunderrezept gegen, aber vor dem Hintergrund würde ich jedem, der den Beruf anstrebt eine gründliche Selbstprüfung empfehlen, bevor man sich in dieses System begiebt.
Und Reserven! Wir hatten zuletzt einen längerfristigen Ausfall im Sekretariat, der von Seiten des Trägers nicht durch eine Ersatzkraft kompensiert wurde, sodass die Mitglieder der Schulleitung sich den Job der Sekretärin an einer 1000 Schüler Schule aufteilen mussten. Völliger Irrsinn, diese gut bezahlten, qualifizierten Leute quasi fachfremd zu überlasten. Aber Reserven vorhalten ist in unserer Gesellschaft ja an vielen Stellen schwierig und wird oft mit Ineffizienz oder Verschwendung verwechselt.
Sehe ich exakt so. Überhaupt ist es ja so, dass man Schulleiter jetzt nicht unbedingt wird weil man am besten dafür geeignet ist sondern eher weil man da entweder reinrutscht oder es aktiv anstrebt.
Viele Schulleiter mögen sehr gut in der fachlichen Leitung sein, sind administrativ aber völlig überfordert. Andere sind zwar gut organisiert, aber überfordert in der fachlichen Leitung.
Überhaupt würde ich die fachliche Leitung einem Gremium übertragen. Denn ich habe als Schüler wie auch im Freundeskreis mehrfach mitbekommen wie ein Wechsel der Schulleitung die Motivation eines gesamten Kollegiums zerstören kann, z.B. wenn man als neuer alles was bisher macht in Frage stellt (nicht konstruktiv, sondern abwertend gesehen).
Ein Gremium aus mehreren Personen könnte abpuffern, dass es beim Wechsel zu dem Effekt kommt, dass ein neuer Schulleiter Dinge die gut funktionieren ändern will um sich zu profilieren und vielleicht sogar durch Dinge ersetzt die zwar an der vorherigen Schule funktioniert haben nicht aber an der neuen. Mehr Vertrauen in die Expertise des Kollegiums wäre hier oft zielführend. Man muss aber natürlich aufpassen, dass man es nicht dahingehend übertreibt, dass eine „haben wir schon immer so gemach Mentalität“ etabliert wird.
So könnte in einem solchen Gremium z.B. neben Lehrern der Schule auch jemand sitzen der extra für den Anschub von Innovationen an mehreren Schulen in diesen Gremien tätig ist.