Vielen Dank für den informativen Podcast!
Mir ist aufgefallen, dass häufig der Begriff „netzdienlich“ verwendet wird – auch in Kontexten, in denen eigentlich ein kombiniertes netz- und systemdienliches Verhalten gemeint ist. Es lohnt sich, hier sprachlich genauer zu sein, denn die Unterscheidung ist nicht nur semantisch, sondern auch praktisch relevant.
Beispiel Stromspeicher:
- Ein Speicher, der bei niedrigen Börsenstrompreisen lädt und bei hohen Preisen entlädt, ist systemdienlich, weil er das Stromsystem stabilisiert und Emissionen senkt.
- Wenn dieser Speicher aber in einem regional bereits stark ausgelasteten Netz betrieben wird, kann er zusätzliche Netzbelastung verursachen – also nicht netzdienlich sein.
- Umgekehrt kann ein Speicher, der gezielt Netzengpässe entlastet, zwar netzdienlich, aber unter Umständen nicht wirtschaftlich bzw. systemdienlich sein.
Um beide Zielgrößen zusammenzubringen, braucht es regionale Strompreis- und Netzentgeltanreize. Solche lokalen Signale fördern Verhalten, das sowohl system- als auch netzdienlich ist.
Doch der neue Koalitionsvertrag spricht sich erneut klar für den Erhalt einer einheitlichen deutschen Stromgebotszone aus (was angesichts der CSU-Beteiligung nicht überrascht). Das verhindert regionale Preisunterschiede – und damit auch gezielte Anreize für koordinierte Flexibilität.
Konkretes Beispiel:
Im Norden Deutschlands muss Windstrom abgeregelt werden, weil Netze überlastet sind. Regionale Preissignale könnten lokale Speicher und flexible Verbraucher aktivieren. Ohne Preisunterschied bleibt diese Flexibilität ungenutzt – und es braucht teuren Redispatch.
Fazit:
Wenn wir über Speicher, flexible Verbraucher oder steuerbare Erzeuger sprechen, sollten wir bewusst zwischen „netzdienlich“ und „systemdienlich“ unterscheiden – oder klar sagen, dass beides gemeint ist. Nur so wird die Diskussion der Komplexität gerecht.