LdN397: E-Boost mit Sonderrechten?

Hallo.

Es wurde diskutiert die e-Autos mit Sonderrechten zu fördern.

Das halte ich gesellschaftlich für sehr bedenklich. Wer kann sich mal eben ein neues Auto kaufen? Und dann noch ein nicht ganz so billiges Auto / Neuwagen? Das sind die vermögenden Personen. ‚Normale‘ Menschen fahren Ihr Auto bis die Wartungskosten zu hoch werden und dann wird ein Gebrauchtwagen oder günstiger Neuwagen gekauft. Also Synonym für „Verbrenner“.

Aktuell können nur vermögende Menschen sich ein e Auto kaufen. Und diese Menschen dann mit Sonderrechten noch weiter „zu belohnen“ ist meines Erachtens gesellschaftlich falsch.

Aber mal andersherum gesehen: Angenommen e-Autos sind günstig und massentauglich. Was würde dann passieren? Dann würden z.B. die Sonderspuren auch dicht sein - da würde auch Stau herrschen und die Busse kämen nicht mehr durch. Ein weiterer nicht-Anreiz für die Nutzung von ÖPNV.

Ich halte den Vorschlag für Sonderrechte für e-Auitos für Fehlerhaft.

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Kurz der obligatorische Einwurf, dass dieses Argument falsch ist. Ich bin gerade auf der Suche nach einem neuen E-Auto, da gestern unser kleiner Nissan Leaf von einem Benziner hingerichtet wurde (nicht, dass ich bitter wäre …)

Den Leaf haben wir für 11.500 Euro gekauft. Das neue Elektroauto werden wir ebenfalls für zwischen 10.000 und 20.000 Euro kaufen. Das sind völlig normale Preise für Gebrauchtwagen, die jede Menge normale Menschen täglich zahlen.

Den neuen Dacia Spring gibt es als Neuwagen bald ab 16.000 Euro.

(Und bevor wieder gemeckert wird: ja, manche Menschen haben Anforderungsprofile, denen die heutigen E-Autos in dem Preissegment nicht entsprechen können. Aber die Aussage „Aktuell können nur vermögende Menschen sich ein e-Auto kaufen“ ist schlicht falsch.)

Davon abgesehen finde ich Sonderrechte für BEVs auch nicht unbedingt hilfreich, mit zwei Ausnahmen:

  • Parkplätze: Insgesamt sollte es in Städten deutlich weniger Parkplätze geben (weil die mit anderen Nutzungsarten konkurrieren). Die Parkplätze die es gibt sollten aber zu einem großen Teil BEVs vorbehalten und mit Ladeinfrastruktur ausgerüstet sein.
  • Umweltzonen: Städte sollten wesentliche Teile ihrer Innenstädte als „Umwelt- und Lärmschutzzonen“ ausweisen und dort nur PKW zulassen, die keine Emissionen im Betrieb verursachen. Das würde für alle Menschen, die sich in diesen eng besiedelten und verkehrsreichen Gebieten aufhalten einen enormen Zuwachs an Lebensqualität und Gesundheit bedeuten.

Aber gerade den ÖPNV würde ich in keiner Weise durch den Individualverkehr behindern lassen, egal ob BEV oder Verbrenner.

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Das sehe ich genauso. Noch ein paar weitere Beispiele:

Der aktuell günstigste ID.4 unter 50.000km bei mobile.de wird für 21.470 Euro angeboten (36.673km, Erstzulassung 11/2021).

Schaut man nach VW Golf mit Erstzulassung nicht vor 2021 (sowohl Verbrenner als auch elektrische e-Golfs) und max. 50.000 km sind die günstigsten Treffer alles e-Golfs (fängt an bei 14.880 Euro für 47.000km). Das günstigste Angebot eines Verbrenner Golf ist dagegen fast 2000 Euro teurer (16.500 Euro).

Beim VW up! mit Erstzulassung ab 2019 und bis maximal 70.000km sind die günstigsten Angebote:

  • Verbrenner: 7600 Euro
  • Elektro: 9980 Euro

Es zeigt sich also, dass gebrauchte Elektrofahrzeuge absolut erschwinglich sind und bei etwas größeren Autos sogar günstiger sind als vergleichbare Verbrenner.

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Ich fände folgendes Verfahren praktikabel:

Auf der Autobahn 150-160 km/h Tempolimit, E-Autos ausgenommen.

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Sind die meisten E-Autos nicht eh bei 180 km/h gedeckelt?

Zumindest die „normalen“.

Und fährt man mit e-Autos nicht eh eher Piano, um die Reichweite hoch zu halten?

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Naja, das ist jetzt nicht gerade das Standard-E-Auto. Abgesehen davon sagte Mike „die meisten“.

Außerdem:

Demnach:
Reichweite bei 120 km/h: 450 km
Reichweite bei 150 km/h: 315 km (25% mehr Geschwindigkeit reduziert die Reichweite um 30%)
Reichweite bei 180 km/h: 250 km (20% mehr Geschwindigkeit reduziert die Reichweite um 20%)
Reichweite bei 200 km/h: 180 km (10% mehr Geschwindigkeit reduziert die Reichweite um 28%)

Also der Sprung von 180 km/h auf 200 km/h zeigt sehr gut, wie unwirtschaftlich (und umweltschädlich) das Fahren mit 200 km/h ist. Bis 180 km/h ist es noch halbwegs zu rechtfertigen, 200 km/h hingegen ist kaum noch zu rechtfertigen.

Selbst mit nur 26 cent/kWh kosten die 100 km bei 200 km/h 8,66 EUR, während sie bei 120 km/h nur 3,54 EUR kosten würden. Der Preis stellt hier auch gut die Umweltbealstung dar, zudem die Umweltbelastung bei hoher Geschwindigkeit wegen dem höheren Verschleiß (vor allem der Reifen) auch höher ist.

Also nein, wenn es ein Tempolimit gibt, sollte es auch für E-Autos gelten. Meinetwegen 120 km/h für Verbrenner und 130 km/h für E-Autos als kleinen zusätzlichen Anreiz. Fahren mit hoher Geschwindigkeit ist auch mit E-Autos eine große zusätzliche Umweltbelastung, diese komplett vom Tempolimit auszunehmen wäre kontraproduktiv.

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Für mich gäbe es noch eine Ausnahme:
Warum nicht mit einem Sonntagsfahrverbot für Verbrenner anfangen, dass für Naturschutzgebiete u.ä. gilt. Das würde nicht nur den Schadstoffausstoß verringern sondern auch den Lärm und somit den Erholungseffekt in der Natur steigern.
Eine Bevorzugung von vollelektrischen Fahrzeuge wäre begründbar, da sie ja lokal CO2-frei und leise unterwegs sind.

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Da stellt sich auch wieder die Frage der sozialen Verträglichkeit.

Da die Möglichkeit, ein E-Auto fahren zu können, maßgeblich von den finanziellen Mitteln abhängt, erscheint es zumindest fragwürdig, eine so stark einschränkende Maßnahme wie ein Sonntagsfahrverbot zu verhängen, welches dann eben vor allem die ärmeren Bevölkerungsteile treffen wird.

Ich glaube, es gibt hier bessere, sozial gerechtere Möglichkeiten.

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Noch einmal ich hab’s hier schon oft geschrieben und irgendwie scheint es auch nicht anzukommen: die Erhöhung der 0,25% auf 70.000 oder mehr ist wurschd. Man versteuert eh 0€. 0x0,0025 oder 0x0,005, es bleibt 0

Warum: weil man NICHT den Brutto Listenpreis versteuert, sondern den Geldwerten Vorteil… und da die meisten Firmen die Rate des Autos nicht vollständig übernehmen, sondern nur eine bestimmte Rate, den Rest zahlt man zu. Die Zuzahlung ist so hoch, man versteuert NIX.

Ich kann es echt nimmer hören. Klar, der Selbstständige sieht das anders, aber die klassischen firmenwägen von Angestellten hilft das nix

Die Abschreibung schon eher…

Das verlangt aber, dass der Firmenwagen mit einer Lohnerhöhung einher geht. Oder verzichtet man bei euch freiwillig auf Gehalt?

Das wirft ganz neue Fragen der Durchsetzbarkeit auf. „Wir“ bekommen es ja nicht einmal hin in NSG (Naturschutzgebiet? Mod.) abgestellte Kfz konsequent einzusammeln und gesichert zu hinterstellen. In Dresden musste an einer Stelle erst die Aufsichtsbehörde die Stadt anweisen zu handeln. Seit dem gibt es da Poller und zusätzliche Schilder. An anderen Stellen der gleichen Lage passiert weiterhin nichts.

Hallo zusammen,

mir ist die Kritik und das Aufzeigen von Alternativen der Förderung (/Förderungsfinanzierung) viel zu kurz gekommen. Deshalb kurz hier meine Sicht auf die Dinge:

  • Dienstwagen / Abschreibung: wer kommt auf die Idee mit der hohen Abschreibung im 1. Nutzungsjahr? Ein verantwortungsvoll wirtschaftender Unternehmer schaut auf die Kapitalbindung (deshalb die Präferenz auf Leasing) und den wirtschaftlichen Nutzen über die gesamte Nutzungszeit. Dann gibt es einen Einmaleffekt im 1. Jahr und in den Folgejahren zahlt man drauf - Fazit: Das kann man machen, ist aber eigentlich sinnfrei.
  • Dienstwagen / Privatnutzung: Das senken der Prozente kann man machen, besser wäre aber das Anheben der Pauschale für Verbrenner-Kfz. Das Anheben des Grenzwertes für die Anwendung der geringeren Pauschale ist klassische FDP-Klientelpolitik - das sollte auch so benannt werden
  • Kaufprämie E-Kfz für privat: könnte der Staat wieder auflegen. Aber die Prämie über alle Kfz zu zahlen (wie früher) ist total unangebracht. Hier wäre eine Staffelung auf den Kaufpreis angebracht - niedriger Preis: großer Zuschuss, großer Preis: kleiner Zuschuss. Das ggf. in 3-4 Staffelungen kann eine Steuerungswirkung entfalten. Die Finanzierung kann aus der pauschalen Dienstwagenversteuerung (Anhebung für verbrenner-Kfz), oder einer Steuer auf Neuzulassung großer (&teurer) Kfz erfolgen. Aber bevor Lindner das macht, stellt er sich selbst auf einen Scheiterhaufen.
  • Kaufprämie e-Bus: egal, wo das Geld herkommt, hier muss massiv aufgerüstet werden, um die Flotten im OPNV zu dekarbonisieren. Das ist Aufgabe des Staates und das Streichen der Bundesförderung Anfang 2024 ist fatal hinsichtlich Planbarkeit und Ressourceneinsatz auf kommunaler Ebene
  • Kaufprämie e-LKW: hier könnte die Förderung wieder aufgelegt werden. Ein Fond, der sich aus einer Erhöhung der Maut speist, sollte doch wohl möglich sein. Primär den LKW-Nahverkehr zu elektrifizieren sollte im Eigeninteresse des Bundes liegen, um die Emissionsziele zu erreichen.
  • Förderung Ladetechnik für e-LKW: Hier ist es nicht mit einer Wall-Box in der Garage getan. Häufig braucht es den Ausbau der Stromleitungen im Nahbereich von Betriebshöfen, ggf. eine komplett neue Leitung ab dem nächsten Unterwerk. Das kann ein mittelständiges Unternehmen nicht leisten! Demnach braucht es als Grundlage für die Anschaffung von e-LKW eine Infrastrukturförderung der Ladetechnik. Die Finanzierung könnte über die Abschaffung des Dieselprivileg erfolgen. Ob Lindner weiß, dass sein Porsche nicht mit Diesel fährt?

Es könnte prinzipiell so einfach sein, aber es bewegt sich nichts in die richtige Richtung. Mein Eindruck: Es liegt leider wieder einmal an dem Saboteur im Chefsessel des Finanzministeriums. Weil alle ihn (edit Mod.) fürchten, versuchen sie es nicht einmal in die richtige Richtung zu gehen.

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Das ist wirklich gut. Außerdem sollte die Prämie nur einmal pro Bürger ausgezahlt werden dürfen, zumindest innerhalb von 10 Jahren. Und wer bereits vorherige Prämien erhalten hat, ist auch erstmal raus. Man könnte es auch mit einer Abwrackprämie kombinieren. Wenn man seinen Verbrenner abgibt, gibt es einen Bonus. Dieser wird größer, je nachdem wie lange man den Verbrenner genutzt hat. Es ist nun mal ein Unterschied, ob ich alle 4 Jahre ein neues Auto erwerbe oder wie ich meinen Twingo hege und Pflege und dieser schon über 10 Jahre alt ist.

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Plus 0% Finanzierung und Kreditabsicherung durch den Staat für Geringverdiener um gerade die Menschen beim Umstieg zu unterstützen die es sich ansonsten nicht leisten können. Keine Förderung für Leute, die allein schon aus wirtschaftlichen Gründen ein Interesse am Umstieg haben sollten, und die finanzielle Investition eh kein Hindernis darstellt.

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Der Nachteil an der bisherigen Abfrackprämie war, dass die alten Kfz an anderen Orten (2. Gebrauchtmarkt in Ost-&Südeuropa) und in der Ersatzteilverwertung fehlen. Die dahinter stehende Weckwerfmentalität sollte nicht unterstützt werden.

Solange es eine Quersubventionierung im eigenen System ist (verbrenner-Zulassung finanziert e-Kfz-Förderung), ist mir ehrlich gesagt das wirtschaftliche Verhältnis der geförderten Person egal. Wichtiger sind dann Maximal-Quoten (1 Förderung je volljährige Person alle # Jahre) und Mindesthaltungszeiten (z.B. 3 Jahre im Eigentum) Dann ließe sich sogar ein Fördertarif für Gebraucht-Kfz rechtfertigen).

Menschen mit niedrigem Einkommen staatlich finanziert in eine Schuldenfalle zu treiben, um den MIV zu stützen, halte ich jedoch für einen rundweg falschen Ansatz. Ein Kfz ist ein Luxusgut und darf kein Grundbedarf werden, sonst hat entweder der Staat (Allgemeinfürsorge) versagt, oder das Lebensmodell der einzelnen Person ist das Problem. Es gibt viele Menschen, die sind geistig, oder körperlich nicht fähig ein Kfz zu führen - die dürfen nicht noch zusätzlich benachteiligt werden.

Man kann diese Prämie ja so nennen ohne die Autos wegzuwerfen, sondern den Händlern zum Weiterverkauf zu überlassen. Da sehe ich jetzt nun wirklich gar kein Hindernis.

Es wäre keine Schuldenfalle würde der Staat den Kredit absichern und man könnte den Kredit ja auch wie einen Geschäftswagen an eine Anstellung knüpfen bei der ein KFZ notwendig ist. Sozusagen wie einen Firmenwagen für Geringverdiener mit dem Staat als „Arbeitgeber“

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Leider sind in der Folge ein kleiner Fehler und etwas was nicht so ganz rüber kommt:

Kommt nicht so ganz rüber:
Die Erhöhung auf 95k wurde im Kabinett beschlossen ob es aber so auch durch den Bundestag kommt steht in den Sternen. In vielen Dienstwagenforen sind die User eher skeptisch

Kleiner Fehler:
Wenn man die (aktuell) 70k BLP überschreitet steigt der zu versteuernde Betrag von 0,25% nur auf 0,5% nicht auf 1% wie im Beitrag gesagt (analog Hybridfzg)

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Es ist deshalb eine Schuldenfalle, da Menschen auf Dauer angelegte große Verbindlichkeiten gern ignorieren. Für den Schuldendienst ist jeder für ich verantwortlich.

Abgesehen davon (1): Wenn der Staat den Schuldendienst ohne jede Grundlage garantiert, kann der Staat auch das Darlehen ausgeben. Es ist nicht nachvollziehbar mit solchen Blankoscheks private Institutionen staatlich zu stützen.

Abgesehen davon (2): Die Notwendigkeit für Geringverdiener ein Kfz zu betreiben ist schwarzes Argumentieren. Wir reden an allen Stellen vom „freien Markt“ und bekommen es nicht hin das simpelste (Finanzierung von Betriebsmitteln) in diesem Markt frei zu regeln? Konkret:
→ die Kosten für Anschaffung und Betrieb eines Kfz hat der Verursacher zu tragen
→ die Kosten für die Beschäftigung von Menschen hat der Auftraggeber zu tragen
Wenn nun ein Mensch 03:20 Uhr MEZ auf dem Mond einen Löffel waschen soll, ist der Weg zum Dienstort auch dadurch das Problem des Auftraggebers, da dieser die Kosten für die Person (z.B. für eine Rakete und deren Nebenkosten) in die Höhe treibt.