„Bei Telekom und Post (DHL) ist es genau andersrum geschehen und es war zum Vorteil aller Kunden.“
- wo war die Privatisierung denn für die Kunden von Vorteil?
Die Wettbewerb treibenden Unternehmen sind meiner Erfahrung nach alle gleichermaßen miserabel.
Im Glasfaserausbau hinken wir im internationalen Vergleich massiv hinterher. Die Postdienstleistungen sind selbst in Zentralberlin eine Frechheit, bei meiner Mutter auf dem Dorf geradeaus katastrophal. Die kann ihre Post grundsätzlich im nächsten Ort mit dem Auto abholen, weil der Postbote auf seiner Route offenbar prinzipiell nicht genug Zeit bekommt, alle Dörfer abzufahren.
Wenn sie irgendwann nicht mehr Autofahren kann - tja, dann kriegt sie wohl keine Post mehr.
Surfen tut man bei ihr mit gepflegter ISDN-Geschwindigkeit - mit etwas Glück, und nachts um 2.
Lohnt sich halt nicht, solche Dienste auf dem Land besser zur Verfügung zustellen.
Wo genau hat denn Privatisierung wirklich Vorteile für die Bevölkerung gebracht, und welche Vorteile sind das genau?
Ich sehe: Kaputte Infrastruktur, nicht-funktionierende Dienstleistungen, zu Tode privatisierte Krankenhäuser in denen niemand mehr arbeiten möchte, abgehängte ländliche Regionen, massive soziale Probleme durch den Abverkauf von Bereichen wie dem sozialen Wohnungsbau, deren Konsequenzen und Bekämpfung die Sozialausgaben in die Höhe treiben.
In Großbritannien wurde das Abwassermanagement privatisiert. Das Ergebnis? Millionen Liter rohes Abwasser, das seit Jahren unbehandelt und ungeklärt in öffentliche Gewässer geleitet wird und diese für die Öffentlichkeit zu einem Gesundheitsrisiko machen.
Wenn ein infrastrukturell wichtiges Unternehmen schlecht wirtschaftet, wie die Bahn zu Zeiten des geplanten Börsengangs, dann muss am Ende eh die Allgemeinheit die Zeche zahlen.
Die Privatisierung von Bereichen, die für die Funktion einer Gesellschaft essentiell sind, dürfen nicht von ihrer Profitabilität abhängen.
Der ÖPNV, die Post, Gesundheitsversorgung, Glasfaserausbau werden sich in Ost-MeckPomm nie finanziell lohnen - und müssen trotzdem zuverlässig gewährleistet sein.
Den Bau und die Bewirtschaftung von Wohnraum in Städten wue Berlin, München, Hamburg kann man nachweislich nicht dem Markt überlassen, ohne das einem die Wohnungsnot um die Ohren fliegt.
Das probieren wir jetzt seit Jahrzehnten weltweit immer wieder aus, immer mit dem gleichen Ergebnis.
So langsam sollte es doch mal an der Zeit sein, dass wir aufhören immer wieder die gleichen Fehler zu machen aber ein anderes Ergebnis zu erwarten.
Um die Verfehlungen der Privatisierung wieder zurückzurollen braucht es massive Investitionen - und dafür Staatsschulden. Der Klimawandel macht die Lage noch dringlicher (siehe Bahn).
Das hätten wir, als die Zinsen auf einem Rekord tief waren, längst machen sollen, aber das hat die CDU ja wie so vieles leider verschlafen.