LdN370: Migration und Fehlende Arbeitskräfte

Nur ist so eine Veranschaulichung nur im konkreten Einzelfall möglich. In dem einen Dorf fehlen die Ärzt:innen, im nächsten die Reinigungskräfte, und im dritten ächzt die Verwaltung und kann keine Rentenbescheide rausschicken. In einem (Forum zu einem) deutschlandweiten Podcast kann man dann halt doch „nur noch“ auf die allgemeinen Statistiken verweisen.

Fehlende Arbeitskräfte für geringqualifizierte Tätigkeiten werden aber ohnehin in erster Linie durch Abwanderung der entsprechenden Firmen ins Ausland abgefedert. Denn irgendwann kann man das auch nicht mehr mit höheren Löhnen kompensieren. Ab einem gewissen Punkt lohnt sich das Verlegen der Produktion dann eben, entweder weil die Löhne sonst so hoch werden, dass man das Produkt nicht mehr verkaufen kann oder weil man selbst mit hohen Löhnen die Arbeitsplätze nicht mehr besetzen kann. In beiden Fällen könnte Zuwanderung also sogar den Job langfristig sichern.

Komischerweise kommt der größte Applaus für Firmen die aktuell ihre Produktion oder Teile davon ins Ausland verlegen ja auch wieder aus der rechten Ecke.

Je nach Tätigkeit kann aber auch langjährige Erfahrung durchaus eine Form der Qualifikation sein. Da muss man dann ja nicht direkt Angst vor jedem Zuwanderer haben, denn auch der müsste ja erstmal eingearbeitet werden um die Arbeit in der gleichen Qualität und Geschwindigkeit zu machen.

Und doch spürt man den Fachkräftemangel auch im Alltag. Bäcker die mehr Ruhetage haben und mehrere Nachmittage schließen, Tankstellen die ihre Öffnungszeiten reduzieren (und der Automat ist auch immer wieder kaputt), Gaststätten die mangels Personal die Öffnungszeiten reduzieren oder gar ganz schließen, etc.

Von den Bereichen Kinderbetreuung und Pflege, mit denen er wohl aktuell nicht in Berührung kommt brauchen wir gar nicht erst anfangen. Aber vielleicht braucht er ja später mal Pflege.

Aktuell stellt sich schon ein schräges Bild dar.

Ausserhalb Deutschlands, also im Ausland, kommt die Botschaft an, wir wollen keine „Ausländer/Migranten“ in Deutschland. Da wird auch nicht unterschieden zwischen Fachkräften und Flüchtlingen, sondern die Botschaft die ankommt ist:“Deutschland will keine Ausländer!“.

Und falls sich doch einer traut, dann darf der in Deutschland nicht arbeiten, maximal extrem schlecht bezahlte Hilfsarbeiten, und das Leben wird ihm/ihr noch so unangenehm wie möglich gemacht.
Das Bild steht dann erstmal im Ausland.

Nach innen wird propagiert, es gäbe ja ein paar Hunderttausend (qualifizierte) Arbeitskräfte, die alle nur keine Lust zum Arbeiten haben. Wenn man denen einfach die Leistungen streicht, kommen die sofort motiviert , qualifiziert und kerngesund arbeiten.
Also gibt es quasi kein Fachkräftemangel.

Sollte sich nun rausstellen, das diese vielen „Arbeitsverweigerer“ zum großen Teil aus konkreten Gründen nicht arbeiten können oder wegen fehlender Arbeitsmarktnähe oder Qualifikation gar nicht sofort dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, haben wir vielleicht doch einen Fachkräftemangel. Den so ja niemand erahnen konnte.
Dann wirbt man doch um Fachkräfte aus dem Ausland, aber die wollen gar nicht mehr, weil Deutschland sich ja so unattraktiv gemacht hat.

Wer ist dann der Schuldige (außer der entsprechend so kommunizierenden Parteien und Gruppierungen)?

Verzeiht den Zynismus, aber schiessen wir uns grade nicht Ansage und Anlauf in beide Knie?

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Denen werden ihre Wähler nur nicht die Schuld geben, sondern den Grünen, die mit ihrer Willkommenspolitik genau die Falschen ins Land gelockt hätten und der SPD, die mit ihrer Sozialpolitik die falschen Anreize gesetzt hätte und dann noch mehr Härte gegen Migranten und noch weniger Sozialstaat fordern.

Das wäre sicher erwartbar.

Wie kriegt man da die Kurve?

Die Frage ist doch, wer ist „man“?

Es ist immer schwierig, komplexe gesellschaftliche Dynamiken als ein Problem darzustellen, dass ein einziger Akteur (oder eine kleine Gruppe) durch eine simple Verhaltens- oder Kommunikationsänderung ändern kann.

Die von dir beschriebene Abwehrhaltung gegenüber Migration ist meiner Einschätzung nach ein Ausdruck einer gesellschaftlichen und individuellen Abstiegsangst und empfundener Unsicherheit in Folge von Krisen und (befürchteter) Veränderungen (z.B. Klimawandel) ohne klare Zukunftsvision. Viele Menschen befinden sich in einem „Doom-Loop“, für den das Narrativ konservativer und faschistischer Akteure sowohl eine schlüssig erscheinende Erklärung („die Migranten sind Schuld“), als auch eine einfache Lösung („Keine Migranten mehr“) bieten. Vor allem weil die „Erklärung“ kein eigenes Schuldeingeständnis und die „Lösung“ keine Veränderung des eigenen Lebens erfordert.

Der einzige Ausweg ist meiner Meinung nach die Etablierung einer alternativen Erzählung. Ein schönes Beispiel dafür ist das Mondlandeprogramm der USA: die Gesellschaft war geschockt vom scheinbaren technologischen Vorsprung der Sowjetunion. Anstatt einen bequemen Schuldigen zu suchen, hat Kennedy ein visionäres gesellschaftliches Projekt angeboten und die Bedingungen für die dafür notwendige nationale Mobilisierung geschaffen.

Analog dazu würde sich heute zum Beispiel die Vision einer klimaneutralen Gesellschaft anbieten. Und zwar als optimistisches Zukunftsbild, nicht als konservatives Schreckgespenst.

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Ich finde es auf jeden Fall sehr interessant, das Ganze mal von der Perspektive des Vaters aus zu beleuchten. Denn genau in diese Richtung geht bei vielen AfD Wählern sicher die Sicht der Ding. Man schaut wirklich nur auf seinen kleinen, ganz persönlichen Bereich und wenn einem der Arbeitskräftemangel im Alltag nicht negativ auffällt, existiert er quasi nicht. Da, wo er doch spürbar wäre, verdrängt man oder ignoriert, weil sonst die Argumente ausgehen. Da ist es auch egal, wenn das alles real ist und seit Jahren in den Medien thematisiert wird. Die Medien sind alle von der Regierung gesteuert und man konsumiert sie gar nicht mehr. Das zumindest höre ich von allen Seiten hier auf dem Dorf: „Ich schaue schon gar keine Nachrichten mehr“ weil alles zu schlimm ist und/oder sowieso „von oben“ gesteuert. Da kommt man mit sachlichen Argumenten und Fakten auch nicht viel weiter. Ich bin oft ratlos, wie man da gegensteuern könnte. Denn auf der anderen Seite wird Migration als große Bedrohung gesehen, auch wenn das wiederum im eigentlich im persönlichen Bereich gar nicht spürbar ist. Wir haben hier lt. Umfragen einen Zuwachs der Zustimmung für die AfD von 14% seit der letzten Landtagswahl und ich bin nur froh, dass aktuell keine Wahl ansteht. Migration wird als das größte derzeitige Problem betrachtet. Dass man hier Migranten oder Ausländer generell wirklich nur sehr vereinzelt überhaupt zu Gesicht bekommt, maximal als Amazon-Fahrer, die einfach brav ihren Job machen, spielt dabei scheinbar gar keine Rolle. Es ist alles dermaßen irrational.

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Ich sehe da ein ganz anderes Problem.
Wenn der Chef mir schon klar macht, dass mir der Mindestlohn reichen muss, da er mich jederzeit ersetzen könnte, dann macht er das auch an anderer Stelle: wenn ich der Meinung bin, dass Mittagspause weder ein Kann noch ein im Notfall Verfügbar sein bedeutet, dass die betrieblich bedingten nicht genommenen fünf Urlaubstage nicht zum Jahresende verfallen, dass mehr als der gesetzliche Urlaub ganz schön wäre und dass Überstunden eigentlich aufgeschrieben und vergütet werden sollten.
In so einem Umfeld dauerhaft zu arbeiten, kann ja nur zu Frust führen und spricht von wenig Selbstbewusstein.
Selbst für Leiharbeiter gibt es einen Tarifvertrag und, auch wenn manche von denen es gerne versuchen, wird keine Firma bei Widerspruch gegen rechtliche Regelungen verstoßen, da sie viel zu viel zu verlieren hat.
In meinen Augen muss niemand um seinen Job fürchten, der Mindestlohn bekommt, da die Arbeitnehmer dort nicht Schlange stehen, dauerhaft tut sich das, erst recht von den Migranten, keiner an, der nicht muss. Und so stupide kann eine Arbeit gar nicht sein, dass es für den Arbeitgeber nicht trotzdem von Vorteil ist, wenn der Arbeitnehmer hier eine gewisse Erfahrung angesammelt hat.
Wir brauchen ein besseres Selbstbewusstsein bei den Arbeitnehmern - und da kann ich nur an junge Leute appelieren: lasst Euch von dem altbackenen Ton in den Gewerkschaften nicht verschrecken. Wenn ihr nicht in die Gewerkschaften geht und ihr dort aktiv werdet, können sie sich nicht verjüngen.

Wenn ich es richtig verstehe, geht es hier um einen Migranten, der in Deutschland lebt und gerade recht gut verdient (u. a. aufgrund des Arbeitskräftemangels) und eine Partei wählt, die verspricht, künftig deutlich weniger Migranten nach Deutschland zu lassen und tendenziell Migranten aus dem Land zu vertreiben. Die Existenz gesellschaftlicher Entwicklungen (etwa des Arbeitskräftemangels) lässt er als Argument aber nur gelten, wenn sie sich mit seiner eigenen subjektiven Wahrnehmung decken. Zugleich ist der einzige Maßstab für seine Wahlentscheidung offenbar sein eigener persönlicher Vorteil.
Das ist zwar auf eine Art sehr ehrlich, aber auch auf so vielen Ebenen komplett widersprüchlich, dass ich beim besten Willen nicht weiß, wie man darauf mit politischen Argumenten reagieren soll.

Nach gut bezahlt klingt das nicht. Und migriert ist er aus dem Ostblock, möglicherweise als Russlanddeutscher nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Da sollte ihm klar sein, dass die größte Gefahr nicht von Asylbewerbern ausgeht, sondern von EU-Bürgern, die im eigenen Land viel schlechter verdienen und dank Freizügigkeit jederzeit nach Deutschland fahren und dort eine Arbeit annehmen können. Das lässt sich auch nicht so leicht ändern. Ein Austritt aus der EU hätte wohl ganz andere ungewollte Änderungen für unseren Arbeitsmarkt. Die AFD sieht das auch nur noch als letztes Mittel und möchte lieber die EWG zurück. Warum da Ungarn, Rumänien und Luxemburg darauf eingehen sollten, sagt sie natürlich nicht.
Für mich deutet da vieles auf Selbstabwertung hin. Der Angestellte unterschätzt seinen Wert fürs Unternehmen und gibt seinem Arbeitgeber mehr Macht über sich als er haben sollte.

Gerade das Thema Mindestlohn ist in der Argumentation mit Leuten wie deinem Vater vielleicht interessant. Ein höherer gesetzlicher Mindestlohn bedeutet eine Lohnsteigerung, ohne das ein Arbeitgeber auf „billigere“ zugewanderte Arbeitskräfte ausweichen kann. Und bei dem Thema ist die Position und Bilanz der AfD ziemlich verheerend:

  • Bis 2016 war die AfD strikt gegen den Mindestlohn, aus den altbekannten (und inzwischen vollständig widerlegten) neoliberalen Argumenten.
  • Der Mindestlohnerhöhung 2022 hat die AfD als einzige Partei außer der CDU nicht zugestimmt.
  • Heute vertritt die AfD auch die Forderung nach einem höheren Mindestlohn, aber nur auf ein Niveau das unterhalb der Empfehlung der EU und verschiedener Sozialverbände liegt. Das ist alles andere als arbeiterfreundlich.
  • Im November 2023 hat die AfD einen Antrag der LINKE auf einen Mindestlohn von 14 Euro abgelehnt.

Wenn es einem Menschen wirklich um gute Bezahlung insbesondere im Niedriglohnsektor geht, dann gibt es kaum eine Partei die dem feindlicher gegenübersteht als die AfD.

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Das gilt nur, wenn er aktuell unter dem zukünftigen Mindestlohn verdient.

Gerade in Produktion verdienen aber selbst viele angelernte Kräfte gar nicht so wenig, Tendenz zuletzt durch Arbeitskräftemangel steigend.

Und die Konkurrenz durch abwandern oder Zukauf von Teilen aus dem Ausland bleibt bestehen.
Ein zu hoher Mindestlohn führt dann an einen Punkt wo wir uns wieder eine große Zahl an Arbeitslosen mit eher niedriger Qualifikation schaffen werden.
Das wäre dann sowohl gesellschaftlich als auch volkswirtschaftlich ein Eigentor.

Betonung liegt hier natürlich auf Jobs die ohne nennenswerte Qualifikation (dazu zähle ich auch Erfahrung) möglich sind. Jobs mit Qualifikation sollten schon heute deutlich höher sein.

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Ein höherer Mindestlohn zieht in der Regel eine Anpassung auch der darüber liegenden Gehälter nach sich, weil sonst der jeweilige Abstand zum Mindestlohn nicht mehr gewahrt ist. Wenn ich vorher 14 Euro/Stunde verdient habe und der Mindestlohn auf 14 Euro steigt, dann habe ich gute Argumente, um von meinem Arbeitgeber eine Lohnsteigerung zu verlangen oder mir einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, der meine Qualifikation/Erfahrung über dem Mindestlohnniveau vergütet. Der Effekt verläuft sich sicherlich irgendwann, aber in den unteren Lohngruppen spielt er in jedem Fall eine Rolle.

Der Punkt ist glaube ich aber noch lange nicht erreicht. Ein Mindestlohn von 25 Euro/Stunde wäre sicherlich nicht konjunkturförderlich. Aber 15 Euro/Stunde? Warum nicht? Gemacht werden müssen die allermeisten Mindestlohnjobs auch bei hohen Stundenlöhnen und aus Sicht der Sozialkassen kann es durchaus Sinn machen, wenn zwar ein paar Arbeitsplätze wegfallen, dafür der Rest aber so gut bezahlt wird, dass diese Arbeiter nicht auch noch „aufstocken“ müssen.

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Gerade in der Produktion wo heute mindestens 15 € für angelernte Kräfte üblich sind, ist ein Zukauf aus dem Ausland und/oder höhere Automatisierungsgrade ja heute, bei niedrigerem Mindestlohn bereits ein Thema. Und wenn dann angelernte Kräfte einen Abstand zum Mindestlohn wollen und ausgelernte Kräfte wiederum einen deutlichen Abstand zu den angelernten Kräften, dann verteuert es die Produktion eben insgesamt signifikant.
Denn am Ende konkurriert man ja nicht nur mit anderen Unternehmen die in Deutschland produzieren, sondern zunehmend auch mit dem Ausland. Made in China ist für immer mehr Produkte kein Makel mehr. In Sachen Qualität sinkt der Vorsprung zunehmend. Die Bereitschaft der Endkunden für „Made in Germany“ deutlich mehr zu zahlen sinkt ebenso.
Gerade im Bereich der niedrig qualifizierten Tätigkeiten ist die Konkurrenz durch das Ausland in diesem Bereich groß.

Anders mag es bei Dienstleistungen aussehen. Der Freizeitpark wird wohl nicht den Betrieb einstellen, wenn die Kräfte an den Drehkreuzen 2 € mehr pro Stunde verdienen und die Firmen werden nicht ihre Ingenieure putzen lassen weil die Putzkraft 15 € pro Stunde verdienen soll. Wobei ich der Meinung bin, dass auch bei einem Mindestlohn von 12,xx € die erfahrene Reinigungskraft auch heute schon 15 € verdienen sollte.
Hier habe ich einfach die Auffassung, dass das „Mindest“ in Mindestlohn eben genau das bedeuten sollte, also das Einstiegsgehalt bei gering qualifizierten Leuten in der Anfangszeit wo auch noch keine nennenswerte Qualifikation durch Erfahrung vorhanden ist. Nach einiger Zeit sollten 15 €/h dann eh selbstverständlich sein. Von mir aus also Mindestlohn gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit startend bei 13 € und nach 2 Jahren dann 15 €.

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Der Mindestlohn sollte meiner Meinung nach so hoch sein, dass man damit bei einer Vollzeitbeschäftigung sich selbst und ein Kind (einschließlich Kindergeld) ohne zusätzliches Bürger- oder Wohngeld eine angemessene Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen kann. Das wird bei 13 Euro (= gut 1.600 Euro/Monat netto) schon ziemlich eng.

Meine Vermutung ist, dass es gesamtwirtschaftlich deutlich besser ist, viel zu niedrig bezahlte Jobs abwandern zu lassen und die dadurch frei werdenden Arbeitskräfte (z.B. durch Weiterbildung) anderweitig im Arbeitsmarkt zu positionieren. Die Alternative ist ja, dass wir die Niedriglöhner trotz Vollzeitjob staatlich bezuschussen.

Allerdings sollte die EU insgesamt deutlich aggressiver sein, die im Ausland aus Lohndumping und Umweltausbeutung erzeugten Gewinne beim Import von Produkten wieder abzuschöpfen. Also CO2-Preis auf Importprodukte und Zuschläge, wenn die Produktion im Ausland nur Aufgrund von Ausnutzung der Arbeitskräfte (z.B. kein lokal angemessener Mindestlohn) zustande gekommen ist, starkes Lieferkettengesetz, etc… Dann würde die Abwanderung von Produktion ins Ausland in vielen Fällen sehr viel weniger attraktiv werden.

Abgesehen davon könnte man mich vermutlich auch von lokal unterschiedlichen Mindestlöhnen überzeugen. München sollte wegen der hohen Wohnungskosten vermutlich einen höheren Mindestlohn als Salzgitter haben. Das würde vielleicht innerhalb Deutschlands positive Effekte bei der Ansiedelung von Unternehmen auch in „peripheren“ Gebieten der Bundesrepublik haben. Technisch sicherlich anspruchsvoll, aber hyperlokale Anpassungen gibt es ja z.B. auch bei der Grundsteuer.

Wie gesagt…ich habe da eine andere Definition vom Begriff „Mindest“. Mindest ist ja ausdrücklich nicht Standard, sondern das geringst mögliche, welches eben Situativ temporär von Bedeutung wäre.

Wenn eine Produktion wegen zu hoher Kosten abwandert, dann aber wahrscheinlich zu einem Teil inkl. des Anteils der aktuell durch qualifizierte und sehr gut bezahlte Kräfte erfolgt. Denn wenn schon Fertigung im Ausland, dann gleich die ganze Baugruppe.

Mit dem Ergebnis, dass viele Jobs in teuren Orten kaum mehr attraktiv wären. Hätte natürlich auch eine Lenkungswirkung, dass nicht alles in den Metropolregionen konzentriert wird und abgelegene Regionen immer mehr abgehängt werden.

Warum werden Leute in Ländern mit erheblich niedrigeren Lebenshaltungskosten „ausgenutzt“ wenn sie dort weniger verdienen als bei uns? Nehmen wir Tschechien als Beispiel, dort haben Mitarbeiter in Fabriken mittlerweile einen Lebensstandard der sich kaum von dem in Deutschland unterscheidet. Und dennoch ist der Stundenlohn deutlich darunter (wenn auch nicht so deutlich wie viele glauben).

Deshalb habe ich ausdrücklich geschrieben „lokal angemessener Mindestlohn“. Natürlich haben 12 Euro in Ghana mehr Kaufkraft als bei uns. Aber auch in Ghana gibt es ein Lohnniveau, dessen Unterschreitung wir nicht durch einen Import der produzierten Güter nach Europa dulden sollten.

Und das kann ja durchaus sinnvoll sein. In der aktuellen wirtschaftlichen Situation ist das nicht so das Thema aber sobald es eine reale Gefahr gibt, dass eine Anhebung des Mindestlohns zu mehr Arbeitslosigkeit führt, kann es ja durchaus im Sinne aller Beteiligten und gleichzeitig ein Business Case sein, hier zu subventionieren um diese Arbeitslosigkeit zu vermeiden.

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Aber auch damit hat man ja jetzt bereits teils große Vorteile. Und wenn ich mir so Beispiele ansehe wo ich etwas Einblick habe dann reden wir davon, dass da teils eher in Deutschland durchschnittlich im Ausland aber gemessen am lokalen Lohnniveau (teils weit) überdurchschnittlich gezahlt wird.
In einigen Ländern ist natürlich auch sehr abhängig vom Gehalt wie gut qualifizierte Kräfte man bekommt.

Damit wären wir meiner Meinung nach wieder bei

  • der Stärkung von Arbeitnehmerrechten z.B. Kündigungsschutz bei Betriebszugehörigkeit,
  • Umverteilung z.B. gleichmäßigere Abstufungen von Arm nach Reich, von Arm nach Reich - nicht nur Arm und Reich, sondern auch die Mittelschicht mitdenken - Transaktionssteuer, CO2 Steuer, Klimageld
  • beim Lieferkettengesetz d.h. keine Kompromitierung durch das Ausland,
  • Ehrlichkeit z.B. Preiskorrekturen und Verschiebungen werden nicht ausbleiben - können wir uns dann aber leisten und
  • Öffentlichkeitsarbeit/Journalismus im Ganzen muss besser werden z.B. ein verpflichtender Faktencheck, Artikel werden objektive bewertet (oder untereinander?), Quellenangaben soweit kein Wiselblowing.

Viele Themen liegen schon zu lange rum - die Demokratie muss liefern.

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