LdN364 / Bauernproteste

Hattet Ihr Eich schon mit der Doppelrolle von Joachim Rukwied auseinandergesetzt? „Bauernverbandspräsident“ und Südzuckeraufsichtsrat. Damit treibt er lieber die Bauern gegen die Regierung an anstatt gegen die lebensmittelverabeitende Industrie, die die Preise fleißig weiter bestimmen kann.

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Das ist ja noch eine eher beschönigende Darstellung der Vernetzung. Ich glaube nicht, dass es sich dabei grundsätzlich um ein Problem handelt. Zumindest ist es nicht größer, als in allen anderen Bereichen, in denen Verbandsfunktionäre, (Ex-)Politiker und Vorstandsposten vernetzt sind bzw. sich überschneiden.

Allerdings ist die mangelnde Transparenz im Umgang mit Rukwieds Ämtern und Nebeneinkünften definitiv ein Problem.

Wieso es tatsächlich Bauern gibt, die glauben Rukwied vertrete ihre Intressen erschließt sich mir nicht. Die Tätigkeit als Verbandspräsident ist ehrenamtlich mit einer Aufwandsvergütung (Höhe unbekannt).
Sein Einkommen erzielt er aus seinem Großbetrieb in Baden-Würtemberg (340 ha Ackerbau, 22 ha Wein) sowie ein paar geringfügige Nebeneinkünfte (157.000 €). Wirklich kaum der Rede wert.

Na ich weiß nicht ob es so was vergleichbares gibt.
Edeka und Co, so wie Südzucker und die Molkereien sind doch für das eigentliche Problem der Bauern verantwortlich, für den Preis. Quasi Monopole legen den halt fest. Damit der Wirt der Blutsauger weiter lebt, werden die Bürger über Subventionen vergattert euch gerade so am Leben zu halten

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Hier ein schöner Artikel aus der FAZ, über einen Bauern, der nicht demonstriert, der aber auch unter dem Preisdiktat der Lebensmittelkonzerne/Discounter und den bürokratischen Anforderungen leidet.
[Empfehlenswerter F.A.Z. Beitrag: Warum Landwirt Moritz Schäfer nicht demonstrieren geht Bauernprotest: Warum ein Bio-Landwirt nicht demonstrieren geht]

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Naja. Was haben Edeka und Co davon den Preis niedrig zu halten? Natürlich wächst die Gruppe der möglichen Konsumenten bei geringen Preisen, weil sich einfach mehr Menschen die Produkte leisten können. Und die Kette mit dem günstigsten Preis hat die größte potentielle Konsumentengruppe. Aber ist es dann nicht viel mehr eine Frage der Mentalität in Deutschland, dass Essen günstig sein soll/muss? In anderen Ländern wird prozentual vom Einkommen mehr für Lebensmittel ausgegeben. Dafür sind dann vielleicht andere Konsumgüter weniger wichtig. Es ist immer einfach mit dem Finger auf andere zu zeigen. Aber hier sind die Konsumenten ebenfalls Teil der Gleichung. Würde akzeptiert werden, dass jedes Produkt seinen Preis haben muss, dann bräuchten die Ketten auch nicht um jeden Cent feilschen…würde sie zur Gewinnmaximierung wahrscheinlich trotzdem. Aber ihr wisst worauf ich hinaus will.

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Dass er im Aufsichtsrat von Südzucker sitzt, ist ja an sich kein Problem. Damit hat er die Möglichkeit,auch im Sinne der Bauern auf Südzucker einzuwirken. Dass er das anscheinend nicht (erfolgreich) tut, steht auf einem anderen Blatt.

Und dass es in der lebensmittelverarbeitenden Industrie zu einer „Konsolidierung“ gekommen ist die schon fast monopolartig ist, liegt nicht am Bauernverband. Durch den Konkurrenzdruck kam es zum Sterben vieler Unternehmen, so dass in vielen Bereichen nur noch Großkonzerne übrig sind, die den Bauern ihre Konditionen aufzwingen können.
Milchbauern z.b. erfahren oft erst zum Ende des Monats, zu welchem Milchpreis sie überhaupt ihre Milch verkauft haben.
Hier haben Aufsichtsbehörden und die Politik versagt, die diese Entwicklung ja im Zuge der Globalisierung auch noch angestrebt hat.
Die einzige Maßnahme für die Bauern selbst die mir einfällt, wäre gewesen dass Bauern selbst in diese Industrie „einbrechen“, und alles von Milchproduktion bis Lebensmittelverarbeitung vertikal integrieren. Ich denke aber nicht, dass das angesichts der involvierten Summen ein realistisches Vorhaben wäre.

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Aber der Bauernverband saß mit am Verhandlungstisch und hat nie auf faire Vergütung, sondern immer nur auf mehr Subventionen gedrängt, von denen vor allem konventionelle Großbauern profitieren.
Darum auch von Anfang der Widerstand des Bauernverbands gegen eine grüne Regierung. Die könnte ja Klein- und Ökobauern ins Blickfeld nehmen.

In anderen Ländern ist auch die Eigenheimquote größer. Früher hieß es 1/3 des Gehalts für die Miete. Heute sind es in Großstädten oft schon 50%. Da wird dann wo anders gespart.

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Hier auch mal die Aufstellung vom Bauernverband zu Wirtschaftsanalyse von Haupterwerbsbetrieben:

https://www.situationsbericht.de/5/52-buchfuehrungsergebnisse

Klar. Eine statistische Verzerrung, wenn in anderen Ländern Kinder signifikant länger bei den Eltern wohnen bleiben und dann im höheren Alter und besseren Einkommen Eigenheime erwerben oder aber erben.

Wow!
Der Bauernverband spricht von einem Allzeithoch!
90.000 Profit pro Arbeitskraft, das hat doch was.
Wohlgemerkt als Gewinn, d. h. Kosten und Steuern sind da schon abgezogen.
Oder lese ich das falsch?

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Herr Lindner hat ja nun auch zu den Bauern gesprochen. Ich verstehe das nicht. Aus meiner Sicht hat Janine Wissler mir ihrer Einordnung dieser Rede völlig recht.
Was hat der sich eigentlich gedacht, als er sich das zurecht gelegt hat? „Heute schenke ich meinen Koalitionspartnern mal wieder richtig einen ein?“
Wenn die Situation nicht so beschissen wäre, was potentielle Wahlergebnisse angeht, müssten doch eigentlich die anderen beiden dem mal die Pistole auf die Brust setzen. Da ist doch überhaupt keine gemeinsame Basis, was das Menschenbild angeht, vorhanden, wenn Lindner sagt: „Wir dürfen es nicht länger tolerieren, wenn Menschen sich weigern, für ihr Geld zu arbeiten“. Neben der Tatsache, dass ich die echten Verweigerer für eine tolerable Minderheit halte, hat das doch mit Bauernprotesten nichts zu tun.
Und dann arbeitet man sich an Renate Künast ab und stellt den Abbau von Umweltauflagen in Aussicht, lässt aber Klöckner und Vorgänger völlig unerwähnt.
Dann schießt er gegen Klimaaktivisten und will bei den Bauern unter Ausblendung der Vorkommnisse in Schlüttsiel und zahlreicher Galgen mit der Ampel nur vernünftig artikulierten Protest gesehen haben.
Das hat doch mit gemeinsamer, seriöser Regierungsarbeit nichts zu tun. Das ist doch die nackte Panik, nach der nächsten Wahl nicht mehr dabei zu sein. Und womöglich der kürzestes Weg dahin.

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Kommt drauf an welche Steuern. Die steuern auf dieses Einkommen sind da nicht abgezogen. Ebenso sind meines Wissens keine Versicherungen des Landwirts der von diesem Gewinn leben muss abgezogen sondern die werden wie bei Personengesellschaften üblich aus dem Gewinn bezahlt. Und auch das bilden von Rücklagen für schlechte Jahre ist da nicht berücksichtigt

Ich glaube generell macht es wenig Sinn mit durchschnittlichen Werten in Rekordjahren zu argumentieren, ebenso wie es wenig Sinn macht mit Werten zu argumentieren die aus schlechten Jahren mit Gewinnen weit unter dem durchschnitt zu argumentieren.

Man müsste also mit mehrjährigem durchschnitt rechnen (und Jahre mit Sondereffekten die so nicht wieder zu erwarten sind ausklammern) und verschiedene Größen der Höfe auch gesondert ansehen.

Die Sorgen und Nöte eines reinen Familienbetriebes sind sicherlich andere als die eines Großbetriebs mit mehreren Angestellten.

Man muss aber fairerweise dazu sagen, dass ja selbst die Proteste selbst keine Differenzierung vornehmen, weshalb sich ja auch nicht alle Bauern dort repräsentiert sehen.
Und das plumpe „Ampel muss weg“ finden auch gar nicht alle Bauern so als geeigneten Slogan für ihre Anliegen.

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So lese ich das auch. Natürlich mit etwas Vorsicht zu genießen, denn der Bauernverband ist nicht gleich „die Bauern“. Die Daten sind natürlich ein statistisches Mittel durch Alle, und die großen Industriebetriebe ziehen das Ergebnis in die Höhe, während die Kleinbauern den unteren Teil abbilden. Aber da diese Kleinbauern ja immer weniger werden und in großen Betrieben aufgehen wird es Jahr für Jahr unten weniger.

Dazu kommt natürlich auch die Inflation, die ist soweit ich das verstanden habe, nicht einberechnet.

Aber generell sagt der Bauernverband in dem Bericht, dass es seinem Mitgliedern sehr gut geht, auf jedenfall besser als noch vor einigen Jahren.

„Die reichsten Bauern sind überhaupt keine Landwirte“ so die Aussage der agrarheute.de-Seite: Die reichsten Bauern sind überhaupt keine Landwirte | agrarheute.com
Und erschreckend ist diese Aussage: „Mehr Land heißt mehr Geld aus Brüssel“. Diese Großbetriebe haben ja wohl nur noch wenig mit den Landwirten zu tun, die aktuell protestieren. Aber sie lassen sich leider (unbewusst) vor diesen „Karren“ spannen. Wollen wir weiterhin die groß-industrielle Landwirtschaft oder die echten bäuerlichen Betriebe? Dann müssen wir mit unseren Einkäufen im (Hof-)Laden abstimmen.

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Die Frage ist: Wer will „echte bäuerliche Betriebe“ bezahlen? Ist es nicht vielleicht einfach so, dass größere Betriebe effizienter arbeiten? Erleben wir hier in der Landwirtschaft eigentlich nur das, was im Rest der Gesellschaft mit der Transformation vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt und, vom Gemischtwarenladen zum Kaufhaus, und von dort weiter zum Internetversandhandel bereits passiert ist? Und wenn ja: Warum sollte die Gesellschaft ausgerechnet hier diesem Trend nicht folgen, und versuchen diesen mit Subventionen aufzuhalten, die dann für kleine Hofbetriebe vielleicht knapp ausreichen aber große Agrarfirmen reich machen?

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Kleine Schote am Rande:
Heute sprach ein Landwirt auf einer Demo gegen rechts. Leider hatte er sich irgendwie vergallopiert und stellte die These in den Raum, die Landwirte hätten den Protest losgetreten. Da hatte er sein Publikum verloren.

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Ich habe keine direkte Antwort aber einen Themenvorschlag:
Am Montag, den 8.Januar waren die Bauernproteste ‚Thema des Tages‘ in der SZ. In dem Artikel „Der tiefere Grund für die Wut der Bauern“ von Tanja Busse wird der Milchbauer und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft Ottmar Ilchman zitiert. Es geht um faire, kostendeckene Erzeugerpreise. Ilchmann verweist auf dem Artikel 148 der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) der EU, der es der Bundesregierung ermöglichen würde, eine Vertragspflicht zwischen Bauern und Verarbeitern einzuführen. darin wären Mengen, Laufzeiten und Preise zwingend zu vereinbaren. THEMENVORSCHLAG:
Ist das die Lösung? Ist die Anwendung dieses Artikel juristisch abgesichert? Laut Ilchmann könnte die Umsetzung dieses Artikels die Wertschöpfung der Landwirte steigern, ohne das zusätzliche Hilfe aus Bundeshaushalt nötig wäre.

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Das … Bauernvolk dreht weiter frei, und die Polizei und Behörden lassen sich auf der Nase rumtanzen.

Und der Anführer von deren Verband sagt halt, solange die Regierung sich von ihnen nicht erpressen lässt, werden eben weiter Straftaten begangen.

Ich denke, sowas sollte sich eine Gesellschaft nicht gefallen lassen. Das wird immer harmlos als „Proteste“ oder sogar „Streiks“ bezeichnet. Streiken tun gerade die Busfahrer. Das bedeutet die arbeiten nicht, und deswegen musste ich heute morgen ein wenig weiter laufen und die S-Bahn nehmen. Was die Bauern aber machen ist das Äquivalent, als würden die streikenden Verdi-Busfahrer sich nicht vor ihrem Gewerkschaftshaus zur Demo versammeln, sondern bspw. den ganzen Tag S-Bahn fahren und nach jeder Station die Notbremse ziehen. Oder wie wär’s, wenn streikende Flughafen-Security in die Innenstädte geht und einfach mal in Geschäften den Feueralarm oder die Sprinkleranlage auslöst? Ich bin mir sicher, BILD, CDU, Polizei und Co. hätten dafür deutlich weniger Verständnis als für …Bauern.

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Fuer Bauern scheint ein anderes Strafrecht zu gelten. Wo kann ich das Strafgesetzbuch fuer Bauern downloaden?

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Erste Infos gibt es hier:
https://lobbypedia.de/wiki/Deutscher_Bauernverband

Die Traktordemonstrationen im Januar 2024 zeigen nach Auffassung der Süddeutschen Zeitung, dass die Bauern (neben den Lokführern) eine physische Lahmlegungsmacht und Breitenwirkung besitzen, die anderen Berufsgruppen so nicht zu Gebote stehen.[9]Bei Kampagnen kann sich der DBV auf ein außergewöhnlich breites Bündnis nahestehender Organisationen stützen. So wandten sich im Vorfeld einer Großdemonstration von Bauern für den Erhalt der Agrardiesel-Subventionen über 30 Verbände mit einem gemeinsamen Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden von Union, FDP, Grüne und SPD, deren Haushaltspolitiker sowie die Mitglieder des Landwirtschafts- und Umweltausschusses, in dem sie die Forderungen der Protestierenden unterstützten.[10][…] Über seine Repräsentanz in den maßgeblichen Bundestagsausschüssen und seinen Einfluß in den Parteien, insbesondere der CDU, steuert der DBV die Ausgestaltung der Agrar-, Ernährungs- und Umweltpolitik in Deutschland.

Sie melden ihre Aktionen meist an und kennen halt auch die Politiker, die da notfalls Druck machen können, wenn es bei der Genehmigung nicht rund läuft.

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