LdN356: Plädoyer für ein neues Framing im Diskurs um die Demokratie und andere Staatsformen

Hallo Leute :hugs:,

In der Lage (#356) ist unsere Staatsform „die Demokratie“ als das beste aller schlechten Modelle charakterisiert worden. Das ist grundsätzlich nichts Neues. Viele von euch kennen dieses Statement so oder so ähnlich sicher auch aus dem Politik- oder Gesellschaftskundeunterricht oder anderen Beiträgen.

:mantelpiece_clock: Lange Zeit fand ich dieses Statement ebenfalls gut und habe es selbst oft verwendet.

:thinking: Doch seit einiger Zeit stört mich etwas daran und dieses Störgefühl nimmt angesichts des aktuell erstarkenden Rechtspopulismus zu.

:black_square_button: Ich finde, dieses Statement setzt Demokratie in einen pauschal negativen Rahmen und kippt dadurch Wasser auf die Mühlen derjenigen gesellschaftlichen Strömungen, die die Demokratie gerne hinter sich lassen möchten.

:balance_scale: Zugestanden: verwendet man das Statement unter überzeugten Demokrat:innen, habe ich nichts daran auszusetzen. Dann ist das der wohlwollende flapsige Umgang mit der bedauerlichen aber unveränderlichen Tatsache, dass die Aufgabe „ORGANISATION VON ZIVILISATION“ eben wahnsinnig komplex ist, vorausgesetzt man möchte es gut machen. Und gut bedeutet in diesem Zusammenhang menschenwürdig und alles was dazugehört.

:confused: Nun zur Kehrseite: unter Demokratie-skeptischen Menschen kann dieses Statement meines Erachtens aber das Gefühl erzeugen, dass es sich vielleicht doch lohnen könnte, mal wieder was anderes auszuprobieren. Frei nach dem Motto: es wird ja wohl nicht so schwer sein, etwas besseres als das beste unter den schlechten zu bauen.

:point_up_2:Jetzt nochmal zurück zum Statement: mit schlechtem Modell ist ja tatsächlich gemeint, dass Demokratie „komplex“ ist, weil so viele Nebenbedingungen völlig berechtigterweise berücksichtigt sein wollen. Und das ist (unter überzeugten Demokrat:innen) ja genau das starke an dieser Staatsform.

:white_check_mark: Darum bin ich der Meinung, wir sollten damit aufhören, die Demokratie in ein solch schlechtes Framing zu setzen. Stattdessen plädiere ich dafür, dass wir künftig eine treffendere und unmissverständlichere Charakterisierung verwenden, die gleichzeitig ein positives Framing setzt, also beispielsweise „Demokratie - die bestmögliche Staatsform zur komplexen Organisation unserer Zivilisation“.

P.S.: Durch die Suche im Talk-Archiv bin ich auf einen alten Talk gestoßen (Das Beste aller schlechten Modelle). Im Mai 2023 hat sich offenbar schonmal ein Hörer wegen des Statements irritiert gezeigt.

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Aktuell scheint es eher einen Run auf eher undemokratische Gruppen zu geben, siehe Ungarn, Argentinien, Norwegen, Italien, nun die Niederlande

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Und unser Kanzler macht Deals mit Meloni und so wie Scholz grinst scheint er damit auch noch glücklich zu sein: