LdN350 Wohnungsnot

Nun, es sollte nicht nur rein praktisch Sinn machen, sondern auch finanziell passen.
Rentner sind nicht zwingend imner vermögende Ex-Führungskräfte. soll sogar Reinigungskräfte oder Produktionsmitarbeiter geben, die in Rente gehen und wenig Rente haben

Es gab mal einen Vorschlag: 9.000€ Prämie und Übernahme der Umzugskosten. Dabei wurde auch auf einen anderen Punkt hingewiesen: alte Leute führen nötige Renovierungen oft nicht mehr durch und wenn sie das Haus/die Wohnung verlassen, ist es nur noch mit viel Aufwand renovierbar oder wird gleich kernsaniert/abgerissen.
Wenn die Wohnungen aber zeitnah aufgegeben werden, können sie energetisch saniert werden (evtl. KfW-gefördert) und dann erst den Familien angeboten werden.

Leute, jetzt mal im Ernst, In welcher Bubble lebt ihr?

Hat keiner von euch alte Eltern?

Ich habe meiner Schwiegermutter (84) gerade erklärt, man würde ihr helfen, eine kleinere Wohnung zu finden, weil ihre 130qm-Wohnung (Zweifamilienhaus) ja zu groß für sie seien und an bedürftige Familien abgegeben werden müsse.

Das könnt ihr ja mal gerne mit ihr diskutieren. Ich sage nur Fackeln und Heugabeln.
Das könnt ihr mit alten Menschen nicht machen. Vor allem nicht, wenn sie ihr eigenes Haus besitzen und lange dafür gearbeitet und es abbezahlt haben, als Altersvorsorge.

Es gibt sicher Menschen, die ihre zu groß gewordene Mietwohnung gegen eine günstigere tauschen würden.
Aber Eigentum bleibt halt Eigentum. Es gibt nicht umsonst sehr hohe Hürden für Enteignungen.

Du vermischst hier zwei völlig unterschiedliche Diskussionen:

  1. Die Diskussion, ob Menschen gegen ihren Willen aus zu groß gewordenen Wohnungen gezwungen werden dürfen oder über strafende finanzielle Anreize Druck ausgeübt werden soll. Hier ist der Großteil sich einig, dass das nicht erstrebenswert ist, gerade weil alte Menschen sehr an ihren Wohnungen hängen und teilweise sogar Suizidgefahr besteht, wenn man die 80-jährige Witwe aus ihrer Wohnung zwingt.

  2. Die Diskussion, ob bewusst leerstehen gelassene Wohnungen finanziell bestraft werden soll. Hier ist der Großteil sich einig, dass das der Fall sein sollte.

Bitte vermische nicht diese beiden Diskussionen. @Felix_Heinrich hat bewusst nach leerstehenden Wohnungen gefragt, sodass die Tatsache, dass du mit „zu groß gewordenen Wohnungen“ antwortest, verdeutlicht, dass du die Themen offenbar nicht trennst.

Und „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Egal, wie oft FDP und CDU-nahe Menschen diesen wichtigen Teil unserer Verfassung ignorieren, wenn sie über Eigentum sprechen, das bleibt bestehen.

Und nein, die Hürden beim Eigentum sind nicht hoch. Die Hürden bei der Religionsfreiheit sind hoch (nur entgegenstehendes Verfassungsrecht kann diese Hürde überwinden), das Eigentum ist nicht nur durch einfaches Gesetz beschränkbar, es enthält sogar als einziges Grundrecht explizite Einschränkungen zum Zwecke des Gemeinwohls.

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Deswegen meinte ich ja, dass das junge paar ein Teil der Kosten übernehmen sollte. Dann steht man vielleicht auf den exakten m²-Preis etwas teurer da, als vorher aber insgesamt zahlt man trotzdem weniger Miete, sodass man am Ende des Tages mehr Geld für anderes hat.

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Ich würde auch nicht sagen, dass das allgemeingültig ist. Ich kenne aber auch Fälle, wo das tatsächlich gemacht wurde. Ich glaube aktuell passiert das aber wirklich extrem selten, wegen dem von @Mike beschriebenen Szenario, bei dem neue Wohnungen einfach viel zu teuer sind im Vergleich.

Natürlich kann ich auch den emotionalen Wert verstehen. Aber wenn nur 10% der alten Leute dazu bereit wären, könnte man vermutlich auch schon ordentlich was erreichen.

Das verstehe ich jetzt nicht ganz. Du hast gesagt man könne Vermieter nicht zwingen, leerstehende Mietswohnungen zu vermieten. Darum ging es in dem Teil der Diskussion, auf den du dich zuvor bezogen hast. Jetzt referenzierst du auf alte Menschen. Das passt nicht ganz zusammen - die wohnen ja schließlich in einer Wohnung oder einem Haus, die nicht leer stehen. Darüber hinaus wäre es schön, wenn du auf meine obigen Fragen eingehst und nicht plötzlich einen neuen Schauplatz aufmachen würdest.

Darüber hinaus: Ja, es ist natürlich ein Problem, dass man bei „Wohnungstauschideen“ viele, viele alte Leute entwurzeln würde. Deswegen müssten solche Programme sehr gut vorbereitet werden - und sind meiner Meinung nach auch nicht geeignet, den aktuellen Mangel zu beheben. Sinnvollerweise sollten sie nämlich so gestaltet sein, dass die älteren Menschen gar nicht erst mit über 80 Jahren noch einmal die Wohnung wechseln, sondern eher wenn die Kinder aus dem Haus und sie selbst noch geistig flexibel genug für so einen Wechsel sind. Das benötigt aber eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkens! Allein dieses Umdenken wird nötig sein! Das Ideal vom Einfamilienhaus als Lebenstraum schlechthin stammt eigentlich aus einer Zeit, als da immer mehrere Generationen unter einem Dach lebten. Das ist heute nicht mehr so - und ist daher ganz klar kritisch zu hinterfragen…

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unser Plan ist eher, mit Rentenantritt eine kleine Wohnung an der Ostsee zu suchen und einen netten Lebendabend zu haben

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Von den noch verbliebenen Großmüttern ist die eine gerade vom betreuten Wohnen ein Haus weiter ins Altersheim umgezogen. Die andere ist im Moment in Kurzzeitpflege, weil vor wenigen Wochen Hochwasser das Erdgeschoss verwüstet hat. Der Vorfall hat ihr gleich einen Demenzschub verpasst und es wird die nächsten Tage die Frage im Raum stehen: kann sie wieder zurück und wenn ja, in wie weit macht es Sinn, die nötigen Renovierungen nur oberflächlich vorzunehmen, da ein Auszug doch absehbar ist.
Meinen Eltern habe ich bereits klar gemacht, welchen Weg ich in Ihrem Fall für sinnvoller halte, sollte es mal soweit sein.

Wie in meinem Vorschlag beschrieben, könnte man es ja erst mal mit Freiwilligkeit probieren.

Wenn Familien keine Wohnungen finden brauchen wir mehr große Wohnungen, was deutlich aufwendiger zu bauen ist, als wenn wir kleine Single-Wohnungen bräuchten. Von daher könnte es die Lage schon etwas mehr entspannen

@Mike hat ein gutes Beispiel gegeben, warum es nicht allein eine Sache des Umdenken ist. Wohnungspreise sind heutzutage einfach zu hoch

Dem stimme ich zu

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Soweit mir bekannt ist, ist Leerstand ab einer bestimmten Grenze bereits in mehreren Bundesländern verboten:

MMn können nur staatliche Wohnungsbaugesellschaften das Problem lösen. Wenn man Neubau so teuer macht, dass sich sozialer Wohnungsbau nicht rechnet, kann man entweder die Vorschriften lockern (in gewissen Umfang wahrscheinlich sinnvoll) oder es defizitiär staatlich betreffen.

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Dann sind wir zwei uns einige, ich verstehe die Vorschläge nach Wohnraumbesteuerung für Wohnungen >40qm pro Person aber genau so. Als wenn man jemandem vorschreiben könnte, wie groß eine Eigentumswohnung sein darf.

Klar, könnte es - wenn nennenswert genug Menschen mitmachen. Das sehe ich aktuell aber nicht - dafür bräuchten wir ein massives, großangelegtes und staatlich unterstütztes Programm, dessen Auflage allein vermutlich ein paar Jahre dauert.

Klar, da gehe ich voll mit! Hat ja aber nichts damit zu tun, wann ein Wechsel ggf. erfolgt - das Problem der völlig eskalierenden Wohnungspreise mit entsprechenden Konsequenzen bei Umzug müsste man meiner Meinung eben gerade mit einem staatlich unterstützen Programm regeln. Worum es mir eher ging ist, dass wir die, die jetzt 70, 80 Jahre und älter sind im Rahmen solcher Programme kaum noch erreichen werden - sie sind schlicht in ihren Wohnungen oder Häusern viel zu verwurzelt. Deswegen wird so ein Programm wahrscheinlich selbst wenn es zeitnah in Kraft träte keinen Beitrag zu einer Verbesserung der nächsten Jahre leisten.

Eine Besteuerung ist doch keine Vorschrift - und übrigens auch kein Beschneiden von Eigentum! Wir haben gesamtgesellschaftlich ein großes Problem - massiver Wohnungsmangel bei gleichzeitig steigender Wohnfläche pro Kopf. Hier können und müssen wir gegensteuern. Genau für eine Lenkungswirkung sind doch Steuern da! Das ist dann trotzdem keine Vorschrift wie groß eine Wohnung pro Person maximal sein darf, sondern schlicht ein Lenkungsinstrument.

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Das kann man gerne kritisch hinterfragen, ändert aber nichts an Eigentumsverhältnissen.

Absolut, wobei die Grenzen natürlich fließend sind.
Also die Befürchtung ist ja gerade, dass die alte Witwe mit ihrer kleinen Rente die jetzt zu große Wohnung nicht mehr bezahlen kann, wenn hier eine ordentliche Abgabe zwecks Verhaltenslenkung draufkommen würde.

Die Frage ist halt wirklich, welche Prioritäten wir setzen wollen, daher:
Wie groß darf der generelle finanzielle Druck sein, den wir ausüben wollen, um eine Lenkungswirkung zu entfalten, die im Einzelfall zu unverhältnismäßigen Resultaten führen könnte.

Die andere Frage wäre, ob es verfassungsmäßig wäre, eine solche Sonderabgabe nur auf gemieteten, nicht aber auf im Eigentum stehenden Wohnraum anfallen zu lassen. Kurzum: Die alte Witwe, die alleine in der 150m²-Familienresidenz lebt, könnte hier auch unverhältnismäßig getroffen werden. Aber eine solche Regelung zur Steuerung von „zu viel Wohnraum pro Kopf“ nur auf Miet- aber nicht auf Eigentumswohnungen anzuwenden wäre halt sehr problematisch, zumal es auch sozialpolitisch schlecht wäre, Eigentümer besser zu stellen als Mieter.

Also ich sehe durchaus, dass wir hier irgendwie eine Steuerwirkung entfalten müssen, aber ich denke ebenso, dass es Härtefallregelungen gerade für Senioren geben muss.

Da gebe ich dir absolut Recht. Ich fürchte nur, dass „das Eigenheim“ für viele Wähler (von nahezu allen Parteien) ein Heiligtum ist, an das sich die Politik nicht heran wagen wird…

Der Akkumulation von Eigentum kann man entweder im Laufe der Zeit langsam begegnen, indem man immer mal wieder kleinere Enteignungen hat, oder man wartet, bis das System irgendwann kollabiert, weil die Leute nicht mehr bereit sind, das dysfunktionale System zu tragen (Beispiele: Französische Revolution, Oktoberrevolution…).

Da ich keine große Revolution will, bin ich doch sehr dafür, den zwangsweise nötigen sozialen Ausgleich langsam aber stetig voranzutreiben…

Eine Sache jedoch ist klar: Eigentumsverhältnisse waren nie unveränderlich und sie werden es auch nie sein. Wer Eigentum hat, akzeptiert entweder kleinere Eingriffe seitens des Staates oder riskiert, irgendwann in einem großen Knall alles zu verlieren. Diese Einsicht ist einer der Gründe, warum das Grundgesetz in Art. 14 das Eigentumsrecht grundsätzlich einfachgesetzlich beschränken lässt und Enteignungen explizit vorsieht und in Art. 15 explizit für Grund und Boden und Produktionsstätten noch mal über die Vergesellschaftung eine besondere Enteignungsform explizit nennt (wenngleich diese leider die letzten 70 Jahre nicht genutzt wurde…).

Gerade Art. 15 GG ist ein Ausdruck davon, dass das Grundgesetz eben keine Werteentscheidung zwischen Kapitalismus und Sozialismus treffen, sondern beide Wirtschafts- und Gesellschaftsformen in gemäßigter Ausprägung zulassen wollte. Denn Art. 15 ist letztlich reiner Marxismus - und das ist gut so!

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Mein Reden. Die Partei, die das durchsetzt, ist bei der nächsten Wahl erledigt.
Das Eigenheim ist ein Tabu. Das wird niemand brechen.

Das was du schreibst, klingt wie aus einem Politikkurs an der Uni. Theoretisch alles sehr schön.
Nur in der Realität kommt so was halt nicht an.
Wenn du das Pendel zu weit in die von dir beschriebenen Theorie lenkst, gibt es zwar keine Revolution, aber dann entstehen politische Mehrheiten am anderen, auch extremen politischen Rand.

Und Eigentumsverhältnisse ändern nix an dem Fakt, dass Eigentum sich nicht einer kontinuierlichen Besteuerung entziehen kann. Eigentum ist überhaupt nur existent, weil es einen Staat gibt, der das Eigentumsrecht durchsetzt - und irgendwie finanziert werden muss. Ansonsten ist dein Eigentum genau so lange dein Eigentum, bis jemand Stärkeres und/oder Skrupelloseres vorbeikommt. Also ungefähr 5 Sekunden lang.

Deswegen: hoch mit der Besteuerung von Wohnraum. Dann kann sich derjenige, dem der Luxus von 150qm im Alter viel wert ist, das immer noch leisten, und mit dem Ertrag baut die Gemeinde neue Wohnungen. Und wer sich das nicht leisten will oder kann, der wechselt in was Kleineres und hilft so der nächsten Generation, Wohnraum zu finden, deren Arbeitskraft die ganzen Dienstleistungen, die alte Leute so brauchen, erst möglich machen. Nirgendwo expliziter Zwang, und dennoch ist die gesellschaftlich notwendige Lenkungswirkung erreicht.

Wir können es so machen, oder halt so, dass irgendwann die Alten in ihren riesigen Häusern lebendig verwesen, weil sie weder jemanden finden, der ihnen die riesigen Kästen in Schuss hält, noch jemanden, der sie pflegt oder ärztlich versorgt. Wenn Familien keine Bleibe mehr finden, kommt keine Arbeitskraft mehr nach, die diese Dinge leisten könnte. Your choice!

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