LdN337: FDP verstehen

200 Euro Klimageld im Jahr und schon kauft jeder eine WP für 30.000 Euro?
Wird glaube ich schwierig

800,-€ im Jahr bei 4 Personenhaushalt macht 3200,-€ nach 4 Jahren und schon wird es eine andere Geschichte. Außerdem soll die CO2 Abgabe steigern, dann sind es plötzlich 300-400,-€ pro Jahr pro Person. Zeitgleich wird Gas automatisch teurer und Wärmepumpen durch die höhere Nachfrage günstiger. Klingt für mich nach einem logischeren System.

Die Alternative ist die Vermögenden wieder ordentlich auf Kosten der mittleren Einkommen zu beschenken. Damit haben FDP und Grüne eben kein großes Problem, viele andere Menschen aber schon.

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Nach meiner Wahrnehmung hat die sich FDP zwar in ihrem Wahlprogramm für die Ausweitung des Zertifikatehandels auf Verkehr und Wohnen und die eher Vernünftigen in der 2. Reihe erwähnen das auch gelegentlich. Ich kann aber nicht erkennen, dass sich die FDP dafür ernst zu nehmend eingesetzt hat. Ich glaube, dazu steht nichts im Koalitionsvertrag. Auch das weiß ich nicht, ob sich die FDP damals dafür eingesetzt hat und damit nicht durchgekommen wäre.

Weiß da jemand mehr?

Kleine Anmerkung, das Potenzial dürfte sogar noch höher sein. Jeder von uns hat einen CO2 Fußabdruck von 5-14 t/Jahr, der Durchschnitt liegt bei 11 t/a.
Durchschnittlicher CO2-Fußabdruck in Deutschland 2021 | Statista).

Wenn der Zertifikatepreis bei ungefähr 200 € liegt, bedeutet das inital ein enormes Umverteilungspotenzial.

Naja sie propagiert die Idee zumindest selbst. Einen Parteivize zähle ich schon eher zur ersten Reihe der Partei.

An dieser Stelle würde ich einfach den Lackmustest machen. Entweder die FDP steht zu ihrer eigenen Idee oder sie entblößt sich selbst.

Ich verstehe den Verweis auf den CO2-Preis nicht.
Aktuell sind so viele Menschen vor allem wegen des scheinbar hohen Preises gegen eine Wärmepumpe. Die Reaktion auf wegen der CO2-Bepreisung extrem steigenden Preise wäre genau dieselbe.

Sie benutzt es aber immer wieder um das Ordnungsrecht auszubremsen. Wie @pitus richtig sagt weisen Sie immer wieder darauf hin. Wieso nicht dabei Druck machen und sagen, wenn ihr halt keine neue Novelle wollt mit sozialem Ausgleich usw., dann eben eure Idee mit dem Zertifikate Handel und Klimadividente. Dann bin ich gespannt wie Sie sich da rauswinden wollen ohne massiv zu verlieren. Und die Grünen wären mal in der Offensive und würden sich nicht ständig von der FDP kommunikativ vorführen lassen.

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Meinst Du Johannes Vogel? Ja, ist Parteivize, steht aber in seiner Haltung innerhalb der Parteiführung nach meiner Wahrnehmung eher allein und wird sich nicht gegen Dürr durchsetzen können. Vielleicht noch Kuhle (auch wenn ich mich nicht erinnern kann, dass der sich zum Klima schon mal geäußert hat). Selbst vom sog. Klimapolitischer Sprecher der Fraktion, Olaf in der Beek oder Lukas Köhler, habe ich dazu noch nichts Substanzielles (also, mehr als ein „wir wollen …“) oder Qualifiziertes gehört. Es gibt zwar ein Paper, aber irgendjemand, der sich öffentlich oder innerhalb der Koalition beherzt dafür einsetzt? Fehleranzeige. Und die FDP hat es zugelassen, dass die Einnahmen aus dem CO2-Preis bereits anderweitig verplant wurden und daher nicht mehr für ein Klima-Geld zur Verfügung stehen (das sie ja auf dem Papier ebenfalls befürworten).

Bezogen auf die Kernwählerschaft der FDP: welche Notwendigkeit sollte die FDP in bezug auf den Klimaschutz sehen, sofern es nicht grundlegende Interessen ihrer Stammwählerschaft betrifft?
Gilt ja auch für AFD und andere…, selbst CDU

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Exakt zumal als erstes das geliebte Diesel/Benzin sprunghaft teurer werden würde und weil man ja die arme alleinerziehende Krankenschwester nicht noch mehr belasten kann und keinen Auszahlmodus für das Klimageld hat wird da auch nichts kommen.

Außer viel Luft um andere Projekte zu stoppen.

Es ist schon ein Unterschied, ob ich eine Wärmepumpe für einen 5stelligen Betrag plus zusätzliche Umrüstkosten in ähnlicher Höhe bezahlen muss (wobei der Zugang zu Handwerkern noch ein anderes Thema ist) oder ob Benzin 10 ct teurer wird, der Liter Milch 5 ct, das neue T-Shirt 2 € usw. (Zahlen sind gewürfelt und können gern noch höher sein) und ich durch kleine Anpassungen im Lebenswandel sogar Geld verdienen kann. Die Motivation viele Kleinstbeträge auszugeben ist wesentlich größer als einmalig eine große Summe. Die Spieleindustrie macht sich das schon seit Jahren sehr erfolgreich zu nutze (Microtransactions).

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Also bei Ausbruch des Krieges in der Ukraine waren diese Beträge Milliardenschwere Hilfspakete wert.

Jetzt auf einmal stellst du sie als kein Problem dar.

Merkwürzig.

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Das stimmt nicht, @Olaf.K. An der Tankstelle sind die Preise binnen weniger Monate um 40 ct / l gestiegen. Noch mehr wäre ohne Intervention möglich gewesen. Und auch Lebensmittel wurden schlagartig um bis zu 30% teurer.

Daher gab die Interventionen. Das ist etwas völlig anderes als ein gradueller Anstieg pro Jahr.

Wieviel Gradueller Anstieg darfs denn werden?

Wenn du zu langsam drauf packst, gewöhnen sich die Leute nur dran und denken nicht um.

Sagen wir jedes Jahr 5 Cent pro Liter. Heißt jedes Jahr zum Januar kotzen die Leute kurz, es gibt eine Schlagzeile in der Bild und dann ist der Sprit 5 Cent teuerer. Ende der Story.

Und bevor du dagegen sprichst: In Schweden war es genau das Modell nur dass die Zeitung hier Aftonbladet heißt und nicht Bild.

Da sind wir wieder an dem Punkt wie man da noch irgendwas verstehen soll.

Der Preis soll es richten, aber wehe er steigt zu schnell (und erzeugt Sparzwang).
Aber weil der Preis alles richten soll, braucht man ja nichts anderes machen.

Bis der Preis irgendwann was richtet ist auch unklar, denn dazu müsste man ja erstmal die Dividende ausschütten können.

Unterm Strich kommt dann raus, dass die FDP ziemlich gut darin ist mit ihrem „der Preis allein wird irgendwann alles zum guten Wenden“ sich selbst eine Vorlage zum totalen Stillstand geschaffen hat.

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Das schöne ist ja, dass alle, die eine Wärmepumpe kaufen würden, auch ein Haus haben. Mit einem kleinen Aufschlag auf den Preis und einem Eintrag ins Grundbuch kann man die Kosten also auf viele Jahre strecken. Ja, die meisten Bürger denken nicht so. Aber würden sie rational an die Sache angehen, wäre es so.
Aber hier soll es ja eigentlich weder um die Bürger noch um Wärmepumpen sondern die FDP gehen. Und die hält sich an die liberalste Person, die die Kinderliteratur hervor gebracht hat: ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.
Und wenn die Klientel von einem Rabatt überdurchschnittlich profitiert, ist er gut, auch wenn er gegen die eigenen Prinzipien verstößt.

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Bei Millionen Autos, Millionen Gasheizungen, hohes Müllaufkommen im Haushalt, hier Fleischkonsum (über DGE Empfehlung hinaus), …
Es lässt sich beliebig fortsetzen, es ist die Mehrheit und nicht wenige, die den Planeten schmutzig machen😱

Ich befürchte, es sind beide Gruppen, siehe Infografik: Der riesige CO2-Fußabdruck der Reichen | Statista In den Industriestaaten stoßen einfach alle schon wegen unserer Infrastruktur zuviel CO2 aus.

Gestern kam im Radio, dass die DGE nur noch 60g Fleisch pro Woche empfiehlt Zehn Gramm Fleisch täglich: Neue Richtlinie für Deutsche verabschiedet. In Restaurants ist das noch nicht angekommen, Gerichte ohne Fleisch oder Fisch sind nur vereinzelt zu finden, dort gilt solch ein Essen noch als Verzicht.

Solange Menschen fliegen oder mit Kreuzfahrtschiffen umher fahren, fällt es auch mir schwer, auf einen Urlaub mit der Bahn zu verzichten. Und selbst letzteres verursacht CO2.

Ich glaube, erst wenn „die Reichen“ wirklich ernst machen mit Verzicht einer Reduktion ihres eigenen Verbrauchs, wird diese Haltung der Verzicht auch in der breiten Bevölkerung akzeptiert.

Wenn man eine CO2-Steuer genau so anlegt wie etwa die Mehrwertsteuer, wird sie auch genau so sozial ungerecht - das ist klar. Aber es gibt ja genügend Modelle einer sozial ausgewogeneren Besteuerung von CO2-Ausstoß. Aber das Problem ist m. E. ein viel Größeres: Neben starken und mächtigen Interessen an einer Erhaltung des status quo gibt es für die sehr viele Menschen noch nicht wirklich Anreize, ihre bisherige Lebensweise infrage zu stellen (dabei geht es ja bei Nachhaltigkeit um weit mehr als Dekarbonisierung). Und ich glaube nicht, dass es funktionieren wird, die Menschen quasi zu ihrem Glück zu zwingen, weil es a) immer die genannten Interessen geben wird und b) immer Leute, die Ängste und Beharrungskräfte mobilisieren - und das ist im Zweifelsfall immer einfacher. Sprich: ohne Überzeugung wird das Ganze nichts. Und das dauert und wird leider erst richtig in Fahrt kommen, wenn the sh*t hits the fan wie der Engländer sagt. Nimmt man mal die Nutzung von AKW als Beispiel: Massive Proteste dagegen gab es in Deutschland seit Ende der 1970er Jahre - die Abschaltung des letzten AKW war 2023.

Auch wenn ich Deinen Ausführungen zustimmen: Mit dem Framing „Verzicht“ wird nach meiner Überzeugung der Klimaschutz scheitern. Denn mit „Verzicht“ würde jede Partei, jeder Politiker sich eine Flanke öffnen für den blanken Populismus, mit dem andere versuchen, Wähler auf ihre Seite zu ziehen.

Aufgabe der Politik muss es sein, ein attraktives Bild derjenigen Zukunft zu „malen“, die wir mit Klimaschutz erreichen können und diese kontrastieren zu den Bildern, die sich automatisch von selbst ergeben werden, wenn Klimaschutz weiterhin so gebremst wird.

Ich bin überzeugt: Dabei kann man ein Bild der Zukunft beschreiben, dass sehr attraktiv ist, auch wenn die Menschen dann weniger Fleisch essen, weniger Flugreisen machen, weniger Autos besitzen und diese weniger fahren.

Kennt jemand eine solche Beschreibung einer attraktiven Zukunft (Artikel, Film, Buch, …), die als Blaupause oder Beispiel funktionieren könnte?

Ich gebe dir sehr recht, „Verzicht“ ist das falsche Wort, eine Stadt ohne Autos ist kein Rück- sondern ein Fortschritt, egal ob es sich um Verbrenner oder BEV handelt. Und wenn das „Land“ nicht durch Straßen und insbesondere Autobahnen verschandelt ist, ist auch ein Urlaub in der Nähe attraktiver und der Erholungswert steigt.

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Also wenn ich den Punkt Auto mal aus sehr strenger Klimasicht aufgreife.

  1. Autos mit Verbrennermotor tragen aufgrund ihrer Abgase massiv zum CO2 Ausstoss bei.
  2. Da dieses das Klima für alle Menschen negativ beeinflusst, wäre die logische Konsequenz ein sehr zeitnahes Verbot aller Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
  3. Politisch umgesetzt bedeutet dies ein absolutes Verbot derartiger Autos zum Stichtag X.
  4. Da wir im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ausnahmslos über mündige Bürger sprechen, ist jeder Bürger/in in der Lage, ab Stichtag X seine individuelle Mobilität klimaneutral zu regeln. Also der Weg zur Arbeit ist ohnehin Sache allein des Arbeitnehmers.
  5. Von seiten des Staates sind aktuell ausreichend Angebote zur alternativen Mobilität vorhanden, ein weiterer Ausbau kann, bei gesicherter Finanzierung, künftig laufend erfolgen.

Wäre das ein Plan, mit dem Wissing und Lindner zeitnah an die Öffentlichkeit gehen könnten, um ihren Willen zum Klimaschutz zu zeigen und was zudem die liberale Ausrichtung fördert (Freiheit der Bürger)?

Wenn nicht, was spräche aus Sicht der FDP (oder grundsätzlich) dagegen?