im Kontext des demographischen Wandels wird als geeignete Kompensationsmaßnahme klassischerweise Migration + Produktivitätsgewinne (z.B. durch Automatisierung) aufgeführt. Was ich mich frage ist, warum nie der Hebel von höheren Geburtenraten in Deutschland diskutiert wird - klar, das wäre lediglich eine langfristige Maßnahme, deren Effekt bei akuter Wirkung erst in 20 Jahren zu beobachten wäre - aber deren Hebel doch nicht unermäßlich sein könnte. Vll. habt ihr ja Lust das in einer zukünftigen Folge auch mal zu diskutieren. Als Inspiration: Thoughts on German demographics — a novice approach | by Xorbey | Medium
Eine gute Frage. Jedoch Frage ich mich immer, wenn unser Rentensystem dauerhaft funktionieren soll:
Wie viele Einwohner würden wir denn dafür brauchen? Wenn die Pyramide der Demographie immer erhalten bleiben soll, breiter Sockel unten, was wäre denn dann die richtige Geburtenrate?
Ich bin der Meinung, dieser Zug ist abgefahren. Deutschland wird ein Volk von ungefähr 80 Millionen Menschen. Und die Bevölkerungspyramide ist wohl zu einem gleichmäßigen Stamm geworden.
Und jetzt stellen wir uns das gleiche Bild vor, mit genügend Arbeitskräften, um das Rentensystem stabil zu halten.
Grob geschätzt, bräuchten wir pro Jahrgang von 0 bis 50 Jahren ca 400 000 mehr Menschen in Deutschland, 20 Millionen mehr. Dann würde die Alterspyramide immer noch keine Pyramide werden aber wenigstens wären die jungen Jahrgänge aufgefüllt.
Und aus diesem Grund halte ich den Plan eines zuziehens von Menschen von außerhalb für nicht umsetzbar. Vielmehr müssen wir uns überlegen, wie wir unsere alternde Bevölkerung und unseren Wohlstand auch weiterhin sichern, wenn Arbeitskräfte nicht im benötigten Umfang zur Verfügung stehen. KI, Roboter, etc.
Soweit ich das übverblicke würde diese Geburten das Problem verstärken und nicht abmildern. Die Boomer Generationen gehen in den nächsten 15+ Jahren in Rente, dadurch entstehen die fehlenden ca. 20 Millionen Einzahler in das Rentensystem (jedes Jahr scheiden ca. 300.000 Einzahler mehr aus als neue hinzu kommen).
Hat man nun auch noch einen Überschuss an Kindern in den nächsten 20 Jahren, müssen die ja auch „durchgefüttert“ werden. Der Zug ist vor 20+ Jahren abgefahren.
Deutschland braucht also jedes Jahr möglichst vollständige Einzahler in das aktuelle Rentensystem, oder einen anderen Plan wie man die Rente finanzieren will. Längere Lebensarbeitszeit ist eine offensichtliche wenn auch natürlich unpopuläre Lösung. Höhere Erträge aus Nicht-Erwerbsarbeit eine weitere (mir ist es immer noch unverständlich wieso Erträge aus Kapitalerträgen weniger hoch besteuert werden als Erträge durch Arbeit).
Nein, 60M. In Deutschland werden seit Jahren ca. 750.000 Menschen jährlich geboren. Das macht bei 80 Jahren Lebenserwartung ca. 60.000.000 Einwohner.
Eine Pyramide wollen wir auch nicht sein. Pyramide heißt, dass jedes Jahr ein konstanter Teil der Alterskohorte stirbt. Bei einer Lebenserwartung von 60 Jahren bedeutet es, dass mit 15 bereits 25% der Altersgenossen tot sind und mit 30 die Hälfte. Pyramiden gibt es nur in Entwicklungsländern, oder bei uns in der Vorkriegszeit.
Wir wollen lieber eine Wurst sein, keine Pyramide
Aber es erklärt nicht warum wir hier politisch nichts für Kinder tun. Ganztagsbetreuung ist das einzige was mir einfällt, ansonsten vergammeln hier die Schulen und schöne Spielplätze muss man mit dem Auto anfahren.
Schön dargestellt, danke.
Aber wenn wir eine Wurst sind, wie hoch wäre dann die Bevölkerungszahl?
Gibt es dazu Berechnungen oder Simulationen? Die 60 Millionen beziehen sich ja auf, wir machen weiter wie bisher. Wenn jetzt Netto 400T kommen und bleiben, wie viele wären wir dann - weiterhin konstant 80 Millionen?
Von mir aus dürfen die 400T gerne kommen, ich habe nur keine Vorstellung davon, was es für die Anzahl der hier lebenden Menschen bedeutet, daher die Fragen.
Schließlich geht es ja darum, ob ausreichend Infrastruktur vorhanden ist.
Ja, hier zum Beispiel. Das Ding ist viel besser als meine Daumenrechnung. Statt Geburten pro Jahr rechnet der mit Geburten pro Frau. Da kann man dann für Deutschland sehen, dass wir mit bestehenden 1.5 Geburten pro Frau beständig schrumpfen…
Die 750.000 Geburten pro Jahr, die ich angesetzt habe lassen sich ja nur halten, wenn die weniger werden Frauen mit jeder Generation mehr Kinder gebären.
Das macht es schon viel komplizierter. Laut dem Tool oben, sind wir wenn alles so läuft wie bisher im Jahr 2053, also in 30 Jahren auf 65 Millionen Einwohner geschrumpft:
Wenn wir also auch in 30 Jahren noch 80 Millionen Einwohner haben möchten, dann müssen in dem Zeitraum 15 Millionen Menschen (also 500k pro Jahr) zuwandern, oder hier zusätzlich von Zugewanderten geboren werden. Daher kommen vermutlich die 400k/a die man so aus den Medien kennt.
Um ehrlich zu sein, habe ich es selbst nicht so dramatisch gesehen, aber das heißt ja auch die ursprünglich von @CNentwich Frage hat doch mehr Brisanz als ich dachte.
Wie kann man die Geburtenrate in Deutschland erhöhen?
Würde ich nicht sagen, die drei Stellhebel sind ja bekannt:
Späterer Renteneintritt (oder auch Renteneintritt individuell nach 45 Beitragsjahren. Das führt dazu, dass Akademiker eher später gehen müssten)
Höhere Rentenbeiträge (hier ist noch viel Luft bei Selbstständigen und Angestellten mit höherem Gehalt)
Geringere Rente (denke, das ist bei dem sowieso schon niedrigen Rentenniveau nicht durchsetzbar)
Bonus-Hebel: Neben der Umlage auch einen Kapitalgedeckten Rententeil aufbauen. Das darf man nur nicht übertreiben, die Geschichte hat ja oft genug gezeigt, dass Kapital flüchtig ist.
Das ursprüngliche System der gesetzlichen Rentenversicherung baute auf dem Kapitaldeckungsverfahren auf, nach dem eine Ansparung der Rentenbeiträge erfolgte, die paritätisch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf Rentenkonten zu entrichten waren. Von kurzen Perioden abgesehen kam jedoch nie eine ausreichende Kapitaldeckung zustande. Insbesondere Inflation und die beiden Weltkriege machten den Versuch zunichte. Daher wurde das Rentensystem auch schon lange vor 1957 faktisch in einer Art Umlageverfahren betrieben. [Wikipedia]
Das mit der Wurst kann nicht wirklich funktionieren.
Einfach mal ein Leben aufteilen und durch rechnen:
Die ersten 20 Jahre kriegt man Geld von den Eltern.
Die nächsten 20 Jahre zahlt man an seine Kinder
Nochmal 20 Jahre Zahlt man die Rente der Eltern
Die letzen 20 Jahre bekommt man.
Macht bei überschlagen 80 Jahren Lebenserwartung die Notwendigkeit pro Person ein Kind zu bekommen und am Ende in den 40 Arbeitsjahren genug Geld für 2 Personen zu verdienen.
Dann kann man stabile Bevölkerung haben. Alles andere bedeutet Schneeball.
Du hast private Vorsorge vergessen, @Schorschie. Dieser Fakt scheint mir in Deutschland massiv untergegangen zu sein. Ein Teil kann sich private Vorsorge nicht leisten, geschenkt.
Aber es gibt in der Mittelschicht auch einige, die ihr Geld statt in private Vorsorge lieber in tolle Reisen, ein schönes Auto oder ähnliches stecken und sich dann im Alter wundern, warum das Geld nicht reicht.
Mir ist dabei egal, ob man Geld in die eigene Immobilie steckt (oder Anteile daran), in Unternehmen (Aktien und Fonds), ins Festgeld oder whatever. Hauptsache man legt auch ein bisschen zurück und verlässt sich nicht gänzlich auf die Gesellschaft, um dann über die geringe Rente zu schimpfen.
45 Jahre Rentenbeiträge zahlen (und von seinem Netto Kinder finanzieren),
15 Jahre Rentenbeiträge empfangen.
Macht ein Verhältnis von 3:1. Wenn jetzt jeder Rentner € 1.500,- im Monat bekommen soll, muss jeder Erwerbstätige € 500,- in die Kasse einzahlen.
Mit Mindestlohn gehen ca. € 360,- (12 * 160 * 18,6%) monatlich in die Rentenkasse.
Es sollte also eigentlich möglich sein, aber in Deutschland zahlen von den 44.9 Millionen Erwerbstätigen nur 32.9 Millionen in die gesetzliche Rentenkasse ein [BMAS].
Sobald jeder in die Rentenkasse einzahlt ist das Problem wesentlich kleiner.
Die 6 Millionen Baby-Boomer die die nächsten 15 Jahre Jahre „on top“ in Rente gehen müssen wir halt von Steuern querfinanzieren.
Um der Generationengerechtigkeit genüge zu tun sollten diese „on top“ Steuern bei wohlhabenden Rentner erhoben werden. Denn sie haben sich zum einen nicht um ihre Alterskohorte gekümmert und hinterlassen uns dankenswerterweise eine ausgelutschte Erde.
Mal eine andere Frage: wenn wir von einer gleichbleibenden Zahl Arbeitnehmer ausgehen (was bei einer sinkenden Geburtenrate wohl eher unwahrscheinlich ist), und dann versuchen Arbeitsplätze durch KI oder Automatisierung zu substituieren, woher kommen dann die Beiträge der weggefallenen menschlichen Arbeitsplätze?
Oder kompensiert sich das komplett?
Wenn jeder einzahlt, hat hinterher aber auch jeder Ansprüche. Ein finanzieller Vorteil für das System insgesamt ist also nur von kurzer Dauer; man verlagert das Problem eher, in der Hoffnung bis dahin eine bessere Idee zu haben.
Das läuft wie immer, wenn Maschinen Teile der Produktion übernehmen. Die Gewinne landen bei der Unternehmerin, die das eigentliche Risiko trägt. Dass der durch Maschinen substituierte Arbeitsplatz nun analog zur Arbeit besteuert werden würde, ist nicht zu sehen.
Da ist nicht viel Luft, weil die Rente eine Versicherung ist. Das ist auch schon gerichtlich entschieden. Die Beiträge können nicht viel höher steigen. Das gilt auch für die Arbeitslosen und Pflegeversicherung.
Das Kindergeld in Deutschand ist schon sehr hoch im Vergleich zu anderen EU Ländern oder den USA. D.h. kein Effekt
Bessere Kinderbetreuung ist wohl der Schlüssel, wie man in Frankreich, Skandianvien und den Niederlanden sieht.
Keine Karriere ohne Kinder, wie soll das funktionieren?
Höhere Steuern für Kinderlose gibt es schon, denn die kinderlose haben keine Freibeträge.
Ich glaube, dass die Kinderbetreuung, auch bei Krankheit der Kinder der Schlüssel schlecht hin ist. Dann kann Frau und Mann weiter beruflich Tätig sein und die Kinder sind gut versorgt.