LdN329 und die Freude an steigenden Preisen

Es ist keine Dichotomie. Denn das würde bedeuten, dass mehr Generationengerechtigkeit automatisch weniger soziale Ungleichheit bedeutet und umgekehrt. Das ist aber nicht der Fall. Fakt ist (wie vorhin ausgeführt), dass sowohl der Klimawandel selbst als auch viele derzeitige Versuche, ihn zu verzögern, soziale Ungleichheit eher vergrößern als verkleinern.
Auch (zukünftigte) Staatsschulden wirken sich je nach sozialer Lage sehr unterschiedlich aus. Aktuell werden z. B. Bibliotheken und Schwimmbäder geschlossen, u. a. mit Verweis auf die teuren Coronamaßnahmen. Die einen verdienen genug Geld, um sich Bücher und Schwimmbad auch privat leisten zu können - die anderen können dann halt im Zweifelsfall weniger lesen und schwimmen.

Ernsthaft jetzt? Da plant ein Minister, dessen Partei in bestimmten Kreisen eh schon als „Verbotspartei“ verschien ist, ein Gesetz, das im Wesentlichen mit Verboten agiert, ohne zeitgleich ein überzeugendes Konzept zumindest für die Abfederung der sozialen Folgen dieser Verbote zu haben und Schuld ist die böse Springerpresse, weil sie darüber berichtet?

Natürlich ist das Ziel nicht überraschend. Aber die Kombination aus jahrzehntelangem Laissez-faire und der plötzlichen Brechstange (die ja auch nur sehr punktuell angelegt wird) ist eben alles andere als überzeugende Politik. Zeitnot war noch nie ein guter Indikator für die Qualität politischer Maßnahmen. Dem Klima nützt es natürlich nichts, die Versäumnisse der letzten 50 Jahre zu kritisieren, aber es wäre wenigstens ehrlich.

Zu sagen, dass es anders als mit der Brechstange leider nicht mehr geht, weil man es zu lange verbaselt hat, ist doch argumentativ lediglich eine Neuauflage von „There is no alternative“. Wenn die Maßnahmen, die so begründet werden, tatsächlich etwas grundlegend ändern würden, könnte ich das ja vielleicht noch einsehen, aber wenn es lediglich kosmetische Änderungen sind (wie bei der Umstellung von Verbrennern auf E-Autos bei Beibehaltung aller Probleme, die Autos, Autolobby und globale Handelsstrukturen so mit sich bringen), finde ich das einfach unglaubwürdig. Deshalb sind die grundsätzlichen Einwände von Bedeutung, auch wenn einem nicht sofort eine patente Lösung dafür einfällt.

3 „Gefällt mir“

Wenn der Staat heute Mittel aufwendet, um soziale Ungleichheit zu vermindern, die er nicht aus laufenden Einnahmen finanzieren kann (was ich für politisch nicht durchsetzbar hielte: Steuererhöhung, und zwar vorwiegend bei denen, die höhere Steuern noch tragen können), muss er diese Mittel am Kapitalmarkt aufnehmen. Schulden sind eine Last zukünftiger Generationen.

Also, man kann Herrn Habeck nun wirklich schlecht zum Vorwurf, dass er das nicht gemacht hätte.

Und woher weißt Du, dass er das nicht hatte? Die Federführung für diesen Teil liegt aber meines Wissens beim Finanzministerium.

[auf Bitten gelöscht]

Ich sehe weder den Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektroauto noch den Umstieg von fossile auf erneuerbare Energieträger bei neuen Heizungen als „kosmetisch“. Und dass die Regierung nicht innerhalb von weniger als 2 Jahren auch noch alle anderen nationalen und internationalen Probleme gelöst hat, kann ich ihr vorübergehend nachsehen /IronieEnde.

Ich kenne in der Tat keine Alternative, wie wir die (wenn ich mich recht erinnere) 30% Emissionen durch die Gebäude bis 2035 einsparen können, ohne den Einbau von fossilen Heizungen, die dann noch 30 Jahre emitieren, lieber früher als später zu stoppen

1 „Gefällt mir“

Sorry aber das ist nicht richtig… Es wurden eine Vielzahl von Maßnahmen in den Letzten 30 Jahren auf den Weg gebracht gerade im Privaten Bereich sind die Vorgaben zur energetischen Sanierung enorm. Ich war selber dabei und betroffen. Die Umstellung auf Brennwerttechnik und Niedertemperaturkessel, Demontage von Nachtspeicheröfen und Gas statt Öl war die Devise. Es gab vernünftige Luft Wasser Wärmepumpen nicht vor 20 Jahren also was hätten die Menschen tun sollen?

Wenn ich die Bilanz an CO2 betrachte, sollte man m.E. viele andere Baustellen zu erst in Angriff nehmen. Größter Faktor ist dabei die Energieerzeugung.
Dann sind wir wieder beim Strom und ggf. auch bei Kernkraft.
Aber die Idee von Wärmewende in Privathäusern in 10-20 Jahren ist utopisch und unrealistisch. Und wenn die ersten Menschen blaue Lippen auf dem Sofa haben, weil Sie das Geld nicht auftreiben können (hättest du ja wissen müssen nach dem Club of Rom geschenkt) um Energie zu Bezahlen, exportiert diese Gesellschaft

2 „Gefällt mir“

Wenn ein Staat aus politischen Gründen darauf verzichtet, die Besteuerung derjenigen zu erhöhen, die es sich am besten leisten können, hat das aber nichts mit einer angeblichen Dichotomie zwischen Generationengerechtigkeit und sozialer Ungleichheit zu tun, sondern bestätigt eher meine These einer systematischen Vergrößerung Letzerer auch im Zuge von Klimaschutzmaßnahmen.

Als Ingenieur würde ich vorschlagen, dass wir dort ansetzen wo die Hebel am größten Sind. Wird heute vor allem in China oder den USA emmitiert, sollten auch wir in Partnerschaften gezielt dort emmisionssenkende Technologien ausbauen. Außerdem sollte sich aktuell nicht jeder Hausbesitzer eine Mini-PV Anlage aufs Dach stellen oder eine Wärmepumpe installieren. Personelle und materielle Kapazitäten sind viel besser in der Sanierung von Mehrfamilienhäusern eingesetzt.

Auch muss man überlegen wie man DesertTec wiederbelebt. Das Potenzial dort ist viel größer als PV im wesentlich trüberen Deutschland.

Die Transformation der Energiewirtschaft sollte besser in größeren Rahmen gedacht werden, nicht immer nur national.

3 „Gefällt mir“

[gelöscht].
Ich bevorzuge ich einen Austausch von Argumenten, anstatt sich einzelne Formulierungen aus Sätzen herauszupicken und diese mutwillig umzuinterpretieren. Daran muss ich mich auch selber halten.

1 „Gefällt mir“

Über die Kommunikation der aktuellen Regierung sind wir glaube ich einig, dass sie dem Ziel nicht zuträglich ist. Hier bleibt viel zerstörtes Vertrauen zurück.

Was die Heizungsdebatte angeht ist der Entwurf nur dummerweise wohl recht durchgestochen worden. Abgesehen davon stand da eigentlich nichts neues drinnen, was nicht vorher schon diskutiert wurde und auch im Koalitionsvertrag steht. Man hätte also auch da wissen können, was auf einen zukommt.

Das es nun ein Jahr früher kommt als damals gesagt ist aus meiner Sicht unglücklich. Hier kann man den Grünen wahrscheinlich vorwerfen, dass sie da die Chance gesehen haben Verfehlungen in einzelnen Sektoren anzugehen, obwohl die direkt verantwortlichen Koalitionspartner gebremst haben ohne an deren mögliches Handeln zu denken. Hier wäre es politisch wohl besser gewesen beim eigentlichen Plan zu bleiben und zu sagen wir setzen unseren Vertrag nur um. Das sie dabei doe sozialen Folgen immer erst später hinzu- und nicht gleich mitdenken ist sicherlich auch zu kritisieren. Aber da es eben noch keine finale Beschlussvorlage war, sehe ich das hier noch nicht so dramatisch. Besser wäre gewesen, dass erst mal im Kreis der Koalition zu regeln und nicht das Theater in den Medien zu spielen.

2 „Gefällt mir“

Alles richtig. Aber leider fast alles sehr dicke Bretter, die z.T. sehr zeitintenstiv sind - beileibe keine „low hanging fruit“. Und die ja durch die jetzt ergriffenen Maßnahmen keinewegs ausgeschlossen sind:

Bis auf …

Fotovoltaik und Wärmepumpen installieren andere Handwerker als Dämmung, Fenster, Dach und sonstige Gewerke zur Energiesanierung.

Wie zuvor erwähnt: Jede jetzt neu installierte Gasbrennwertheizung emittiert noch 30 Jahre lang Treibhausgase (es sei denn, man glaubt daran, dass innerhalb weniger Jahre alle Gasleitungen nur noch Wasserstoff transportieren und wir H2-ready-Geräte installieren).

Alles in allem meine ich: Das eine tun, ohne das andere zu lassen!

1 „Gefällt mir“

… ich würde wirklich zu gern wissen, ob wir diese spannungsgeladene Diskussion in einem Sommer 2023 führen würden, in dem auch in Deutschland wieder Dürre zu Ernteeinbrüche führen, die Seniorensterblichkeit aufgrund überdurchschnittlich vieler Hitzetage steigt, große Waldflächen in Brandenburg, Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, Sibirien, Australien, Kalifornien etc. lichterloh brennen und dann tagelanger Starkregen zu massiven Zerstörungen infolge von Überschwemmungen führt …

2 „Gefällt mir“

Dir ist schon bewusst welchen Anteil der Gebäudesektor durch den Wärmebedarf hat? Laut BDEW ca. 18% (Zahl der Woche / Fast ein Fünftel aller CO2-Emissionen in Deutschland… | BDEW). Aufgrund der langen Lebensdauer muss da spätestens jetzt angefangen werden konsequent umzustellen. Sonst sind in 2045 weiter massiv Gasheizungen im Einsatz.

Vor 20 Jahren ist das auch etwas anderes als heute. Und mir geht es zum einen um den Tausch heute und um Dinge, die spätestens mit Paris 2015 allen hätten klar sein sollen. Paris deshalb weil Deutschland da einen Vertrag unterschrieben hat. Damit war spätestens klar wohin es gehen muss und, dass entsprechend kurzfristiges Handeln später Konsequenzen haben kann. Das mag im Einzelfall sehr tragisch sein, aber kann nicht überraschend kommen. Hier fordere ich eben von der Regierung unterstützende Maßnahmen, dass es gelingen kann (die letzten haben es ja eher komplett versäumt).

3 „Gefällt mir“

Ich zieh mich hier erst mal zurück. Ich habe einfach keine Lust mehr auf Beiträge, die ständig suggerieren, dass sich nicht für den Klimawandel interessiert, wer den aktuellen Aktionismus der Bundesregierung kritisiert. Von dieser Art „Argumentation“ hatte ich in den letzten drei Jahren schon mehr als genug.

6 „Gefällt mir“

Hmm da hast du mich falsch verstanden. Eine PV Anlage auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses ist effizienter als eine auf dem Einfamilienhaus. Denn für den Installateur entfällt eine Menge Overhead, der pro Haus entsteht. Beispiele wären die Einrüstung, Installation von Wechselrichtern usw. usf… Auch Batterien können auf dem MFH kleiner ausfallen oder sogar ganz entfallen, schließlich ist fast immer ein Verbraucher da.

Aber auch die von dir thematisierte energetische Sanierung ist am MFH effizienter, denn das Verhältnis Gebäudehülle zu Wohnfläche (oder Volumen) ist aus geometrischen Gründen viel geringer. Das heißt, es wird pro Familie oder pro 80m2 Sanierung weniger Material und manpower verbraucht.

2 „Gefällt mir“

…ich habe nicht gesagt der Sektor ist klein sondern es ist nicht der größte Hebel. Ich will jetzt keine Kernkraftdebatte oder Anti-Windkraft Lobbydebatte anstoßen. Wir müssen die Verträge einhalten fertig.
Ich sehe den Lösungsansatz aber auch in länderübergreifenden Kooperationen.
Jetzt auf 2015 zu verweisen und das als Stunde null für Eigenheimbesitzer heranzuziehen ist nicht ok.
Es leben immerhin auch 3 Millionen Menschen mehr in Deutschland (2015 zu 2023) die wollen alle Heizen, Autofahren und verbrauchen CO2.
Wohnen ist schon immer emotional aufgeladen gewesen und das sieht man an der Diskussion

…Mann kann ohne Probleme (billigen Strom vorausgesetzt) Gas durch Strom ersetzen und aus der Heizung einen Durchlauferhitzer machen. Dahin wäre Gas (mit H2 Beimischung <20% denkbar wenn man H2 überhaupt in der nächsten Zeit bekommt). 5.5 Millionen Ölheizungen durch Gas zu ersetzen wäre auch für einen Übergang denkbar.
Sind ja alles nur Ideen. Aber mit Kohlekraftwerken Wärmepumpen zu betreiben ist nicht sexy…

Dumme Frage: Wie funktionieren eigentlich Wärmepumpen bei städtischen Mehrfamilienhäusern? Jeder eine auf dem Balkon? Eine große im Hof?

Nur, dass wir es uns nicht leisten sollten bei der Wärme deshalb weiterhin quasi keine Fortschritte zu erzielen. Dein Kommentar ließt sich so, als ob wir erst mal den Stromsektor anfassen sollten, bevor der Rest dran kommen kann. Das geht parallel und wäre mit einer Wärmepumpe schon jetzt besser als Gas zu verbrennen. Es ist zum einen ja nicht so, dass wir nur Kohle verbrennen würden, sondern eben die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Über die Zeit bis 2045 gesehen schneidet so die strombasierte Lösung wesentlich besser ab, als weiter auf Gas zu setzen.

Deshalb sehe ich deine Vorschlag auch sehr kritisch:

Die setzt zum einen auf eine hypothetische Lösung Wasserstoff. Wo du fairerweise selber sagst, dass es unklar ist, ob der kommen würde. Aktuell wäre das aber nur ein weiteres grün labeln, um erst mal nichts wesentliches zu verändern. Auch Öl durch Gas zu ersetzen ist, wenn man es jetzt ohnehin anfassen muss viel zu kurzfristig gedacht und eben langfristig eher ein lock-in als eine Wärmewende.

Aber da es eine Alternative sein könnte und es auch hier schon mehrfach diskutiert wurde. Wir können gerne auf Wasserstoff als breite Defossilisierungsoption in der Wärme setzen. Nur, dann sind bitte auch die Nachteile (und neben der Verfügbarkeit eben vor allem hohe Kosten des Energieträgers gegenüber Strom) klar benennen.

Nur, dass dafür dann wesentlich mehr erneuerbare Kapazitäten notwendig sind, weil der Wirkungsgrad geringer ist. Und von jetzt auf gleich wird das auch nicht gehen. Wieso also nicht eben schon jetzt anfangen Dinge, die ohnehin getauscht werden müssen entsprechend umzustellen?

1 „Gefällt mir“

Was wäre denn ok, ab wann Immobilienbesitzende mit einer Wertminderung durch zukünftige Klimaschutzmaßnahmen rechnen und diese einpreisen müssen? Ich finde ein international vertragliches Dokument da einen guten Punkt. Du sagst ja selber, das der Vertrag eingehalten werden soll. Ich verstehe die Emotionen um das Thema, gerade weil es bei vielen auch um die Altersvorsorge geht, aber rational betrachtet hätten Maßnahmen, die dazu führen, dass mit dem Immobilie keine Emissionen ausgestoßen werden irgendwann bei einer Risikobewertung mit berücksichtigt werden müssen. Das ist nur eben zu lange und sehr gerne, weil bequem, verdrängt worden.

1 „Gefällt mir“

Ja und?

Wenn du dir ein Bestandshaus kaufst musst du immer Renovierung/Sanierung und Umbau mit kalkulieren.

Da sind jetzt halt nur ein paar neue Punkte aktueller geworden.

Zumal Außendämmung oder Dämmung allgemein ja nun nichts neues ist. War halt nur nicht so wichtig als Gas noch so schön billig war, dass man sich um Wärmeverluste keinen Kopf gemacht hat.

Den finde ich immer gut. Ich Frage mich ja wie diese Leute ihr Haus aufessen wollen ^^

Viele hängen halt dem Irrglauben an, dass man durch das Haus keine Miete zahlen muss.

Das stimmt aber eben nur bedingt. Das was man als Kaltmiete zahlt muss man in’s Haus investieren. Macht man das nicht (weil „mietfrei“) sinkt der Wert des Hauses.

1 „Gefällt mir“