Ich verstehe, wie du das meinst, denke jedoch, dass du einige logische Fehlschlüsse begehst.
Ja, der Weg der Wissenschaft ist geprägt von vielen falschen bzw. ungenauen Theorien, die im Laufe der Zeit immer weiter aussortiert oder verbessert werden, bis irgendwann kaum noch Zweifel an der Richtigkeit bleiben.
In dem Moment jedoch, in dem ein weitgehender „wissenschaftlicher Konsens“ vorliegt, liegt in der Regel eine Situation vor, in der die Zweifel schon relativ gering sind. Natürlich gibt es auch immer wieder mal einen wissenschaftlichen Konsens, der durch neue Forschung durchbrochen wird, aber das ändert wenig daran, dass der wissenschaftliche Konsens, der zur Zeit herrscht, bis zum Zeitpunkt, zu dem entweder signifikante Zweifel an seiner Richtigkeit auftauchen oder er gar widerlegt wurde, immer noch die beste Handlungsanweisung für politische Entscheidungen bietet.
Der wissenschaftliche Konsens ist daher kein „Totschlagargument“, aber ein sehr starkes Argument. Natürlich ist es nicht verboten, den wissenschaftlichen Konsens anzuzweifeln oder gar anzugreifen, aber dazu bedarf es guter Argumente, wenn man sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben will. Denn wer ohne selbst maßgeblicher Experte zu sein meint, sich über die aktuelle wissenschaftliche Mehrheitsmeinung in einer Frage stellen zu können, sollte überlegen, wie er seine Meinung rechtfertigt. Und ja, es ist auch nicht ausgeschlossen, dass ein Nicht-Experte es schafft, einen wissenschaftlichen Konsens zu durchbrechen, aber die Wahrscheinlichkeit liegt im Bereich von eins zu einer Million, daher: 99,99999% aller Nicht-Experten, die (ohne hinreichende Rückendeckung durch einen neuen Forschungsstand) gegen den wissenschaftlichen Konsens argumentieren, liegen schlicht falsch. Deshalb ist der wissenschaftliche Konsens so ein starkes Argument.
TL;DR:
Die Wissenschaft ist nicht unfehlbar und ständig im Wandel, aber aus der Fehlbarkeit und Weiterentwicklung der Wissenschaft abzuleiten, dass der gegenwärtige wissenschaftliche Konsens kein starkes Argument (für etwaige Handlungen) sei, ist ein logischer Fehlschluss.