LdN326 - Gender pay Gap / Gleiche Bezahlung von Männern und Frauen

Ist beides, du kannst auch die Gehälter in einer Firma pro Position vergleichen (klar, je mehr Mitarbeitys die Firma hat, desto größer meist die Anzahl der Meldungen)

Ich finde diese Diskussion fast schon unerträglich. Mehr oder weniger alte mehr oder weniger weiße menschen versuchen anhand irgendwelcher Zahlen Gründe dafür zu finden dass wir kein Problem haben. „Gehen sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen“
Ich habe nie verstanden warum wir einen bereinigten Gender Pay Gap brauchen. Wir müssen einfach mal akzeptieren, dass die Mehrheit der Frauen in ihrem leben weniger Geld verdient, eine kleinere Rente bekommt und finanziell abhängig ist. Das ist unfair und wird dadurch nicht fairer wenn wir Ausreden dafür finden. Wir müssen aufhören, die Gründe wegzudiskutieren sondern zu identifizierenund Maßnahmen zu finden wie wir den unbereinigten Gender Pay Gap bekämpfen bevor wir den bereinigten angehen (falls das dann noch nötig ist).

Die Gründe liegen ja auf der Hand (und können meiner Meinung nach auch nicht in Zahlen gefasst werden):

  • Rollenbild: die Frau ist eine Rabenmutter, wenn sie, statt sich um das kind zu kümmern, arbeitet und der Vater ist ein schlechtes Familienoberhaupt, wenn er nicht genug Geld ranschafft. Dazu gehört der (eigene) Wunsch „Mami“ zu sein, wie auch der, „Beschützer“ sein zu können. Die Frau muss nicht viel Geld verdienen (wie zB als Hausfrau) und der Mann wird stark unter Druck gesetzt. Abweichende Selbstbilder führen häufig zu Minderwertigkeitsgefühlen. Ja, wir entscheiden uns freiwillig, in diese Rollenbilder zu passen, weil sie ja auch sonst zu unserem ganzen Leben passen.
  • Elternzeit: ja, Männer können keine Kinder bekommen. Aber es heißt ja nicht, dass Männer nicht auch gerne zeit mit ihrem kind verbringen wollen und nicht auch gerne die Auszeit vom Job haben wollen. Aber dank Verdienstdruck und Rollenbild, geht einfach immer noch viel häufiger die Frau aus ihrem job raus und in eine Lebenslauflücke rein. Sie verpasst die 30er, die entscheidend für die Karriere sind oder fährt mit angezogener handbremse, weil wenigstens der Mann Karriere macht und Geld nach hause bringt, während sie halbtags arbeitet und den rest des Tages kostenlos die Erziehung übernimmt. Zudem sind Frauen in den 20/30ern sowieso häufig am ende der Karriereleiter angelangt.
  • Sozialisierung: von uns wird erwartet, dass wir Frauen „mehr so die sozialen“ Menschen sind, dass wir uns gerne um menschen/kinder kümmern, emotional, kommunikativ und nett sind. Selbsterfüllende Prophezeiung. Du kannst in dieser Gesellschaft nicht aufwachsen und nicht denken, dass du diese Eigenschaften nicht zumindest mehr als Männer hättest. Das ist Erziehung, aber keine Genetik. Die Fähigkeiten, die Frauen zugeschrieben werden, führen zu schlechter bezahlten Jobs, nicht nur Kindergärtnerinnen und Friseurinnen, sondern auch soziale Arbeit, Design und Marketing.
  • Karriereentwicklung: die gleichen zugeschriebenen Merkmale lassen uns in Verhandlugsgesprächen schlechter abschneiden, in Alphatier-Runden verzweifeln, schlechter im Vergleich zu Mitbewerbern abschneiden etc. Ja, es ist tatsächlich so: ich habe keinen Bock auf einen Job in der Führungsebene. Nicht, weil ich keine lust habe, hart zu arbeiten, Risiken und Verantwortung einzugehen und zeit zu opfern. Das wäre es mir wirklich wert. Sondern weil ich das Hierarchie gehabe der Männer (arbeite in einer männerdomäne) am Anfang eines jeden meetings nicht ertrage, weil ich keinen Fürsprecher habe, sondern mich jeder ständig verunsichert. Weil ich „unkonventionell“ bin. Weil von mir erwartet wird, ständig sozial integrativ zu sein und ich gleichzeitig viel härter arbeiten muss als meine männlichen kollegen um für voll genommen zu werden. Weil ich mich nicht durchsetzen kann. Weil ich mich in den Männerrunden ab einem gewissen level super unwohl fühle. Weil es Männer deutlich besser schaffen, selbstsicher zu sein bei vollkommener Ahnungslosigkeit. Weil ich mich fühle als würde ich da nicht reinpassen und als würde ich das alles nicht können. Weil die Karrierewelt ganz einfach gesagt eine Männerwelt ist. Ich will das Männern gar nicht vorwerfen, ich hätte nur gerne mehr Frauen in diesen Kreisen und glaube es würde deutlich effizienter dadurch werden.
3 „Gefällt mir“

Und weil ich kein Fan von LdN wäre wenn ich nicht auch konstruktiven Journalismus gut fände, hier auch noch ein paar Maßnahmen, wie man die Ursachen angehen könnte.
Spoiler: ich erwarte nicht, dass ihr auf 3,5% eures Gehalts verzichtet und wenn ihr euch fragt „was kann ich denn dafür?“: wenn du kein Politiker bist, nichts (außer die richtigen Politiker zu wählen). Nur den letzten Punkt…
Klar, die Ursachen löst man nicht über Nacht. Manche Ursachen lösen wir vielleicht nie, aber wenn wir mal irgendwo anfangen wollen, dann wären hier mal einige mögliche Maßnahmen:

  • geschlechtergerechte Bildung, getrennte Klassen, überarbeitete Konzepte des Schulfachs Mathe/physik
  • Gendern. Kinder müssen mitbekommen, dass es etwas ganz selbstverständliches ist, dass es Ingeneurinnen und Sekretäre gibt.
  • Frauenquoten. Klar, heute unfair. Aber lieber habe ich in meiner Managerrunde zur hälfte unfähige Frauen als 50% unfähige Männer und 50% fähige Männer . (Überraschung: die kommen da ganz häufig auch nicht über Kompetenz rein. Meistens sind ja auch kicht alle Frauen unfähig, die es bis dahin schaffen) Wie soll sich denn das Rollenbild und die Sozialisierung verändern, wenn es so unglaublich abwegig ist, dass Frauen in der Berufswelt präsent sind?
  • zB Prämien für Mädchen nach dem ersten Semester/Ausbildungsjahr in einem MINT fach / Ausbildungsberuf
  • Innovative Elterngeld Konzepte: 9 Monate Verdienstausfall komplett erstatten (auch ein hoher), weitere 9 Monate wenn man die zeit gleich aufteilt. Wir haben schon schlechtere Investitionen gemacht als in den Nachwuchs gut verdienender Eltern. Wenn es normal wird, dass auch Väter aussteigen, haben wir wieder irgendwie einen fairen Arbeitsmarkt und Frauen sind nicht automatisch die einzigen die „wahrscheinlich auch bald erstmal weg sind“
  • mehr Rechte und Angebote für Männer wenn es um Elternzeit und care arbeit geht.
  • Awareness und Einsicht, dass das alles nur in unserem Kopf ist. Keine Frau kommt als Kindergärtnerin zur welt. Wir formen Mädchen und Jungen zu dem, was sie werden, indem wir ihnen Bilder von Berufen vermitteln und Bilder von Frauen und Männern. Ein Mädchen mit einem Einser Abi schafft definitiv ein Informatik Studium und kann damit wunderbar einen gut bezahlten sozialen und kreativen Beruf ergreifen. Wenn Mädchen einen Beruf „uninteressant finden“, finden sie in den meisten Fällen nur uninteressant, was männliche Vertreter ihnen vom Beruf erzählen. Ingenieursberufe sind nicht im Keller sitzen und mit niemandem sprechen. Um Mädchen einen Zugang zur Technik zu ermöglichen, brauchen wir nicht mit dem gleichen Bild von Technik zu kommen, was seit Jahrzehnten zu einer Frauenquote von 10% geführt hat. Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das auch anders aussehen kann

Sorry wurde lang. Lag mir aber am Herzen. Insbesondere beim geneigten und gebildeten Publikum der LdN. Ich wollte das mal formuliert haben, weil ich die Hoffnung habe, bei manchen ist es wirklich nur Unwissenheit…

2 „Gefällt mir“

Wie kommst Du darauf, dass internalisierte Misogynie (oder von mir aus auch, wie Du sie gerne nennst: Mysogenie) nur in Gesellschaften vorkommt, in der sie auch prävalent ist? Das klingt stark nach pseudowissenschaftliche Generalisierung?

Was bitte für eine Schuldumkehr unterstellst Du? Die letzten unerklärten 6 % des GPG sind, wie gesagt, unerklärt. Wenn es einen Schuldigen gäbe, könnte man ihn ausmachen. Ergo gibt es auch keine Schuldumkehr.
Ich habe lediglich angemerkt das intrinsiche Misogynie ein Teil der Antwort sein könnte:

Ich finde übrigens deine passive Aggressivität, mit der Du mir und @Tris hier Frauenfeindlichkeit unterstellst unterstes Niveau und für dieses Forum nicht angemessen. Bitte bleibe Sachlich!

2 „Gefällt mir“

Der bereinigte Gender Pay Gap im Vergleich zum unbereinigten hilft genau, diese Gründe zu identifizieren und zu quantifizieren:

Mehr als die Hälfte des Einkommensunterschieds ist durch Berufswahl, Teilzeit etc. begründet, der Rest durch schlechtere Bezahlung bei gleicher Arbeit. Das hier diskutierte Gesetz wird also „nur“ die 7%-Lücke schließen können - wenn überhaupt. Für den Rest brauchen wir andere Maßnahmen.

Deshalb brauchen wir beide Zahlen.

8 „Gefällt mir“

Ich weiß. Und meine Aussage war, dass auch die 7% am Ende nur eine Folge davon sind, dass die Karrierewelt eine Männerwelt ist und dass diese Baustellen Berufswahl, Teilzeit… hauptverantwortlich dafür sind und deswegen untrennbar davon.

Sehr schön formuliert. Wenn man allein bedenkt, welchen wirtschaftlichen Schaden diese Tatsache mit sich bringt, wird der Wert von mehr Diversität schnell deutlich.

Hehe es gehört schon bissle chruzpe dazu erst konsequent Software mit Verzerrung zu verwechseln und sich dann über schlechte Rechtschreibung lustig zu machen ;). Zu mal ich mich oben bewusst nicht über deine Verwechslung lustig gemacht sondern nachgefragt habe. Die Mischung aus Überheblich- und Kleinlichkeit erweckt bei mir jetzt nicht den eindrück ich müsste deinen civility Verweis ernstnehmen. Gerade auch das tone policing passt hier perfekt. Man stellt steile Thesen mithilfe leerer Signifikanten auf die mehr Polemik denn Argumentation sind, bekommt gegenwind und beschwert sich dann über die Intensivität der Replik. Du hättest dich differenzierter ausdrücken und damit eine Diskussion einleiten können aber du hast mit deinem Stil die Debatte gewählt.

Ich werfe dir Intension vor nicht @Tris und auch nicht direkten Frauenhass sondern das bestreiten der (relevanten) Existenz von Misogynie. Das macht einen Unterschied in seiner Funktion, direkter Frauenhass ist offen reaktionär, während das Bestreiten der Verteidigung des Status quo dient (gibt sogar nen Bias dazu :wink: ). Tris hat seine Erfahrung dargestellt und nicht ausreichend eingeordnet was problematisch ist, aber eben kein intensionaler Versuch zum einen den GPG kleinzureden und zum anderen Frauen anzulasten. Die Umkehr in der Attribution ergibt sich aus dem einseitigen schweigen im Bezug auf die eine Gruppe und das betonen der Probleme in der anderen.

Der unerklärte Teil dient nicht dazu einen „Schuldigen“ zu finden, niemand der zu dem Thema forscht sucht nach Schuldigen… es geht um strukturelle Aspekte, welche du jedoch als zu vage oder Bias negierst, zumindest wenn es nicht um Frauen geht.

Wenn du postulieren willst das internaliserte Misogynie und Misogynie getrennt von einander sind musst du erklären wo erstere denn herkommt. Zu argumentieren das internalsierte Misogynie ein Produkt einer patrichalen Struktur ist die sowohl Männer als auch Frauen prägt ist in sich konsistent, weil es auf der selben genderten Sozialisation und Struktur beruht zu der es schon Forschung gibt. Die Aspaltung beider Phänome würde allerdings eine Besonderheit von Frauen bedingen, welche diese erzeugt ohne Misogynie in der Gesellschaft zu fördern. Also worin besteht deiner Meinung nach diese Besonderheit ?

Btw „pseudowissenschaftliche Generalisierung“… Wir sind hier in einem Forum da geht es um die Konsistenz der Argumente und auf Wissenschaftlichkeit kannst du ich hier nicht zurückziehen, da du die Wissenschaften über deren Konzepte hier diskutiert wird rundheraus ablehnst. Misogynie ist kein Begriff der Chemie :wink:
Eine Generalisierung ist das auch nicht, da ich auf gesellschaftliche Dynamiken verweise. Wie diese sich konkret innerhalb der einzelnen Individuen ausprägen ist eine andere Sache. Der völlig unironsiche Vorwurf einer unangebrachten Generalisierung ist beachtlich, wenn man bedenkt wie stark du internalisierte Misogynie verallgemeinerst…