LdN325 Gebäudeenergiegesetz und E-Heizöl

Über solche „All-Inklusive-Mieten“ (und andere Modelle um eine PV-Anlage zu refinanzieren) habe ich durchaus schon mit ihr gesprochen - aber das ist ja, wie aus dem Beitrag hervorgeht, eher was für Wohnungsbaugesellschaften, nicht für eine 70jährige Frau, die ihr Elternhaus an eine Familie vermietet (und sich überdies mit der Materie nicht wirklich auskennt).

Und natürlich ist davon auszugehen, dass Öl und Gas in Zukunft teurer werden und eine Wärmepumpe auch substanziell den Gebäudewert steigert - das ist alles richtig. Es ist ja auch nicht so, dass sie nicht bereit wäre, Mehrkosten im Vergleich zur fossilen Heizung in Kauf zu nehmen. Aber halt nicht das drei bis vierfache…

Im Moment hab ich ihr empfohlen zweigleisig zu fahren. Angebote für Gasheizungen einholen (ein Gasanschluss ist nämlich im Haus), aber noch nichts beauftragen. Und abwarten, was aus der von Habeck angekündigten Neuausrichtung der BEG-Förderung wird. Aber im Moment neige ich in Ihrem Fall eher zu einer Gastherme.

Wie bereits gesagt - in meinem eigenen Haus wird in wenigen Wochen eine Wärmepumpe installiert. Aber das ist halt auch eine ganz andere Ausgangslage…

Der Umbau des Gasnetzes auf H2 stellt ein großes (Henne-Ei-)Problem dar. Dass das klappen würde, müssten erst alle angeschlossenen Heizungen im betrachteten Gebiet H2 fähig sein und das Netz auf H2 gebaut werden, davor kann kein reines H2 verwendet werden. D.h. man hat zunächst sowohl auf Verbraucher als auch auf Netzbetreiberseite erst einmal die Kosten für den Aus/Umbau ohne irgendwelche Vorteile durch (hoffentlich dann billigeres) H2.
Der Umbau auf Wärmepumpen kann granular erfolgen und das Stromnetz homogen mitwachsen. Die Überbrückung der EE Engpässe kann dann auch Netzebene realisiert werden, ggf auch mitunter durch Power to X (wie bspw Elektrolyse-Brennstoffzelle).
Abgesehen davon, dass das deutlich effizienter ist, hat man dann keine Technologie lock-in. Ob der Strom direkt vom Windrad, aus einem Akkupack oder einer großen Brennstoffzelle kommt ist der Wärmepumpe egal. Die Wasserstoff Gasheizung geht nur mit H2 und ist in ihrer Effizienz mindestens durch den Wirkungsgrad der Wasserstoffherstellung hart begrenzt.
Das Umsetzen der chemisch gespeicherten Energie in Wärmeenergie ist logischerweise auf 100% der eingebrachten Energie begrenzt. Das ist für H2, Synthetisches Methan, E-Öl und alle synthetischen Brennstoffe der Fall. Eine Wärmepumpe hingegen transportiert mehr Wärme ins Haus als sie selbst verbraucht. Geht man also von 1 kWh erneuerbarem Strom als Ausgangsgröße aus, wird man durch das Verbrennen jeglicher E-Fuels usw. niemals über 1 kWh Wärme in sein Haus bekommen. Wärmepumpen sind also jetzt schon mit Leistungszahlen bis ca. 4 effizienter als es E-Fuels und co je sein könnten.

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Das sind aberwitzige Preise. Um einen Eindruck zu bekommen, was die Technik selbst kostet, schau einmal hier: Zu den Kompakt-Wärmepumpen | Kompakt Wärmepumpen | Wärmepumpen | Breeze24.com
(Da gäbe es auch einen bundesweiten Montageservice.)

Und bevor man Heizkörper austauscht, kann man sie zunächst einmal für kleines Geld „tunen“: https://www.speedcomfort.de/webshop/?gclid=Cj0KCQjwk7ugBhDIARIsAGuvgPYv8CMTJkDX6m9REGqT2bYghDu3Uj9UOizQQs2KiQGI6kFq59u1Vg4aAmJ2EALw_wcB
Erhöhter Luftdurchsatz am Heizkörper hat den gleichen Effekt wie eine größere Fläche.

Wenn jemand bei einem normalen EFH 65.000 Euro für die Installation einer Wärmepumpe verlangt, kalkuliert derjenige mit einer Gewinnspanne von wenigstens 50%. Damit kommt man momentan halt manchmal durch. Aber das hat nichts mit den tatsächlichen Kosten der Technik zu tun.

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Allein die privaten Haushalte verbrauchen ca. 300 TWh an Erdgas pro Jahr. Wollte man davon auch nur 10% durch synthetischen Wasserstoff ersetzen, bräuchten wir 60 bis 90 TWh an Strom aus Erneuerbaren Energien. Das ist mehr als alle PV-Anlagen Deutschlands derzeit liefern. Und das für einen 10%-Effekt. Bei einer Jahrarbeitszahl von knapp über 3 würden dagegen 90 TWh EE-Strom schon reichen, um die gesamten 300 TWh mit Wärmepumpen zu ersetzen. Sprich: Für den gleichen Einsatz an EE-Strom gibt es im Output einen Faktor 10 Unterschied.

Jede Wandlung von Strom in chemische Speicher wird daher nur die allerallerallerallerletzte Wahl sein.

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Also ich habe ein aktuelles Angebot für eine Weishaupt Luft-Wasser-WP mit 20kW für ein Mehrfamilienhaus mit 11 Wohneinheiten für 39.000€ brutto. Vor 2 Jahren waren es noch 25% weniger. Das Angebot von oben für eine Einfamilienhaus klingt komplett unseriös.

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Danke für die Hinweise. Dass die Preise nichts mit dem „Wert“ der Geräte zu tun haben, ist mir durchaus bewusst. Die SHK-Betriebe können aber solche Preise aufrufen, weil es

a) Leute gibt, die bereit sind diese zu zahlen
b) sie so gut ausgelastet sind, dass sie es gut verkraften können, bestimmte Aufträge nicht zu bekommen
c) sie wissen, dass die Nachfrage kurzfristig nicht abebben wird
d) es Förderung gibt (damit wird durchaus auch argumentiert)

Zu den Heizkörpern:
Lustig, dass Du die Speedcomfort-Lüfter erwähnst … genau die hab ich in meinem Haus gerade flächendeckend installiert. Im Elternhaus meiner Mutter sind aber noch alte Rippenheizkörper verbaut. Hier geht es also nicht nur um eine Vergrößerung (wie in meinem Fall z.B. von Typ 22 auf 33), sondern die ungeeigneten Heizkörper an sich. Ich habe ihr auch schon nahegelegt, dass selbst wenn sie sich am Ende für eine Gasheizung entscheidet, sie wenigstens sukzessive die Heizkörper in den kommenden Jahren austauschen soll und zwar von der Dimensionierung her solche, die dann irgendwann auch mit einer WP funktionieren.

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Darf ich fragen aus welcher Region das Angebot stammt? Mein Eindruck ist, dass es hier auch große Unterschiede gibt. Ich lebe in Baden-Württemberg (Raum Stuttgart).

NRW Kreis Heinsberg.

Wenn deine Mutter noch ein paar Jahre mit ihrer aktuellen Heizung heizen kann, hat sie voraussichtlich Glück:

Das sind doch mal hoffnungsvolle Neuigkeiten :slight_smile:

Und Hauseigentümer, die jetzt noch schnell eine neue fossile Heizung einbauen, obwohl die alte noch funktioniert und nicht so alt ist, werden sich in ein paar Jahren wahrscheinlich über ihre Dummheit ärgern :grimacing:

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Ist denn das Haus bereits gedämmt worden? Zumindest teilweise? Dach, Kellerdecke? Das wäre viel wichtiger als jetzt über den Heizungstausch nach zu denken. Die Wärmepumpe wird dann auch viel kleiner und dadurch auch billiger.
Immer erst die Gebäudehülle sanieren, dann mit alten Heizung so weit wie möglich mit der Vorlauftemperatur runter. Dann in den Räumen in denen es vielleicht nicht mehr richtig warm wird, die Heizkörper etwas vergrößern. Und dann erst die Wärmepumpe einbauen. Geht nicht immer, weiß ich, kommt immer auf das Haus an. Aber im allgemeinen wird das so empfohlen.

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Das Hauptproblem im Gebäudebstand ist die Dämmung der Häuser.
Alle Häuser vor 2006 sind defacto sehr schlecht gedämmt im Vergleich zu Gebäuden ab 2007.
Das Einsparpotential an Heizenergie liegt bei einer Fassadendämmung bei rund 19 Prozent, bei Dämmung der Kellerdecke bei fünf, bei Dämmung der oberen Geschossdecke sowie der Dämmung der Fenster bei sieben Prozent.
Und jetzt kommt die Herausforderung, diese Dämmungsmaßnahmen haben hohe Investitionskosten zur Folge. Da ist man schnell bei 70.000€ +X, eher bei 100.000€ +X
Die WP und der Austausch der Heizkörper sind zwar auch teuer, aber im Vergleich zur Dämmung wesentlich kleiner.
Mein Argument ist, dass viel mehr Staatliche Förderungen in die Dämmung des Bestandes gehen müssten als in den Austausch der Heizung. Würden alle Häuser gut gedämmt sein (Energielevel B), dann hätte der Gebäudesektor seine Klimaziele direkt bis 2040 erfüllt.

Amortisierung ist überhaupt kein Kriterium. Es geht um Klimaschutz und nicht darum, der Rentnergeneration, die im wesentlichen das Schlamassel gegen (mögliches) besseres Wissen hat laufen lassen, noch ein weiches Polster unter den Hintern zu schieben.

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Wenn das Geld nicht da ist, einen Kredit aufnehmen. Die Erben können das Haus verkaufen oder das Erbe ausschlagen, wenn sie den Kredit nicht bedienen wollen. Die 25.000 sind ein guter Preis für eine Heizung. Die Summe wäre auch fällig für eine neue Ölheizung. Und da Öl und Gas sehr teuer werden, ist der Preis sogar ein Argument für WP. Und noch was: die Boomer, die ein eigenes Haus haben, fahren schon gerne mit Autos herum, die das Doppelte einer WP kosten, und nur 15 Jahre halten. Hier werden unterschiedliche Massstäbe angelegt obwohl für Beides die selbe Währung gilt. (Das sollte man auch mal der BILD stecken.)

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Das tut es:

Bis zu 50 % Förderung und nahezu Zinslose Kredite.
Immerhin 10 % Punkte mehr, als für eine Wärmepumpe :slight_smile:

Wenn so Klimaschutz aussehen soll, können wir es eigentlich gleich sein lassen.

Derartige „Klima-Investitionen“ dürfen nicht maßgeblich den Wohlstand des Landes aufbrauchen, denn: Egal ob Deutschland heute oder in 100 Jahren CO2-neutral wird, steuert die Welt auf 2,x Grad (aktuell: 2,4 Grad) zu.

Unsere Politik wird gefühlsmäßig jedes zweite Jahr von der Realität überrascht. In Sachen Klimawandel können wir es uns nicht leisten, nur die USA, China (und afrikanische Staaten?) spieltheoretisch agieren zu lassen.

Hast du hierzu eine Quelle?
Ich möchte mich beim Land einbringen. Auf Länderebene wird seit 3.4. der Referentenentwurf diskutiert.

Da gibt es eine ganze Menge an Analysen. Zum Teil schon etwas älter aber da sich die Gasinfrastruktur nur sehr langsam verändert eigentlich noch aktuell: https://www.marcogaz.org/wp-content/uploads/2019/09/H2-Infographic.pdf
oder https://www.iee.fraunhofer.de/content/dam/iee/energiesystemtechnik/en/documents/Studies-Reports/FINAL_FraunhoferIEE_ShortStudy_H2_Blending_EU_ECF_Jan22.pdf.

Zu den ganzen Grenzen ist auf jeden Gall zu sagen, dass es letztlich technische Limitationen sind. Physikalisch gingen wie erwähnt auch alle anderen Kombinationen. Oft sind es dadurch sogar nur wenige % Beimischung weil im Netz irgendein Verbrauchender hängt, dessen Prozesse von sehr reinem bzw. Methan mit konstanten Eigenschaften abhängig sind. Technisch ließe es sich über entsprechende Filteranlagen lösen. Das wäre aber wiederum recht teuer (z.T. aber auch in der Diskussion an Interkonnektoren, um die nationalen Unterschiede zu berücksichtigen). Das scheint erst mal sinnlos aber auch aktuell gibt es Gasaufbereitungsanlagen, um z.B. L und H Gas kompatibel zu haben. Ad hoc kann ich aber nicht sagen, was das am Ende kostet, nur eben, dass es technische Lösungen gibt. Auf Trabsportnetzebene ist es auch zentraler zu lösen als in den Verteilnetzen.

Das Problem bei Verteilnetzen ist nun aber, dass alle dezentralen Verbrauchenden den Wasserstoffanteil und irgendwann 100% verarbeiten können müssen. Hier an jedes Haus einen Filter zu packen ist glaube ich ein zu hoher Aufwand, wenn man al Ende dann noch mal ran muss, im es alles auf 100% Wasserstoff zu stellen. Ginge höchstens, wenn die Geräte wirklich mit variablen Anteilen bis 100% arbeiten können.

Hier kommt aber eigentlich der negative Aspekt zum tragen, da man da wirklich alle Geräte zu einem Stichtag ertüchtigt haben muss. Ergo, der Aufwand ist gewaltig. Der Referentenentwurf des GEG spricht von 2035, wenn man eine Wasserstofffähige Heizung einbauen will. Das heißt es muss jetzt schon eine entsprechende Perspektive für das Netz geben. Diese darf aber nicht nur eine Idee sein (haben derzeit viele), sondern muss konkret sein und beinhalten, dass es dann eine entsprechende Versorgung gibt. Letzteres dürfte aktuell schwer zu realisieren sein, weil das Gut so knapp ist. Wenn man sich zudem den Prozess der L/H Gas Umstellung in Deutschland anschaut, dann sind da alles eher zu langsam unterwegs. Hier sehe ich zwar, dass das GEG Wasserstoff theoretisch ermöglicht aber es in der Praxis recht schwer wird dies auch umzusetzen.

Politisch wird es zudem interessant, wie die Kriterien später ausfallen, um eine Genehmigung für eine Wasserstoffheizung zu erhalten. Zu lasch könnte bedeuten, dass wir weiter fleißig Gasheizungen verbauen und danach einfach weiter Erdgas verheizen. Es wird vermutlich so sein, dass dann eben nicht ganzen Städten / Regionen das Heizen verboten wird, nur weil der Wasserstoff nicht da ist. Sehr strikt umgesetzt kann es aber eben dazu führen, dass wir das gar nicht weiter zu sehen bekommen.

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Vielen Dank!
Die Quellen beziehen sich aber in erster Linie auf das Gasnetz, wenn ich das richtig sehe.

Ich wollte insbesondere auf die Heizungen selbst hinaus.
Leider habe ich den Artikel nicht mehr parat, die Anfrage läuft bei HLH.

Darin wurden die Versuchsergebnisse bzgl. der Verbrennung von Gemischen dargestellt und die waren ziemlich eindeutig:

  • bis 30% Beimischung klappt die Verbrennung in entsprechenden Gasheizungen
  • höhere Beimischungen funktionieren hingegen nicht.
  • erst die Umstellung auf 100% Wasserstoff lässt den Verbrennungsprozess wieder optimal kontrolliert ablaufen. Hat dazu jemand eine Quelle?

Ich sehe genau die von dir beschriebene Problematik

durch so eine Passage auf uns zu kommen und möchte mein Möglichstes versuchen, das zu verhindern. Zumal ich dieses Problem noch ausweiten würde:
Leute kauften sich sogar 2022, in der absoluten Erdgas-Hochpreisphase, zum überwiegenden Teil Erdgasheizungen. Wenn nun durch diese Passage der Eindruck entsteht, man könne 2035 mit 65% Wasserstoffanteil heizen (was eben nicht geht) und man dann die gesetzlichen Anforderungen nicht erfüllt, dann wird aber höllisch laut nach Subventionen geschrien.

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Ohne die Quelle zu kennen, die du ansprichst: Bei Marcogaz sind die 30% auch aufgeführt. Die fallen unter House Installations bei Distribution. Fraunhofer zitiert die an der Stelle nur. Das die aktuellen Gasheizungen aber plötzlich wieder 100% Wasserstoff können ohne, dass man da etwas tun müsste wäre mit neu. Auch da muss jede bereits installierte Heizung angepasst werden. Komplett Wasserstoffready gibt es noch nicht (nur halt welche, die mit einem Anteil ganz gut arbeiten können).

Also z.B. bei Vissman oder Vaillant findet man 20-30 % H2-Ready Gasthermen im Produktportfolio.
Auf der Seite von Vissmann steht, dass sie momentan eine 100 % H2 Therme entwickeln und sie voraussichtlich 2025 kommt. (Ich bin mal gespannt wie teuer sie sein wird)
Eine 65 % erneuerbare Energien Gasheizung wird nur mit entsprechenden Anteil Biogas gehen. Und davon wird es niemals soviel geben. Außer man stellt Methan synthetisch her, aber da sind wir wieder bei E-Fuels…