LdN322 Verkehrswende „Anne Will“ & warum das Dienstwagenprivileg verteidigt wird

Eine Frage: Ist Ihnen die Klimakatastrophe egal?
Es geht nicht um wirtschaftliches Denken. Es geht um Klimaschutz und den Abbau von umweltschädlichen Subventionen.
Es ist höchste Zeit.

3 Stunden statt 12 Minuten? Das wage ich zu bezweifeln.
Die Subventionsmilliionen gehören in den ÖPNV statt in den Autoverkehr.
Nein, das ist keine persönliche Entscheidung mehr. Die Klimaerhitzung betrifft uns alle.
Jeder trägt Verantwortung. Es ist keine individuelle Entscheidung mehr. Tut mir leid. Das ist die Realität.

Wir können die 49 Millionen (!!) PKWs nicht durch Elektroautos ersetzen. Es sind einfach viel zu viele! Klimakatastrophe, Ressourcenknappheit, Raumverbrauch:
Die Mobilität muss sich ändern - weg vom Auto mit einer Person drin.

Was Sie da schreiben, ist einfach toll!
Schreiben Sie das am besten mal an @autokorrektur _katja (Mobilitätsexpertin Katja Diehl) , die bei Twitter, Insta und Linkdin ist. Sie kämpft seit Jahren für die Mobilitätswende und könnte positives Feedback gebrauchen.
Erzählen Sie überall von Ihren positiven Erfahrungen. Viele Menschen können sich das nicht vorstellen. Schaffen die Visualisierung alternativer Lebens- und Mobilitätsmodelle nicht. Wir müssen soziale Kipppunkte (siehe Harald Lesch, Martin Hermann) erreichen, damit die Gesellschaft in (positive) Bewegung kommt zur großen Transformation. Es geht bisher nicht schnell genug.
Ihnen auf jeden Fall ein großes Bravo!!

Leider nicht. Das ist schon möglich je nachdem wo man ländlich wohnt. Ich komme gebürtig aus dem hohen Westerwald. Da gibt es schlicht keine Arbeitgeber im großen Ausmaß. Und die , die es gibt muss man erstmal erreichen. Der ÖPNV ist auch nur zur Zierde da, der fährt dermaßen schlecht und überteuert, das funktioniert nicht. Und wenn man mal den Bus verpasst muss man gerne auch mal 2 Stunden auf den nächsten warten.

Selbst in einer relativ großen Stadt wie Koblenz war das unnutzbar auf Dauer. Ich habe in einem Stadtteil gewohnt, der ca. 20 Minuten von meiner Arbeit in der selben Stadt weg war. Mit ÖPNV waren es wenn ic alle Busse bekommen habe 70-90 Minuten, wenn ich nur einen Bus verpasst habe waren es schnell mal 2,5 Stunden. Also bitte nicht immer jedes Gegenargument einfach abtun, damit ist ein offenes Gespräch nicht mehr möglich und zwar in beide Richtungen. Nicht jeder arbeitet banal gesagt in Berlin.

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Viele Firmen stellen mittlerweile auf vier Jahre um.

Unabhängig davon muss man sich halt fragen was die Alternative ist. Die Leute sind ja idR auf ein Auto angewiesen. Privat würden sich viele aber aktuell kein eAuto anschaffen.

Bezüglich der Nachhaltigkeit gibt es hierzu auch genügend Studien. Was vordergründig manch einer pauschal als „dickes Auto“ abtut sind tatsächlich meist qualitativ hochwertige Fahrzeuge, die noch Jahrzehnte lang auf dem Gebrauchtmarkt gehandelt, gewartet und gefahren werden. Insofern sind die deutlich ressourcenschonender als „dünne Autos“ aus Fernost, die man oft bereits nach zehn Jahren abwrackt.

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Mal subjektiv-pragmatisch:
Ich arbeite im sozialen Bereich, Dienstwagen also da kein Thema.
Die Pendlerpauschale hilft mir insoweit, das ich keine Steuernachzahlung habe und da mit einer schwarzen Null rauskomme. Wenn man diese Subventionen abschafft, hätte ich minimale Mehrkosten, aber immer noch keinen Grund bzw keine Chance mein Auto abzuschaffen mangels Alternative. Würde sofort drauf verzichten.
Ich denke, das die Abschaffung dieser Subventionen aus Klimasicht sinnvoll wäre, aber drswegen würde es nicht signifikant weniger Autos auf den Strassen geben. Die Menschen müssen/sollen ja trotzdem zur Arbeit kommen.

Richtig, auch ein Problem: ohne Dienstwagen gäbe es 90% der Elektroautos gar nicht.
Auch nicht nach 3 oder 4 Jahren auf dem Gebrauchtmarkt.

Würde ich so nicht unterschreiben. Wenn man den Neukauf von Benziner und Hybriden massive durch Steuern verteuern würde und die E-Autos nach Größe entsprechend subventioniert schon. Dafür braucht es nicht die verschwenderischen Dienstwagen, die viel zu früh wieder abgestoßen werden und so sinnlos den Markt fluten. Ein Dienstwagen sollte mindestens 6 Jahre gefahren werden, besser länger. Zur Zeit ist das nur Verschwendung was da abgeht.

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Grundsätzlich halte ich E-Autos trotz gravierender Lücken in der Ladeinfrastruktur, für sinnvoll und zudem günstig im Unterhalt und für komfortabel.

Allerdings betrachte ich ein Auto, auch angesichts recht weiter Pendelwege, für ein reines Arbeitsmittel, um zum Arbeitsplatz zu kommen.
Meine bisherigen rund 18 Fahrzeuge in 30 Jahren haben zwischen 800€ bis maximal 10.000€ Euro gekostet. Das wäre das Budget, das ich für ein solches Arbeitsmittel bereit wäre zu bezahlen.
Da wird die saubere Elektrowelt trotz Subventionen schon sehr überschaubar, besonders in der Kompaktklasse.

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Falsch.

Richtig wäre: ohne die massive Förderung von Elektro-Dienstwagen durch extreme Steuervorteile gäbe es 90% der Elektro-Dienstwagen nicht. Die Firmen kaufen die nicht, weil sie so doll ökologisch denken. Die kaufen (bzw. korrekter: leasen) die, weil sie steuerlich super günstig sind und es Prämien on top gibt die den Preis senken.

Schmeiß dieselbe obszöne Fördersumme in irgendeiner Form auf den „normalen“ Automarkt und nimm einen guten Teil des Gebrauchtwagen-Nachschubs aus Dienstwagen-Leasings weg, dann kaufen die Privatleute genauso reihenweise Elektro-Neuwagen - weil sie dann öfter selbst Neuwagen statt dem 2 Jahre alten Leasing-Rückläufer nehmen müssen, diese sich aber aufgrund der Subventionen auch leisten können.

Es gibt überhaupt keinen Grund, warum Firmenkunden hier irgendetwas tun könnten, was private Käufer nicht auch tun könnten, wenn sie nur dieselben Subventionstöpfe (summenmäßig betrachtet, nicht in der Form der Subventionen!) zur Verfügung hätten wie die Firmen für Dienstwagen. Haben sie aber halt nicht, niemand erlässt privaten Käufern eine 1%-Versteuerung, weil private Käufer keine 1%-Versteuerung haben, die ihnen erlassen werden könnte. Deswegen kaufen derzeit die Firmen den größten Teil der E-Autos.

Korrekt ist, dass es eine prinzipiell gute Idee ist, wenigstens die jetzigen Gegebenheiten zu nutzen, um E-Autos auf breiter Front in den Markt zu drücken. Es ist aber ein Fehlschluss, daraus dann einen positiven Effekt zu konstruieren, der ursächlich DURCH die Dienstwagen zustande kommen würde und daher ohne die Dienstwagenförderung nicht erreichbar wäre!

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Warum wirken sich die Leasing-Fahrzeuge aus Deiner Sicht negativ auf den Gebrauchtwagen-Markt aus? Ich sehe da durchaus Vorteile. Unter den TOP3 der Leasingfahrzeuge sind VW Golf und Passat, sicherlich keine überdimensionierten SUV. Durch die hohen Rabatte der Firmen an die Leasinggesellschaften und deren Kalkulation kommen so recht günstig gute Gebrauchte auf den Markt, die für private Käufer recht attraktiv sind, da noch jung und teilweise mit recht wenigen Km auf dem Tacho. Wenn Du Dich mal vom Verbrenner löst und annimmst, dass durch entsprechende Rahmenbedingungen künftig viel mehr E-Autos so auf den Markt kämen, wäre dies mMn durchaus ein Vorteil. Das ist auch nicht verschwenderisch, solange diese Autos nicht vor Erreichen bestimmten Alters / Kilometerlaufleistung verschrottet werden. Es wird weiter Autos geben, also sollte man mMn mehr Energie darin investieren dies sinnvoll und klimaneutraler zu gestalten, statt einem Gespenst hinterherzujagen, dass es irgendwann in Absehbarer Zukunft keine Autos mehr gibt.

Leasinggesellschaften sind Wirtschaftsunternehmen, egal ob bei Benziner oder Elektroauto. Maximale Leasingdauer orientiert sich an der der Abschreibungsdauer für AfA mit aktuell 6 Jahren. Es gibt dazu Leasingerlasse des Finanzministeriums. Ich meine, dass maximale Leasingdauer 64 Monate sind. Kann man natürlich alles ändern. Leasinggesellschaften werden aber immer schauen, ob welchem Alter / Laufleistung die Fahrzeuge anfangen öfters in die Werkstatt / zur Reparatur zu wollen. Das macht es dann schlecht kalkulierbar und damit wird es sicherlich erstmal bei 48, maximal 60 Monaten Leasinglaufzeiten bleiben. Das ist aber kein Thema von Geschäftswagen, sondern gilt auch für Leasing von privaten PKW.

Gegenbeispiel: bin gerade an den Arbeitsort gezogen.
Miete beträgt der qm-Preis statt 5,60€ nun 10€. Dafür jetzt 10min mit dem Fahrrad, statt davor 30 Minuten mit dem Auto.
Belohnt werde ich vom Staat dafür nicht, stattdessen fällt der (steuerfreie) Fahrtkostenzuschuss des Arbeitgebers weg.

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Spannende These. Ich hatte es in der LdN322 nicht so verstanden, dass die Pendlerpauschale sofort abgeschafft gehört, sondern dass diese das Beispiel war, dass der Staat hier eine freiwillige Leistung erbringt, die er jederzeit ändern kann. Deine provokante These zu Ende gedacht, könnten wir ja ansonsten alle am besten direkt in 3-5 Megastädte mit je 10-20 Mio Einwohnern ziehen, da dort ÖPNV am effizientesten umzusetzen ist. Vielleicht auch nur noch Hochhäuser bauen, in denen mehrere Tausend Menschen wohnen können. Erstrebenswert? Nein! Sehe ich aber auch keine Notwendigkeit zu.

Es ist ja richtig, dass man überlegen muss, welche Anreize wo gesetzt werden. Warum also nicht Pendlerpauschale für klimaschonendes Pendeln subventionieren und klimaschädliches Pendeln sukzessive immer weniger subventionieren und in wenigen Jahren auslaufen lassen. So hat jeder Zeit sich darauf einzustellen und es wird planbar. Das war für Ulf & Philip für viele staatliche Anreize / Rahmenbedingungen immer ein wichtiger Punkt. Nicht nur die Wirtschaft muss planen können, auch die Menschen haben ein Recht auf verlässliche Politik.

Vielleicht auch jedem Bundesbürger ein 365€-Ticket verpassen, damit jeder ein Ticket für den ÖPNV hat. Kosten dafür an Höhe Einkommenssteuer knüpfen, an sich aber stark subventionieren und für Kinder / Jugendliche umsonst.

Provokante Idee meinerseits: Warum nicht die Mittel aus dem Länderfinanzausgleich stärker dafür nehmen. Dieser ist per Definition u.a. für Wahrung der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse im Bundesgebiet. Also könnte man damit mal gezielt ÖPNV in strukturschwachen / ländlichen Gebieten ausbauen. Klar, jetzt werden alle Berliner schimpfen, aber es ist einfach in Berlin zu wohnen, überdurchschnittlich guten ÖPNV zu haben und dann aber Anderen vorschreiben, dass Sie kein Auto mehr fahren dürfen. /ProvokanteThese:Off :wink:

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Ich denke das Problem mit Firmenfahrzeugen entsteht erst, wenn sie überwiegend privat genutzt werden.

In § 6 Absatz 4 EStG heißt es:

(…) Die private Nutzung eines Kraftfahrzeugs, das zu mehr als 50 Prozent betrieblich genutzt wird, ist für jeden Kalendermonat mit 1 Prozent des inländischen Listenpreises im Zeitpunkt der Erstzulassung zuzüglich der Kosten für Sonderausstattung einschließlich Umsatzsteuer anzusetzen; (…)
§ 6 EStG - Einzelnorm

Im Umkehrschluss heißt es doch, dass ein Dienstwagen zu mindestens 50 Prozent dienstlich genutzt werden muss, oder?

Da gibt es nun zwei Gruppen Dienstwagenfahrer. Handwerker & Außendienstler die sicherlich genug Kilometer auf das Auto spulen und Bürohengste, für welche der Dienstwagen ein Zuckerli zum Gehalt ist.

Stimmt meine Interpretation von dem Gesetz mit mindestens 50% betrieblicher Nutzung? Und wenn ja, wieso wird es dann nicht angewendet?

Mal unbedarft gedacht, da ich von Dienstwagen wenig Ahnung habe:

Wenn mein Arbeitgeber nun sagt, du bekommst einen kompakten E-Wagen von Schlage eines Renault Zoe von mir als Furmendienstwagen inkl. private Nutzung, Dienstreisen über 100km werden mit Öpnv gemacht. Es gibt eine Lademöglichkeit an der Firma auf Basis Photovoltaik dank üppiger Flachdächer.
Wäre eine solche Option klimatechnisch nicht besser samt Dienstwagenvorteil durch Subventionen als wenn ich wie jetzt meinen Euro5 Benziner trotz soarsamen Motor weiterfahre? Der fiele dann weg und käme in den Export nach Afrika, wo er dem deutschen Klima nicht mehr schadet (kleiner Sarkasmus-Schlusspunkt).

Einzelfall, aber ein Aspekt

Das Problem ist nicht der Preis auf dem Markt, sondern die unnötige klimafeindliche Überproduktion. Dadurch werden Fahrzeuge zu oft gewechselt und neu produziert. AfA kann natürlich angepasst werden, wäre nicht das erste Mal. Es darf nicht mehr sein, dass man alle 3-5 Jahre ein neues Fahrzeug holt. Es ist absolut zumutbar ein Fahrzeug 6-8 Jahre zu nutzen.

Es wird angewendet. Ich musste es als Selbstständiger vor einigen Jahren mit einem Fahrtenbuch beim Finanzamt nachweisen. Von da ab dürfte ich die 1% Regelung nutzen. Jetzt 0,25% wegen E-Auto.

Noch etwas: wenn Unternehmen ihren Angestellten Fahrzeuge zur Verfügung stellt, die kaum für dienstliche Fahrten genutzt werden, ist das aus meinem Verständnis Steuerbetrug und hat mit Subventionen nichts zu tun.

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Und leider die gängige und häufige Praxis.