LdN322 Verkehrswende „Anne Will“ & warum das Dienstwagenprivileg verteidigt wird

Und der Krankenschwester können wir nicht um 5 Uhr morgens einen 10-Minutentakt im Nahverkehr finanzieren.
Einzelfälle und Kompromisse müssen immer mitgedacht werden, sollten aber nicht als Standard in der Diskussion gesetzt werden.
Das gilt auch für @Xyne:seit Corona haben die meisten Dienstwagenbesitzer gemerkt, dass sie nicht täglich ins Büro fahren müssen. So lassen sich die 0,03% leicht umgehen und sind zumindest in meiner Firma die Ausnahme und nicht die Regel geworden.

Eine Verkehrswende bedeutet, dass der Arbeitsweg in den meisten Fällen länger dauern wird und sich nach festen Zeiten richtet. Es wird auch Thema werden, ob der dafür nötige ÖPNV von der Allgemeinheit finanziert werden soll. Das kann auch für einen Städter, der nur wenig davon profitiert, Sinn machen, denn, wie bereits angesprochen, der Wohnungsmarkt in der Stadt wird entlastet. Die Autos der Pendler allerdings haben einen großen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Städter, die die Vorteile wieder zu nichte machen. Ganz anders ist das bei Zügen und Bussen.
Im übrigen muss ein ÖPNV von Start zum Ziel gedacht werden. Denn schon jetzt können Bahnhöfe, in denen z. B. der Münchner Verkehrsverbund startet, die Parkplätze gar nicht mehr zur Verfügung stellen, die benötigt werden.

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Ich bin da überall ganz bei dir. Aber dann muss prinzipiell vielleicht auch die Wochenarbeitszeit sinken, weil sonst wieder nur die Freizeit des Arbeitnehmers leidet. Ein weiteres Problem sind betreuungspflichtige Kinder. Wir müssen in 15 - 20 Minuten in der Kita sein, wenn das Kind was hat. Das ist dort Vorgabe. Völlig unmöglich mit ÖPNV oder Fahrrad, leider.

Was für Berufe haben die Eltern in dieser Kita denn, dass sie jederzeit von jetzt auf gleich alles fallenlassen und losdüsen können?

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Ganz ehrlich, meistens die Mutter die gar nicht oder höchstens Teilzeit arbeitet. Ein Modell, dass für uns immer ausgeschlossen war, da meine Frau mehr sein will als Hausfrau und Mutter.

Edit: oder Großeltern vor Ort, was wir auch nicht haben. Unserer hat da aber auch einen u2 Platz.

So lassen sich die 0,03% leicht umgehen

Das stimmt nicht. Die 0,03% Versteuerung pro Kilometer Weg Wohnung - Erste Tätigkeitsstätte fallen unabhängig von der tatsächlichen Nutzung an. Die Regelung wurde nach Corona nochmals klargestellt und verschärft.
Link: 0,03 %-Regelung für Fahrten zwischen Wohnung und Tätigkeitsstätte | Steuern | Haufe

Dein link führt auf die Startseite, nicht zum Artikel.
Aber vermutlich geht er darauf ein, dass glaubhaft versichert werden muss, dass die Fahrten nicht stattgefunden haben, ansonsten darf das Finanzamt annehmen, dass die Fahrten statt gefunden haben.
Eine Erklärung des Arbeitgebers, wie viele Bürotage es gab, sollte da reichen, da es keinen Grund für das Finanzamt gäbe, ohne Anhaltspunkt anzunehmen, dass der Arbeitgeber für seinen Arbeitnehmer lügen würde.

Es sei denn, die erste Tätigkeitsstätte ist das HomeOffice.

Gibt da inzwischen so schöne elektronische Hilfsmittel.
Drückt man 2x auf das Handy (Privat/dienstl. + Start) und am Monatsende gibt’s wahlweise 'ne Excel oder 'ne PDF.

Schließlich leben wir ja dann doch nicht mehr in den 90ern

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Ich hab die Passage auch beim Bundesfinanzministerium gefunden:

Dort heisst es:

Wird dem Arbeitnehmer ein betriebliches Kraftfahrzeug dauerhaft zur Nutzung für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte überlassen, so findet die 0,03 %-Regelung auch Anwendung für volle Kalendermonate, in denen das Fahrzeug tatsächlich nicht für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte genutzt wird. Der pauschale Nutzungswert ist
auch dann anzusetzen, wenn aufgrund arbeitsvertraglicher Vereinbarung oder anderer Umstände Fahrten zur ersten Tätigkeitsstätte nicht arbeitstäglich anfallen (z. B. aufgrund Teilzeitvereinbarung, Homeoffice, Dienstreisen, Kurzarbeit, Auslandsaufenthalt). Ein durch Urlaub oder Krankheit bedingter Nutzungsausfall ist im pauschalen Nutzungswert ebenfalls berücksichtigt.

Das Homeoffice ist keine betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers und kann nie erste Tätigkeitsstätte sein.

Echt? Finanzamt fordert mittlerweile nur noch die Unterscheidung zwischen privat und beruflich?

Edit: zu finden auf Seite 5

Der Arbeitnehmer hat gegenüber dem Arbeitgeber kalendermonatlich fahrzeugbezogen schriftlich zu erklären, an welchen Tagen (mit Datumsangabe) er das betriebliche Kraftfahrzeug tatsächlich für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte genutzt hat

Wer also die ganze Zeit im homeoffice war, muss nur erklären, dass es auch so war.

Der Arbeitgeber hat aufgrund der Erklärungen des Arbeitnehmers den Lohnsteuerabzug durchzuführen, sofern der Arbeitnehmer nicht erkennbar unrichtige Angaben macht. Ermittlungspflichten des Arbeitgebers ergeben sich hierdurch nicht.

Erster Reklamelink bei der Suche nach Fahrtenbuch + Finanzamt.

Was das deutsche Finanzamt heutzutage fordert weiß ich nicht, interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht.

Aber wer heutzutage noch mit dem Argument Fahrtenbuchführung verschwendet Lebenszeit kommt, interessiert sich offensichtlich auch nicht dafür was das Finanzamt da fordert und welche Möglichkeiten es gibt diese Forderungen zu erfüllen.

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Die Kritik, dass Menschen selbst über die Distanz zum Arbeitsplatz entscheiden, war mir etwas zu kurz gegriffen. Der Aspekt der Gentrifizierung hat mir gefehlt. Es gibt einige Berufsgruppen, die lange Arbeitswege auf sich nehmen müssen, da die Wohnsituation am Arbeitsort nicht finanzierbar ist. Mir ist durchaus bewusst, dass ihr euch in der Sendung auf das Steuerrecht bezogen habt und die dortige Auslegung bereits vor der aktuellen Wohnungsmarkt-Situation niedergeschrieben wurde. Dennoch ist es mir wichtig, dass gerade in Großstädten das Wohnen/Leben in einem eklatanten Verhältnis zum Einkommen stehen kann. Ich wohne beispielsweise in Augsburg und arbeite in München, was gut mit dem Zug machbar ist. In Augsburg bezahle ich für 67 qm 1.000 Euro warm, in München wären es etwa 1.500 Euro. Und das ist noch ein privilegiertes Beispiel. Denn es gibt viele Menschen, die sich die 1.000 Euro auch nicht leisten können und deshalb in der Augsburger Umgebung auf dem Land leben. Die Aussagen, dass Menschen selbst über ihren Wohnort entscheiden können, war mir deshalb zu zugespitzt, da das lediglich für eine gutverdienende Bevölkerungsgruppe zutrifft, die sparen wollen.

Aber warum wird dann ausschließlich ein langer Arbeitsweg vom Staat unterstützt und nicht die Wohnungskosten in den Städten?

Genau das ist die Definition eines HomeOffice, sonst wäre das situatives mobiles Arbeiten.
Ein Außendienstler hat meistens seinen Arbeitsplatz zu Hause.

Tja, Leute, die auch schon mal eine Steuerprüfung hatten, interessieren sich dafür, was das Finanzamt wirklich fordert, und verlassen sich nicht auf den ersten Reklamelink.

"Also notieren Sie ganz genau:

Start- und Zielort
Datum
Grund der Fahrt (also zum Beispiel welcher Kunde genau besucht wurde)
Fahrer des Wagens
Kilometerstand des Fahrzeugs am Anfang und am Ende der Fahrt
Umwege mit Begründung
War die Fahrt betrieblich oder privat?
Bei privaten Fahrten müssen nur die Kilometerstände erfasst werden. Sowohl der Grund der Fahrt als auch die aufgesuchten Orte müssen und sollten nicht angeben werden.

Die Finanzämter haben die Aufgabe, nach Lücken und Unstimmigkeiten im Fahrtenbuch zu suchen. Das bedeutet: Das Finanzamt vergleicht auch andere Rechnungen und Belege mit Ihrem Fahrtenbuch. So müssen z. B. Tankbelege mit den genannten Orten im Fahrtenbuch übereinstimmen. Finanzämter prüfen außerdem, ob das Fahrtenbuch zeitnah erfasst wurde. Ein Fahrtenbuch, das am Schreibtisch geschrieben wird, sieht ordentlicher aus, als ein Fahrtenbuch, das direkt beim Ein- und Aussteigen aus dem Auto geführt wird."

„Mit nur einem Klick ist Ihre Fahrt kategorisiert und das Fahrtenbuch finanzamtkonform geführt.“

Aus dem ersten Link.

Könntest ja auch dein zuständiges FA fragen, welche digitalen Lösungen sie anerkennen.

Oder eben weiter behaupten dass Lebenszeit und Bäume bemalen das einzig mögliche ist.

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Ja, genau das ist doch das Hauptprivileg beim Dienstwagen: keine Spritkosten auch für privat gefahrene Kilometer egal ob am Wochenende zur Oma in den Nachbarort oder zum Sommerurlaub an die Ostsee. Und der Knaller ist, dass diese Kosten vom Unternehmen dann auch noch steuermindernd vom Gewinn abgezogen werfen dürfen!

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Wenn ich so die Beispiele hier lese, scheint es ja durchaus Gründe zu geben, warum viele hier Dienstwagen oder Pendlerpauschale in Anspruch nehmen.

Wenn ich Ulf und Philip richtig verstehe, geht es ja darum, solche Subventionen für Pendler abzuschaffen, um das Pendeln im Sinne des Klimawandels möglichst unattraktiv zu machen.
Kompensatorische Alternativen bleiben allerdings vage, nur für kleine Gruppen realistisch oder beruhen auf dem Prinzip Hoffnung. (Soll keine Kritik sein, spiegelt nur den aktuellen Stand wieder).
Denken wir das mal überspitzt (!) weiter:

Wenn Pendelstrecken vermieden werden sollen und wenn dann kein Auto benutzt werden soll, ist unser Prinzip von Arbeit und Wahlfreiheit noch sinnig?
Also wenn ich an meinem Wohnort verbleiben will, muss ich doch dann den Job nehmen, der regional angeboten wird, unabhängig von meiner Ausbildung oder meinen finanziellen Vorstellungen. Oder ich ziehe an meinen Arbeitsort und setze Erwerbsarbeit über Familie, Zufriedenheit und soziale Bindungen.
Wenn junge Menschen in ihrem Heimatort bleiben wollen, können sie ihre Berufsausbildung dann noch frei wählen oder müssen das nehmen, was der regionale Arbeitsmarkt sucht?
Macht dann unser Leistungsprinzip noch Sinn? In Bezug auf den Klimaschutz?
Mal einfach provokant in die Runde…

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Nein warum ?

Du kannst doch dein privates Fahrzeug nutzen und nach Kilometern abrechnen .
Mache Ich seit Jahren, weil sich das lohnt bei einem preiswerten, verbrauchsarmen Fahrzeug.