Auch wenn die Feststellung, dass ein großer Teil Deutschlands kein Einwanderungsland sein möchte, keine „wirkliche Diskussionsgrundlage“ (Daniel_K im Thread „LdN314/ Ein Teil Deutschlands will KEIN Einwanderungsland sein“) zu bieten scheint, finde ich manche Reaktionen, die gleich unterstellen, man könne nur Bedenken gegenüber Einwanderung haben, wenn man extrem „völkisch“ bzw. „nationalistisch“ sei, wenn nicht gar fremdenfeindlich oder rassistisch, nicht hilfreich.
Ich teile AndyMs Einwand im selben Thread: „Warum sollten Bürger eines Landes nicht das Recht haben, zu entscheiden, wer Zugang zu den, auch nicht unbegrenzten, Ressourcen eines Staates haben sollten?“
Mein Eindruck ist, dass einige Foristen von einer höheren moralischen Warte aus argumentieren, da sie sich, im Gegensatz zu Teilen der Bevölkerung, eben nicht von Zuwanderung bedroht fühlen bzw. es sich wegen ihrer beruflichen Qualifikation oder ihrer finanziellen Absicherung gewissermaßen leisten können. Schön für sie.
Woran liegt es aber, dass sich viele Menschen in Deutschland von Zuwanderung bedroht fühlen? Es gibt sicher auch berechtigte Gründe, und wenn es eben nur darum geht, dass man nicht möchte, dass Zuwanderer auch noch um die schon als sehr begrenzt erlebten Ressourcen konkurrieren.
In LdN314 wurde festgestellt, dass es, außer vielleicht für die AfD und ihre Anhänger, in allen Parteien und vor allem in der Wirtschaft Konsens sei, dass Deutschland deutlich mehr Einwanderung brauche. Die Gründe, die in der Lage genannt wurden, sind einerseits der Fachkräfte und Facharbeitermangel, und andererseits die Notwendigkeit, dass junge Zuwanderer in unsere Renten- und Krankenkassen einzahlen mögen.
Ich will gar nicht bestreiten, dass dies positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft und das deutsche Rentensystem haben könnte. Was hingegen stets vergessen wird in solchen Argumentationen, sind die berechtigten Sorgen der „einfachen Leute“.
Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Entwicklung von Mieten und Immobilienpreisen seit 2008. Während die Reallöhne in diesem Zeitraum um nur ca. 5% gestiegen sind (https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Realloehne-Nettoverdienste/Tabellen/liste-reallohnentwicklung.html#134646, haben sich Immobilienpreise wegen des niedrigen Zinsniveaus und der konstant starken Nachfrage bei nicht ausreichendem Angebot insgesamt fast verdoppelt: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/70265/umfrage/haeuserpreisindex-in-deutschland-seit-2000/. Mieten sind in der Folge ebenfalls extrem gestiegen: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/70132/umfrage/mietindex-fuer-deutschland-1995-bis-2007/
Nun könnte man zwar sagen, dass ein weiterer Zuzug von Bauarbeitern helfen könnte, diesem Problem entgegenzuwirken, aber danach sieht es nicht wirklich aus, u.a. da es in Deutschland viel zu wenig Bauland gibt.
Gerade wenn man nicht zu den sogenannten Besserverdienenden gehört, fragt man sich schon, welche Auswirkungen ein weiterer starker Zuzug von Arbeitskräften und ihren Familien insbesondere auf die begrenzte Ressource Wohnraum haben wird, wie stark die jetzt schon hohen Mieten und Immobilienpreise weiter steigen werden. Es wäre auch einfach schön, wenn man es sich leisten könnte, in Deutschland wieder Wohnraum selbst erwerben zu können, auch wenn man kein Top-Verdiener ist.
Man könnte auch provokant sagen: Wenn die Wirtschaft und die deutschen Sozialkassen Zuwanderung und auch gesellschaftliche Akzeptanz dafür fordern, müssen beide, Wirtschaft und Staat, auch wesentlich Verantwortung dafür übernehmen, dass dies nicht auf dem Rücken weiter Teile der deutschen Bevölkerung geschieht, deren reale Kaufkraft in den letzten 15 Jahren quasi stagniert hat. Es würde andererseits auch bedeuten, dass man der immens ungerechten Vermögensverteilung in Deutschland entgegengewirkt, damit es nicht zu Verteilungskämpfen zwischen der deutschen Unterschicht und unteren Mittelschicht einerseits und Millionen von Zugewanderten andererseits kommt.