LdN308 Fachkräftemangel - Was ist mit den Frauen?

Ich Frage mich, ob das hauptsächlich ein Problem in den alten Bundesländern ist? Denn wenn ich mich in meiner Blase umschaue finde ich keine Frau, die wegen Mangelnder Kinderbetreuung zu Hause bleibt oder nur Teilzeit arbeitet.
Wir haben zwei Kinder und es kam nie die Frage auf, ob meine Frau nach der Elternzeit Teilzeit oder Vollzeit arbeiten geht. Auch stellte sich nie die Frage, ob wir schlechte Eltern sind wenn wir unsere Kinder für mehr als 8h in die Kita schaffen, weil wir das aus Kindheitstagen nicht anders kennen. Selbst jetzt wo unsere Kinder im Schulalter sind, fahren sie früh und Nachmittags mit dem Bus.
Ich denke, es ist irgendwie eine gesellschaftliche Entwicklung wodurch immer-mehr Helikopter-Eltern hervor gehen, die ihren Kinder die Selbstständigkeit absprechen und die Arbeitswelt/ Kinderbetreuung als Ausrede nehmen.

Auch das Thema Lohnunterschied ist zum Teil selbst gemacht. Ich musste meiner Frau jahrelang in den Ohren liegen bis sie endlich bereit war, den Arbeitgeber zu wechseln, um besser bezahlt zu werden. Im Bekanntenkreis dasselbe Schauspiel. Gerade in der jetzigen Zeit können Frauen auf den Tisch hauen und mehr Geld vom Arbeitgeber verlangen oder den Arbeitgeber wechseln. Sie müssen es nur machen.

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Ist es tatsächlich. Der Osten hatte ein wesentlich besseres Bildungs- und Betreuungssystem als der Westen. Auch waren dort Frauen früher als gleichwertig angesehen möglicherweise auf Grund geringem Einfluss der Religion. Im Westen fehlen eben extrem viele Betreuer.

Geht uns auch so, leider muss meine Frau sich dauernd dumme Sprüche von anderen nicht berufstätigen Müttern anhören.

Jein. Leider kann Kinder kriegen ein fieser Cut sein. Da ist dann aber der Mann gefragt auch seinen Teil Elternzeit zu nehmen. So behält die Frau ihre Stelle und hat keinen Knick. Und wenn der Arbeitgeber des Mannes da meckert, einfach wechseln, denn dieser Arbeitgeber hat schlichtweg den Wandel verpennt.

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Spannend ist, das diese Argumentation immer von einer 40h Woche also Vollzeitstellen als Standard ausgeht. Wir sehen aktuell, dank dem Mangel an Fachkräften, dass die Leute nicht zwingend mehr Geld wollen, sofern bessere Arbeitsbedingungen und Zusatzleistungen. Dazu zählen auch kürzere Arbeitszeiten und mehr Freiheit.

Meiner Meinung nach geht die Diskussion immer völlig an der Realität vorbei wenn wir nur versuchen die Leute in Vollzeitstellen zu bekommen und darauf aufbauend die Lebenserwerbszeit zu verlängern. Wir brauchen mehr flexiblere Arbeitsmodelle! Ergänzend brauchen wir ein System ab Kita, Kindergarten und bis hin zur Ganztagsschule, das auch auf Bildung und Förderung ausgelegt ist und nicht auf Aufbewahrung von Störfaktoren (Kindern) (…)

Wir müssen erstmal die Strukturen schaffen dass überhaupt mehr Leute arbeiten gehen können, aber selbst dann werden nicht alle und schon garnicht in Vollzeit arbeiten können und wollen.

Ein weitere Punkt, der mir persönlich immer aufstößt ist ein fixiertes Rentenalter anstatt eines flexiblen „Ausschleichens“ nach eigenem Wunsch. Nicht jeder will von 100% auf 0%.
Das ist Erfahrungspotential, das ungenutzt brach liegt.

Das sind nur die groben Eckpunkte. Wenn man tiefer reingeht muss auch das Thema Bildung für Erwachsene, Care-Arbeit und noch einiges mehr in dieses System integriert werden. Aktuell wird das alles nur als nerviges und unproduktives Beiwerk abgetan weil nur Erwerbsarbeit 40h das Maß aller Dinge ist.

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Ich behaupte, dass bei den 10-15 Millionen Müttern welche dabei sind, die nicht arbeiten, weil sie keine ausreichende Betreuung haben. Sie haben meine Aussage ungültig verabsolutiert. Ich habe mich nicht festgelegt, wie viele es sind. Egal ob die Hälfte, eine Viertel oder nur jede Zehnte, es sind einfach richtig viele Mütter.
Ich würde gerne wissen wie viele es denn tatsächlich sind. Das wollte ich aus den Statistiken wissen.

Ich bitte Sie mir anhand der genannten Quellen meine Frage „Wie viele Menschen durch bessere Kinderbetreuung mehr arbeiten (und wie viel mehr)?“ zu beantworten. Vielleicht erkennen Sie dann dass ich mir nicht selbst widerspreche, sondern Sie einfach von etwas anderem reden.
Sie reden davon, dass Mütter mit Arbeit und Kinderbetreuung überlastet sind. Da gehe ich mit, aber die Frage ist doch woher kommt die Überlastung. Durch die Arbeit oder die Kinderbetreuung? Dass die Kinderbetreuung tatsächlich die viel belastendere Arbeit sein kann, tauch in Ihren Beiträgen nicht auf. Ihre ganze Argumentation beinhaltet die Care-Arbeit nicht. Das ist auch bei @less_ink der Fall, daher mein Post. (Hinweis: Der war auch ironisch).

Ein weiterer Hinweis, dass Sie mit dem Thema noch nicht so ganz vertraut sind, ist übrigens, dass Sie von „Müttern“ sprechen.

Also bei der Bekämpfung des Klimawandels gibt es auch noch offene Fragen. Also lassen wir das besser und machen weiter wie bisher?
Selbstverständlich gibt es offene Fragen, aber die spielen hier doch gar keine Rolle. Es geht darum zu vergleichen nicht machen vs machen.

Ein Kind ist leider auch wenn man sich die Betreuung aufteilt ein Karriereknick. Selbst bei einem guten Arbeitgeber. Man ist halt einfach weniger bei der Arbeit. Aber es ist halt kein Cut und beide können weiter ihren Beruf ausüben.

Ich bin nicht von einer 40h Woche ausgegangen. Weniger Arbeitszeit ist sicherlich attraktiv, ich bin mir aber nicht sicher, wie genau man damit den Fachkräftemangel reduzieren kann. Das ist vermutlich ein langfristiges Projekt. Wichtig ist aus meiner Sicht jedoch, dass eine bessere Kinderbetreuung zu kürzerer Arbeitszeit und mehr Freizeit führt (Hinweis: für mich zählt Kinderbetreuung als Arbeit).

Subjektive abwertende Interpretation.
Meine Aussage bezog sich darauf, das dieses Thema komplexer ist als es oft dargestellt wird

Lächerlich.

Um mal voll am Punkt vorbei für die Kinder zu argumentieren. Ich finds ehrlich gesagt gut, wenn Kinder nicht so viel zu hause erzogen werden.
mehr Interaktion mit anderen Kindern, auch etwas durchmischter, mehr Bildung etc.
Je weniger abhängig die Kinder von ihren Eltern sind desto besser. Wenn man um dass sicherzustellen die Eltern zur arbeit schicken muss, dann ist das halt so :wink:
Aber spaß beiseite man kann sicherlich auch beides kombinieren oder Kitas/Kindergärten über die freie assoziation von produzenten etwas andersdenken. ^^ Finde allerdings es sollten genug Anreize geschaffen werden um die Erziehung zu Hause zu minimieren.

Und um hier mal bissle rum zu woken: Das Problem ist natürlich intersektional zu betrachten. Und da fragt man sich ob wirklich nur Frauen Kinder gebähren können :slight_smile: (Btw kennt jemand ne studie wie viele Männer so ausfallen aufgrund des couvade syndroms). Dass die zuverlässigkeit von Männern überschätzt wird wurde ja schon kritisiert, ich würde nochn Schritt weitergehen und argumentieren, dass diese besondere herausstellung von Schwangerschaft als enormes Problem für das Arbeitsleben eine durch und durch ideologisierte Kategorie ist die auf der Perspektive einer spezifischen hegemonialen Männlichkeit beruht.

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Das lässt Krankheitstage außer Acht. Wer kümmert sich dann um die Kinder? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das das größere Problem ist. Wir arbeiten beide und teilen uns die Betreuung, was aber nur funktioniert, solange alle Kinder gesund sind. Sobald eins zu Hause bleibt geht das Konzept nicht auf.

Halte ich auch nicht für erstrebenswert. Man muss nicht alles einer Marktlogik unterwerfen.

Halte ich es eigentlich auch nicht. Leider wird es in großen Teilen unserer rückständigen und konservativen Gesellschaft anders nicht erkannt.

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Muss ich wohl präzisieren.

Soll heissen, alles, was ich vorher an Qualität in Bildung und Betreuung stecke, kommt mir später auf dem Arbeitsmarkt zugute.
Das war mit Teil der Wertschöpfungskette geneint

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Dem ist nicht zu widersprechen, meine Kritik zielte darauf, dass zunehmend in Frage gestellt wird, was keinen unmittelbaren, wirtschaftlich relevanten return on invest bringt. Deine ursprüngliche Formulierung hat bei mir diese Assoziation geweckt.

Ich weiss, ich formuliere manchmal wie Grönemeyer singt.

Hatte mal einen Vortag eines Chefs der Agentur für Arbeit Bayern zum thema Flüchtlinge und Fachkräfte. Sein Fazit: mindestens 6 Jahre, bis diese dem Arbeitsmarkt vollumfänglich zur verfügung stehen. Schnelle Lösungen gibt es selten.

Für gewöhnlich hat man dafür doch Kind-Krank-Tage. Wenn beide arbeiten, haben auch beide diese Tage - 30 pro Elternteil meines Wissens, also 60 insgesamt, und zwar pro Kind. Das ist dann schon eine ordentliche Anzahl, selbst im ersten Jahr vom Kindergarten, wenn die Kinder der Reihe nach alle Infektionskrankheiten einmal durchmachen.

Da gibt es allerdings auch ein konzeptionelles Loch: da die Kind-Krank-Tage nicht der Arbeitgeber, sondern die Krankenkasse zahlt, hat man die nur als gesetzlich Versicherter, wenn das Kind ebenfalls gesetzlich versichert ist. Privatversicherte haben die nicht, außer sie sind Beamte, dann haben sie sie doch, weil die Beihilfe dann diese Tage zahlt. Aber: wenn du als gesetzlich versicherte Person ein Kind mit einer/einem Beamtin/Beamten hast und das Kind darüber privat versichert sein sollte, hast du als gesetzlich versicherter Elternteil keine Kind-Krank-Tage.

Wäre also sicher einfacher, wenn wir den Unsinn mit privaten Krankenversicherungen und die sich daraus ergebenden Sonderkonstellationen nicht hätten. Aber grundsätzlich gibt es zumindest das Recht auf Freistellung von der Arbeit für eine gewisse Zeit wenn das Kind krank ist, und in vielen Fällen auch eine Bezahlung dieser Tage.

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Ja, die gibt es, was auch grundsätzlich gut ist. 30 pro Elternteil oder 60 für Alleinerziehende sind es aber nur ausnahmsweise 2022 und 2023, eigentlich nur 10 bzw 20. Nicht so gut finde ich die Umsetzung, Da es keine Lohnfortzahlung ist, bekommt man nach der Meldung die Tage vom Lohn abgezogen und dann von der GKV erstattet. Abgesehen davon, dass es gedeckelt ist, sind das auch Tage an denen die Arbeit liegen bleibt. Ideal ist das nicht und reicht m. E. nicht, um Menschen, die Kinder betreuen und nicht arbeiten, auf den Arbeitsmarkt zu locken.

Kind krank-Tage gibt es 10 pro Jahr und Elternteil.

Da kann ich nur hysterisch kichern. Gerade erst 10 Tage krankes Kind, im März hatte sie Covid (2 Wochen) Im Mai einen Unfall … kommt nicht hin.

Und vom ersten Lebensjahr in Betreuung wollen wir da mal nicht reden.

20 Infektionen im Jahr sind da nichts besonders.

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Die Deckelung: gut, das könnte man aus Sicht der Eltern durch mehr Tage bzw. eine Entdeckelung natürlich verbessern.

Aber was soll man als Gesetzgeber tun, um zu verhindern, dass Arbeit liegen bleibt, während man sich um sein krankes Kind kümmert? Das ist doch physikalisch unabdingbar. Man kann halt nicht an zwei Orten zugleich sein.

Die Deckelung bezieht sich auch auf die Höhe des Kinderkrankengeldes, nicht nur die Anzahl der Tage.

Da kann der Gesetzgeber nichts tun und ich wollte nicht auf hohem Niveau jammern, denn die Situation ist in DEU ja schon besser als in vielen Ländern. Dass ich den Punkt mit Betreuung während der Krankheit aufgeworfen habe zielte darauf ab, aufzuzeigen, dass die Ausgangsthese, mehr KiTa-Plätze gleich mehr arbeitende Frauen zu kurz greift.
Edit: Tippfehler

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Die Deckelung ergibt sich doch aus der Deckelung der Krankenkassenbeiträge? Man kann nun mal nicht mehr rauskriegen als man einbezahlt. Wer das möchte, muss eben eine Zusatzversicherung abschließen.
Oder spielst du auf die 70% an? Die kommen aus dem Arbeitslosengeld. Wer nicht arbeitet spart Werbungskosten. Mag in vielen Fällen unfair sein, aber da wird kein Gesetzgeber das Fass aufmachen wollen.

Edit: sind 70%

Das weiß ich nicht genau. Ich hab das vor dem Post noch mal nachgeguckt, es gibt einmal eine prozentuale Einschränkung, da habe ich beim BMFSFJ sogar 90% gelesen, und dann eine absolute Obergrenze, die sich nach den Beiträgen richtet.
Aber wie erwähnt, mein Punkt ist nicht, inwiefern das kritikwürdig, unzureichend oder was auch immer ist, sondern dass es insgesamt nicht so ist, dass alle Frauen arbeiten gehen, wenn die KiTas länger öffnen und mehr Plätze anbieten.

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