LdN297 - offener Brief: „Die Ukraine kann nicht gewinnen“

Dazu nur formell die Anmerkung, dass Österreich entgegen der (scheinbar auch hier) weit verbreiteten Fehlinformation kein NATO-Mitglied ist. Österreich ist wie Finnland und Schweden ein bündnisfreies Land, welches jedoch mit der NATO - ebenfalls ähnlich wie Finnland und Schweden - kooperiert (und auch eine ständige Vertretung bei der NATO hat).

Österreich ist daher schon eher Pro-NATO als Pro-Russland, aber eben kein NATO-Mitglied. Und im Gegensatz zu Finnland und Schweden gibt es hier - ähnlich wie in der Schweiz - kaum Bemühungen, das zu ändern. Die letzte Umfrage nach dem Angriffskrieg Russlands hat in Österreich auch gezeigt, dass es im Gegensatz zu Finnland und Schweden keine Mehrheit in der Bevölkerung für einen NATO-Beitritt gibt (nur 14% der Bevölkerung sprachen sich für einen NATO-Beitritt aus). Österreich und die Schweiz sind halt vollständig von NATO-Staaten umgeben, sodass Österreich unmöglich von Nicht-NATO-Staaten wie Russland angegriffen werden könnte, ohne dass diese zuvor einen NATO-Staat unterwerfen müssten. Kurzum: Österreich und die Schweiz sind in einer vorteilhaften geographischen Lage, die ihnen die Neutralität ermöglicht.

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wieder mal was gelernt :wink: Danke!

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Vorne weg, ich habe nur ein einziges Video vom Bundesheer gesehen (das vom 8.7.). Meine Beurteilung kann also sicher auch ein wenig Gewürz vertragen :wink:
Ich würde die Prise Salz beim österreichischen Bundesheer nicht so sehr unbedingt wegen einer möglichen Parteilichkeit der Quelle dazu geben, sondern eher wegen der Herangehensweise der Quelle. Die Perspektive scheint mir eher der sprichwörtliche „Feldherrenhügel“ zu sein, also mit viel Distanz zum eigentlichen Kriegsgeschehen. Das ist ein Blick den andere vernachlässigen, der sicherlich auch seinen Wert hat, aber alles andere als ganzheitlich ist.
Es ist viel von Gelände, Kesselbildung usw. die Rede. Und in seinen Prognosen scheint der Sprecher m.E. auch immer davon auszugehen, dass insbesondere die russische Armee weiterhin voll funktioniert. Der Sprecher diskutiert insbesondere mit Blick auf die russische Armee militärische Handlungsweisen, ohne deren Plausibilität und Durchführbarkeit unter den aktuellen Bedingungen zu gewichten. Es dominiert der Blick auf eine Karte mit klassischer militärischer Symbolik. Zum tatsächlichen Kampfwert der einzelnen Einheiten wird wenig bis gar nichts gesagt. Bei der Aufrechnung der einzelnen Einheiten scheint er die Möglichkeit nicht sehr hoch zu gewichten, welche Einheiten völlig abgekämpft sind, ob das Berufssoldaten oder Reservisten sind, ob Söldner, Legionäre und wie es um die Moral bestellt ist. Es fehlen also viele Qualitativen Aussagen. Zum Salz also bitte auch noch Pfeffer geben!

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Genau deshalb meinte ich oben, dass ich den österreichischen Quellen mehr Vertrauen entgegenbringen würde als beispielsweise deutschen. Denn die deutschen Quellen (Bundesverteidigungsministerium o.ä.) sind noch deutlich NATO-näher als die österreichischen und haben viel mehr Zweifel verdient, da sie aus taktischen Gründen im Normalfall die Stärke der Nato-nahen Staaten (oder der Ukraine) überzeichnen und die russischen herunterspielen. Dieser inhärente Bias ist bei kriegsunparteilicheren Staaten weniger stark ausgeprägt.

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Die FAZ hat einen Gastkommentar mit Gegenpositionen

Die Autoren des Gastbeitrages in alphabetischer Reihenfolge : PD Dr. Jan Asmussen, Universität Kiel, Prof. Dr. Christoph Bluth*, University of Bradford, Generalleutnant a. D. Heinrich Brauß, Berlin, Elisabeth Braw, Senior Fellow, American Enterprise Institute, Washington, D.C., Dr. Sebastian Bruns, Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel (ISPK), Gustav Gressel, European Council on Foreign Relations, Berlin, Dr. Stefan Hansen, ISPK, Kiel, Prof. Dr. Andreas Heidemann-Grüder, Universität Bonn, Prof. Dr. Thomas Jäger, Universität Köln, Dr. Sarah Kirchberger, ISPK, Kiel, Prof. Dr. Joachim Krause, ISPK, Kiel, Prof. Dr. Carlo Masala, Universität der Bundeswehr, München, Prof. Dr. Burkhard Meißner, Helmut-Schmidt- Uni­versität/Universität der Bundeswehr, Hamburg, Brigadegeneral a. D. Rainer Meyer zum Felde, Berlin, Prof. Dr. Sönke Neitzel, Universität Potsdam, Johannes Peters, ISPK, Kiel, Prof. Dr. Gary S. Schaal, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr, Hamburg, Prof. Dr. Maximilian Terhalle, London School of Economics, ISPK, Kiel, Berlin, Dr. Konstantinos Tsetsos, Universität der Bundeswehr München, METIS Institut, Dr. Frank Umbach, Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS), Bonn, Dr. Joachim Weber, CASSIS, Bonn, Brigade­general a. D. Dr. Klaus Wittmann, Berlin.*

Wenn jemand den original Link bei der FAZ für mich hätte würde ich den hier gerne einfügen. ich vermute aber mal eine Paywall.

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Ich habe auch nur die Pressemeldung der FAZ gefunden:

Ah, das hier ist der Link auf den Gastkommentar hinter der Paywall:

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Ich muss sagen, ich finde es wahnsinnig schade, dass sich Online-Nachrichtenmagazine immer wieder dazu entscheiden, für den öffentlichen Diskurs wichtige Beiträge hinter die Paywall zu packen. Ich kann das aus wirtschaftlichen Gründen verstehen. Aber gerade bei so einer zentralen und kontroversen Frage wie derjenigen, ob und wie Deutschland der Ukraine beistehen sollte, würde es den Online-Nachrichtenmagazinen gut zu Gesicht stehen, auch mal auf die Click-Bait-Logik ausnahmsweise zu verzichten.

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