Bei der Diskussion zu dem Thema wird mir etwas zu wenig auf die Chancen die ein solches Jahr auch den jüngeren bieten würde. Nicht nur persönlich, sondern auch der Volkswirtschaft.
Ich habe vor meinem Elektrotechnik Studium erst einen Realschulabschluss gemacht, danach eine Ausbildung mit anschließenden 1,5 Jahren als Geselle und dann ein Fachabitur nachgelegt. In der Ausbildung habe ich viele Dinge gelernt die mir auch in meinem Ingenieursleben jeden Tag helfen. Außerdem wusste ich genau worauf ich mich bei einem Studium einlasse und warum ich nicht zurück in meinen alten Beruf wollte. Viele von meinen Kommilitonen kamen mit 17 oder 18 Jahren direkt aus dem Abi und hatten keine Ahnung vom Leben. Die hatten keine Arbeitskollegen mit Kindern die ganz andere Sorgen hatten als sie in ihrem goldenen Käfig zu Hause. Denen war nicht klar was es heist regelmäßig um 6 Uhr auf der Arbeit zu sein, in einem Team zu arbeiten und wie deren Handeln das Teamergebniss beeinflusst. Viele haben nach 1-3 Semestern abgebrochen. Hier in der Forendiskussion wurde von verlorenen Jahren für die Wirtschaft gesprochen. Diese Studenten standen der Wirtschaft auch nicht zur Verfügung und haben im Gegenteil sogar noch Geld gekostet.
Bezogen auf das Pflichtjahr würde ich das ganze daher eher wie ein bezahltes Praktikum begreifen und da es verpflichtend ist, gilt es persönlich im vergleich zu anderen nicht als verlorenes Jahr und niemand verdient schonmal länger oder kürzer Geld. Wenn es vernünftig bezahlt wird(1000€+ netto), können sich darüber auch Jugendliche aus schlechter ausgestatten Haushalten ein kleines Polster für das Studium erarbeiten. Wer weiter zu Hause wohnt und daher keine zusätzlichen Ausgaben hat kann in dem Jahr 10k-12k Euro an die Seite legen und dabei auch noch etwas darüber lernen, was es heißt mit Geld um zu gehen.
Weiterhin könnte bei einem solchen verpflichtenden Praktikum auch schon etwas darüber gelernt werden, ob man sein Leben in einem bestimmten Beruf verbringen will oder man sich das doch ganz anders vorgestellt hat. Geht man am Ende tatsächlich in den Beruf kann die Zeit teilweise auf die Ausbildung angerechnet werden. Um hier mal ein paar Beispiele zu nennen:
Ziel: Lehrer
Warum sollte ein Abiturient der nach der Abi-Prüfung im Mai bis zum Schuljahresbeginn eine Schulung gemacht hat nicht in der Lage sein Kindern in der 5. bis 10. Klasse bei Aufgaben zu helfen und somit die Lehrkraft der Klasse ergänzen (wichtig nicht ersetzen). 2-3 dieser Aushilfen pro Klasse könnten die Lehrkraft erheblich entlasten. Dabei würden sie etwas über ihren zukünftigen Beruf lernen und würden nicht erst bis ins Referendariat studieren um dann desilusioniert ab zu brechen. Allen wäre geholfen, bessere Studienbedingungen da weniger Leute bis zum Ende durchgeschleppt werden, bessere Lernbedingungen für sie Schüler, weniger Stress für Lehrkräfte.
Ziel: Garten und Landschaftsbau
Einbindung des Pflichtpraktikums in die Grünpflege der Stadt. Dadurch Entlastung der Stadt, der Praktikant lernt einiges und kann sich übeelegen ob eine Ausbildung oder ein Studium in der Richtung was für ihn ist. Die Stadt wird ordentlicher und es können Kosten gespart werden die für Schulen und andere Sozialdienste zur Verfügung stehen.
Ziel: Krankenpflege/Rettungsdienst
Nach 4 Monatiger zentraler Ausbildung kann der Praktikant unter Aufsicht bestimmte Aufgaben abnehmen und so das Stammpersonal entlasten. Außerdem können auch Menschen angesprochen werden, die diesen Bereich vorher gar nicht in Betracht gezogen haben. Diese sehen in dem Praktikum vielleicht, dass es auch noch andere Berufe als die der Eltern gibt und ein Studium nicht immer die logische Folge des Abiturs ist.
Ich denke es gibt noch viel mehr Möglichkeiten die der Gesellschaft aber auch dem/der Jugendlichen zu Gute kommen. Nach so einem Jahr wissen denke ich viel mehr Junge Menschen was sie mit ihrem Leben anfangen wollen und wie die Lebenswirklichkeit anderer Menschdn aussieht als direkt nach der Schule.
Vielleicht kann mam das Thema ja auch mal aus der Perspektive betrachten.