Cool, kannte ich noch nicht.
@lib: Leider stecke ich in dem Fall überhaupt nicht drin und würde mich gerne auf grüne Gentechnik beschränken. Meine (unbegründete) Vermutung wäre jedoch, dass auf Basis der damaligen wissenschaftlichen Erkenntnisse die Skepsis gegenüber der gentechnischen Entwicklung berechtigt war.
Bezogen auf die entsprechende Rüge zum Thema grüne Gentechnik: ich würde ja gerne näher verstehen, was du hier meinst. Das fällt mir aber ohne nähere Infos schwer. Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens darüber, dass durch grüne Gentechnik gezüchtete Pflanzen keine höheren Risiken bergen, als solche, die durch konventionelle Züchtung entstanden sind. Diesen Konsens unterschreiben weltweit alle größeren Forschungseinrichtungen. Falls darüber hinaus die Studie der EU nicht für sich selbst spricht, sollte spätestens der Apell der 159 Nobelpreisträger klar stellen, dass es hier keine zwei Stimmen in der Wissenschaft gibt. Mir ist weder klar, welche Risiken hier ausgeblendet worden sein sollen, noch, wo ein Manipulationsversuch vorliegt. Insulin ist ein anderes Thema.
Jetzt zurück zum eigentlichen Thema. Wichtig ist: dass gentechnisch veränderte Pflanzen nicht „unsicherer“ sind, als gezüchtete heißt natürlich nicht dass sie ungefährlich sind. Natürlich kann es passieren, dass die neuen Pflanzen giftig / schädlich für das Ökosystem sind etc. Nur: diese Risiken sind nicht höher als bei Pflanzen, die durch Züchtung hergestellt wurden.
Die entscheidende Frage, die man beantworten muss ist also, ob man das Risiko eingehen möchte, dass durch eine massive Kampagne zur Entwicklung neuer Pflanzen entsteht. Nach meinem Kenntnisstand hält man das derzeit für den realistischsten Weg. Sicher ist aber genau das ein springender Punkt. Entscheiden wir uns für einen Weg, wo wir diese Hochleistungspflanzen nicht brauchen, braucht es auch die Gentechnik nicht. Entscheiden wir uns für diese Pflanzen, dann gibt es nach meinem Kenntnisstand keinen Grund, dies nicht mit grüner Gentechnik zu tun. Selbst wenn einem die (zu) schnelle Entwicklung neuer Pflanzenarten problematisch erscheint, könnte man das ja sogar (z.B. durch Sondersteuern) regulieren. Aber zumindest würden keine Ressourcen sinnlos für Züchtung verschwendet. Man könnte sogar Regularien gegenüber konventioneller Züchtung verschärfen und damit neue Pflanzen sicherer machen.
Jetzt ist es ja zunächst mal nicht schlimm, wenn jemand trotz dieser Erkenntnisse keine Gentechnik möchte. Kritisch wird es erst durch die heraufziehende Krise in der Landwirtschaft. Damit steht man vor der verantwortlichen Entscheidung: löst man die Krise mit oder ohne Gentechnik? Hier wurden ein paar Ansätze genannt, für die es keine Gentechnik braucht (weniger Fleischkonsum, weniger Biosprit, synthetische Kohlenhydrate etc.). Die eine Frage wäre, ob diese Maßnahmen reichen. Meine Vermutung wäre nein und so lese ich auch den Apell der Wissenschaftler. Aber nehmen wir mal an es reicht, dann wäre zumindest sicher, dass man das Ziel mit dem Einsatz grüner Gentechnik schneller und mit weniger Aufwand erreicht, weil man nämlich in der Gleichung einfach aufwändige, langsame Züchtung, durch schnelle Gentechnik ersetzt.
Man könnte die Klimakrise auch ohne Windenergie lösen (z.B. indem man teuren Wasserstoff importiert). Oder besserer Vergleich: man hätte Corona auch überwunden, wenn man auf einen Nicht-RNA-Impfstoff gewartet hätte. Aus gutem Grund hat man das aber nicht getan, sondern auf wissenschaftliche Erkenntnisse vertraut, die gezeigt haben, dass der RNA-Impfstoff nicht unsicherer als konventioneller Impfstoff ist. Und damit hat man jede Menge Menschenleben gerettet.
Warum sollte man beim Thema Gentechnik anders vorgehen? Warum eine Krise unnötig verschärfen? Am Anfang ihres oben verlinkten Videos sagt Mai, dass es kaum ein Thema gibt, bei dem öffentliche Meinung und wissenschaftliche Erkenntnisse weiter auseinander liegen. Für mich ist schwer zu verstehen warum?