LdN274 Energiewende/Windkraft: Gefühlswelt der Landbewohner

Ich habe da so eine Vorstellung ja. Ich habe mal in Halle (Saale) gelebt. Da ist der ehemalige Braunkohletagebau Goitzsche nur ein Katzensprung, der Anfang der 2000er mit Muldewasser geflutet wurde.

Aber ist es nicht im Grunde egal wie lang es dauert? Wenn es 20 oder 50 Jahre dauert, dann ist halt so. Haben wir es eilig?

Vorweg, ich bin kein Gewässer-Spezi und daher sind die folgenden Aussagen die Visionen eines Träumers und daher mit Vorsicht zu genießen.

Das Ziel sollte aus meiner Sicht nicht sein, den Tagebau auf Teufel komm raus für den Tourismus zu füllen. Stattdessen sollte man den Tagebau mindestens co-nutzen um Wasser effizienter und gleichmäßiger nutzen zu können.

So kann man beispielsweise Überschusswasser verwenden, zum Beispiel aus Hochwasserphasen, um den Tagebau zu fluten. Das Hochwasser 2002 hat beispielsweise dazu geführt, dass die Goitzsche bereits 4 Jahre schneller gefüllt war als geplant (8 Jahre). Die (ungeplante) Flutung der Goitzsche hat dabei auch einige Orte gerettet, die sonst noch viel schlimmer untergegangen wären (, zum Leidwesen von Bitterfeld und Umgebung).

Man kann das Wasser aber auch nutzen um sich gegen Dürrephasen zu wappnen. Zum Beispiel dürfte die Flutung durch Versickerung zu einer Erhöhung des Grundwasserpegel im näheren Umfeld führen. Man könnte aber auch im Sommer wieder Wasser ablassen, wenn der Rhein bedrohlich niedrige Pegelstände aufweist und so trockene Gegenden stabilisieren.

Den genauen Fall, den ich im Kopf habe, gab es in meiner ehemaligen Heimat, vor etwa 15 Jahren. Beteiligt war eine meiner ehemaligen Professorinen, die als Ökoaktivistin des BUND sehr kritisch mit Windkrafträdern umging. Da es eine Lokalposse war, gibt es heute keine (mir auffindbaren) Aufzeichnungen mehr - bei einem Organisationsnamen wie dem BUND ist das aber auch nicht soo leicht zu finden :-D. Sie kämpfte erbittert mit dem Vogelschutz und dem Schutz von fruchtbaren Agrarflächen gegen Windparks, teils auch gegen WKA, die bereits im Betrieb waren, in einem Fall mussten tatsächlich WKA abgeschaltet werden.

Hier eine Klage des BUND gegen einen Windpark

und hier kündigt man Klagen an falls WKA im Naturschutzgebiet genehmigt würden.

Hier berichtet die TAZ über die Naturschutzinitiative NI und deren Verbindung zum BUND.

Die NI hat bspw. beim Windpark Kalteiche die Abschaltung aller WKA gefordert.
https://naturschutz-initiative.de/pressemitteilungen/434-erneuter-totfund-eines-rotmilans-auf-der-kalteiche

Vom NABU, zugegeben einer anderen Organisation, gibt es übrigens eine Webseite, auf der sie erklären, wann sie gegen Windkraft-Projekte klagen. Wann klagt der NABU gegen Windkraftprojekte?

Und hier gibt es eine Branchenumfrage, die aufführt wieviele Projekte von Umweltverbänden beklagt werden. Nicht verschweigen sollte man an dieser Stelle, dass es aber auch viele andere Gründe für Blockaden gibt, zum Beispiel die Luftfahrt.

Hier gibt es exemplarisch auch noch einen Fall bei Reutlingen, wo die Windräder eines Windparks zwischen Frühjahr und Herbst nach Sonnenuntergang still stehen müssen. Auch hier beteiligt, die oben erwähnte Naturschutzinitative.

2 „Gefällt mir“

Danke @pitus. Bei den älteren Fällen würde ich hoffen, dass alle seitdem dazugelernt haben. Die neueren überzeugen mich jedoch, dass es noch aktuell ist.
Mmm, ich kann nicht beurteilen, ob es wirklich einmal notwendig war. In Einzelfällen könnte es sein, aber in Häufung problematisch. Werde mir die Erklärung vom NABU durchlesen, sobald ich Zeit habe. Jedenfalls lieber Windräder als Kohletagebau und zu viele LNG-Terminals.
Aber mit deinem Einwand hast du recht.

1 „Gefällt mir“

Ich glaube die Kritik an der Kohleverstromung sollte sich auf die wesentlichen Punkte fokussieren, um glaubhaft und effektiv zu bleiben (Aufmerksamkeitsökonomie). Die wesentlichen Kritikpunkte an der Kohleverstromung sind m.E. die vorzeitigen Todesfälle durch Luftverschmutzung und die CO2 Emissionen pro kWh und deren Folgen.
Das stellt die Zerstörung der lokalen Infrastruktur, Flora und Fauna und m E. sogar die Enteignung ganzer Dörfer völlig in den Schatten. Letzteres ist für eine sehr kleine Gruppe ein sehr großes Problem. Aber Lützerath hatte z.B. zu seinen Hochzeiten rund 100 Einwohner. Dagegen sterben pro Jahr rund 1000 Menschen in Deutschland vorzeitig durch Luftverschmutzung in Folge von Kohleverbrennung.
Daher sind das die Dinge, die man anprangern sollte - nicht ein Windrad oder eine Bushaltestelle, die abgebaggert werden.

2 „Gefällt mir“

Aber das eine ist sichtbar, greifabr (Lützerath), das andere kann man an Statistiken ablesen. Klar ist die Luftverschmutzung und CO2 Ausstoß viel essentieller, aber manchmal brauchen Menschen eben auch den Hambi, um zu kapieren, was alles falsch läuft und verändert gehört.

1 „Gefällt mir“

Der Punkt ist durchaus valide. Gerechtfertigt ist die Arbeit mit solchen emotionalen Symbolen aus meiner Sicht aber nur, wenn sie sich auch auf rationaler Ebene glaubhaft in die Thematik einreihen.
Ein gelungenes Beispiel ist da die Behandlung von bestimmten Extremwetterereignissen im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Ein nicht so gelungenes Beispiel ist dagegen z.B. der Protest in Lützerath. Ich will das Thema nicht nochmal aufrollen, aber auch in der Lage würde ja berichtet, warum man hier um ein relativ substanzloses Symbol gekämpft hat.
Solche leeren aber emotional wirksamen Symboliken werden dann an anderer Stelle schamlos und manipulativ ausgenutzt. Siehe Windkraftgegner, Kampagnen gegen Gen-Mais o.ä. Das Hinterfragen solcher emotionalen Kampagnen auf ihre rationale Substanz ist daher m.E. wichtig.

1 „Gefällt mir“