LdN274 Energiewende/Windkraft: Gefühlswelt der Landbewohner

Auf einem Markt bildet sich der Preis eben so, dass Windstrom günstig ist. Die Gemeinden werden dann nur anteilig vom Gewinn entlohnt.

Man könnte das aber ändern, z.B. könnte die Gemeinde einen Satz auf den produzierten Strom aufschlagen, z.B. 1ct. pro kWh.

Versuch Nummer 99.971 der Kernfusion sieht doch schonmal vielversprechend aus.
Wenn man mit der einen Milliarde Euro die die Verdoppelung des Bundeskanzleramts mindestens kosten wird lieber an der Kernfusion forschen würde, wären wir vielleicht ein Stückchen näher an der besten/nachhaltigsten aller Energieproduktionsformen.

Du meintest hier wahrscheinlich „missachtet“, oder? Falls ja, dass kann natürlich sein. Aber möglicherweise wurde die Akzeptanz dafür ja über die Bürger-Genossenschaft hergestellt.

Meinst du diese Klage (Quelle):

Die Gemeinde Rettert hatte am 26.06.2014 Klage gegen die dem Windparkbetreiber erteilte Genehmigung erhoben und zugleich den Eilantrag anhängig gemacht.

Da gibt es nämlich ein paar „schöne“ Details in der Klagebegründung:

Die am weitesten nördlich geplanten Windenergieanlagen Nrn. 8, 9 und 12 befänden sich in der bedeutsamen Pufferzone des Limes und stünden mit dem Weltkulturerbe nicht in Einklang.

Aber dann kommst:

Zudem habe die Gemeinde mit Bebauungsplan vom 27.09.2007 ein Baugebiet „Wohnpark Limes“, mit 14 Bauplätzen für Wohngebäude, ausgewiesen und für dessen Entwicklung bisher Kosten von fast 200.000 € aufgewendet. Die Attraktivität beruhe insbesondere auf dem bislang unverstellten Blick auf das Weltkulturerbe.

Da scheint also wieder jemand Angst zu haben, das die Windräder ihm seine schönen Immobilienpreise kaputt machen. Insofern finde ich diese Klage als zu Recht abgewiesen.

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Zumindest im Bürgerentscheid vom 22.1.2012 ist von einem Mindestabstand von 1000m von bewohnten Grundstücken die Rede. Und auch Heidenrod wehrt sich gegen weitere Windanlagen so wie es scheint.

Leider ist Dein Artikel hinter einer Paywall, deswegen kann ich dazu nichts sagen. In der Fusionscommunity wird gern das hier herumgereicht:


Das heißt, da würde die Milliarde vom Kanzleramt schon was bewirken, aber ist bei weitem nicht genug, weil man mehr als das jedes Jahr aufbringen müsste. Der DEMO Reaktor soll der erste Prototyp werden, aber der soll erst nach ITER kommen, das seit Jahren nicht fertig wird. DEMO ist geplant für 2051. Wir können uns einfach nicht auf nicht vorhandene Technologien verlassen, wenn wir irgendwas gegen die Klimakrise ausrichten wollen…

Zurück zum eigentlichen Thema: Warum ist denn das Zupflastern der Landschaft mit Felder (am besten noch Monokulturen) ohne jegliche Grünstreifen, in denen z.B. Vögel nisten könnten, eigentlich so viel schöner als ein Windrad? Ist das nicht einfach eine Sache der Gewohnheit? Wenn die Natur wie in den LdN Folgen zur Windkraft besser geschützt wird, wenn man ein paar Flächen für Windkraft freigibt und dafür im Rest umso mehr für Artenschutz etc. macht, kann man doch nicht immer wieder die Argumente von Naturschädigung ausgraben. Wer sich gegen Beton im Boden ausspricht, kann aber auch die Verdichtung des Bodens durch schwere Agrarmaschinen nicht gut finden, aber da gibt’s meines Wissens nach keine Klagevereine. Mich beschleicht da immer wieder das Gefühl, dass viele durchökonomisierte Wald- und Feldflächen idealisieren und vergessen, dass das aber auch gar nichts mit Natürlichkeit zu tun hat.

Können wir vielleicht mal Abstand nehmen von diesen vollkommen stereotypisierten Bilder wie dem schick gekleideten Städter, der seine Stromproduktion auf den armen Landbauern abwälzt? Wie hier schon mehrfach angemerkt wurde, sind beide Gruppen aufeinander angewiesen und das geht nur zusammen. Beide Gruppen leben nicht in einer wunderbaren Fantasiewelt, in der Milch und Honig fließen und wir müssen alle gewisse Opfer bringen.

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Und anders sieht es aus, wenn wir es wagen sollten, die Natur mit nuklearem Fall Out zu verseuchen, das kriegen wir nicht so einfach weg!

Kommt auf den Standpunkt an. Und vielleicht auch auf die eigenen Mittel. Es gibt Faelle, wo Leute ihr Haus wegschmeissen koennen. Wenn es durch die Chemie der Landwirtschaft und einen Schweinemaester schon vorbelastet ist. Leben am Ortsrand. Der Vorbesitzer des Grundstuecks des Schweinemaesters war schon wegen der Chemie weggezogen. Nun kamen auch noch blinkende Windmuehlen dazu. Ein Horror.

Wenn die mal eine Stadt besuchen, fallen sie vermutlich vor Schreck tot um.

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@Guenter so witzig kenn’ ich dich hier ja gar nicht - passt :joy:

Zum Thema Versöhnung und Ausgleich innerhalb von Gemeinden bei der Planung von Windkraftanlagen habe ich heute einen tollen Artikel in der FAZ gelesen, der leider jetzt hinter der Paywall verschwunden ist. Falls jemand ein Abo hat und sich dafür interessiert, hier der Link: https://m.faz.net/aktuell/politik/inland/streit-um-windkraft-in-bayern-hier-hat-sich-der-wind-gedreht-19111733.html?GEPC=s9
Inhaltlich geht es darum, wie der neue Bürgermeister eines Ortes in Bayern es geschafft hat, Ausgleich (auch finanziell) und Kompromiss unter den Dorfbewohnern zu erreichen, die nun zu 2/3 für den Bau von Windrädern gestimmt haben, während sie einige Jahre vorher (verunsichert durch massive Öffentlichkeitsarbeit der Windkraftgegner) 2/3 dagegen waren.

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Absurd ist, dass sich Bürger:innen zwar gegen Windräder wehren können, aber kaum gegen Kohleabbau, der enorme Folgen für die Anwohner:innen hatte und hat (Luftverschmutzung, Grundwassersenkung, Landschaftszerstörung, Abnahme der Biodiversität, sicher auch Preisverfall der angrenzenden Immobilien). Und woher soll eigentlich am Ende das Wasser für die Füllung des Tagebaus kommen? Das alles sind unglaubliche Umweltzerstörungen.
RWE baut jetzt sogar Windräder ab und zerstört Busverbindungen.
https://taz.de/Foerderung-von-Kohle/!5953026/

Vielleicht von Starkregenereignissen? Wir debattieren doch mächtig darüber, dass wir Reservoire anlegen müssten. Tagebauten könnten aber auch als Energiespeicher umfunktioniert werden.

Ich muss mich schon darüber wundern, wie klimabewusste Menschen immer wieder diesen Einzelfall heranziehen. Es gibt eine Energiestrategie der Bundesregierung. Die setzt leider auf Kohle. Aus wirtschaftlichen und logistischen Gründen hat sich RWE als Besitzer des Tagebaus für eine Erweiterung des Tagebaus entschieden und das dortige Land gekauft. Die Behörden haben für all das ihre Zustimmung gegeben. Gerichte haben diese Zustimmungen geprüft und für in Ordnung befunden.

Was wirft man nun RWE vor? Etwa sich an Absprachen zu halten? Demokratie heißt manchmal auch mit Entscheidungen leben zu müssen, die man nicht gut findet. Das geht mir nicht anders und dann heißt es Mund abwischen und weiter geht’s.

Warum kämpfen Klimaschützer nicht ebenfalls so vehement gegen Umwelt-Aktivisten vom BUND, die errichtete Windräder bis in den Stillstand blockieren oder beklagen?Mach bitte nicht aus einer Mücke einen Elefanten. Es werden nur eine handvoll Windräder abgerissen. Die Energiewende krankt eher daran, dass wir viel zu langsam neue Windräder in Betrieb bekommen. Nicht daran, dass eine kleine Zahl der Erweiterung eines Tagebaus weichen müssen.

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Je nach Fall fände ich das auch dumm, aber das würde ich dann doch ganz gern erstmal nachlesen können. Ich folge dem BUND auf Instagram und habe so etwas noch nicht wahrgenommen.
In ganz 2022 wurden in Bayern nur 14 neue Windräder gebaut. Es scheint mir, es geht um jedes einzelne.

Das mit dem Füllen des Kohlelochs scheint nicht so einfach zu sein. Mir ist bisher nur bekannt, das Rheinwasser genommen werden soll. Du kannst sicher berechnen, welch riesige Mengen man brauchen wird :wink:

Das war wohl mal der Plan, aber davon hört man auch nichts mehr. Das Problem beim Ableiten von Rheinwasser war und ist, dass der Rhein für die Schiffahrt benutzbar bleiben soll/muss. Und durch die fehlende Eisschmelze im Frühjahr und generell weniger Niederschlag führt der Rhein seit Jahren deutlich weniger Wasser.

Und wenn ich mich richtig erinnere waren damals die berechnete Zeit, bis die ganzen Löcher gefüllt sind, irgendwas um 20 Jahre. Das sind schon extrem große Gruben, ich empfehle jedem, der hier ind er Nähe wohnt, sich das mal an einem der vielen Aussichtspunkte anzusehen. Bilder tun dem Ganzen Unrecht.

Kann sein, dass ich da komplett falsch liege. Aber auf den Gedanken man müsse den Tagebau mit Wasser füllen bin ich noch nicht gekommen. Die füllen sich schließlich von selbst, weil sie unter dem Grundwasserspiegel liegen.

Das ist sehr viel komplexer. Hab ein wenig im Internet gesucht. Chemische Reaktionen gefunden, Erdrutschgefahr, natürliches Volllaufen dauert ewig. Und hier das Vorhaben, den Rhein zu nutzen:
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/rhein-pipeline-hambach-garzweiler-protest-100.html

Huch, mehr als 40 Jahre, da lag ich ja doch deutlich daneben in meiner Erinnerung. :smile:

Egal ob du Flusswasser, Grundwasser oder andere Quellen anzapfst. Das Wasser, was in den Tagebau fließt, fehlt an anderer Stelle. Mindestens für Regionen mit Wasserknappheit durchaus ein Problem.

Das liegt schlicht an der höheren Energiedichte der Kohle. RWE kann seine (juristischen) Kräfte auf ein relativ kleines Gebiet bündeln, wo sie dann Millionen Tonnen Kohle abbauen können. Wollte man dieselbe Energie aus Windrädern gewinnen, müsste man individuelle Verfahren an hunderten Einzelstandorten gewinnen. Es macht also einfach die Masse.

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Scheinbar hast du ja nix gefunden.
Der Link führt genauso wie zig andere Artikel immer nur zur Frage der billigsten Renaturierung. Sowohl Erdrutsche als auch chemische Reaktionen können beim Fluten entstehen. Im anderen Falle eher nicht.

Ich hab noch Artikel über frühere Renaturierungen gefunden. Ergebnis waren dann Naherholungsgebiete, die zwar nicht die zerstörte Natur wiederherstellen konnten, aber auf längere Sicht für die Menschen angenehm sind. Von allein haben sie sich aber nicht gefüllt.
Die Tagebau-Orte sind allerdings auch unterschiedlich.
https://www.handelsblatt.com/technik/energie-umwelt/renaturierung-im-tagebau-vom-toten-loch-zum-lebenden-see/20040220.html
https://www.bund-nrw.de/braunkohle/hintergruende-und-publikationen/braunkohle-und-umwelt/braunkohle-und-wasser/braunkohle-restseen/
Zitat " 1. Problem: Ohne Wasser aus Rhein und Rur keine Seen Das zeigt schon die geplante Dauer zur Befüllung der Seen. Das Land NRW rechnet mit einem Zeitraum von mindestens 40 Jahren. Bis wir also in einem Garzweiler See schwimmen gehen können, dauert es noch. Hinzu kommt: Durch den jahrzehntelangen Braunkohleabbau ist der Grundwasserpegel in der Region stark gesunken. Würden die Löcher unkontrolliert mit Grundwasser volllaufen, könnten die Ränder, die sogenannten Restseeböschungen, ihre Stabilität verlieren. Die Gefahr: Sie brechen in sich zusammen. Dann hätte es sich mit den Seen erledigt, bevor wir überhaupt unsere Schwimmklamotten anhaben." aus
https://www.quarks.de/umwelt/braunkohle-aus-so-koennen-wir-die-gigantischen-flaechen-im-rheinland-nutzen/