LDN241 - Vermögensabgabe

Ja, es ist komplex, aber mal ganz vereinfacht gesagt: Weil ein Prinzip, das seit Jahrzehnten als allgemeingültig gilt, offensichtlich nicht funktioniert, und das ist der „Trickle-Down“ Effekt. Das bedeutet nichts anderes als, dass das Geld, dass die Vermögenden immer mehr anhäufen, wieder in den Kreislauf über neue Jobs, höhere Löhne und andere Investitionen zurückgeführt wird.
Sicher, passiert in einem gewissen Anteil, aber eben bei weitem nicht genug, weswegen eben „oben“ immer mehr hängen bleibt.

Wie man hier eingreifen könnte etc, das ist das Komplexe an der Geschichte. Und das natürlich genau die, die hauptsächlich vom Status Quo profitieren, die regulierende Macht ausüben und immer nur soviel von den Vorteilen aufgeben werden, wie es ihnen passt.

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Lieber Krabat,

das ist so nicht ganz richtig. Zumindest nicht, wenn man den jeweils konkreten institutionellen Rahmen anschaut. Der sieht nämlich für Deutschland und den Euro-Raum vor, dass Zentralbanken (von der Politik und direktem staatlichen Einfluss) unabhängig sind.

Aber auch wenn es der institutionelle Rahmen zulässt, gibt es immer noch ökonomische Grenzen der Staatfinanzierung durch Zentralbankgeld. Denn wenn tatsächlich beliebig viel Geld durch die Zentralbank (oder sonst wen) in den Umlauf gebracht wird führt das früher oder später zu einer galoppierenden Inflation, siehe z.B. Simbabwe, Venezuela, die Transformationsländer, Weimarer Republik oder die aktuelle weltweite oder zumindest EU-weite Asset-Price-Inflation, insbesondere Immobilien.

Eine solche, durch die Geldpolitik induzierte, Asset-Price-Inflation hat übrigens dann auch relativ krasse Verteilungswirkungen, da man davon umso mehr profitiert, je mehr Assets, also je mehr Vermögen man schon hat (da wären wir wieder bei Windfall-Profits)

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Hallo Jan,

aus rein wirtschaftlicher Sicht ist deine Argumentation sicherlich nachzuvollziehen.
Was das Thema Gerechtigkeit angeht, bin ich allerdings völlig anderer Meinung.

Wer trägt denn gerade die Last der Pandemie? Sind das die 0,7 Prozent der extrem vermögenden Menschen, oder die 99,3 Prozent der deutlichen Bevölkerungsmehrheit? Und von diesen 99,3 Prozent der Bevölkerung trifft die Pandemie die mit geringem oder gar keinem Einkommen am stärksten.

Wer verdient an der Pandemie? Sicherlich nicht das untere Einkommensdrittel!
Was sagen schlecht entlohnte, überarbeitete Krankenpfleger*innen, die durch die Pandemie nochmal mehr arbeiten mussten und sich zudem einem hohen Infektionsrisiko aussetzen mussten, zum Thema Gerechtigkeit in dieser Gesellschaft? Diese Menschen, und das ist nur ein Beispiel von vielen, haben sich wirklich solidarisch gezeigt!

Meine Frage ist, was soll bitte ungerecht daran sein, wenn Menschen mit einem unfassbaren Vermögen, das von Jahr zu Jahr wächst, die womöglich von der Pandemie profitiert haben, ein Minimum abgeben sollen, wobei sie dieses Geld sogar von den Zinsen dieses Vermögens bezahlen können und zudem selbst wieder wirtschaftlich davon profitieren?!

Für mich ist das alles andere als ungerecht, es ist für mich noch nicht einmal solidarisch, das wäre es nur, wenn diese Menschen es freiwillig geben würden. Für mich ist das gesunder Menschenverstand und das Selbstverständlichste auf der Welt.

@lagedernation vielen Dank für euren Podcast

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Ja, aber ich meinte ja eben mit dem entsprechenden politischen Willen, es ist eine politische Entscheidung das es momentan nicht möglich ist.

Und ja ökonomisch gibt es Grenzen des sinnvollen, aber der Punkt ist ja das diesese Grenze eben nicht bei der „schwarzen Null“ ist, und eine sinnvolle Wirtschaftspolitik eben nicht daran auszurichten ist weil, der Staat eben kein Haushalt ist der sich nicht um Einnahmen kümmern muss um etwas auszugeben.
Und solange die Wirtschaftskapititäten nicht ausgelastet sind (siehe unfreiwillige Arbeitslosigkeit) würden Staatsausgaben bis zur Vollbeschäftigung eben nicht zu Inflation führen, sondern nur die Wirtschaft besser auslasten, und das obwohl der Staat auf dem Papier mehr ausgibt als er einnimmt.

Ein Beispiel, angenommen der Staat gibt jetzt nochmal viel viel mehr Geld aus
und in einem Beispiel holt er sich die entsprechende Summe von den Reichen über eine hohe Vermögenssteuer und im anderen Fall, gibt er es einfach so aus (kann er ja faktisch, und könnte er mit entsprechendem Wille noch viel einfacher)

Dann wäre in beiden Fällen die Verbraucherpreisinflation gleich, weil eine Vermögenssteuer quasi keinen Einfluss auf die Verbraucherpreise hat (ist ja logisch weil ab einem bestimmten Einkommen vom Vermögen quasi nichts mehr verkonsumiert wird). Der Unterschied ist beim einen Fall würde alle rumweinen weil der „Haushalt nicht ausgeglichen ist“ aber faktisch macht es keinen Unterschied.

Ich hoffe man versteht meinen Punkt : ) Eine Vermögenssteuer verschafft dem Staat (vom Eurossystem abgesehen weil das ja ebenfalls mit politischem Willen entsprechend reformierbar wäre) keine größere Kaufkraft, und mehr Staatsausgaben ist nicht gleich größere Inflation

Um noch ein Gegenbeispiel zu nennen, USA 2. Weltkrieg die Staatsausgaben wurden massiv vergrößert, aber die Inflation stiegt nicht signifikant weil entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen wurden

Ich finde es einigermaßen absurd, wie groß das Geschrei vor angeblicher Enteignung schon bei dem vergleichsweise moderaten Vorschlag der Linkspartei ist. Dieser ist ja mit Absicht so gehalten, dass die Abgabe den Reichen nicht mehr schadet, als irgendwelche Wertschwankungen ihrer Kapitalanlagen.
Andererseits ist es natürlich verständlich: Warum sollten diejenigen, die viel haben, auch die jahrzehntelang betriebene Umverteilung zu ihren Gunsten beenden wollen.
Wer sich für das „Big Picture“ von Ungleichheit im globalen Kapitalismus und dessen Legitimation interessiert, dem sei dieses Gespräch mit Thomas Piketty empfohlen, der genau das empirisch untersucht hat: Essay und Diskurs | deutschlandfunk.de Piketty setzt sich unter anderem mit der Frage auseinander, warum es viele Menschen als völlig normal ansehen, dass selbst in den reichsten Ländern der Erde Millionen Menschen nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen, während andere buchstäblich nicht wissen wohin mit ihrer ganzen Kohle.

Doch er bleibt nicht bei der Analyse stehen, sondern macht auch Vorschläge. Pikettys Konzept sieht ein Gesamtsteueraufkommen von 50 % des jeweiligen Nationaleinkommens vor, 45 % aus Einkommenssteuer, CO2-Steuer und Sozialbeiträge, 4 % aus Vermögensteuer und 1 % aus Erbschaftsteuer. Die 45 % sollen öffentliche Ausgaben wie Bildung, Gesundheitswesen, Sozialleistungen, Infrastruktur etc. finanzieren. Mit den restlichen 5% sollen u. a. ein „Erbe für alle“ finanziert werden. Das heißt, die enormen Vermögen und Erbschaften, von denen nur ein Bruchteil der Bevölkerung profitiert, sollen anteilig an alle verteilt werden. Konkret fordert Piketty, dass jede:r Bürger:in zum 25. Geburtstag eine Summe in Höhe von 60 % des nationalen Durchschnittsvermögens erben soll. Das wären in Deutschland zur Zeit 120 000 €. Hört sich verrückt an? Schaut es Euch an! (vgl. Thomas Piketty: Erbschaft für alle - brand eins online)
Das wäre auf jeden Fall ein großer Beitrag zum Thema Chancengleichheit und Generationengerechtigkeit. Ich möchte mir aber gar nicht vorstellen, was los wäre, wenn das ein:e Politiker:in in Deutschland ernsthaft fordern würde…

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Noch einmal Lob für die letzte Folge von Lage der Nation. Erwähnungen der Politik der Partei Die Linke, geschweige denn Interviews mit Vertretern der Partei sind leider auf Lage der Nation eine Seltenheit. Zumindest im Vergleich zu, sagen wir, der Politik und dem Personal der FDP.

Aber diesmal habt ihr einen vernünftigen Politikvorschlag von die Linke fair und umfassend erläutert. Also Kudos. Und hoffen wir, dass sich diese Inklusivität fortsetzt.

Meiner Meinung nach geht der Vorschlag von Die Linke nicht annähernd weit genug, um die massive Umverteilung des Reichtums von den Armen zu den oberen 1%, die in Deutschland und der Welt im Laufe der neoliberalen Ära stattgefunden hat, anzusprechen.

Aber es bleibt ein guter Anfang.

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Das ist natürlich eine Einschätzungfrage, was signifkant in diesem Zusammenhang sein soll oder nicht. 1946 lag die Inflationsrate bei knapp 20%. Im Zeitraum von Februar 1946 bis August 1948 waren Lebensmittel besonders stark betroffen.

Most price controls were lifted in 1946. Prices started increasing in March and jumped 5.9 percent in July alone. (Food prices rose 13.8 percent in July after many food price controls expired June 30.) Prices increased more than 15 percent in the second half of 1946. The surge was not merely the story of price controls being lifted, however: strong inflation continued through 1947, driven by increases in demand as well as shortages and diminished crops.29 Food prices in particular rose dramatically during this period as the CPI food index increased by a third in the last 10 months of 1946 and by over 55 percent from February 1946 to its August 1948 peak. Prices for meats more than doubled over the period, and all the major CPI group indexes of the time increased, with only rent rising less than 20 percent. (Bureau of Labor Statistics)

Was genau ist an Deinem Beitrag „wirtschaftswissenschaftlich“?

Bis auf die (lösbaren) Nachteile einer Substanzbesteuerung kann ich als studierter Volkswirt und in den unterschiedlichsten betriebswirtschaftlichen Berufen Tätiger wenig wirtschaftswissenschaftliche Argumente gegen eine Vermögensabgabe erkennen.

Es ist eher eine ethisch-philosophische Frage der Gerechtigkeit — und die wird immer hoch kontrovers diskutiert werden.

Ich erinnere daran, dass Deutschland nach dem Krieg mit dem Lastenausgleich schon einmal eine Vermögensabgabe zur Umverteilung von wirtschaftlich weniger vom Krieg Betroffenen an mehr vom Krieg Betroffene hatten:

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Weil sie es können. Ist das „gerecht“? Was ist denn „gerecht“? Als Wirtschaftswissenschafter weißt Du sicherlich, dass es keine wirtschaftswissenschaftliche Antworten auf Verteilungsfragen gibt. Diese gehören in die Philosophie, insbesondere in die Ethik, und eindeutige Antworten gibt’s da nicht.

Nun ja, Zwang hat wenig mit Solidarität zu tun. Es geht um Leistungsfähigkeit.

Es gibt zig Argumente, die gegen

  • Sonderbesteuerung für Reiche
  • Verschärfung der progressiven Besteuerung
  • Vermögenssteuer
  • Vermögensabgabe
    et al aufgeführt werden.

Neben der heillosen Gerechtigkeitsdiskussion, die in aller Regel eine einfache „Aufrechnerrei“ von angeblichen Ansprüchen des Einzelnen gegen die Gesellschaft gegen Ansprüche der Gesellschaft gegen den Einzelnen ausartet, sehe ich nur zwei ernstzunehmende Argumente:

  1. Wenn wir die „Leistungsträger“ der Gesellschaft zu sehr besteuern, könnten - so das Argument - die ihre Leistungen nicht mehr so erbringen (bis hin zur Steuerflucht ins Ausland) und am Ende verliert die Gesellschaft die Vorteile, die sie mit den Leistungsträgern hat: Investitionen, Unternehmen = Arbeitsplätze, … Ich bin tatsächlich ziemlich sicher, das es einen Punkt in der Besteuerung gibt, ab dem jeder sagt: „O.K., wenn ihr mit den größten Teil meiner Leistung wegnehmt, dann leiste ich eben weniger (oder geh in einen Staat, bei dem das nicht so ist.“ Daher gilt auch der Halbteilulngsgrundsatz des Bundesverfassungsgerichts aus 1995, nachdem Steuerpflichtigen nach der Steuerzahlung etwa die Hälfte seines Einkommens bleiben müsse (das Bundesverfassungsgericht hat allerdings 2006 diesen Grundsatz wieder eingeschränkt). Von diesem Punkt sind wir nach dem Steuersenkungswettbewerb seit Helmut Kohl m.E. noch weit entfernt. Wenn allerdings vermögende Personen befürchten müssen, dass der Gesetzgeber immer mal wieder auf die Idee kommt, sie über eine Vermögensabgabe zu „schröpfen“ (und dies dann politisch auch noch mit einem Neid-Narrativ begründen), wird sich jeder Vermögende Überlegen, ob es nicht irgendwo in der Welt ein schönes Plätzchen gibt, wo man mit seinemVermögen gut leben kann. Das spricht aber nicht gegen eine Vermögensabgabe mit Hinweis auf einer ganz außerordentlichen Situation. Es muss nur eine ganz außerordentliche Situation sein und es muss klar sein, dass das eine absolute Ausnahme bleibt. Wenn die Politik dann noch darauf verzichtet, eine solche Abgabe mit einem Neid- oder Gerechtigkeits-Narrativ zu begründen (was leider auch Ulf immer mal wieder durchrutscht), sondern strickt mit der besonderen Leistungsfähigkeit der Betroffenen und der intergenerationalen Gerechtigkeit argumentiert und vielleicht sogar für Anerkennung und Dankbarkeit für dieses „Sonderopfer“ wirbt, dann werden nicht weniger der „Superreichen“ die einmalige Vermögensabgabe - vielleicht ein wenig zähneknirschend - hinnehmen.
  2. Sehr wichtig ist dabei, dass v.a. Unternehmer durch diese Substanzbesteuerung nicht gezwungen sind, Produktivkapital zu liquidieren. Das kann notwendig sein, wenn die Cash-Flow-Rentabilität gering und/oder die Schuldenquote (Verschuldung) relativ hoch ist. Das bei kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland gar nicht so selten: Viele mittelständischen Unternehmer maximieren nicht die Rendite ihres Unternehmens, sondern geben sich mit einer „auskömmlichen Ausschüttung“ durchaus zufrieden.

Ich muss jetzt als Wirtschafts"wissenschaftlicher" doch einmal eine Lanze für die Schuldenbremse brechen. Nicht, dass ich mit ihrer aktuellen Ausgestaltung einverstanden wäre, die einen die Politik dazu verleitet, notwendige Ersatzinvestitionen sowie Zukunftsinvestitionen massiv zu vernachlässigen. Aber mir hat bis heute kein Ökonom (und schon gar kein Nicht-Ökonom) erklären können, wie das langfristig funktionieren kann, wenn der Staat Jahr für Jahr mehr Schulden aufnimmt als er tilgt. Was bei der im schwäbischen Privathaushalt nicht funktioniert, funktioniert im öffentlichen Haushalt ebensowenig - langfristig! Solange die Verhältnisse stabil und die Zinsen niedrig sind, scheint das zu funktionieren. Wenn aber die Anleihenkäufer Sorge haben, der Staat könnte seine Schulden nicht mehr tilgen, bricht der Staatshaushalt zusammen und die Währung zugleich mit.

Die Schuldenbremse sollte eine Politikbremse, eine Bremse für den öffentlichen Konsum sein, die die Politik zwingt, die Staatsverschulung relativ zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Gesamtgesellschaft nicht immer weiter zu steigern.

Das ist ideologisch und demagogisch. Natürlich kenne ich die tatsächliche Motivation derjenigen, die den Vorschlag einer Vermögensabgabe vertreten, nicht. Ich habe aber ganz große Zweifel, dass deren primäres Ziel ist, dass die Reichen irgend etwas zahlen sollen. Deren Ziel ist es, die Corona-bedingten Staatsschulden mit Hilfe Leistungsfähigsten der heutigen Generation zu tilgen, anstatt sie den Jungen zu vererben. Das halte ich erst mal für einen honorigen Grund.

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Das ist grundsätzlich richtig. Sagt aber erst mal gar nichts darüber aus, wie es denn um die Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland tatsächlich gestellt ist. Wer mit Augen, Ohren und Verstand aufmerksam in dieser Gesellschaft lebt und leugnet, dass wir in Teilbereichen ein massives Verteilungsproblem haben, der … Da fehlen mir die Worte.

Inwiefern profitieren die Konzerne besonders von der Wirtschaftshilfe?
Und: Die meisten Konzerne sind im Eigentum von Aktionären. Und das sind vielfach ganz andere als die „Superreichen“, die mit einer Vermögensabgaben zur Tilgung der Corona-bedingten Schulden gebeten werden sollen.

Ist das so?

Ja, das wird immer wieder gesagt. Ich berate mittelständische Unternehmer. Ich weiß, was die leisten. Selbst Erben, also die Unternehmer der 2., 3. oder 4. Generation, erbringen meist eine wertvolle Leistung nicht nur für sich, sondern eben auch für die Gesellschaft. Klar, ist ihnen das ein stückweit in den Schoß gefallen. Aber ohne Mut, Kompetenz und Leistung schafft man es nicht, ein Unternehmen am Laufen zu halten.

Der Vorschlag der Linken hat nicht zum Ziel, die ungleiche Vermögensverteilung zu ändern, sondern die Corona-bedingten Schulden durch diese (und nicht durch die nächste) Generation tilgen zu lassen. Durch die, die das dank ihrer Leistungsfähigkeit können.

Ja, das die Bewertung ist ein Problem. Ein Umsetzungsproblem. Das nur dann gegen eine Vermögensabgabe spricht, wenn klar ist, dass eine befriedigende Bewertung nicht möglich ist. Ist sie das nicht?

Mögliche Steuerhinterziehung als Argument gegen Vermögensabgabe oder Vermögenssteuer?

Diesem … hat dankenswerter Weise schon jemand anderes widersprochen.

Genau hier liegt das ökonomische Risiko. Wenn das die Betroffenen so sehen, dann werden die Leistungsfähigen das Land verlassen oder weniger leisten. Siehe oben.

Die Schuldenquote sinkt erst, seit dem es die Schuldenbremse gibt. Vorher ist kontinuierlich angestiegen

Ist das so? Gibt es dazu empirische Studien?

Hier nochmal mein Petitum: Begründet bitte eine Vermögensabgabe nicht mit Gerechtigkeit (höchstens mit intergenerationelle Gerechtigkeit). Sondern mit Leistungsfähigkeit.

Inflation kommt doch nicht dadurch, dass die Besteuerten infolge der Besteuerung weniger ausgeben. Sondern durch die erhöhten Ausgaben des Staates.

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Bezieht sich zwar auf die USA, aber ich denke es ist vergleichbar.

Unter Article Sourcessind jede Menge Quellen. am Ende

EDIT: Ach herje, hab den Link vergessen.

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Alle Unternehmen wurden entweder mit Direkthilfen oder über Steuererleichterungen belohnt. Das Bundesfinanzministerium bewirbt dies ganz groß:

Die Hilfen für Angestellte wie steuerfreie Boni oder die Senkung der Mehrwertsteuer haben nicht zu einem deutlichen Anwachsen der Vermögen geführt. Im Gegenteil sogar, wenn Kurzarbeit verordnet wurde. Dagegen wurden Betriebe, teilweise ohne Not, mit direkten oder indirekten Wirtschaftshilfen unterstützt. Große, bösennotierte Konzerne profitieren überdurchschnittlich davon, da Sie die Möglichkeit haben, hier das Optimum rauszuholen. Und diese Erleichterungen wurden nur selten an die Mitarbeiter weitergegeben (Stichwort: Kurzarbeit), gleichzeitig haben die Aktienkurse kaum nachgegeben und Dividenden wurden weiter ausgeschüttet. Da schließt sich wieder der Kreis, dass die, die große Aktienpakete bzw. große Vermögen haben, hier kaum Einbußen hinnehmen mussten. Oder übersehe ich hier was?

Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Aber wie passt das zusammen: der Akteinkurs der Lufthansa gibt seit etwa 2018 kontinuierlich nach. Der Trend änderte sich aber nicht durch die Pandemie und damit dem Wegfall des Geschäfts oder durch die massive Wirtschaftshilfe des Bundes. Die Firma ist nicht weniger Wert, obwohl sie seit einem Jahr mehr oder kein Geschäft hat.

Beispiel Tesla: die Firma hat, bevor sie Nennenswert Autos produziert oder Einnahmen generiert hat, Risikokapital eingesammelt. Geld, dass dazu dient, ein Geschäft aufzubauen, Ausgang ungewiss. Und das mehrfach. Landläufig sagt man auch Glücksspiel dazu :wink:

Beispiel Wirecard: ein börsennotiertes Tech-Unternehmen, ohne dass wirklich klar war, was das Unternehmen macht. „Irgendwas mit Zahlungsdienstleistungen“ hat gereicht, um das Unternehmen zum Börsenschwergewicht zu machen. Gleichzeitig kann man eine Phantom-Buchung über 1,9 Mrd. Euro einfach so vornehmen (ich weiß, nicht einfach so, aber passiert ist es trotzdem) und weiter einfach Geschäfte machen.

Beispiel Gamestop: das Geschäft der Kette ist mehr oder weniger tot. Trotzdem gab es hier Bösenturbulenzen weil sich Kleinanleger mit Hedgefonds angelegt haben. Das Ende war, dass es massive Markteingriffe durch die Trading Apps gab, die den Handel einschränkten. Wohlgemerkt zu lasten der Kleinanleger.

Ganz zu schweigen, dass das Geld gar nicht existieren muss, um damit zu spekulieren, da ich das ja auf Pump machen kann.

Das ist nicht der Punkt. Ich arbeite für ein Unternehmen mit einem sehr erfolgreichen Gründer und Inhaber, der immer vorne steht. Ich kenne aber auch Privatiers, die Geld von irgendwo her bekommen haben, zum Beispiel aus Erbschaft, und nur von den Zinsen leben. Wo ist da die individuelle Leistung? Selbst bei Aktiengeschäften sehe ich nicht, dass das auf Mut und Kompetenz beruht, sondern viel mehr darauf, dass das System quasi selber füttert (siehe oben) und auf purem Glück, siehe Risikokapital. Dazu kommt, dass man das Geld auch erstmal haben muss, um da erfolgreich zu sein. Nicht umsonst heißt es, die erste Million ist das Schwerste - es sei denn man hat sie schon.

Gleichzeitig meinte ich mit Herkunft auch das soziale Umfeld. Es ist viel einfacher etwas zu schaffen, wenn das Elternhaus passt:
https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2018-10/chancengleichheit-bildung-studium-herkunft-oecd?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Es ist ungleich wahrscheinlicher, den Aufstieg nicht zu schaffen, wenn man „falsch“ geboren wurde. Sei es, weil Schulbücher fehlen, die Gruppendynamik einen festhält oder man schnell für die Familie sorgen muss. Und DAS ist der eigentliche Punkt, dass es keine Chancengleichheit gibt. Einer der 100.000 Euro von daheim mitbekommt, durch die Eltern schon das Studium kennt und von dort unterstützt wird, wird es wahrscheinlich schaffen.
Und das kann jeder selber testen: wie war mein Elternhaus (meins war teilweise akademisch), wie war das soziale Umfeld (ländlich behütet im Eigenheim), welche Möglichkeiten hatte ich (sehr viele: Hobbies, Bücher, Urlaub)?
Ich hatte gute Voraussetzungen, meine Frau ebenso. Und damit unsere Tochter.
Ich kenne auch die echten Helden, die sich durchgebissen haben. Aber das sind vielleicht 10%.

Daher sehe ich, dass durchaus Handlungsbedarf gibt, um eben nicht in die Muster anderer Volkswirtschaften mit großer EInkommensschere zu geraten.

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Und: ja, die gibt es, die Meinung der Volkswirtschaftler hat sich dazu in den letzten Jahren geändert:

Wobei der empirische Beleg von Ausbleiben eines Effekts durchaus schwierig ist, da ja die Vergleichsdaten fehlen.

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Ja? Dann sag doch nochmal was an der Aussage falsch sein soll, ich weiß es nämlich ehrlich nicht.

Uiui auf die Erklärung bin ich sehr gespannt. Der Staat gibt Geld aus und dann einfach so magisch (von einer unsichtbaren Hand vielleicht sogar) steigt die Inflation oder wie?

Aber um die Frage(?) zu beantworten ja doch schon, zumindest die eine Entstehungsweise der Inflation ist, das mehr konsumiert wird als die produziert werden kann und deswegen die Preise steigen, wenn mehr besteuert wird haben Menschen weniger Geld und können weniger konsumieren.

Okay, da hätte ich mich besser ausdrücken können ich meinte, unkontrollierbare Hyperinflation, aber selbst wenn das Beispiel schlecht ist, ändert es ja nichts an den 10 Seiten anderen Argumenten auf die du gar nicht eingegangen bist : )

Ich z.B. finde es eine Frechheit, dass ich auf meine Kapitalerträge 25% Steuern zahlen muss. Ich bin kein Broker, handele nicht mit irgendwelchen Derivaten. Sondern habe mir langfristig einen Sparvertrag in einem ETF angelegt. Ich versuche -jajajajaja,…weil ich in der komfortablen Situation bin und (kleines) Geld investieren kann- etwas für meine eigene Rente zu tun. Das Geld welches ich in den ETF bespare habe ich bereits mit meinem Steuersatz versteuert. Vielleicht fehlt mir da der Volkswirtschaftliche Weitblick, aber nach meiner Meinung müssten private Aktien nach spätestens 10 Jahren freigestellt werden von der Kaptialertragssteuer. Es war mal 1 Jahr.

Weiterhin leuchtet mir auch nicht ein, warum ich nicht meine Wohnung, die ich irgendwann von meinem in nicht selbstsändiger Arbeit erworbenem und voll versteuertem Gehalt abbezahlt habe, mit einem ordentlichen Freibetrag an meine Kinder schuldenfrei und Erbschaftssteuerfrei übergeben darf.

Zu guter Letzt: Auch die hier andiskutierte „Überprogression“ der Gehälter leuchtet mir nicht ein. In meinem einfachen Dreisatz bezahlt ein Facharbeiter mit einem Ek von 30.000 € bei 20% Steuersatz 6.000 € Steuern. Der „Manager“ mit 100.000 € EK und Steuersatz von 40% bezahlt 40.000 €. Einfach gesagt 40/6 = 6,6. Somit erbringt ein „Manager“ die gleiche Steuerlast wie 6,6 Facharbeiter. Wieviel gerechter soll es noch werden?
Alles natürlich einfach gerechnet ohne konkrete Zahlen zu haben.
Gerne lasse ich mich von Experten eines Besseren belehren.

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Während der Staat alle Einnahmen komplett ausgibt, haben Steuerzahler ein Sparquote. Daher führen Steuern zu mehr Nachfrage (durch den Staat). Trifft diese auf ausgelastete Kapazitäten, steigen die Preise.

Ich bin leider erst heute dazu gekommen, die LdN-Folge komplett zu hören. Es wurde hier zu diesem Thema schon teilweise angesprochen, möchte den Punkt aber noch mal machen. Es wurde gesagt, dass die Abgabe „echte Solidarität“ (Min. 1:35:47/58) sei. Da wäre mir fast der Hummer in den Moët gefallen! Ich kann nicht erkennen, dass und wie eine Zwangsabgabe zu Solidarität führt oder führen soll oder auch nur entfernt irgendetwas damit zu tun hat. Vielleicht bin ich durch meine Gewerkschaftszugehörigkeit aber auch einfach verblendet…

Über die Verwendung wurde ja auch schon an vielen anderen Stellen hier im Forum (Corona, Genesene/Geimpfte usw.) diskutiert. Hinweisen möchte ich hier noch auf ein Interview des wunderbaren Stephan Lessenich im DLF von gestern (18.05.), der auch über ‚Solidarität‘ reflektiert und es ganz gut auf den Punkt bringt:

Schulz: Dazu passt noch das Thema Solidarität, die ja viel beschworen wurde in der Pandemie. Sie haben da schon früh ein ziemliches Unbehagen formuliert. Warum?
Lessenich: Ja, weil der Begriff einerseits überdehnt worden ist. Alle möglichen alltäglichen Handlungen, wenn ich für die Nachbarin einkaufen gehe, wurde als Solidarität bezeichnet. Eigentlich ist Solidarität ein anspruchsvoller Begriff und auch ein Kampfbegriff, wo man gemeinsam einsteht und gemeinsam [eigene Hervorhebung] handelt, um einen Notstand oder Missstand zu verbessern, und nicht nur für andere etwas tut. Andererseits – und das ist bis heute so – muss man sagen, die Solidarität über Grenzen hinweg, nicht nur über soziale Grenzen hinweg, sondern vor allem über territoriale, nationale Grenzen hinweg, die war ja ziemlich mau und ist bis heute eigentlich begrenzt. […]

Persönliches Fazit: Das Konzept ist, wie auch im Podcast gesagt wurde, „spannend“, ob es aber nicht noch bessere Überlegungen gibt, die nicht so eindimensional erscheinen und vielleicht tatsächlich etwas mit „echter Solidarität“ zu tun haben, sollte geprüft werden.

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Die Gemeinsamkeit einer Unternehmung sagt aber gerade nichts über die Motivation der Teilnehmer aus. Ich kann auch gemeinsam mit den Eltern aus der Nachbarschaft den Spielplatz renovieren, damit mein Kind besser spielen kann. Ich kann meinen winzigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten, nicht weil mir die Omi von nebenan wichtig ist, sondern weil ich möglichst schnell wieder in Bars will.
Und genauso kann ich als „Reicher“ meinen Corona-Ablass zahlen, in der Hoffnung dass danach für eine Weile ruhe ist. Aus Egoismus eben.
Kommt es nicht eher auf das Ergebnis an, gewissermaßen Solidarität in der Handlung?

Warum sollten Kapitaleinkünfte nicht mehr besteuert werden? Warum sollten die von Mehrfachbesteuerung ausgenommen sein? Machen wir uns nichts vor, an vielen Stellen wird die selbe Steuer mehrfach bezahlt.

Aber: was macht Geld, dass man angelegt hat „besser“ als Einkommen aus Arbeit? Das Problem ist, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass wir nahezu unbegrenzte Steuererhebungssysteme haben: feste Abgaben, Anteiligkeit, Bemessungsgrundlagen, Freibeträge etc. Aber warum?

Nach der Logik müsste man auch sagen, dass man nach 20 Jahren aus der Einkommenssteuer fällt. Oder keine KfZ-Steuer mehr zahlt, da das Auto ja mit Umsatzsteuer gekauft wurde und der Sprit ja auch besteuert wird. Und die mit steigendem Lebensalter sollte die Umsatzsteuer sinken, da man sich mit steigendem Alter mehr Sachen leisten kann und somit dann absolut mehr Umsatzsteuer zahlt. Aber das empfinden wir als Quatsch. Es geht hier immer um Privilegien. Und wir bevorzugen Vermögen vor Einkommen. Und in der Altersvorsorge führt das dazu, dass du das Geld für die Rente arbeiten lassen kannst. Aber das Geld erstmal zu bekommen ist wahnsinnig schwer.

Was komplett ignoriert, dass der Facharbeiter dann noch 24.000 Euro hat und der Manager 60.000. Und dass es deutlich mehr Facharbeiter als Manager gibt, und zwar nicht mit dem Faktor 6,6. Wenn 100 Facharbeiter auf einen Manager kommen, ist das Steueraufkommen 6.000.000 zu 40.000 Euro.

Es ist eine Überlegung wert, ob nicht die Steuer für sehr viele Menschen sinken würden, wenn das Steuersystem vereinfacht wird?

Beispiel: wir schaffen sämtliche Steuerprivilegien abschaffen und die Steuersätze angleichen, müssten Einkommen nicht mehr so stark besteuert werden, da die Steuereinnahmen aus den anderen Quellen steigen würde.

Anderes Beispiel: wir schaffen alle Steuern bis auf die Umsatzsteuer ab. Die USt muss jeder Mensch auf Waren und Dienstleistungen zahlen. Der, der mehr verdient, konsumiert mehr und zahlt damit ergo mehr Steuern. Das hieße zwar eine deutliche Verteuerung von Preisen, gleichzeitig würde das Einkommen aber auch deutlich steigen.
(Das ist ein Beispiel, dass mir gerade nebenbei eingefallen ist, ohne Anspruch auch Umsetzbarkeit :slight_smile: ; wenn jemand mit ganz viel Ahnung dazu eine Erkenntnis oder eine Argumentation pro bzw. kontra hat, höre ich die gerne :wink: )

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