LDN241 - Thema Ungerechtigkeit: Danke!

Hallo Ulf, Hallo Philip,

ich bin großer Fan eures Podcasts und jetzt seit kurzem auch dieses Forums und wollte mich einfach nur dafür bedanken, in welcher Weise ihr die sehr hitzig umstrittenen Themen der letzten Woche aufgegriffen habt.
Ich weiß nicht wie es den anderen Teilnehmern an dieser Diskussion geht, aber mich hat euer Part zum Thema Ungerechtigkeit sehr befriedet und ihr habt wie immer gute Worte dafür gefunden, was mich zu diesem Thema umgetrieben hat.

Macht weiter so! :smiley:

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Dem schließe ich mich an und ich finde es toll, dass ihr das Thema priorisiert. Ich hoffe inständig das Thema der Diskrimierungen einer ganzen Altersgruppe auch von anderen Medien aufgegriffen wird, damit gewisse Parteien von u50 nicht eine Stimme bekommen. Ich würde mich auch freuen wenn ihr das Thema Wahlrecht für Kinder und Jugendliche aufgreift.

Und nochmal, vielen Dank dass es euch gibt. Es ist das erste Mal seit ewiger Zeit dass ich mich medial gehört und repräsentiert fühle.

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Hier ein Interview mit dem Vorsitzenden der Grünen Jugend:

Er sagt eigentlich dasselbe was ich denke. Es ist demokratisch nicht in Ordnung Kindern und Jugendlichen das Wahlrecht vorzuenthalten.

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Zunächst einmal vielen Dank für die regelmäßigen und fundierten Reportagen, die nicht einfach die Meinung der üblichen Presseagenturen reflektieren und weiter denken. Deswegen bin ich ein großer Freund eurer Lang(Standard)version, denn für Gutes braucht man auch Zeit.
Ich bin froh, dass ihr das oben genannte Thema Ungerechtigkeit diese Woche thematisiert habt, da ich die Meinung meiner Vorredner teile. Ich bin eher wenig durch die Pandemie betroffen, aber die jungen Menschen sind es am stärksten, und wenige Artikel oder Stellungnahmen reflektieren ihre Probleme. Und für viele wird sich das langfristig in ihrer Charakterbildung oder in ihrer beruflichen Entwicklung bemerkbar machen.
Besser spät als nie sollte man daher auf solche Probleme Rücksicht nehmen, um jetzt Schaden zu minimieren. Wann, wenn nicht jetzt im Sommerhalbjahr, gäbe es die Möglichkeit, den Jungen ein wenig Luft zu verschaffen?

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Ich danke euch auch, dass ihr das Thema aufgegriffen habt.

Hallo,

ich finde, dass das Thema noch nicht ganz den Nagel auf den Kopf trifft. Ungerecht ist vielleicht das falsche Wort. Ich kann das Gefühl der jungen Menschen nachvollziehen und ich habe meine Studienzeit auch sehr genossen. Sie hat nicht nur beruflich, sondern auch sozial das spätere Leben bedeutend geprägt.
Die Situation ist aber aus meiner Sicht keine Ungerechtigkeit, sondern viel mehr Unglück. Dass die Pandemie genau in diese Zeit der jungen Menschen fällt, dafür können die Alten nichts und auch keine Politiker. Es haben in anderen Zeiten auch Pandemien, Kriege und Katastrophen Menschen heimgesucht. Das kann man auch als ungerecht ansehen, dafür hat es uns diesmal aber verhältnismäßig mild getroffen.

Ich war richtig erleichtert, dass ihr das Thema „Ungerechtigkeit“ einmal aufgegriffen habt - danke dafür. Schon länger habe ich das Gefühl, dass sich die aktuelle Politik hauptsächlich an Bedürfnissen der Älteren orientiert. Das Thema Rente bereitet mir große Sorgen, ebenso die sehr hohen anderen Sozialabgaben mit denen Jüngere die Älteren finanzieren. Am schlimmsten ist jedoch der Klimawandel - es wird zu Lasten der Jüngeren nicht entschieden und schnell genug gehandelt! Die einzige Lösung ist hierfür - da es diskriminierend wäre, beispielsweise Menschen ab 70 nicht mehr wählen zu lasen - ein Wahlrecht für Jüngere. Warum die 16-18 Jährigen nicht eh schon wählen dürfen, verstehe ich sowieso nicht. Ich denke aber, dass auch die unter 16 Jährigen durchaus wählen können, natürlich mit entsprechender Aufklärung.

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Ebenfalls vielen Dank :smiley:
Neben Klima und co macht mir gerade die sog. „schwarze Null“ wirklich Sorgen: In der Techniker-Welt gibt es ja den Begriff der „Technischen Schulden“, also verschlafene oder verschobene Maßnahmen, um ein System am Laufen zu halten. Ähnliches gibt es ja z.B. auch bei Straßen: Wenn ich mich nicht darum kümmere bzw. Schlaglöcher nicht repariere, wird es schnell schlimmer – und das bleibt unberücksichtigt. Eigentlich müsste man das mit einrechnen.
Wenn ich mich recht erinnere, gab es bei den ev. Kirchen vor ein paar Jahren mal die Tendenz, das Haushaltssystem so umzustellen, dass diese Effekte eingerechnet werden. Der initiale Aufwand ist recht groß, weil die ganzen Informationen und Bewertungen erstmal gesammelt werden müssen, aber danach kann man wenigstens Ersatzinvestitionen u.ä. einrechnen.
Weiß vielleicht jemand, wie das im Moment staatlicherseits abgebildet wird? und wie die „schwarze Null“ Schulden anderer staatlicher Institutionen einbezieht (sonst könnte man ja die Schulden in eine andere Institution auslagern und sich über den neuen Haushalt freuen)?

Ich glaube ja, dass sich Klimaschutz langfristig auch finanziell lohnt, aber damit man das sieht, müsste man das halt einrechnen. Im Grunde genommen ist das auch ein Effekt technischer Schulden – was ich heute nicht umstelle, kostet morgen Geld bzw. führt dazu, dass ich morgen eben weniger Geld erwirtschafte.

Lieber Ulf, lieber Philip,

auch ich finde auch gut, dass Ihr das Thema Ungerechtigkeit nochmal aufgegriffen habt, insbesondere mit Blick auf die Generationengerechtigkeit. Ihr streift dabei auch das Thema ALG II (vulgo Hartz IV). Bei diesem Thema argumenteiert Ihr aber meiner Meinung nach am eigentlich Problem vorbei.

Ihr weist daraufhin das die Hartz IV-Sätze extrem niedrig seien, weil wir (oder die Entscheider?) glauben der Leistungsbezug müsse ätzend sein, weil die Leute zu faul seien zum Arbeiten. Dies Argumentation mag es so geben, geht aber meiner Ansicht nach an einem viel größeren Problem vorbei: Die Konstruktion des ALG II und weiterer Transferleistungen (vor allem Wohngeld und Kinderzuschlag) führt dazu, dass überhaupt kein Anreiz besteht zu arbeiten. Alle Anreize wirken darauf die Leistungsbeziehenden vom Einstieg in die Erwerbsarbeit abzuhalten.

So setzt in der Grundsicherung (AlG II, Hartz IV) bei einem Hinzuverdienst ab 100 Euro eine Anrechnung von 80 Prozent ein und kann bis 100 Prozent gehen. Da wundert es einen dann auch nicht, dass der Anteil derjenigen, die bis 100 Euro verdienen, mit 25 Prozent bei den Leistungsbeziehenden etw. doppelt so hoch liegt wie bei allen Minijobern (vgl. IAB-Stellungnahme 20/2019). Bei der Grenze von 200 Euro, bei der der Transferentzug noch Mal steigt, liegt dieses Verhältnis bei 57 Prozent zu 35 Prozent.

Wollen Personen im AlG II-Bezug von 100 Euro auf 120 Euro zusätzliches Nettoeinkommen durch Erwerbstätigkeit kommen, müssen sie zum Mindestlohn im Monat knapp 11 Stunden mehr arbeiten. Das entspricht einem Nettostundenlohn von etwa 1,90. Würdet Ihr dafür arbeiten gehen? Ich nicht.

Es ist aber nicht nur die Anrechnung auf das AlG II, die zu einer hohen Grenzbelastung gerade bei leistungsberechtigten Geringverdienenden führt. So setzt bei 450 Euro die Sozialversicherungspflicht - bis zum Ende des Midi-Bereich mit steigenden Beitragsätzen - ein, das Erwerbseinkommen wird auch auf die weitern Leistungen angerechnet und es kommt ab einem gewissen Einkommen die Einkommensteuer hinzu. Modellrechnungen mit den Rechtsgrundlagen von 2018 (das ist schon etwas her, soweit ich weiß, gab es aber keine grundlegenden Reformen des Transfersystems) zeigen, dass da Zusammenspiel dieser Faktoren dazu führt (für die Wohnungskosten wurde bei den Berechnungen eine Durchschnittswert genommen), dass z.B.:

  • eine alleinstehende Person bei einem Anstieg des Bruttoerwerbseinkommens von 1200 (31 ½ WS zum Mindestlohn 2018) auf 1420 Euro mit einem Anstieg des Nettoeinkommens von 0 Euro rechnen kann, das in diesem Bereich bei 1058 Euro liegt. Ohne Erwerbseinkommen würde das Nettoeinkommen aus Transferleistungen 765 Euro bestehen. Die Differenz zwischen 0 WS Erwerbsarbeit und 31 1/2entspricht einem Nettostundenlohn von 2,21 Euro.

  • Eine alleinerziehende Person mit zwei Kindern (6 und 12) hat ohne Erwerbseinkommen Anspruch auf 1740 Euro Transferzahlungen. Mit einem Bruttoerwerbseinkommen von 2500 Euro (65 WS bei Mindestlohn) hätte dieser Haushalt ein Nettoeinkommen von 2070 Euro, was einem Nettostundenlohn von 1,18 entspricht. Das Nettohaushaltseinkommen von 2070 wird aber schon bei einem Bruttoerwerbseinkommen von 1300 Euro zur Verfügung. In dem Bereich von 1300 bis 2500 führt also ein Anstieg des Bruttoerwerbeinkommens nicht zu einem Anstieg des Nettohaushalteinkommens!!!

  • Ein Paarhaushalt ohne Kinder hat ohne Erwerbseinkommen ein Nettohaushaltseinkommen aus Transfers von 1230 Euro. Bei einem Bruttoverdienst von 2000 Euro liegt das Nettohaushalteinkommen bei 1600 Euro. Der Bereich des 100% Transferentzugs geht hier von 1200 Euro bis 1900 Euro.

  • Ein Paar mit zwei Kindern hat bei fehlendem eigenen Einkommen Anspruch auf 1,930 Euro. Hier steigt z.B. das Nettohaushalteinkommen um 40 Euro wenn das Bruttoerwerbeinkommen von 1900 Euro auf 2450 Euro steigt.

(alle Zahlen bis auf die Umrechnung in Arbeitsstunden bzw. Nettostundenlöhne stammen aus dem IAB-Forschungsbericht 9/2018)

Auch wenn das AlG II-Narrativ häufig lautet, die Sätze sollen so niedrig sein, damit die Leistungsempfänger*innen einen Anreiz zur Aufnahme von Erwerbsarbeit haben, führt die faktische Ausgestaltung des Transfersystems dazu, dass über weite Einkommensbereiche die Grenzentzugsraten bei 80, 90 oder gar über 100 Prozent liegen und damit jeder Anreiz zur Arbeitsaufnahme oder Erhöhung der Arbeitszeit zerstört wird. Würden derartige Entzugsraten bei der Einkommensteuer eingeführt, würden diese sicherlich ratzfatz als grundgesetzwidrig kassiert. Es wird also gerade bei denjenigen, die wenig Einkommen haben, besonders viel von diesem Einkommen abgeschöpft. Das ist meiner Ansicht nach das eigentlich Ungerechtigkeitsproblem und nicht so sehr die Höhe der AlG II-Sätze.

Zudem wird den Transferleistungsbeziehenden und ihren Kindern systematisch deutlich gemacht Arbeit lohnt sich nicht. Wahrscheinlich mit den entsprechenen Folgen für die Bildungsaspiration und Arbeitsmotivation.

Die Lösung finde ich naheliegend: alle Transferleistungen zu einer zusammenfassen (mit variablem Teil für die Wohnkosten) und eine konstante Entzugsrate von x-Prozent (30, 40, 50 je nachdem was finanzierbar ist) über den gesamten Einkommensverlauf (unter Abschaffung der Sozialversicherungsbefreiung für geringfügige Jobs – aber das ist ein anderes Thema). Arbeit lohnt sich dann. In jedem Bereich der Einkommensveretilung.

Klar kann man hier wieder eine „Was-ist-mit-Spezialfall-XY“-Diskussion führen, aber der verkrampfte Versuch möglichst viele Einzelfälle abzudecken, führten am Ende nur zu einem wurstigen und ungerechten System, wie es zur Zeit vorliegt.

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@vieuxrenard , @philipbanse
ich bin auch zufrieden, wennauch nicht glücklich (falsch gelabelte Solidarität zu streichen ist richtig, die Argumente für die Komplettstreichung aus dem Corona-Kontext überzeugen mich jedoch nicht). Sei’s drum. Sich von einem recht festen Standpunkt aus auf andere Perspektiven einzulassen ist keine Selbstverständlichkeit und klug - sich dann zu einer deutlichen Kurskorrektur zu bekennen find ich mutig und ebensowenig selbstverständlich. Respekt!

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Das ist mir zu viel Relativierung. Im konkreten Beispiel wurden Schulen im Gegensatz zu den Unternehmen genannt - und das sehe ich ähnlich. Für Unternehmen gelten wenig bis keine Regelungen. Schulen wurden weder nachgerüstet, noch sinnvolle und nachhaltige Maßnahmen ergriffen. Sie wurden einfach ständig dicht gemacht.

Passt vielleicht auch hier dazu:

Ich habe mich heute sehr über eine Situation geärgert, die hier beschrieben ist: Planegg: Ärzteteam sagt Impftermin für Schüler ab - Landkreis München - SZ.de

Ein Schuldirektor und ein Arzt planten die Impfung der über 16-jährigen Schüler an einem Gymnasium und ihrer Eltern an einem Gymnasium in München. Der Landrat krätscht dazwischen und aufgrund des öffentlichen Drucks wird die Impfaktion schließlich abgesagt. Mir ist völlig unverständlich, warum einige Menschen trotz Aufhebung der Priorisierung in Bayern ausgerechnet den Schülern die Impfung nicht gönnen.

Hallo zusammen,

noch ein unsortierter Gedanke dazu (nachdem ich dieser Tage Herrn Altmaier und viele andere dazu habe fabulieren hören, was für Innovationen auf dem Weg sind um das Klima zu retten): Auf Innovationen zu vertrauen und deshalb den eigenen Handlungsrahmen nicht auszuschöpfen verschiebt das Problem ebenfalls auf die nächste Generation – oder etwas flapsiger: Sollen das mal die jüngeren lösen, die sind doch so kreativ.

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Unser Rentensystem ist nach dem sogenannten Generationen-Vertrag angelegt: die aktuell erwerbstätig Generation finanziert mit ihren Beiträgen die Renten der älteren Generation. Genauso wie die aktuellen Rentner mit ihren Beiträgen die Renten der damals älteren Generation finanziert haben.

Das System hat sicherlich viele Ungerechtigkeiten - vor allem, dass sich ganze Berufsgruppen ausklinken können: Beamte , Politiker, Steuerberater, Ärzte & Zahnärzte, Rechtsanwälte, Architekten. Außerdem sind alle Freiberufler & Selbständigen draußen, was nicht selten dazu führt, dass diese im Alter weiter arbeiten müssen (das ist aber wieder ein anderes Thema).

Die anderen Sozialabgaben - Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung erhalten ausschließlich Personen im erwerbsfähigen Alter - also eben gerade keine Rentner.

Auch in der Krankenversicherung profitieren bereits jüngere Personen - z. B. von der beitragsfreien Versicherung während der Elternzeit und für mitversicherte Kinder - bei vollem Leistungsanspruch. Auch gibt es Leistungen, von denen ausschließlich oder vor allem junge Familien profitieren wie Kinderkrankengeld oder Haushaltshilfe.

Aber auch hier gibt es aber wieder die Ungerechtigkeit, dass sich bestimmte Personengruppen ausklinknen können.

Zuletzt die Pflegeversicherung: hier profitieren auf den ersten Blick vor allem alte Personen. Vergessen sollte man allerdings dabei nicht, daß die alten Menschen gepflegt & versorgt werden müssen. Ob nun mit oder ohne Pflegeversicherung. Die Pflegeversicherung bietet nun die Möglichkeit, diese Pflege teilweise zu finanzieren. Entweder durch den ambulanten Pflegedienst oder im Pflegeheim. Und entlastet dadurch auch die jüngere Generation, die sonst die Pflege selbst schultern müsste (ob nun finanziell oder indem sie selbst pflegen).

Darüber hinaus gibt es (leider) auch zahlreiche Personen, die weit vor dem Rentenalter pflegebedürftig werden, auch Kinder. Und auch hier ließe sich munter weiter über Ungerechtigkeiten diskutieren.

Aber all diese Ungerechtigkeiten sind nicht vom Alter abhängig.

Zum Klimawandel: nach meiner Meinung ist das eine Aufgabe für alle lebenden Generationen.

Vielen Dank für deine Erläuterung zum Generationenvertrag - dass es diesen gibt, ist mir aber durchaus bewusst. Unglücklich ist nur, dass es irgendwann nicht mehr genügend Einzahler gibt um den Rentenbedarf zu decken. Wir zahlen aktuell sehr viel ein und später mal sehr wenig zu erhalten - diese Ungerechtigkeit wird dann Generationenvertrag genannt, es wird suggeriert, dass wirklich jeder irgendwann mal in diesen „Vertrag“ eingewilligt hätte und es wird erwartet, diese Ungerechtigkeit hinzunehmen weil man es ja den Älteren schulde, ihre Renten zu finanzieren.
Klar sollten auch Freiberufler und vorallem Beamte bei der gesetzlichen Rente mit zur Kasse gebeten werden. Viele Selbständige sind übrigens keineswegs bei der gesetzlichen Rente „raus“, schau dir mal an, wer alles trotzdem einzahlen muss. Das alles ändert trotzdem nichts daran, dass das System so nicht mehr ewig funktionieren wird und die Renten irgendwann nicht mehr zum Leben reichen werden.
Die Arbeitslosenversicherung empfinde ich auch nicht als ungerecht, da gebe ich dir recht. Aufgrund der Höhe kann man diese aber vernachlässigen.
Krankenversicherung und Pflegeversicherung sind in Deutschland einfach unglaublich teuer und trotz aller Leistungen liegt dies daran, dass die Jüngeren die Älteren hier mitfinanzieren müssen. Pflegebedürftige Kinder können hierbei wirklich außen vor gelassen werden aufgrund des geringen Anteils.
Zum Klimaschutz: JA, es ist eine Aufgabe für alle lebenden Generationen! Aber es wird nun mal nicht genügend getan und umgesetzt WEIL es viele Wähler und Politiker, die jetzt bereits in einem gewissen Alter sind, nicht mehr betreffen wird!

Moin,
das die Alten einfach öfters zum Arzt müssen und tendenziell mehr Pflege brauchen wird die Demographie (pro Kopf gesehen) nicht ändern. Ja, da gibt es eine Schieflage durch die Überzahl der älteren Generation, aber auch ohne dieses zahlenmäßige Ungleichgewicht wird immer irgendjemand jemand anderen mitfinanzieren.
Mich interessiert da eher die Perspektive: Gibt es schon eine Idee, wie man mit diesem demografischen Ungleichgewicht umgehen möchte? Wahrscheinlich wie beim Klimaschutz mit vielen Ideen und Innovationen, die später jemand anderes machen darf.

Ich glaube, dass das Konstrukt des „Generationenvertrages“ schlicht nicht weit genug greift. Für mich gehört zu dem, was wir als junge Menschen heute oder später mal bezahlen dürfen ja nicht nur die Rente, sondern auch die kaputte Infrastruktur, das Klima, etc.
Vielleicht ist es an der Zeit dieses Konzept nochmal auf den Tisch zu legen und zu formulieren. Allein schon um dem Problem zu begegnen, dass es diesen „Vertrag“ ja nicht in Schriftform gibt.
Natürlich ist das politisch nicht einfach und vielleicht habe ich da auch etwas grundsätzliches übersehen. . .

Wenn ich den Thread bis hier her so lese, wage ich mal eine These: Früher hieß es „Unsere Kinder sollen es einmal besser haben“. An die Stelle dieses Satzes ist eine Leerstelle getreten. Solange wir uns nicht jetzt um diese liegengebliebenen Baustellen kümmern, wird es ihnen nicht mal genauso gut gehen wie uns.

EDIT: Habe einen grammatischen Fehler korrigiert.

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Ich habe bereits auch schon sehr viel eingezahlt - und bislang noch nichts bekommen. Allerdings ist es ja nicht so, dass die aktuellen Rentner nichts eingezahlt haben - auch die haben ne Menge eingezahlt. Das sollte man nicht vergessen.

Ob man am Schluß mehr reingezahlt hat oder mehr rausbekommen hat, ist eine sehr individuelle Frage. Wenn jemand im Alter von 30 Jahren wegen Erkrankung oder eines Unfalls seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und dann zunächst Rehabilitationsmaßnahmen und dann eine Umschulung bekommt, wird derjenige wohl als die bis dahin eingezahlten Beiträge raus bekommen. Wenn jemand mit Mitte 50 an einem Herzinfarkt stirbt (unverheiratet und ohne Kinder), dann sind die eingezahlten Beiträge weg. Wenn jemand 100 Jahre alt wird und so lange Rente bekommt, dürfte unter dem Strich wahrscheinlich auch ein Plus stehen.

Und wenn ich jedem die dritte Variante wünsche - auch die andere beiden Möglichkeiten sind nicht selten. Was häufig vergessen wird - die Rentenversicherung bietet auch außer der Altersrente weitere Leistungen, die helfen sollen, die Altersrente zu erreichen.

Die eigentliche Frage ist doch die nach dem System: bleiben wir bei der Umlagefinanzierung (hat sich immerhin auch bei Weltkriegen und einer Hyperinflation bewährt) oder nicht? Für mich spricht für die Umlagefinanzierung die Tatsache, dass die Renten mehr oder weniger aus der aktuellen Wirtschaftsleistung finanziert werden, was das System weniger anfälliger macht gegenüber externen Schocks.

Über was man diskutieren kann und nach meiner Meinung auch soll ist die Frage nach der Breite der Finanzierung - warum sind die meisten Menschen verpflichtet einzuzahlen und andere nicht? Warum sind Beiträge nur aus Arbeitseinkommen zu zahlen, nicht aber aus aus Kapitaleinkünften? Wieso gibt es eine Beitragsbemessungsgrenze?

Und ja, es gibt mittlerweile auch Selbständige die versicherungspflichtig sind. Das betrifft aber nicht die breite Masse. Und ist der Erfahrung geschuldet, dass viele ehemaligen „kleinen Selbständigen“ heute im Rentenalter nicht genug Geld zum Leben gaben.

Versicherungspflicht in der Rentenversicherung

Versicherungspflicht von selbständigen Handwerkern

Warum? Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sind höher als die zur Pflegeversicherung.

Du hast recht, dass die Krankenversicherung in Deutschland recht teuer ist. Oder anders ausgedrückt: die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit bewegen sich in Deutschland im internationalen Vergleich im oberen Bereich. Wo du falsch liegst: es liegt nicht daran, daß die Jüngeren die Älteren mitfinanzieren müssen. Der Grund dafür liegt eher daran, dass es in Deutschland parallel Unter-, Über und Fehlversorgung gibt. Das wäre genug Stoff für ein eigenes Thema.

Kosten deutsches Gesundheitssystem

Was hier allerdings nicht dabei steht: in Deutschland gibt es mehr OPs als in anderen Staaten (etwa neues Knie- oder Hüftgelenk, aber auch Geburten per Kaiserschnitt oder OPs an der Wirbelsäule). Das kann auch junge Menschen betreffen.

Reportage „Steht Geld über Gesundheit?“

Da gebe ich dir absolut recht. Das ist eine negative Entwicklung - ich würde die Schuld daran aber nicht einzelnen Personen geben. Wie es zu dieser Entwicklung kam, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Vielleicht hängt es .IT der Zunehmenden Ökonomisierung der Gesellschaft zusammen.