LdN228 - Nord Stream

@ Fichtemreich144 Die Ukraine hat 2005, 2007 und 2008 mit dem Gastransit mach Europa versucht den eigene Einkaufspreis zu drücken:

Wir müssen davon ausgehen das ein potenteller failed State als Transitland ungeeignet ist.
Ich finde es, im übrigen, einen viel grösseren Skandal, das die USA, der Mächtigste Staat der Erde, sich entblödet und einzelne Mitarbeiter einer Firma wie Nord Stream 2, die nur ihren Job machen, mit politischen Sanktionen belegt.Was ist denn das für ein Rechtsverständnis?

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Das ist nicht ohne weiteres möglich, siehe: #12 Wasserstoff: Lösung oder Irrweg für die Klimakrise? | Das ist eine gute Frage PODCAST - YouTube

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Danke dafür, dass du das klargestellt hast. Ich hatte noch im Hinterkopf das da was war.
Ob diese Gründe heute noch relevant sind oder ob die Eskalation durch Russland nicht absichtlich herbeigeführt wurden steht auf einem anderen Blatt.

Viele Grüße

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Wie @Lukas3 das bereits gepostet hat ist das so nicht ohne weiteres möglich.
„Nordstream 2 könne in Zukunft Wasserstoff transportieren“ wird oft als Argument hergenommen, taugt aber in der Praxis leider nur wenig.
Habe da lange Diskussionen auf Twitter geführt, augenscheinlich mit irgendwelchen SPD-Kollegen von M. Schwesig (laut deren Profil). Leider haben sich die Personen da vorrangig selbst durch Unwissenheit disqualifiziert.

Wasserstoff ist das kleinste Element im Periodensystem der Elemente. Das hat zur Folge, dass es durch fast jedes Material einfach hindurch diffundieren kann. Bedeutet es geht einfach an die Umgebung verloren.

Um dies zu verhindern könnte man folgende Dinge tun:

  • Man könnte es mit Erdgas mischen. Mein letzter Stand ist, dass man ca. 20% beimischen kann. Dieser wird am Kraftwerk also beigemischt und als Zielort wieder extrahiert.
  • Man könnte den Wasserstoff an einen Träger anbinden, z.B. ein spezielles Öl. Dieser Vorgang bzw. das Öl heißt LOHC (liquid Organic Hydrogen carrier). Das Öl wird transportiert, der Wasserstoff am Ende wieder vom Träger getrennt. Wichtig ist hier, dass das nicht unbegrenzt oft geht, sondern nur ca. 10 mal, je nach Sättigung. Das Öl verschleißt also.

Beide Prozesse haben aber einen entscheidenden Nachteil. Der Wirkungsgrad. Wasserstoff verbindet sich nicht aus Jux mit irgendeinem Öl. Anders herum teilen sich die beiden auch nicht wieder von selbst auf. Es ist Energie erforderlich um das Ganze wieder zu trennen.
Die Rede ist hier von 60-70% Wirkungsgrad. Heißt wenn man 1kg H2 bei uns im Land nutzen will muss man allein für diesen Umwandlungsprozess 1,3-1,4kg ins Land bringen. Noch nicht mit einberechnet sind die Energiekosten für die Pumpen sowie das einlagern des H2 in dem Öl usw. da kommen sicher nochmal 20-40% oben drauf.

Der Fakt dass man 1kg Wasserstoff in einem ca. 20L Kanister transportieren kann ist natürlich nett (braucht sonst einen riesigen Drucktank, sieht aus wie eine Bombe), hilft einem aber auch kaum weiter, falls jetzt jemand an den „Ersatzkanister“ denkt. Das Öl hilft dem Fahrzeug am Ende halt auch nicht weiter.
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Ein weiterer Punkt ist die sog. Wasserstoffversprödung. Metalle, welche über längere Zeit Wasserstoff ausgesetzt sind neigen schneller zu Materialermüdung, ähnlich Korrosion.
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Ich denke jedem sollte allein beim betrachten des Bildes klar sein, dass das eher unpraktisch ist. Gilt übrigens genau so für unser Gasnetz, was man laut einigen Politiker. „ja einfach auf Wasserstoff umstellen könnte“. Keine gute Idee.

Quelle des Bildes und der Beitrag zum Nachlesen: Wasserstoffversprödung – Wikipedia

Dazu steht die Frage im Raum (siehe Link von @Lukas3), ob Russland überhaupt sauberen Wasserstoff liefern kann und will.
Ich kenne kein Projekt, das riesige Solarfarmen oder Windparks in der Tundra in Russland vorsieht. Sonne scheint da generell nicht genug dass sich das lohnt. Wind schon eher, aber warum investieren wenn man auch weiter Gas fördern kann?

Das Wasserstoff-Argument ist ein riesiger Ballon der aufgeblasen wird, um technisch nicht versierte Personen zu verwirren. Wasserstoff ist im Handling nicht so einfach wie oft gesagt wird, viele Menschen glauben es verhalte sich gleich wie Erdgas oder teils sogar Benzin (ja, einige glauben Wasserstoff wie er genutzt wird sei flüssig - technisch zwar möglich, man verwendet es jedoch als Gas. Kryogen ist hochgradiges Gefahrgut).

In der Automobilindustrie haben wir gerade auch massiv mit diesem Problem zu kämpfen. Es werden haufenweise Desinformationen verbreitet, Fake-Studien aufgesetzt, uvm. meist durch Politiker mit massivem Lobby-Background in die Richtung oder eben durch die Mineralöl- und Gaskonzerne selbst.
Die fürchten um ihr Geschäftsmodell, da man mit Alternativen wie der Batterieelektrischen Mobilität eben keinen Kraftstoff (ob jetzt Gas oder Flüssigkeit) mehr kauft und man seinen Strom nicht mal unbedingt mehr von einem Energieversorger beziehen muss (PV auf dem Dach mit Hausspeicher).

Ja, wir brauchen Wasserstoff für die Energiewende. Wir brauchen es für die Stahlindustrie oder auch Schifffahrt und Luftfahrt. Wenn dieser Wasserstoff aber in Russland unter massivem CO2 Ausstoß geschieht, bringt uns das nicht weiter. Dann eher direkt das Erdgas verwenden, das wäre nämlich effizienter und würde weniger CO2 verursachen.
Wasserstoff ist hier eine Nebelkerze. Oft wird gesagt es sei „Der Champagner unter den Energieträgern“. Stimmt auch, aber bitte nicht falsch verstehen:
Nicht Champagner, weil es für jeden erstrebenswert ist den zu trinken und sich leisten zu können, sondern weil es ein unheimlich teures Zeug ist, was sich eben nicht jeder leisten kann und was außer zum Betrinken und Genießen eben wenig taugt.

Es zeigt sich einmal mehr: Wir müssen die Energiewende selbst in die Hand nehmen. Anders werden wir es nicht lösen. Wir können nicht die Energieerzeugung nach Afrika oder Russland schieben und dann hier so weiterleben wie bisher.

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Ich habe jetzt leider keine Zeit 45 Minutne Youtube zu hören. Vl. kannst du das in 3 Stichpunkten zusammenfassen?
Ich meine, man kann sowohl grünen als auch blauen Wasserstoff mit power-to-gas zu Methan machen bzw anderen Gasen beimischen und dann Pipelines nutzen.

Oh sorry, hatte deshalb extra an die entscheidenden paar Minuten (ab 14:51) verlinkt.

Das meist hat bereits der andere @Lukas perfekt wiedergegeben.

Trifft den Nagel auf den Kopf. Die Politik ist dabei, eine erfolgreiche Energiewende endgültig zu begraben.

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Hallo zusammen,

zu Gas als Brückentechnologie gibt es gerade eine neue Studie der Scientists for Future, wo klar formuliert wird, dass wir keine neuen Investitionen in Gas mehr tätigen sollten, da es nicht als Brückentechologie dienen kann. Dies wird unter anderem auch wegen der hohen Verluste von Methan in der Vorkette, sowie aufgrund der langen Investitionszeiträume begründet, bei Gasinfrastruktur reden wir hier von Jahrzehnten. Es gibt auch einige Einschätzungen zur Weiterbenutzung von Gasinfrastruktur für Wasserstoff, das unterstützt was @Lukas und @Lukas3 bereits geschrieben haben.

Wer sich für das Thema interessiert, hier die kann die Studie heruntergeladen werden, außerdem gibt es auch ein Video der Pressekonferenz, wo die Studie vorgestellt wurde: Ausbau der Erdgas-Infrastruktur: Brückentechnologie oder Risiko für die Energiewende? - S4F Deutschland

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ein großes problem ist mmn, dass geopolitische interessen und ambitionen in den medien fast gar nicht oder nur rudimentär thematisiert werden. viele außenpolitische entwicklungen lassen sich erst einordnen und verstehen, wenn die geostrategische ausrichtung der akteure offenliegt.

wer exklusiv die deutsche medienlandschaft verfolgt, dürfte zb. kaum in der lage sein (hehe) zu verstehen weshalb die türkei sich derzeit wie die axt im walde aufführt (libyen, irak, syrien, armenien, kurden etc) und von der internationalen gemeinschaft dafür nicht zur rechenschaft gezogen wird.

der gegenwind bzgl NS2 ist ua.a, wie du mmn richgig angedeutet hast, auf die jahrzehnte alte us-amerikanische geostrategische doktrin zurückzuführen, die eine enge zusammenarbeit zwischen kerneuropa und russland zu unterminieren versucht. ein vereintes kerneuropa und russland, kann sich zu einem relevanten gegenspieler der usa entwicklen.

alle angaben ohne gewähr.

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Aber gerade diese Verluste sprechen doch eigentlich, jedenfalls kurz- und mittelfristig, FÜR NS2. Denn die Verluste entstehen a) durch die maroden Leitungen oder b) durch die Verbringung per Schiff aus US-Fracking-Quelle. Beides würde bei einer neuen Pipeline entfallen.

Ich wäre auch dafür, wir würden lange schon viel stärker in zukunftsorientierte Energieversorgung investieren. Ich glaube nur, das ist in Deutschland nicht „mal eben so“ gemacht. Wir scheitern ja schon daran eine vernünftige Energietrasse von Norden nach Süden aufzubauen, wie sollen wir da den mutigen Sprung komplett weg von fossilen Energieträgern in kurzer Zeit schaffen?

Aber sei es wie es sei, dies wäre eine Sachdebatte pro oder contra NS2 die in der Form leider weder öffentlich noch politisch geführt wird. Sonst würde man nicht den Namen Nawalny hierin vermischen.

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Hallo PerrPeter, ich gebe ihnen hier absolut recht. Ich werde das Gefühl auch nicht los, dass das Schicksal von Herrn Nawalny als Argument nur vorgeschoben wird um geopolitische Interessen durchzusetzen. Wenn bei Saudi Arabien der gleich moralische Standard Anwendung finden würde, dürfte von den Saudis und MBS (aka Mr. Bone Saw) ebenfalls kein fossiler Energieträger abgenommen werden. Putin hat Nawalny wenigstens noch nicht zersägen lassen. Mir ist bewusst das dies auch ein Strohmann Argument ist und soll nicht die Taten von Russland der letzten Jahre rechtfertigen. Es geht mir eher darum aufzuzeigen wie hier offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen wird. Wenn ich A sage muss ich auch B sagen.

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Ich habs mir jetzt angehört an der Stelle, aber da gehts halt nur um blauen Wasserstoff. Man kann Wasserstoff auch „grün“ erzeugen, daraus Methan machen und dieses dann weiterverwenden. Vielleicht sogar in Pipelines. Who knows? Power to the gas, hatte ich erwähnt.
Als Ingenieur finde ich lieber Lösungen, als nur Probleme zu sehen. Und ich denke, wir können durchaus Wasserstoff importieren, warum denn auch nicht? Wir exportieren ja auch allerhand Sachen. Oder solls zurückgehen und jeder produziert nur, was er verbraucht?
Ich denke, die Russen sind nicht so blöd, wie das immer dargestellt wird. Auch dort wird man sich um grünen Wasserstoff kümmern, wenn das eigene Erdgas weniger Absatz findet und der Bedarf da ist.
Und so eine Pipeline ist dann vielleicht mal eine feine Sache. Jedenfalls viel zu Schade, als jetzt auf den letzten Metern aufzuhören. Da gibts aus meiner Sicht gar keinen Grund.

Hallo zusammen,

unabhängig von den Vor-/Nachteilen zu Wasserstoff und co. finde ich es sehr seltsam wie in der Politik das Projekt vermarktet wird und welche Verstrickungen es unter den beteiligten Personen/Politikern gibt. Vor allem diese „Stiftung“ ist sehr fragwürdig und lässt die vielleicht letzten positiven Aspekte dieses Projekt noch weiter in den Hintergrund verschwinden.

Gruß

Ich habe mich ehrlich gesagt ein bisschen zu allgemein ausgedrückt. Man kann sicherlich überlegen, für diejenigen Stellen, wo grüner Wasserstoff für eine Energiewende quasi alternativlos ist, diesen natürlich auch zu importieren (in der Hoffnung der der Exporteur auch effektives CCS betreibt). Das wäre bspw. in der Stahl-Herstellung der Fall, Langzeitspeicher, ggf Flugzeuge/LKWs. Aber in dieser Diskussion wird so getan, als wäre Wasserstoff der universelle Heilbringer (ich will nicht behaupten, dass du das so siehst :wink: ), der all unsere Probleme lösen wird. Es gibt sehr viele Bereiche (PKWs, Heizen, etc), wo es höchst fraglich ist, ob Wasserstoff der richtige Energieträger ist. Daher das finde ich das Argument von Freu Schwesig an dieser Stelle deplaziert. (ich bin übrigens trotzdem der Meinung, dass man Nawalny nicht mit Nordstream 2 koppeln sollte).

Zu Power2Gas: Auch hier macht man sich einiges vor. Wenn ich ein Auto hiermit betreiben wollte, brauche ich 4-5 mal mehr Energie (Wirkungsgrad ist ne Katastrophe). Und hier geht es in großen Teilen um theoretische Wirkungsgrade, die technisch nicht gesteigert werden können.

Als Ingenieur ( :wink: ) würde ich daher als Lösung vorschlagen, die Energiewende ernsthaft anzugehen. Z.B. durch einen schnellen Ausbau von Windkraft und PV. Das muss oberste Priorität haben. (Wasserstoff kann und muss da begleiten, aber nicht als Hauptlösung)

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Man kann vieles machen. Man kann auch mehr PV und Windenergie im eigenen Land ausbauen um sich zumindest ein kleines bisschen unabhängiger von Energieträgerimporten zu machen. Aber das wird ja in den Debatten immer gehandelt als sei es technisch absolut unmöglich. Sachen gibts!

Und jetzt mal Spaß beiseite: Wie weit wollen wir noch in die Glaskugel schauen? Ich kann das „könnte“, „müsste“, „vielleicht“ und „in Zukunft“ echt nicht mehr hören.
Sie tun hier genau das was Sie dem Kollegen vorwerfen. Sie bieten keine Lösung, sondern nur eine Reihe von Technologien, die auf kurz oder lang keine Option sind.

Das ist ja toll, haben Sie auch Lösungen parat, die nicht auf Kilometer hohen Luftschlössern basieren? Es ist noch nicht mal klar ob diese Pipeline überhaupt zu Ende gebaut wird und wir diskutieren hier darüber was passieren wird, wenn Russland mal kein Erdgas mehr liefern will und seine grüne Ader für sich entdeckt? Meine Güte…
Wasserstoff ist echt das neuste Buzzword in Deutschland. Man sagt es und bekommt Applaus. Grund dafür ist, dass die meisten Personen nämlich nicht verstehen, was es damit auf sich hat.

Wenn Sie so gerne Lösungen sehen, dann schlagen sie doch mal welche vor, die bis 2050 tatsächlich Wirkung zeigen. Das was Sie hier tun ist bester C. Lindner Sprech. Nicht zu akzeptieren, dass es günstigere, umweltfreundlichere und einfachere Lösungen gibt, sondern immer die Innovationsflagge heben und behaupten „irgendwann komme was besseres, daher abwarten“.

Sicher wird man das, wenn der Bedarf da ist. Problem ist halt nur, dass es immer den einen Trottel in der Runde gibt (hier jetzt Deutschland), der am Ende doch das alte, billige Produkt (mit mehr Umweltschäden) nimmt, weil es Entscheidungsträger/innen an Weitsicht fehlt oder besagte Weitsicht von Lobbyinteressen gekauft wurde.

Zusätzlich werden die Preise für das P2G-Gas im Vergleich zu Erdgas massiv steigen, wenn Russland erstmal darauf umstellt. Aufwendigere Prozesse, mehr energetische Verluste, usw., die Russland brav über den Preis weitergeben wird.
Sollte Ihnen als Ingenieur bekannt sein, dass bei der ganzen Herstellung haufenweise Verluste zusammenkommen. Wir werden dann mehr Geld dafür bezahlen den Energieträger zu transportieren als wir am Ende für das bezahlen, was ankommt.

Nochmal ein Wort zu Power2X: Jeder Ingenieur weiß, dass sich elektrische Energie am einfachsten transportieren und umwandeln lässt. Warum also nicht den Strom aus den Windparks (Solar kann man da knicken) direkt als Strom einkaufen? Wenn die Windräder ohnehin stehen (ja, die braucht man für P2G), können wir auch den Strom mit 5% Verlust übers Stromnetz ins Land bringen und dann hier zielgerichtet verwenden, statt mit mehr als 50% Verlust irgendein Gas hin und her zu wandeln.

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Gude zusammen,

die Diskussion hat sich inzwischen in zwei Stränge aufgeteilt. Ich versuche auf beide einzugehen.

Zunächst zu dem Bau von NS2: Zu Auslöser des finalen Baus von vor allem NS1 wurde hier ja schon einiges gesagt. Da spielt der Gasstreit mit der Ukraine eine zentrale Rolle. Da sind aber als Optionen auch andere Routen in Frage gekommen. Der Grund ist dort auch, dass es einfach viel teurer ist eine Unterwasserpipeline zu bauen und zu betrieben als auf alternativen, landgeführten Routen (z.B. über Polen). Zu beiden Pipelines gibt es auch hier einiges an Informationen in den entsprechenden Kapiteln: Die Schlacht um Europas Gasmarkt | SpringerLink

Was auch eine Möglichkeit gewesen wäre ist die bestehenden Kapazitäten durch Modernisierungsmaßnahmen zu ertüchtigen. Aber auch hier zeigt es sich, dass es ein geopolitisches Projekt ist (von dem Gazprom als einzelwirtschaftlicher Akteur profitiert). Es geht nur darum den Transit über die Ukraine zu umgehen. Die Transportkapazitäten haben sich einfach zu NS1 verschoben und die Transite über die Ukraine verringert. Die Versorgungssicherheit aus Sicht der notwendigen Transportkapazitäten war also bereits vorher gegeben. Zu Höhepunkten im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine gab es auch immer wieder Meldungen von russischer Seite, dass die Transite drastisch reduziert oder auf null gedrückt werden sollen (https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/studien/2016S21_lng_wep.pdf). Das sich in der Folge in der Ukraine die Ost-West Transite zu in Zukunft vermutlich eher West-Ost Importen verschieben ist da einfach nur die notwendige Konsequenz, damit die Ukraine nicht im Kalten sitzen bleibt. Daran hat die EU nämlich auch kein Interesse, das es das Land weiter destabilisieren würde.

Dieser Teil war aber auch schon immer (mehr oder weniger) bekannt. Zuletzt ist die Rolle von Erdgas mit Blick auf den Klimawandel verstärkt in den Fokus gerückt. Hier ist die Notwendigkeit von NS2 aus anderen Gesichtspunkten kritisch zu hinterfragen. Hier ist klar, dass es keinen Ausbau von Erdgaskapazitäten (Transport, Speicherung und Energieumwandlung) geben darf. Die neue SFF Studie wurde wieter oben bereits aufgeführt. Das heißt die EU bzw. Deutschland sollte sich jetzt schon besser darauf einstellen, dass man das wegfallende niederländische Gas nicht einfach ersetzt, sondern gleich die Chance nutzt aus der fossilen Energiequelle auszusteigen. Da Gas also als Brückentechnologie wegfällt, sollte es auch nicht so kritisch sein, wenn langfristig etwas weniger Gasangebot zur Verfügung steht.

Aus Sicht der Energiewende könnte dann Wasserstoff eine wichtige Rolle einnehmen. Vor ab dazu noch zwei Anmerkungen:
Die Beimischung von Wasserstoff ist eher ein Wunsch der Wärmewirtschaft, um das Erdgas in der Gebäudewärme grüner zu bekommen (DVGW wirbt für Wasserstoffbeimischung – energate messenger+). Auch die KollegInnen vom Fraunhofer IEE haben da verschiedene Energiesystemstudien betrachtet und Wasserstoff wird in der Wärme von den Modellen nicht genutzt 8https://www.iee.fraunhofer.de/content/dam/iee/energiesystemtechnik/de/Dokumente/Studien-Reports/FraunhoferIEE_Kurzstudie_H2_Gebaeudewaerme_Final_20200529.pdf
). In vielen Bereichen sind nämlich 20% nicht so ohne Weiteres zu realisieren. Gerade die Industrie möchte konstante Gasbedingungen (also entweder Erdgas oder reinen Wasserstoff, nicht aber ein Gemisch mit schwankenden Anteilen. Das entsprechende Herausfiltern von Wasserstoff ist aber teuer. (zu technischen Grenzen auf S.2 eine Abbildung: marcogaz (2019) Overview of test results & regulatory limits for hydrogen admission into existing natural gas infrastructure & end use). Hier hat die Bundesregierung also nicht ohne Grund aktuell eine Ausrichtung auf reine Wasserstoffnetze.

Das bringt dann den zweiten Aspekt ins Spiel. Ja, Wasserstoff ist kleiner und flüchtiger als Methan. Aber auch Methan kann zum Teilen entwichen, dass wird immer etwas sehr platt dargestellt, dass es nur der Wasserstoff macht. Auch H2 kann also über ein Pipelinesystem transportiert werden. Da gibt es (wenn auch bisher sehr kleine) bestehende Netz in Deutschland, der EU und auch darüber hinaus. Man kann zudem auch bestehende Leitungen auf Wasserstofftransport umwidmen. Dazu haben inzwischen sogar die Gastransportnetzbetreiber in Deutschland in der Konsultation zum NEP 2020-2030 in einer Grüngasvariante Untersuchungen für Teilnetzbereiche aufgenommen (https://www.fnb-gas.de/media/2020_04_30_fnb_gas_2020_nep_konsultation_de.pdf).

Wasserstoff selber sollte aber grün sein. Nur dann ist sichergestellt, dass es keine bzw. nur sehr geringe Treibhausgasemissionen gibt. Blauer Wasserstoff auf Basis der Dampfreformation ist immer noch mit Emissionen verbunden. Türkiser auf Basis der Pyrolyse aktuell eine sehr große Wette auf die Technik (und bei der Förderung von Erdgas gibt es weiterhin Emissionen). Das heiß aber, bei den Wirkungsgradverluste sollte der Wasserstoff nur in bestimmten Bereichen eingesetzt werden, wo es keine technische oder wirtschaftlich vertretbare Alternative gibt (z.B. Stahlproduktion, der Chemieindustrie als Rohstoff oder als synthetisches Kerosin veredelt im Flugverkehr). Auch die weitere Veredlung zu synthetischem Methan ist angesprochen worden. Hier könnte man das bestehende System zwar weiter nutzen, hat aber zum einen weitere Wirkungsgradverluste bei der Methanisierung. Zum anderen benötigt man Kohlenstoff und die aktuellen Prozesse sind da doch recht teuer (Direct Air Caputuring) oder haben ein begrenztes Potenzial (Biomassenutzung) (https://www.agora-verkehrswende.de/fileadmin/Projekte/2017/Die_Kosten_synthetischer_Brenn-_und_Kraftstoffe_bis_2050/Agora_Kosten_strombasierter_Brennstoffe_WEB.pdf).

Hier schließt sich der Kreis etwas und man kommt wieder zum geopolitischen Punkt. Den Wasserstoffbedarf wird man auch bei einer prioritären Nutzung in diesen Sektoren nicht allein in Deutschland und vermutlich auch nicht in der EU decken können. Es braucht also auch Importe. Hier könnte u.a. auch Russland wieder ins Spiel kommen. Zur Zeit geht der Blick eher nach Nordafrika. hier kann man allgemein sagen, dass es eine Chance ist den bisher stark auf fossile Energien ausgerichteten Ländern eine neue Perspektive zu bieten. Wie auch immer man gerade zu der innenpolitischen Lage in den Ländern steht sollte es doch nicht in unserem Interesse sein, diese weiter zu destabilisieren (was bei einem Wirtschaftseinbruch sicherlich der Fall sein wird). In Russland gibt es z.B. ein enormes Potenzial für Windenergie. Dieses dürfte über den inländischen Energiebedarf hinausgehen (nur dann ergibt es Sinn, sonst würde vor Ort die Energie teilweise weiterhin fossil erzeugt werden) und könnte für neue, grüne Exportoptionen an Energieträgern genutzt werden.

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Eine Zwischenfrage, hier scheinen sich die Diskutierenden ja gut auszukennen:
Es taucht immer wieder der Einwand auf, man solle lieber PV und Windkraft ausbauen und quasi gemeinsam mit Gas von „Energie“ gesprochen. Meines Wissens wird hierzulande Gas hauptsächlich zum Heizen verwendet, weniger für Strom (Wiki sagt ca 8%). Wobei 8% ja auch nicht unbedeutend ist. Sollte man das Thema Gas deshalb nicht losgelöst von Stromerzeugung betrachten, wo der Verwendungszweck doch unterschiedlich ist?
Danke im Voraus

Werden sie das müssen?
Die Menge regenerativer Energien in Russland deckt ja noch nicht mal deren Eigenbedarf.
Geschweige denn dass sie die Überkapazitäten haben um noch mit Verlusten Wasserstoff für den Export zu erzeugen.

Wie einige meiner Vorredner finde ich auch:

  • dass das Thema Nordstream 2 nicht mit dem Thema Nawalny verknüpft werden sollte. Denn so eine Verknüpfung ist unsachlich.
  • durch das sperren von Konten wird unrechtmäßig und unverhältnismäßig in persönliche Rechte eingegriffen weil sachliche Argumente fehlen.
  • wir zum geopolitischen Spielball der USA geworden sind.
  • es wird immer wieder mit unterschiedlichen Maßstäben hantiert.
  • Es wird uns immer wieder erzählt dass Russland der Böse ist. Aber Russland, USA oder China schenken sich nichts. Jeder ist nur daran interessiert seine Vormachtstellung auszubauen.

Wasserstoff wird z.Z. überwiegend aus Erdgas gewonnen. Das ist alles andere als ökologisch.
Wenn wir den Strom dezentral erzeugen (also dort wo er gebraucht wird) ist der Ausbau der Stromtrassen nicht wirklich nötig.

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Sehr gute Frage, ich versuche mal so gut ich kann darzustellen, warum ich Strom da für wichtiger halte.

Wir sind aktuell in der Situation, dass wir in Deutschland sowohl aus der Kohle, als auch aus der Atomkraft aussteigen wollen. Kohle und Atom haben leider immer noch einen relativ hohen Erzeugungsanteil im Strommix. Es wird zwar besser, aber leider ist dieser Anteil immer noch relevant.
Gute Darstellungen dazu gibt es z.B. bei Energy Charts vom Fraunhofer ISE:
https://energy-charts.info/charts/installed_power/chart.htm?l=de&c=DE

Atomkraftwerke liefern Strom (ggf. auch Fernwärme, bin aber unsicher), Braunkohlekraftwerke Strom und jede Menge Fernwärme. Diese Kraftwerke müssen ersetzt werden, es entfällt also maßgeblich Strom und um die Kraftwerke herum etwas lokale Fernwärme (lokale Fernwärme klingt mega dämlich, ich denke aber der Gedanke kommt rüber…).
Daher kann es richtig sein, dass Gas aktuell vorrangig für Heizungen benutzt wird, das wird sich allerdings bald ändern, da wir eben mehr Strom brauchen wenn Kohle und Atomkraft wegfallen.
Nun muss man fairerweise dazu sagen, dass Gaskraftwerke schon sehr effizient sind. Moderne Kohlekraftwerke können so ca. 50% der Energie in Strom umwandeln, (Wirkungsgrad Stromerzeugung 50%), Gaskraftwerke liegen da teils bei fast 65%. Sie sind also effizienter. Zudem können sie innerhalb weniger Minuten gestartet werden, während Kohlekraftwerke mehrere Wochen zum Anlaufen oder Abschalten brauchen. Aus dem Grund drosselt man aktuell auch oft die Erzeugung von Wind- und Solarstrom, weil Kohlekraftwerke eben nicht gut geregelt werden können. KKW laufen daher meist in Grundlast, also 24/7.

Kurzer Einschub zur „Energie“. Ich rede von Energie, weil man Energie zwischen ihren verschiedenen Arten wandeln kann. Strahlungsenergie der Sonne kann man mit Solarzellen in elektrische Energie wandeln. Dein Wasserkocher wandelt elektrische Energie in Wärmeenergie um. Ein Fahrstuhl wandelt elektrische Energie in potenzielle Energie (Höhenenergie), ein E-Auto wandelt elektrische Energie in kinetische Energie (Bewegungsenergie).
Es muss also drum gehen die vorhandene Energie möglichst sparsam zu nutzen.

Wie oben schon erläutert benötigen wir also in absehbarer Zeit mehr Strom. Und Strom können wir ja auch sehr gut aus regenerativen Energien gewinnen, sogar dezentral.
Jeder kann auf ein Hausdach Solarzellen bauen, die den ganzen Tag Strom erzeugen. Diese könnte mit einem Hausakku zwischengespeichert werden und dann über den Abend, wenn keine Sonne scheint benutzt werden. Natürlich kann man den Strom auch zum Heizen benutzen, z.B. durch eine Erdwärmepumpe.

Das ganze geht natürlich auch im größeren Maßstab. Wenn im großen Stil Windenergieanlagen (WEA) gebaut werden, dann kann diese Energie auch gespeichert werden, z.B. mit Hilfe von Pumpspeicherkraftwerken. Man kann das aber auch im kleinen nutzen.
Man könnte den Strom von einer WEA, der zu einer Tageszeit vielleicht überflüssig und nicht benötigt wird auch in 10.000 Hausakkus laden, statt ihn zu vernichten (meistens verheizen in einem Widerstand) oder die WEA abzuschalten. Das bietet sich für diejenigen an, die keinen Solarzellen auf ihr Dach setzen können. So kann man die Energie an einem späteren Zeitpunkt nutzen, statt sie nicht zu nutzen.

Warum jetzt Strom? Sicher ist dir schon aufgefallen, dass man elektrische Energie sehr einfach quasi beliebig umwandeln kann. Man kann sehr effizient Bewegungsenergie, Wärmeenergie, potenzielle Energie, usw. erzeugen, ohne dass im Prozess viel Energie verloren geht.
Anders herum ist es eher schwierig. Man kann aus Wärmeenergie (z.B. verbranntes Gas) zwar elektrische Energie erzeugen, aber eben nur unter teils hohen Verlusten (siehe Kraftwerketeil). Je mehr Umwandlungen stattfinden, desto mehr Energie geht verloren.

Kurzes Beispiel: Ein Verbrennungsmotor braucht Kraftstoff (chemische Energie). Um sich fortzubewegen wird diese wie folgt umgewandelt:
Chemische Energie (Kraftstoff)

Wärmeenergie + mechanische Energie (Druck im Zylinder)

Wärmeenergie (Reibung) + translatorische Bewegungsenergie (Kolben)

Wärmeenergie (Reibung) + rotatorische Bewegungsenergie (Kurbelwelle)

translatorische Bewegungsenergie (Bewegung des Fahrzeugs)

Ein E-Auto hingegen wandelt die Energie wie folgt um:
Elektrische Energie (Strom in der Batterie)

Wärmeenergie (Reibung) + Rotatorische Bewegungsenergie (Drehender E-Motor)

translatorische Bewegungsenergie (Bewegung des Fahrzeugs)

Gesamtwirkungsgrad Verbrennungsmotor ca. 15%, beim E-Auto sind es ca. 85%.

Und hieraus ergibt sich auch der „Widerspruch“, den viele Menschen nicht verstehen. Nur weil z.B. E-Autos mehr Strom (elektrische Energie) benötigen bedeutet das nicht, dass wir damit auch mehr Energie benötigen. E-Autos ersetzen Verbrenner, die viel mehr Energie benötigen.
Ein Liter Diesel hat ca. 10kWh Energie pro Liter. Davon braucht ein Auto ca. 6L auf 100km, macht 60kWh/100km.
Ein E-Auto braucht aber nur ca. 15kWh/100km. Es braucht also mehr Strom, aber eben weniger Energie, weil der Wirkungsgrad so viel besser ist.

Es wird klar, dass man aus elektrischer Energie deutlich mehr machen kann, als aus anderen Energieformen. Dein Wasserkocher kann ohne Probleme Wasser erhitzen, aber schon mal versucht aus heißem Wasser Strom zu machen? Geht natürlich, ist aber deutlich aufwendiger.
Daher sollte man so viel wie möglich mit elektrischer Energie arbeiten, weil man diese eben perfekt umwandeln kann. Und daher besser Strom einkaufen als irgendein Gas, was man dann unter Verlusten zu Strom macht und dabei auch noch CO2 ausstößt und dem Klima schadet.

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@RictusErectus

Sicherlich kann man das entweichende Gas verringern, allerdings hatte ich bei meiner Kurzzusammenfassung einen wichtigen Punkt vergessen: Die Verluste bei der Förderung. Hier bin ich nicht sicher, ob diese signifikant reduziert werden können, zumindest bei Frackinggas dürfte dies schwierig sein.

Auch sollte nicht vergessen werden, dass Treibhausgase beim Gas auch bei der Verbrennung auftreten, Nullemissionen wären es also noch lange nicht, selbst wenn es gelänge die Verluste während der Vorkette zu minimieren. Bitte auch bedenken, dass Methan eine um ein Vielfaches höhere Treibhausgas-Wirkung im Vergleich zu CO2 hat, also kleine Mengen eine große Wirkung entfalten können.

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