LDN220 Impfnachweise

Ich würde gerne noch eine weitere Frage in die Diskussion mit aufnehmen:

Was ist mit Menschen, die sich nicht impfen lassen können (z.B weil ihr Immunsystem eingeschränkt ist)? Würden diese Menschen dann nicht ausgegrenzt oder vielleicht sogar diskriminiert werden, wenn sie z.B. im Kino erst einmal über ihre Krankheit berichten müssen?

Ich muss hier allerdings auch zugeben, dass ich mir nicht 100 %ig sicher bin, ob auch immunschwache Menschen die Antikörper über die Impfung aufbauen könnten oder nicht (falls hier jemand mehr Infos hat würde ich mich über einen Kommentar freuen!).

Das, solange nicht genug Impfstoff für alle zur Verfügung steht, die Impfung aus ethisch-gesellschaftlicher Sicht nicht zu Privilegien führen sollte, hat folgenden Gedanken als Hintergrund:
Die Personengruppen, die zuerst geimpft werden, können das nur, weil wir als Gesellschaft ihnen das Recht einräumen, auch zuerst geimpft zu werden. Wir müssten das nicht tun - theoretisch könnten wir auch den Markt regeln lassen, wer zuerst geimpft wird (Preisgestaltung nach Angebot und Nachfrage…). Wir tun es aber, und damit ist es nicht vermittelbar, warum jemand, der durch Verzicht vieler anderer Menschen (nämlich auf die Impfung) ohnehin schon das Privileg bekommt, deutlich besser vor Covid-19 geschützt zu sein, zusätzlich auch noch weiter „belohnt“ werden sollte. Hier gilt quasi: Das Privileg, frühzeitig geschützt zu sein allein ist schon so viel wert, dass man es nicht noch durch andere Privilegien „ergänzen“ sollte.

Meine persönliche Meinung dazu ist weiterhin noch, dass die Ungleichbehandlung bezüglich der Einschränkungen der persönlichen Freiheit immer dann unfair ist, wenn diese Ungleichbehandlung lediglich auf von mir selbst nicht zu verantwortenden Faktoren (wie zum Beispiel eine geringe Priorität für die Impfung) beruht. Hier ist es gewissermaßen an denen, die das Privileg haben, frühzeitig geschützt zu sein, sich solidarisch mit denen zu verhalten, die unverschuldet noch nicht sind.

Das Ganze hat übrigens noch einen weiteren Hintergrund: Wenn wir in Zeiten der Impfstoffknappheit Privilegien bezüglich der persönlichen Freiheit zulassen, dann öffnet das Kriminalität bis hin zu bewaffneten Überfällen auf Impfzentren Tür und Tor, mindestens wird es einen florierenden Schwarzmarkt für „Impfnachweise“ geben (wie auch immer die dann aussehen).

3 „Gefällt mir“

Die Frage nach Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen nicht impfen lassen können, ist sehr relevant!

Sollte es tatsächlich zu Privilegien durch eine Impfung kommen, so muss dieser Faktor mitgedacht werden - alles andere wäre meines Erachtens auch Diskriminierung.

Denkbar wäre sicherlich, dass auf einem irgendwie gearteten Impfnachweis auch vermerkt werden kann, dass aus medizinischen Gründen eine Impfung nicht möglich ist. In diesem Falle müssten dann die selben Privilegien offen stehen wie wenn eine suffiziente Impfung erfolgt wäre.

1 „Gefällt mir“

…wenn diese wiederum auch (schon) geimpft wurden, oder? Eher unwahrscheinlich…

Hallo Felix,

Wir sind moralisch dazu verpflichtet, die Reihenfolge nicht dem Markt zu überlassen. Normativ gesehen müssen wir (jungen und gesunden) also verzichten. Tatsächlich verstanden müssen wir so gut wie nichts. In diesem Sinn muss man auch nicht darauf verzichten, Mitmenschen zu erschießen - man könnte es ja „theoretisch“. Das ist kein Grund sich auf das Unterlassen etwas einzubilden.

Was heißt „nicht vermittelbar“? Ich persönlich finde das leicht vermittelbar.

  1. Die Befreiung von den pandemiebedingten Grundrechtseinschränkungen ist keine „Belohung“ und kein Privileg, sondern die Rückkehr zum Normalzustand. Fällt der Grund für den Eingriff weg, muss der Eingriff unterlassen werden - er ist jetzt nämlich nicht mehr geeignet, den verfolgten Zweck zu fördern und damit unverhältnismäßig.

  2. Die sog. „Belohnung“ schadet niemandem. Sie geht nicht auf Kosten der Nichtgeimpften. Das ist keine Verteilungsfrage ieS. Es geht auf der Ebene nach Impfstoffverteilung gerade nicht um eine begrenzte Ressource, bei der der Gewinn des einen der Verlust des anderen ist. (Es geht also nicht um eine „faire Verteilung“).

Stell dir vor, du spendest an die Malariahilfe. Dann bietet ein Flaschengeist dir an, jedem mit deinem Geld geretteten Kind noch einen Kinobesuch und eine warme Mahlzeit zu spendieren. Die richtige Antwort ist sicher nicht: „Nein lieber nicht. Ich habe ihnen meine Geldmittel eingeräumt. Das musste ich nicht. Theoretisch hätte ich mit dem Geld auch etwas für mich kaufen können. Das hab ich aber nicht gemacht und damit ist es nicht vermittelbar, wieso jemand, der durch meinen Verzicht ohnehin schon profitiert, zusätzlich noch weiter belohnt werden sollte.“

Kurz: Niemand ist schlechter dran. Viele sind besser dran. Neid ist nicht schutzwürdig.

Die Nichtbeeinflussbarkeit von DIfferenzierungskriterien ist ein Faktor. Die macht eine Ungleichbehandlung aber noch nicht „unfair“, wenn es einen vernünftigen Grund für sie gibt. Warum dürfen Achtjährige eigentlich nicht wählen? Man kann sein Alter doch gar nicht beeinflussen…

Bitte spekuliere doch nicht so ins Blaue hinein.

1 „Gefällt mir“

Von welchen Privilegien reden wir denn hier genau?

  • Quantas hat angekündigt, nur noch geimpfte mitnehmen zu wollen. Mit Impfung legst Du Deinen Impfpass vor, kaufst das Ticket und machst Urlaub in Australien. Ohne Qurantaine vermutlich dann. Und wer genau wird das verhindern?
  • Oder ein Kreuzfahrt Anbieter macht reisen nur für geimpfte. Zielgruppe ist nach mir vorliegenden Infos ja eh die Gruppe 60+. Und wer soll das verhindern?
  • Das Beispiel mit Impfungen in Kitas hatten wir ja schon.

Ich als unter 60 jähriger habe damit jetzt kein Problem. Dann gehen die Leute halt auf Kreuzfahrt. Ist doch schön für die. Gönne ich denen. Ich verstehe das Problem echt nicht. Sind hier alle so neidisch? Der darf das, ich darf das nicht, und deshalb ist die Welt böse?

Solange der Impfstoff nach objektiven Kriterien zugänglich gemacht wird, und der aktuelle Plan erfüllt das für mich, ist es für mich ok, wenn geimpfte dann auch Privilegien haben. Erhöht dann ja auch die Impfbereitschaft. Bis zum Erreichen der Herdenimmunität, die wir unbedingt benötigen, damit auch Personen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, geschützt sind.

Oha, mutig. Wenn einzelne Anbieter ihrem Beruf deutlich früher (wir reden hier von Zeiträumen zwischen 3 und 6 Monaten) wieder nachgehen dürfen, schadet das den Ungeimpften massiv. Neben den höheren Umsätzen der Konkurrenz werden Kunden zu den verfügbaren Anbietern wechseln und ggf. nicht zurück kommen.
Unsere Wirtschaft ist kompetitiv und eine solche Unterscheidung ist eine massive Verzerrung!

Ein paar Beispiele:

  • Friseure, Massagen und jede andere Art von Dienstleistung „am Menschen“, die nicht als medizinische Maßnahme noch erlaubt ist
  • Banken und Versicherungsmakler - hier besonders ärgerlich, weil Kunden aufgrund des Immobilienmarktes nicht warten können und diese nach Kreditabschluss bei der Konkurrenz für 10-20 Jahre weg sind
  • jede Form von Handelsvertretern, die ihre Produkte live demonstrieren (wollen)
  • Restaurants - wobei Kunden hier wohl recht flexibel sind
  • jede Form von Einzelhandel, u.A. der kleine Buchladen, der sich gegen Internetkonzerne und große Ketten durchsetzen muss
  • jede Form der Kinderbetreuung, die es den Eltern ermöglicht, ihrem Job nachzugehen

@MoGas Wir reden unter Anderem von diesen Privilegien.

Wir reden hier aber von einer Phase, in der die Pandemie weiter läuft. Wenn die Impfungen die Pandemie (hoffentlich) gebremst haben, werden die Einschränkungen ja für alle reduziert.

Hier argumentierst du mit „Moral“ und lässt anschließend kein Argument in Richtung „Solidarität“ mehr zu.

1 „Gefällt mir“

Ich hätte mal noch einen anderen Punkt zum Bedenken:

Es gibt hier im Lageforum irgendwo einen Thread um die digitale Patientenakte und die Verschlüsselung und sonstigen Probleme mit der Datensicherheit, wer hat Zugriff u.s.w.

Und hier wird jetzt freimütig darüber diskutiert, wem man in Zukunft so alles seine Impfdaten frei zugänglich machen soll, inkl. evtl. Diagnosen die eine Impfung verhindern.

Irgendwie ist dass dann kontraproduktiv, erst sich beschweren, dass zuviele auf die Daten kommen können und gleichzeitig mehr Leuten die Daten zur Verfügung stellen wollen.

1 „Gefällt mir“

Warum bist du dir so sicher, dass Unternehmen einen Impfnachweis verlangen werden (Ausnahmen wird es geben z.B. Airlines bei denen das Reisezielland einen solchen verlangt). Aktuell gehen wir davon aus, dass ca. 40% der Bevölkerung die Impfung ablehnen. Warum sollen die Unternehmen auf diese sehr große Bevölkerungsgruppe als Kunden verzichten.
Und warum „Reisen Sie sicher“. Wenn ich als Geimpfter eine Reise antrete, kann es mir doch egal sein, ob nicht Geimpfte mitfahren. Durch die Impfung bin ich geschützt. Dadurch, dass ich mich ausschließlich unter Geimpften aufhalte wird der Schutz nicht größer. Das Risiko einer Infektion tragen die nicht Geimpften. Und sollten diese auf die Idee kommen den Veranstalter z.B. der Kreuzfahrt hierfür haftbar zu machen, weil er nicht genug gelüftet hat oder Mindestabstände nicht eingehalten wurden, kann er diese Haftung ausschließen (Es sei denn er hat tatsächlich Auflagen nicht erfüllt).
Das eigentliche Problem ist doch, dass diese 40% (somit ca. 30 Mio. Leute) ohne irgendwelche Regeln und Maßnahmen unser Gesundheitssystem genauso überlasten, wie heute die 100%. Und hier sind auch nicht die Unternehmen gefragt, sondern jeder Einzelne von uns. Und ganz am Ende (ich hoffe das wird nicht nötig sein) der Staat mit entsprechenden Verordnungen und/oder Gesetzen.

Das habe ich zu wenig bedacht. Danke für die Ergänzung! Wie groß solche Effekte sind, ist aber wahrscheinlich für Forumschreiberline unmöglich vorherzusagen und für verschiedene Branchen und Angebote sehr sehr verschieden. Ich vermute, dass Kunden oft einen Grund haben, bestimmte Angebote zu nutzen und deshalb nach Wiedereröffnung zurückkehren. Wenn der einzige Grund war, dass sie die besseren Alternativen nicht kannten, ist fehlende Rückkehr kein Problem. Die ist in einer Marktwirtschaft dann nur normal.
Es kann auch sein, dass die Effekte von dauerhaftem Kundenwechsel durch eine generell bessere wirtschaftliche Gesamtlage wegen frühzeitiger Eröffnungen teilweise ausgeglichen werden. Nur der Kinobetreiber mit Geld dh offenem Kino kauft überhaupt eine Immobilie.

Das sind Aspekte, die mir einfallen und die vielleicht teilweise relevant sind. Die einzelne bereichsspezifische Vorhersage ist eher Stoff für ein Ministerium und die Wirtschaftsweisen. Ich bin offen für Differenzierung nach Bereichen auf Grundlage ökonomisch fundierter Vorhersagen.

Aber: Dein Einwand ist nur für wirtschaftliche/berufliche Betätigung stichhaltig. Bei der Frage, wer in ein geöffnetes Kino oder Restaurant gehen darf, die ich beim Verfassen im Kopf hatte, bleibe ich vorerst bei der Extremposition.

Die Internetkonzerne sind kein Argument. Die haben sowieso immer geöffnet. Die Wiedereröffnung einzelner „physischer“ Angebote kann der weiteren Kumulation der Marktmacht bei Amazon und co. höchstens entgegenwirken.

Natürlich reden wir von einer solchen Phase. Andernfalls ergibt die unterschiedliche Behandlung doch gar keinen Sinn. Das heißt aber nicht, dass die Freiheit von massiven pandemiebedingten Grundrechtseingriffen nicht der grundrechtliche Normalzustand für jeden Einzelnen ist. Ich weiß nicht, wie man das bestreiten könnte.

Natürlich argumentiere ich mit Moral. Es geht darum, was man tun soll - also was moralisch ist. Je nach theoretischem Hintergrund kann daneben höchstens das rechtlich Gebotene eine andere sinnvolle Kategorie sein. Das habe ich auch angesprochen.

Solidarität ist ein maximal schwammiger Begriff. Ich würde sagen, es ist solidarisch, die eigenen Einschränkungen auch dann noch im Allgemeininteresse hinzunehmen, wenn andere schon wieder ein normales Leben führen.

@JanausHassel hat hier imo durchaus ein überzeugendes Argument gebracht: Es hätte ja niemand Nachteile dadurch, dass geimpfte Personen zur Normalität zurückkehren.

Ein weiterer Aspekt: Die sehr starken finanziellen Einbußen der Wirtschaft könnten imo deutlich abgemildert werden. So spricht ja nichts dagegen dass geimpfte Personen wieder Restarurants besuchen oder in den Urlaub fliegen.

-Dave

Danke für die vorbildliche Diskussionskultur. :+1:

Siehst du, da geht’s schon los: Diese Immobilie schnappt dieser Kinobetreiber im Zweifel dem XYZ weg, der leider noch nicht öffnen darf und dem daher das Kleingeld oder die Perspektive fehlt.

Du hast natürlich vollkommen recht, die genauen Verläufte kann ich nicht prognostizieren.

Auch gilt es die Zeiträume zu bedenken. Die Menschen aus der ersten Impfgruppe (medizinisches Personal und Menschen über 80) werden wohl eher niemandem etwas „wegschnappen“. Damit verkleinert sich der relevante Zeitraum natürlich; und das Problem wird kleiner.

Darum ging’s nicht.
Es geht darum, dass „Pandemie“ keine Situation des Einzelnen ist, sondern eine der ganzen Gesellschaft. Ich würde zumindest mal zur Diskussion stellen, ob jeder Einzelne sofort alle Grundrechte zurückerhalten muss, wenn die Pandemie ihn/sie nicht mehr betrifft.

Um mal ein noch größeres Fass aufzumachen (sorry :sunflower:):
Wäre es nicht im Rahmen des Gleichheitsgrundsatzes (Artikel 3) geboten, die durch die unterschiedliche Priorisierung bei der Impfung entstehende Ungleichheit bestmöglich abzumildern? Zum Beispiel, indem Einschränkungen trotzdem weiter gelten?
(Ich weiß, es geht nur darum, gleiches gleich zu behandeln.)

Wo ist das weniger schwammig als „Solidarität“?

… man selbst schon geimpft ist. :wink:

1 „Gefällt mir“

Wenn, was noch nicht bewiesen ist, die Virenlast bei geimpften ebenso hoch ist wie bei nicht geimpften, dann ist es Sinnvoll dass alle weiterhin die AHA Regeln einhalten und es keine Ausnahmen gibt.

1 „Gefällt mir“

@Schlossermeister: Jap, das Verhalten von uns allen sollten wir weiterhin davon abhängig machen, welches Risiko von uns potentiell für Dritte ausgeht. Es wäre schön wenn sich rausstellt, dass sich dieses Risiko durch eine Impfung erheblich reduzieren ließe (Daumen drücken).

@Annabelle: bzgl. Menschen die sich nicht Impfen lassen können.

Es ist natürlich wichtig diese Menschen in den Überlegungen mit zu berücksichtigen. Auch und vielleicht sogar grade um sich diesen Personen gegenüber solidarisch zu verhalten, sollten „wir“ die es können sich auch Impfen lassen, selbst wenn der ein oder andere das persönliche Risiko gering einschätzt (warum auch immer).
Mindestens aber solange wie noch nicht allen ein Impfstoff zur Verfügung gestanden hat, müssen für die Personen welche sich nicht impfen lassen können die gleichen Regeln gelten wie für die Personen welche noch nicht geimpften wurden. Das klingt zwar echt mies weil es nicht in der Macht der Personen liegt sich zu entscheiden aber das gleiche gilt erst einmal für alle welche aufgrund der Prioritätenliste noch keine Impfung erhalten haben. Sobald allen, welche sich impfen lassen wollen und können, der Impfstoff zur Verfügung gestanden hat wäre es nicht zu dulden irgendwelche diskriminierenden Regeln zu erhalten, welche nicht impffähige Personen einschränken.

An alle: Frohe Weihnachten :slight_smile:

Wer fragt denn, ob Menschen Herpes haben? Ich möchte dann z.B. als Gaststättenbesitzer wissen, ob jemand HIV Positiv ist. Also ein AIDS Test vorweisen. Es kann ja möglich sein, das er Gäste bei einem Unfall ansteckt. Kommt als nächstes der Nachweis einer Grippeimpfung? Daran sterben auch viele Menschen.

Was kommt als nächstes, Die Politik macht kleine Schritte vorwärts, aber Schritte zurück ist ganz selten.

@ Dave
Doch, und zwar ziemlich Viele und schwerwiegend. Wir reden ja von einem Zeitraum, in dem noch nicht alle geimpft sind, die sich impfen lassen wollen. Entsprechend der Inzidenz müssen Verhaltensregeln für Alle gelten, und zwar weil andernfalls:

  • aus psychologischer Sicht jede Solidarität in sich zusammenfiele. Die, die sich jetzt schon schwer tun, sich an die Regeln zu halten, würden losstürmen und feiern was das Zeug hält, ob geimpft oder nicht. Die an sich Willigen würden keinen Sinn mehr sehen, trotzdem brav zu bleiben, wenn die Überläufer immer mehr werden. Unaufhaltsame Lawine.

  • aus polizeilicher oder sonstiger ordnungspolitischer Sicht alle Kontrollmöglichkeiten den Bach runtergingen. Wer ist geimpft wer nicht? Da fang mal bei einem Haufen feiernder „Lockdown-Befreiter“ an.

  • aus medizinischer Sicht noch nicht klar ist, welche Viruslast eine Infizierte aber geimpfte Person noch mit sich trägt.

Sobald alle Impfwilligen ihre Impfung haben, werden Beschränkungen wohl nicht mehr aufrechtzuerhalten sein, obwohl eine Menge Intensivplätze sicher noch belegt sein werden, dann mehr von jüngeren Menschen. Aber damit müssen wir leben.

Weil zu diesem Thema anderswo noch was von „Neid“ steht: Das ist eine Frage von Gerechtigkeit und Aufrechterhaltung der Solidarität. Neid gibt es, aber nicht immer und in dem Mass, wie die meistens vorwitzigen Vorteilsnehmer den Begriff einsetzen, um ihre Vorteilsnahme zu rechtfertigen und sich als die coolen hinzustellen.

Fortsetzung der Diskussion von LDN220 Impfnachweise:

@rlinner

Weil zu diesem Thema anderswo noch was von „Neid“ steht: Das ist eine Frage von Gerechtigkeit und Aufrechterhaltung der Solidarität. Neid gibt es, aber nicht immer und in dem Mass, wie die meistens vorwitzigen Vorteilsnehmer den Begriff einsetzen, um ihre Vorteilsnahme zu rechtfertigen und sich als die coolen hinzustellen.

Also ich gehöre in jedem Fall (und auch zu recht) zu denjenigen welche mit als letztes eine Impfung erhalten werden. Ich würde es als ungerecht empfinden wenn ich weiterhin mit beträchtlichen Einschränkungen Leben müsste obwohl von mir dann kein (oder nur ein geringes) Risiko ausgeht. Ist es gerecht mit Einschränkungen Leben zu müssen weil für andere noch legitime Einschränkungen erforderlich sind? Ich finde nicht. Wenn der Grund für Einschränkungen nicht mehr das potenzielle Risiko ist welches von einem ausgeht, sondern nur um Solidarität zu zeigen (was aber eigentlich niemanden nutzt), hätte ich hiermit ein Problem.

Viele Menschen konnten in 2020 nicht mehr wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen, wäre es dann nicht auch gerecht gewesen wenn man allen das Arbeiten verboten hätte? → Nein es wäre nicht gerecht sondern doof gewesen!

Alle gleich zu behandeln ist nicht zwangsläufig gerecht. Dies zu wollen wäre auch meiner Meinung nach eine von Neid getriebene Haltung.

Vor mir würden viele das „Privileg“ von Normalität erhalten, dies wäre legitim und „wir“ die später drankommen sollten uns für diejenigen freuen (wie z.B. für unserer Eltern & Großeltern). Ich will nicht das Mutti noch Monate in der Bude hocken muss obwohl sie geimpft wurde.

(Grundbedingung: Die Impfung reduziert das Potenzial andere anstecken zu können signifikant)

@ JanaausHassel
Ein Szenario: von 50 Mio Impfwilligen sind 20 Mio bereits geimpft, die Inzidenz ist um die 50. D.h., die Gesundheitsämter kommen gerade noch mit der Kontaktverfolgung hin, heisst weiterhin, Veranstaltungen usw. sind nicht erlaubt, um die 30 Mio noch Ungeimpften und den Rest Impfunwilliger zu schützen und Kontrollverlust der Gesundheitsämter zu vermeiden. Was passiert, wenn die 20 Mio Geimpften (vorausgesetzt wie du sagst sie wäre nicht mehr infektiös) in die Normalität entlassen werden? Das Veranstaltungsverbot oder das Verbot von Familienfeiern ist nicht mehr aufrechtzuerhalten, weil die Geimpften von den Ungeimpften in der Praxis nicht mehr zu unterscheiden sind, weil niemand millionenfach Impfnachweise kontrollieren kann. Zumindest der „wagemutige“ Teil der Ungeimpften wird nicht zuschauen wie die anderen feiern. In kürzester Zeit werden alle Schranken fallen - und der nächste Lockdown ist fällig - auch für die Geimpften, weil es eben anders nicht zu kontrollieren ist.

Die Einhaltung von Regeln ist nicht nur von polizeilicher Kontrolle abhängig, sondern auch von Solidarität aus der Einsicht, dass die Regeln notwendig sind. Selbst wenn eine Person glaubt, ihr Regelbruch würde nicht schaden, gibt sie allen ein Beispiel, dass es auch ohne die Regel geht. (Niemand schaut so genau hin, als dass er die möglicherweise besonderen Umstände der Person anerkennt und deshalb von dem eigenen Regelbruch absieht.)

Solidarität ist hier wie nirgendwo keine leere Hülse, keine rein idealistische Haltung, oder zwanghafte, kleinliche Gleichmacherei, sondern der Ausdruck von sozialer und praktischer Intelligenz, insofern, als geübte Solidarität der stärkste Pfeiler einer gesellschaftlichen Ordnung und des Zusammenhalts ist.

Wir sind ja gerade wegen fehlender Solidarität und praktischer Vorausschau eines zu grossen Teils der Bevölkerung in diesen harten Lockdown geschlittert. Was du vorschlägst, hört sich zwar freundlich und grosszügig an, ist aber nicht praktikabel.

Genau das habe ich nicht gemeint, und ich hoffe, das hier klargestellt zu haben.

Worauf basiert diese Annahme? Ich glaube kaum, dass es eine Änderung gäbe. Die vernünftigen Leute werden auch weitehrin vernünftig bleiben und die Corona-Spinner werden auch weiter spinnen, Corona leugnen und keine Masken tragen.

Ganz einfach: Wer eine Lockerung der Maßnahmen für sich in Anspruch nehmen möchte, ist in der Nachweispflicht und muss ggF. seinen Impfpasse mitführen.

[quote=„rlinner, post:25, topic:4459“]
welche Viruslast eine Infizierte aber geimpfte Person noch mit sich trägt[/quote]
Spielt nur eine Untergeordnete Rolle. Wenn ich ein Flugzeug oder ein Restaurant voller geimpfter Personen habe, wen sollen die dann anstecken?

Sehe ich ähnlich… Untern Strich ist das wieder nur eine Neid-Debatte die wir führen… Wir könnten die Maßnahmen für geimpgte Personen zwar lockern, machen es aber nicht, weil andere Leute eifersüchtig sind, obwohl es gerade der Wirtschaft und kleineren Unternehmen massiv helfen dürfte…

Warum nicht?
Klar ist das aufwändig… Aber den Aufwand kann man auch dem zuschieben, der von der Öffnung profitiert… Wenn ein Restaurant öffnen will, muss es den Impfnachweis kontrollieren - fertig. Den Aufwand hat derjenige der den Vorteil hat. Fair, einfach und praktikabel.

Reine Spekulation… Wie gesagt, wahrscheinlicher ist das Szenario, dass wer jetzt vorsichtig ist, wird das auch weiterhin sein wird und , wer Corona jetzt ignoriert, wird das auch weiterhin tun.

lg, Dave

Es gibt jetzt zunehmend Hinweise, dass die Impfung in der Tat auch die Übertragung zumindest deutlich mindert.