Das habe ich zu wenig bedacht. Danke für die Ergänzung! Wie groß solche Effekte sind, ist aber wahrscheinlich für Forumschreiberline unmöglich vorherzusagen und für verschiedene Branchen und Angebote sehr sehr verschieden. Ich vermute, dass Kunden oft einen Grund haben, bestimmte Angebote zu nutzen und deshalb nach Wiedereröffnung zurückkehren. Wenn der einzige Grund war, dass sie die besseren Alternativen nicht kannten, ist fehlende Rückkehr kein Problem. Die ist in einer Marktwirtschaft dann nur normal.
Es kann auch sein, dass die Effekte von dauerhaftem Kundenwechsel durch eine generell bessere wirtschaftliche Gesamtlage wegen frühzeitiger Eröffnungen teilweise ausgeglichen werden. Nur der Kinobetreiber mit Geld dh offenem Kino kauft überhaupt eine Immobilie.
Das sind Aspekte, die mir einfallen und die vielleicht teilweise relevant sind. Die einzelne bereichsspezifische Vorhersage ist eher Stoff für ein Ministerium und die Wirtschaftsweisen. Ich bin offen für Differenzierung nach Bereichen auf Grundlage ökonomisch fundierter Vorhersagen.
Aber: Dein Einwand ist nur für wirtschaftliche/berufliche Betätigung stichhaltig. Bei der Frage, wer in ein geöffnetes Kino oder Restaurant gehen darf, die ich beim Verfassen im Kopf hatte, bleibe ich vorerst bei der Extremposition.
Die Internetkonzerne sind kein Argument. Die haben sowieso immer geöffnet. Die Wiedereröffnung einzelner „physischer“ Angebote kann der weiteren Kumulation der Marktmacht bei Amazon und co. höchstens entgegenwirken.
Natürlich reden wir von einer solchen Phase. Andernfalls ergibt die unterschiedliche Behandlung doch gar keinen Sinn. Das heißt aber nicht, dass die Freiheit von massiven pandemiebedingten Grundrechtseingriffen nicht der grundrechtliche Normalzustand für jeden Einzelnen ist. Ich weiß nicht, wie man das bestreiten könnte.
Natürlich argumentiere ich mit Moral. Es geht darum, was man tun soll - also was moralisch ist. Je nach theoretischem Hintergrund kann daneben höchstens das rechtlich Gebotene eine andere sinnvolle Kategorie sein. Das habe ich auch angesprochen.
Solidarität ist ein maximal schwammiger Begriff. Ich würde sagen, es ist solidarisch, die eigenen Einschränkungen auch dann noch im Allgemeininteresse hinzunehmen, wenn andere schon wieder ein normales Leben führen.