LdN216 - Massenimpfungen

Lieber Philip, lieber Ulf,

danke für Eure sehr hörenswerten wöchentlichen Podcasts.
In LdN216 berichtet Ihr über die geplanten „Massenimpfungen“, für die mit Impfzentren nun der Weg im neuen IfSG geebnet wird. Ihr sprecht davon, dass 2021 das Jahr des sich Impfens wird, damit möglichst schnell eine hohe Durchimpfungsrate erreicht wird.
Ich schätze Euren Podcast, aber diese Darstellung erscheint mir einfach unreflektiert und simplifiziert. Das möchte ich begründen:

Die Diskussion über „Impfpflicht“ und auch über die Sinnhaftigkeit einer schnellen Druchimpfung ist aus mehreren Gründen eine ernstzunehmende.

Erstens: Zwar hat sich schon im Verlauf der Masern-Impflicht für Kinder gezeigt, dass die Einführung einer Impfpflicht als Eingriff in den Grundsatz der körperlichen Unversehrtheit rechtlich in Ordnung zu sein scheint ( Impfpflicht wäre rechtlich möglich ), jedoch sind Masern-Impfstoffe seit sehr langer Zeit etabliert und es gibt ein deutlich größeres Erfahrungswissen.
Man sollte sich ernsthaft die Frage stellen, ob eine schnelle Durchimpfung der Bevölkerung mit einem absolut neuartigen Impfstoff überhaupt sinnvoll ist, selbst wenn die kurzen Studien, die bisher nur als Preprints oder Pressemitteilungen veröffentlicht sind, erst einmal eine gute Verträglichkeit anzeigen. Es sollte vielmehr ein Abwägungsgrundsatz gelten, nach dem für einzelne Personen zu beurteilen ist, ob eine Impfung oder das Durchlaufen einer Infektion ein größeres Risiko birgt. Anders als bei der Masernimpfung können wir das für die neuartigen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 einfach noch nicht wissen. Es ist zu begrüßen, dass die Bundesärztekammer durch ihre Stellungnahme im Rahmen der Anhörung zum Gesetzesentwurf die Aufnahme einer stringenten Pharmakovigilanz (Datenerhebung zur Beurteilung der Sicherheit verabreichter Impfstoffe NACH der Markteinführung) nach etablierten Verfahren im neuen Entwurf des IfSG gefordert hat. Die Einführung des Anspruches auf eine Impfung auch für Nicht-Versicherte ist ebenfalls sehr gut. Soweit ich das Gesetz verstehe, sieht es keine direkte Impflicht vor. Zu einer indirekten Impflicht habe ich ganz unten noch eine Frage. Also: Dass sich bald gefährdete Personen impfen lassen können, ist super! Heißt das, dass nun alle so schnell wie möglich geimpft werden sollten? Nein!

Zweitens: Neben den o.g. Bedenken zur Impfsicherheit, spielt es für die Gesellschaft auch eine Rolle, welches Vertrauen die Menschen in die Maßnahmen der Politik haben. Dabei ist auch wichtig, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zu politischen Zwecken simplifiziert werden. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit medizinischen Hintergründen der Impfung ist für den größten Teil der Bevölkerung kaum möglich (man benötigt ein Minimum an biomedizinischem Grundwissen). Augenscheinlich könnte eine Verpflichtung zur Impfung (die ja nicht vorgesehen ist, aber für Masern de facto eingeführt wurde) anstelle einer ausgiebigen Aufklärung eine super Lösung sein. Hauptsache Herdenimmunität… Aus meiner Sicht erlaubt sich die Politik damit jedoch auch, eigene frühere Versäumnisse bei der Investition in flächendeckend gute Bildung und damit auch medizinische Grundkenntnis, einfach zu umgehen. Es ist extrem bedauernswert, dass jetzt schon viele Menschen demonstrieren, weil sie nicht glauben, dass es SARS-CoV-2 gibt oder weil sie der Regierung verschwörungstheoretisch sonst etwas unterstellen. Mein persönlicher Eindruck aus dem Bekanntenkreis ist jedoch, dass es vor allem viele Menschen gibt, die extrem verunsichert sind. Diese Menschen gehen nicht auf eine Querdenken Demo, aber fragen sich doch immer mehr, ob sie nun noch Vertrauen in das Vorgehen von Politik haben sollen oder nicht. Meiner Ansicht nach sollte die Politik darauf bedacht sein, nicht durch Diskussion einer direkten oder indirekten Impfpflicht für SARS-CoV-2 diese Menschen am Ende doch noch auf die Seite der Querdenker zu treiben. Obwohl ich Impfungen für eine der größten Errungenschaften der Medizin halte, finde ich deshalb Impfpflicht falsch und finde, dass diese den Menschen auch nicht als Szenario suggeriert werden sollte.

Allgemein betrachtet:
Ihr selbst habt im Podcast kritisch darüber gesprochen, dass die Maßnahmen des Lockdowns offenbar hauptsächlich die Wirtschaft schützen sollen. Ist der Aufruf zu einer schnellen Durchimpfung mit einem ganz neuen Impfstoff ohne Langzeiterkenntnisse nicht auch eher im Interesse der Wirtschaft als im Interesse der zu schützenden Menschen? Warum eigentlich hat die Politik nicht schon früher mehr Geld für Gesundheitsaufklärung und gleiche Bildungschancen unabhängig von sozial-ökonomischer Herkunft ausgegeben? Warum müssen eigentlich Krankenhäuser gewinnorientiert arbeiten? Warum sind denn Pflegekräfte unterbezahlt? Warum haben Altersheime hohe Belegungszahlen und warum können nicht mehr Menschen zu Hause im Alter gepflegt werden?
Statt also jetzt der Bevölkerung zu suggerieren: Wer sich nicht sofort impfen lässt, der handelt echt fahrlässig, sollte man schon offen diskutieren dürfen, dass es auch andere Wege zum Umgang mit einem solchen Infektionsgeschehen geben kann.

Meine Meinung:
Ein neuer medizinischer Wirkstoff, der einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit von Menschen bedeutet, sollte ausgiebig erforscht und mit großer Vorsicht, sprich langsam und gut überlegt, flächendeckend eingeführt werden. Daran ändert auch Covid-19 nichts.

Ich würde mir wünschen, dass dies auch im LdN Podcast noch etwas differenzierter betrachtet wird.

Nun noch meine oben angedeutete Frage:
Mir ist nicht ersichtlich, ob nun eine indirekte Impfpflicht (sprich: Mensch muss sich nicht impfen lassen, darf dann aber dies oder jenes nicht mehr machen) kommen wird oder nicht. Ich bin juristisch leider nicht geschult:

Aus Drucksache 19/23944 ( https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/239/1923944.pdf ) entnehme ich an mehreren Stellen Sätze, die mir als nicht juristisch geschulter Person nicht eindeutig klar sind. Z.B. auf Seite 36:

„Die Verordnungsermächtigung nach Absatz 10 Satz 1 umfasst die Möglichkeit, Einreisende im Sinne des Absatz 8 Satz 1 zu verpflichten, gegenüber den Beförderern, der zuständigen Behörde oder den in Absatz 11 genannten, mit der Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs beauftragten Behörden einen Nachweis über eine erfolgte Einreiseanmeldung nach Absatz 8 Satz 1 oder eine Ersatzmitteilung nach Absatz 8 Satz 3 vorzulegen
(Buchstabe a), eine Impfdokumentation hinsichtlich der in Absatz 8 Satz 1 genannten Krankheiten vorzulegen
(Buchstabe b), ein ärztliches Zeugnis über das Vorliegen oder Nichtvorliegen dieser übertragbaren Krankheit nach
Absatz 8 Satz 1 vorzulegen oder Auskunft darüber zu geben (Buchstabe c), ob bei ihnen Anzeichen für eine solche
Krankheit vorhanden sind (Buchstabe d)“

Frage an juristisch geschulte Personen: Bedeutet dies, dass de facto die Wahl besteht, ob man einen Impfnachweis ODER einen Nachweis über Nicht-Vorliegen der Krankheit vorzulegen hat? Demnach würde auch indirekt keine Impflicht bestehen?

Ich bedanke mich fürs Lesen und bereits vorab für Rückmeldungen.

Viele Grüße,
Chris

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Da geht ja einiges durcheinander … wir haben zB mit keinem Wort über eine Impfpflicht gesprochen.

Persönlich gehe ich davon aus, dass sich mehr als 70% der Menschen freiwillig impfen lassen werden, sodass sich die Frage nach der Notwendigkeit einer Pflicht schon gar nicht stellen wird.

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Danke fürs Freischalten meines Kommentars.

Ich reflektiere: Ich hätte mich einfach kürzer fassen sollen. My bad. Vielleicht hab ich mich auch zu weit aus dem Fenster gelehnt, weil ich das Thema Impfpflicht mit ins Boot geholt habe, obwohl Ihr dieses Wort nicht im Podcast erwähnt habt (was ich auch nicht behauptete). Viele Menschen denken an Impfpflicht, wenn sie etwas hören wie in etwa: 2021 soll Deutschland möglichst durchgeimpft werden (verkürzt und kein Zitat). Ich glaube ich habe klar genug gemacht, dass ich weiß, dass keine direkte Impfpflicht geplant ist. Das Wort „Impfpflicht“ war vielleicht ein derartiges Trigger-Wort, dass alles andere untergegangen zu sein scheint. Sorry dafür. Es bleibt bei mir das mulmige Gefühl, deswegen sofort pauschal diskreditiert worden zu sein. Schade.

Der Löwenanteil meines Beitrags bezog sich darauf, zu hinterfragen, ob eine schnelle Massenimpfung wirklich sinnvoll ist. Meine Anregung ist im Kern ja nur: Beleuchtet doch dieses Thema einmal breiter als pauschal anzunehmen, dass schnelle Durchimpfung auf jeden Fall super ist. Mein Eindruck aktuell: Daran habt Ihr vielleicht einfach kein Interesse? Akzeptiere ich in der Haltung dann so und erlaube mir dennoch, es in der Sache hier im Forum zu kritisieren.

Da aber parallel mehrere Themen zu dieser Frage eröffnet wurden, gehe ich inhaltlich darauf noch einmal in dem Thema: „Sicherheit der Impfungen“ ein. Und ich gelobe dabei nicht von Impfpflicht zu sprechen…

Respektvoll und mit freundlichen Grüßen,

Chris

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VERTRAUEN VERSPIELT
Ich finde dass das sinnlos autoritäre Vorgehen von Jens Spahn bei der Masern Impfung ( Berufsverbot für nicht geimpfte ErzieherInnen, LehrerInnen etc.) das Vertrauen in die Regierung bei Gesundheitsfragen massiv geschwächt hat, was sich nun in gefährlichem Querstellen auch und gerade von eigentlich reflektierten Menschen äußert. Die sehr wenigen Prozent der Bevölkerung, die sich der Masernimpfung verweigert hatten, hätte sich die Gesellschaft leisten können. Die vielen, die vergessen hatten ihre Impfung aufzufrischen, wurden und werden jedoch nicht abgeholt, was den Schutz vor Masern deutlich verbessern würde.
Hier misst Herr Spahn genauso mit zweierlei Maß, wie bei der Digitalisierung: Alle sensiblen Patientendaten für alle Mitarbeiter des Gesundheitsamtes über die e-Card offenlegen, aber die Gesundheitsämter und Schulen sind durch Datenschutzauflagen von der Digitalisierung ausgeschlossen.
Ich hoffe, dass sich die meisten Menschen impfen lassen (ich werde nicht bei den ersten sein) ob sie sich jetzt wegen oder trotz drohender Berufs- oder Reiseverbote dafür entscheiden.
Ich hätte mir früher im Oktober einen härteren und kürzeren Lockdown gewünscht, aber man kann sich die Musik beim Tanz mit dem Tiger nicht aussuchen.
Danke fürs Lesen

Was spräche denn gegen eine schnelle Durchimpfung? Da fehlt mir ein bisschen die Fantasie…

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Mal mit einer härteren Gangart:

Ein mehrwöchiger Aufenthalt auf der Intensivstation ist natürlich ruinös teuer, aber eine Beteiligung an den Kosten fände ich schon richtig.

Hast Du auch empirische Daten dazu, warum Leute nicht geimpft waren, welche Alternativen ggf. schon erfolglos ausprobiert wurden, und ob das wirklich zu einem Vertrauensverlust geführt hat, oder ist das nur Spekulation und subjektives Empfinden?

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Naja, wenn Du nicht von Impfpflicht hättest sprechen wollen, hättest Du es mal lieber sein lassen sollen….:wink: Das war also mal Dein erster Schuss in den Ofen.

Genauso kann man den Rest Deines Beitrags einordnen. Haltlose Falschdarstellungen, die vielleicht in ein Querdenker- oder Anti-Vac-Forum passen. Substanzlos und uninteressant.

Nicht Dein Ernst. Du hast es immer noch nicht verstanden? Obwohl es tausendfach erklärt wurde? Das kann ja wohl kaum sein….

Nach meinem letzten Beitrag in diesem Thema vor 2,5 Wochen habe ich - wie ich im selbigen Beitrag ja geschrieben habe - an der Diskussion in dem anderen Thema „Sicherheit der Impfungen“ teilgenommen. Dabei habe ich eingebracht, dass es auch im wissenschaftlichen Kontext kontroverse Meinungen zur Strategie bei einer schnellen, flächendeckenden Einführung eines neurartigen Impfstoffs gibt und das habe ich dort auch mit Quellen hinterlegt. Ich habe mich dabei auch sehr klar pro Impfungen positioniert! Um es nochmal klarer zu machen: Ich halte Impfungen im allgemeinen für die mitunter größten Errungenschaften der Medizin. An der Diskussion dort in dem Thema hat ja offenbar auch @toni teilgenommen.
Warum jetzt nach über zwei Wochen und nach dieser ganzen sachlichen Diskussion dort plötzlich hier an dieser Stelle jemand meint, auf mich persönlich losgehen zu müssen, ist mir daher vollständig unverständlich. Mich hier jetzt implizit oder explizit als Anti-Impf-Aktivist hinzustellen, ist vollkommen daneben. Genau durch diese polarisierte Art der Diskussion wird aus meiner Sicht gesellschaftliche Spaltung forciert. Eine Diskussionskultur in dieser Form empfinde ich nicht als sinnvoll. In Bezug auf Sachlichkeit ist so etwas:

aus meiner Sicht nicht gerade gehaltvoll. Zu schreiben „Haltlose Falschdarstellungen“ und „substanzlos und uninteressant“, ohne explizit zu machen, welche Darstellung falsch sei, ist aus meiner Sicht unsachlich übertrieben, respektlos und verfehlt. Mein erster Beitrag ganz oben war tatsächlich nicht frei von Passagen, die als polemisch verstanden werden können und wenn dies explizit die Kritik gewesen sein soll, nehme ich das gern an. Die Sprachwahl „Das war also mal Dein erster Schuss in den Ofen“ ist mE jedoch dispektierlich von oben herab und deshalb aus meiner Sicht ebenfalls unangebracht.

Wer interessiert ist an einer sachlichen Auseinandersetzung, kann dies ja z.B. in dem Thema „Sicherheit der Impfungen“ machen. Die Diskussion dort war ganz überwiegend inhaltlich gehaltvoll und sachlich. Es gab eine Auseinandersetzung mit dem Thema von verschiedenen Seiten mit Links zu sehr informativen Quellen und Videos. Und zwar auch von vielen Personen mit fundierten Fachkenntnissen (z.B. AnjaR). Ich habe mir auch die Zeit genommen diese Quellen anzuschauen und finde, dass damit viele Missverständnisse ausgeräumt wurden. Genau für so etwas sind doch solche Diskussionen aus meiner Sicht wirklich gut.
Persönliche Angriffe in unangemessenem Ton und pauschalierende Verurteilungen (und das aus meiner Sicht hier anlasslos noch lange nach der sachlich geführten Diskussion) bringen aus meiner Sicht niemanden weiter. Welches Motiv dahintersteht, so hier zu reagieren, das nehme ich mir jetzt mal nicht heraus zu bewerten.

An dieser Stelle möchte ich mich bei Ulf Buermeyer und Philip Banse ganz herzlich bedanken, dass das Thema Impfstoffe in LdN220 ausführlich und sachlich beleuchtet wurde und zu einer Diskussion auch eingeladen wurde.

Mit freundlichen Grüßen,
Chris

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Schau mal. Du kannst doch nicht einfach einen wirklich langen Beitrag voller Falschdarstellungen (die Du ja selbst immer weiter relativierst) posten und dann beleidigt bist, wenn Du Kritik erntest. Nun versuchst Du Dich als Opfer darzustellen und erwartest im Ernst, dass alle anderen hier sich die Mühe machen sollen, Deine Falschdarstellungen im Detail zu widerlegen und mit Quellenangabe ausführlich zu erörtern, um Dich zu überzeugen.

So führt man doch keine ernsthaften Diskussionen. Eigentlich informiert man sich bevor man Behauptungen aufstellt und nicht umgekehrt…Daher ist mein obenstehender Kommentar zu Recht kurz und sachlich ausgefallen.

Ich halte es da ganz mit der Kollegin Brinkmann, Virologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung: „Ich bin es ehrlich gesagt etwas leid“, sagte sie. „Wir haben den Sommer damit verschwendet, darüber zu diskutieren, wie gefährlich das Virus eigentlich ist.“

Du möchtest nun den Winter mit einer Diskussion über die Impfung verschwenden. Dem stelle ich mich entgegen.

Darüber hinaus sieht es nicht so aus, als ob Du wirklich etwas dazulernen willst. Du wiederholst weiterhin, dass man hinterfragen sollte „ob eine schnelle Massenimpfung wirklich sinnvoll ist“.

Es steht außer Frage, dass die Impfung sinnvoll ist, und Du streust bewusst weiter solche Zweifel.

Ich finde das, was Du machst (und natürlich viele andere), brandgefährlich.

Wie Ulf und Phillip erklärt haben, funktioniert die Impfung nur, wenn sich ein Großteil der Bevölkerung durchimpfen lassen. Genau wie die beiden, hoffe ich auch darauf, dass mindestens 60-70% der Bevölkerung dies tun. Aber ich bin auch fest davon ausgegangen, dass wir keinen zweiten Lockdown brauchen. Die Mangelnde Bereitschaft der Gemeinschaft simple Regeln zu befolgen, hat uns eines Besseren belehrt.

Leider sinkt die Impfbereitschaft durch Leute wie Dich, die versuchen die öffentliche Diskussion zu prägen. Ich halte dies für extrem gefährlich und möchte Dich auf Deine soziale Verantwortung in diesen Diskussionen hinweisen. Wenn Du bewusst Falschdarstellungen in Foren postest und damit bezweckst, dass die Impfbereitschaft weiter sinkt, bist Du mit Schuld daran, wenn wir im worst case scenario zwar eine funktionierende Impfung haben, aber die Leute sie nicht nehmen wollen und das Sterben so weiter geht.

Ich weiß, dass Du und andere diese Verantwortung nicht haben wollen, aber ihr habt sie sobald ihr versucht die Diskussion zu beeinflussen.

Hallo @toni,
danke für Deine neuere Antwort. Den Vorwurf, ich würde bewusst Falschdarstellungen streuen wollen, finde ich noch immer unangemessen. Auch fahre ich nicht die Taktik:
Person A behauptet etwas
Person B sagt: Die Behauptung ist falsch
Person A sagt: Dann beweis mir das Gegenteil!
Das wäre natürlich eine unlautere Verschiebung der Bringschuld in einer Diskussion und da gebe ich Dir recht - so kann man keine Diskussion führen. Und ich bedaure, dass mein Beitrag bei Dir (und vielleicht bei anderen) so ankommt. Es ist ein Unterschied, ob man eigene Darstellungsweisen kritisch reflektiert oder ob das von vorne herein Falschdarstellungen gewesen sein sollen. Dafür stellt man das doch in einem Forum zur Diskussion, oder?

Ich übe daher auch bereitwillig weiter Selbstkritik:
Z.B. wenn ich von kurzen Studien gesprochen habe, meinte ich zeitlich kurz, aber es kann so verstanden werden, dass ich meinte, die Datenlage sei bei Zulassung nicht gegeben. Das war nicht gut, hat aber nichts mit (bewusster) Falschdarstellung zu tun.
Den Unterschied zwischen können und sollen zu betonen ist im Grundsatz nicht falsch (Gefahr des naturalistischen Fehlschlusses), aber mir hätte auffallen sollen, dass dies zu harsch eine Impf-Ablehnungshaltung indiziert, das macht dann vielleicht die Positionierung pro Impfungen weiter unten nicht wieder gut.
In den Abschnitten danach schildere ich meinen persönlichen Eindruck bzgl. Sorgen von Menschen in meiner Umgebung. Das ist keine Falschdarstellung irgendwelcher Tatsachen, sondern eine Schilderung meines Eindrucks und das mache ich explizit. Der Teil darunter „Allgemein betrachtet“ ist der wie schon gesagt polemisch interpretierbare (aber nicht eine Falschdarstellung) und ich sehe jetzt ein, dass das in dieser Form nicht gut war. Das Ende ist meine Frage zur indirekten Impfpflicht. Falsch war daran nichts, es war wirklich eine Frage. Das wurde nun in LdN220 behandelt und wird offenbar derzeit anderswo im Forum diskutiert. Ich sehe also nicht, wo ich Deiner Meinung nach offenbar wider besseren Wissens falsche Tatsachen behauptet haben soll. Den Unterschied, dass man eine schnelle Einführung einer Impfung für Risikogruppen und Menschen in deren Umfeld vollauf befürworten kann, aber die Strategie bei der flächendeckenden Einführung (sofort vs. Langzeitdaten anhand der indikationsbasiert Geimpften erheben und dann erst eine Empfehlung für alle via STIKO aufnehmen) durchaus von verschiedenen Seiten betrachten kann (siehe Links unten), habe ich nicht klar gemacht. Letztere Strategie setzt selbstverständlich voraus, dass durch indikationsbasiertes Impfen und weiteres Befolgen von AHA-L die schweren Verläufe oder gar Todesfälle schnell verschwindend gering werden. Langfristig ist natürlich eine hohe Durchimpfungsrate wünschenswert. Die Frage war nur: Wie schnell? Und ja, da muss mit einbezogen werden, wie hoch die Infektionsgefahr ist, wie hoch die Gefahr für den einzelnen und wie hoch für die Population. Ich hatte vor 3 Wochen noch erwartet, dass wegen des Teil-Lockdowns die damals stagnierenden Zahlen wieder sinken würden. Ich erkenne jetzt auch mehr, dass die Maßnahmen offenbar nicht ausgereicht haben und die Zahlen steigen weiter. Das überzeugt mich auch mehr und mehr, dass zügig eine hohe Impfrate immer wichtiger wird im Verhältnis zu potenziellen Risken. Aber war es ungerechtfertigt, darüber in Meinungsaustausch treten zu wollen? Für Dich ist das vielleicht alles sonnenklar, aber das ist eben nicht für alle so.

Ich möchte mich also nicht als Opfer darstellen oder nichts dazu lernen. Noch einmal: Mein letzter Beitrag hier war 2,5 Wochen alt und danach ist das in diesem Thema

diskutiert worden und darauf habe ich in meinem zweiten Beitrag hier hingewiesen und Du hast an der Diskussion dort doch teilgenommen. Da habe ich Quellen genannt und auch das waren auch keine Falschdarstellungen. Durch die Antworten dabei habe ich viel dazu gelernt, den Inhalt mit vielen anderen Aspekten zu integrieren. Es ist überhaupt nicht so, dass ich danach hier noch einmal einfach plakativ erneut gepostet hätte. Warum also bitte musst Du mich dann über 2,5 Wochen später so angreifen und davon ausgehen, ich hätte in der ganzen Diskussion nichts gelernt:

Ja, das finde ich durchaus völlig im Ton vergriffen. Die sachliche Variante Deines zweiten Beitrags ist doch viel zweckdienlicher: Ich finde es grundsätzlich wichtig, diesen Diskurs zu durchlaufen, da ich befürchtete (und das habe ich ja im ersten Beitrag ganz oben versucht mit einzubringen), dass eine harte Haltung gegenüber kritischen Stimmen (oder diese gar nicht zu erwähnen, wie damals in LdN216), Menschen ja gerade erst recht verprellt. So habe ich auch begründet, warum ich eine Impfpflicht für falsch halten würde (aber nicht behauptet, es werde eine Impfpflicht für Sars-CoV2 geben). Wenn sich nicht die Mühe gemacht wird, ernst zu nehmen, welche Gedanken sich Menschen machen, dann verliert man diese Menschen zwischen den Stühlen vielleicht eher an die Querdenker*innen (und dazu trägst Du dann mit solchen Angriffen meiner Ansicht nach dann eben auch selbst bei).

Aber zurück zur Kritik an meinem Beitrag: Die Art meiner ersten beiden Beiträge hier (und überhaupt jemals im Forum) war sicher nicht optimal und Du hast recht - diese Kritik muss ich dann einstecken und tue das hiermit. Bewusst Falschdarstellungen verbreiten zu wollen, lag mir jedoch völlig fern und das habe ich meiner Ansicht nach auch nicht getan. Inhaltlich nehme ich mir die Kritik sehr wohl zu Herzen.

In einem Punkt ganz besonders: Selbst wenn ich versucht habe, mich von Impfgegnerinnen abzugrenzen, besteht die Gefahr, dass - im Gegenteil - sich Anti-Impf-Aktivistinnen meiner Ausführungen bedienen, um unlauter gegen Impfungen im allgemeinen zu wettern. Und daher kann ich Deine Meinung verstehen, dass dies - insbesondere in der Lage derzeit - in einem öffentlichen Forum gefährlich ist. Es war nicht meine Absicht, gesellschaftlichen Schaden anzurichten.

Mit freundlichen Grüßen,
Chris

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Hi,

erstmal absoluten Respekt und Hut ab für die Selbstkritik! Das zeigt echten Charakter. Von meiner Seite Entschuldigung, wenn ich Dich persönlich angegriffen habe.

Kurz zu Erklärung warum ich empfindlich auf bewusste oder unbewusste Fehldarstellungen/Verzerrungen etc reagiere: Es kostet Menschenleben! Ich meine das gar nicht pathetisch, sondern ganz pragmatisch und konkret. Die öffentliche Debatte beeinflusst das Verhalten und dieses das Infektionsgeschehen und damit die Todeszahlen. Nicht nur Statistiken, sondern wirkliche Menschen, Freunde, Familie, Kollegen, die unnötig sterben, weil Menschen sich falsch verhalten. Die Konsequenzen sind so immens und so fürchterlich, dass es sich niemand ausmalen kann, der es nicht selbst erlebt hat.

In diesem Kontext ist jedes Wort lebensentscheidend. Jeder, der sich momentan in eine Diskussion begibt und Aussagen macht, die evtl. dazu führen könnten, dass noch mehr Menschen sterben, ist direkt dafür verantwortlich.

Wir sind alle zusammen in dieser fürchterlichen Situation. Wir alle sollten zusammenhalten und absolut alles tun, damit jeder das Richtige tut. Und das ist ganz einfach: Maske, Distanz, Testen, Impfen. Das ist alles, was wir tun müssen/können.

Jeder, der die Diskussion in einer Art und Weise so beeinflusst, dass noch mehr Menschen sterben, gehört schärfsten kritisiert, auf seine Verantwortung für weitere Tote hingewiesen und richtiggestellt.

Ich kann gut verstehen, dass einige Fragen haben, unsicher sind etc. Das ist ja kein Problem und die sollen auch gerne mitreden, damit sie verstehen, was zu tun ist. Aber so, wie man es sonst auch macht. Z.B. interessiere ich mich für Geländewagen, habe aber echt kaum Ahnung, weil ich Mediziner bin. Ich betätige mich in einem Geländewagenforum. Würde ich da anfangen, falsche Behauptungen aufzustellen ohne Ahnung zu haben, würde ich sofort so was von rundgemacht (Die Jungs haben wirklich Ahnung und sind vom Fach)…… Und das zu Recht. Ich muss erst die Suche betätigen, alle relevanten Beiträge lesen und dann nett und bescheiden um Hilfe bitten. Dann helfen mir die Jungs, auch wenn ich die dümmsten Fragen der Welt stelle. Genauso ist es in den meisten anderen Fachforen.

Ich verstehe nicht, warum dies im Bereich Virologie anders sein sollte. Ganz im Gegenteil. Jeder sollte sich noch viel vorsichtiger dem Thema nähern, da von der öffentlichen Diskussion direkt Menschenleben abhängen.

Der Schluss war nur allgemein gesprochen, da Du alles klargestellt hast und wir voll auf einer Seite sind.

Danke, Toni