LDN214: Digitalisierung an den Schulen

Hallo zusammen,

ich bin auch Lehrkraft, vielleicht qualifiziert das zu einer Äußerung zu dem Thema, vielleicht ist aber auch „ein Blick von außen“ angebrachter. - Wie auch immer:

Ich finde, die hier (und in der LdN sowie zumeist auch in der Gesellschaft insgesamt) stattfindende Diskussion um die „Lage der Digitalisierung an den Schulen“ greift zu kurz. Technische Gerätschaften, Moodle und Highspeed-Netzwerke (sowie die Personen, die deren technisches Funktionen sicherstellen), werden in er Diskussion mitunter behandelt wie der heilige Gral. Als Läge die Lösung aller (gesellschaftlicher/pädagogischer/bildungspolitischer/…) Herausforderungen, aller (Richtungs-)Fragen, aller Probleme in technischem Schul-Equipment!

Natürlich ist die technische Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung für vieles. Ungleich wichtiger ist aber doch die Frage nach langfristigen, pädagogisch begründeten Konzepten, die diese Elektronik in am Bildungsauftrag orientierte Schulen integriert. Ein technisches Artefakt bewirkt nichts, höchstens - wenn’s gut läuft - wir Menschen mit ihm, als Werkzeug.

Ich würde mich freuen, wenn in der Debatte um „die Digitalisierung“ und die in ihrem Schatten „so dringlich nötigen Veränderungen in den Schulen“ wissenschaftliche Forschung mehr rezipiert würde. Nach meinem Kenntnisstand wird z.B. in der medienpädagogischen Forschung schon längst auch kritisch und differenziert über viele Aspekte nachgedacht. iPads sind eben kein heiliger Gral.

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Sehr geehrter Herr Banse, sehr geehrter Herr Buermeyer, liebe Lage-Talkende,

auch wir wollen uns der Kritik hier anschließen. Konkret geht es um das hier:

In der LdN 214 sprachen Sie „die Schulen“ kritisch an.

Ca. 30:33

Philipp Banse: „Da vermisse ich jetzt einfach von den Schulen und vom gesamten Bildungswesen: OK wenn die Gesellschaft schon sowas wie Opfer bringt damit wir hier weitermachen können, dann sind wir in der Verantwortung da bessere Konzepte zu machen.“

Als Lehrkräfte fühlen wir uns angesprochen. Wie weit sind wir? Was machen wir? Warum haben viele Schulen die Milliarden vom DigitalPakt Schule noch nicht benutzt? Wer ergreift die Initiative für alle, also für „die Schulen“?

Hören Sie mal rein, in den Entwicklungsprozess der Schulen. Die „Lage der Schulen“ stellt sich für uns anders dar als in der LdN 214. Wir sprechen regelmäßig über unsere persönliche „Lage“ zu diesem Thema, in unserem eigenen Podcast „Schule Macht Medien“. Wir sind beide Lehrkräfte an einer Gesamtschule im sozialen Brennpunkt am Rande von Hannover mit über 1.500 Schülerinnen und Schülern. Wir arbeiten am Thema „Digitalisierung“ mit, versuchen iPad-Klassen einzuführen, sind in der Lehrkräfte-Fortbildung tätig, haben einen berufl. IT-Hintergrund und haben vor allem selbst Kinder, … und wir machen, wie gesagt, einen Podcast zu diesem Thema.

Initiative für „die Schulen“ ergreift zum Beispiel der heise-Verlag in Hannover, den kennen Sie beide ja sehr gut. Und zwar zusammen mit dem Landesprojekt n-report.de zum journalistischen Arbeiten in der Schule, welches mein Kollege Jako Erchinger für Lehrkräfte in Niedersachsen organisiert. Im Januar 2020 haben Jako und ich die Lage live in Hannover gesehen … Lange ist’s her … Vielleicht ergreifen Sie auch die Initiative für „die Schulen“ und sind beim nächsten n-report mit dabei?

Der Begriff „die Schulen“ erscheint uns unpräzise gewählt. Es entsteht der Eindruck, dass „die Schulen“, also jede einzelne, sich doch bitte mal an die Arbeit machen und Konzepte für die Digitalisierung und die Corona-Krise erarbeiten soll… und das sie das mit Absicht nicht tun.

Ein paar vermutlich bekannte Hintergründe dazu. Es sind zunächst einmal deutlich zu wenige Lehrkräfte verfügbar. Diese Personal-Krise verschärft Corona, Stichwort Risikogruppe, noch mehr.

Hauptaufgabe von Lehrkräften ist der Unterricht. Damit haben wir genug zu tun, so wie die meisten anderen Berufe auch. In Zeiten von Hybrid-Unterricht ist Zeit für Innovation zu finden noch schwieriger. Und wenn Sie Innovation und Ideen sehen wollen, gehen Sie ins Twitter-Lehrerzimmer.

Die Schulleitungen waren auch schon vor Corona massiv überfordert und überlastet. Wie soll eine kommissarisch eingesetzte Grundschulleiterin, das ist sehr häufig der Fall, mal eben ein Medienkonzept entwickeln oder die Corona-Krise in ihrer Schule organisieren, wenn der Landes- und Bundespolitik außer 20-5-20 Minuten Fenster öffnen und Lüften nichts, überhaupt gar nichts einfällt?

Selbst wenn „die Schulen“ tolle Konzepte erfinden würden, wäre dies ein äußerst ineffektiver Prozess, da jede Schule das Rad neu erfinden würde. Um nichts anderes geht es hier. Die Digitalisierung bzw. „das mobile Lernen unterstützt durch digitale Endgeräte und Softwarelösungen“ wird auch als digitale Revolution bezeichnet. Solange es friedlich bleibt passt auch digitale Transformation.

In der Verantwortung stehen hier aus unserer Sicht nicht die Lehrkräfte oder die Schulleitungen, sondern die Schulträger und Landesregierungen. Sie können über die Mittel entscheiden, die es den Lehrkräften und Schulleitungen erst ermöglichen würden, ein Konzept für alle „die Schulen“ oder ein angepasstes, individuelles Konzept, zu entwickeln.

Abschließend ein großer Dank für die Lage der Nation. Sie erfüllen damit seit Jahren ein großes Bedürfnis an unabhängiger journalistischer Berichterstattung inklusive einem Standpunkt/Kommentar. Weiter so und viel Erfolg!

In diesem Sinne: wir hören uns!

Jako Erchinger und Ben Quinkenstein

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Liebes Lage-Team,

ich arbeite als Schulsozialarbeiterin an einem Berliner Gymnasium und emfpinde die Debatte über die (Digitalisierungs-)Probleme der Schulen insbesondere während der Corona-Pandemie zuweilen zu eindimensional. Ich stimme vielen meiner Vorrednerinnen zu, dass es hierbei wichtig wäre, die Lehrerinnen einzubeziehen. Darüber hinaus wäre es jedoch auch wichtig, die Schülerinnen und deren vielfältige, unterschiedliche Lebenssituationen mitzudenken und miteinzubeziehen. Obwohl ich an einem „gutbürgerlichen“ Gymnasium tätig bin, beobachte ich seit dem Frühjahr, dass die Fälle von schuldistantem Verhalten und psychischer Belastungen bei Schülerinnen massiv zunehmen.

Insbesondere während der Schulschließung haben wir viele Schülerinnen „verloren“, da sie aufgrund problematischer privater Situationen nicht die Ressourcen (materiell, psychisch, sozial) hatten, selbstständig digital zu arbeiten. Digitales Lernen erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin und die Fähigkeit zur Selbststrukturierung. Dies bringen nicht alle Schülerinnen mit.

Viele Schülerinnen kommen in die Schulen, weil sie ihre Freunde treffen wollen und nicht, weil sie intrinsisch motiviert sind, zu Lernen. Fällt die soziale Komponente der Schule weg, wie es bei digitalem Fernunterricht der Fall ist, so geht für einige Schülerinnen der einzige Motivationsfaktor für schulisches Lernen verloren. Als Sozialarbeiterin muss ich zudem den Aspekt des Kinderschutzes betonen. Für viele Kinder bietet die (analoge) Schule einen Schutzraum gegenüber dem privaten Umfeld. In Berlin wurden nach dem Lockdown in Frühjahr eine erhebliche Zunahme an häuslicher Gewalt festgestellt (Häusliche Gewalt: Deutlich mehr Fälle während des Lockdowns in Berlin | rbb24). Auch das Problem der Bildungsungleichheit verstärkt sich bei ausbleibendem Präsenzunterricht, da bildungsfernere Familien ihre Kinder im Heimunterricht weniger unterstützen und auch nur unzureichend mit der notwendigen digitalen Hardware ausstatten können.

Ich sehe in jedem Fall das Problem zunehmender Infektionstätigkeit durch den klassischen Schulbetrieb. Doch es muss auch in den Blick genommen werden, dass digitaler Unterricht im besten Falle reine Informationsvermittlung darstellt. In der Institution Schule erfolgt viel mehr als reine Wissensvermittlung: Schülerinnen lernen in sozialen Kontexten, sie lernen voneinader und miteinander. Sie brauchen laut ihrer Entwicklungsphasen den Kontakt zu anderen und manchmal ist die Schule der einzige Zufluchtsort vor den problematischen häuslichen Verhältnissen. Bei allen Hoffnungen, die digitaler Unterricht mit sich bringt, sollten die sozialen Aspekte, die Unterricht im Klassenverband mit sich bringt, nicht außer Acht gelassen werden. Ich würde mir eine Debatte dazu wünschen, die all diese Aspekte beleuchtet und somit das Für und Wider von Präsenz- und Fernunterricht herausstellt.
Ein letzter Punkt: Das „Streamen“ des Unterrichts wird bei uns nur sehr verhalten genutzt, da die datenschutzrechtliche Grundlage völlig unklar ist. Viele Lehrer
innen und Schüler*innen haben Sorge, dass „peinliche“ oder aus dem Kontext gerissene Momente des Unterrichts im Stream mitgeschnitten und später aus schlechter Absicht im Netz verbreitet werden könnten. Es gibt hierbei große Sorge, dass dies Mobbing und/oder Bloßstellung im Netz ein neues digitales Instrument in die Hand geben könnte.

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Hallo zusammen!
Wir haben einen eigenen professionellen Admin an der Schule - In Hamburg gibt’s die sg. selbstverwaltete Schule. Das bedeutet, Gelder werden hier in eigener Verantwortung zB eben für so einen Admin ausgegeben. Dafür können wir etwas anderes dann weglassen. Die Lösung ist super. Alle, sowohl Lehrende als auch Lernende kennen den Admin. Er ist sehr oft in der Schule direkt ansprechbar UND fast jederzeit, auf jeden Fall zeitnah zu erreichen. Zusammen mit ihm werden wir ein Learn Management einrichten. Wahrscheinlich Moodel - sehr gut verknüpfter mit unserem bestehenden Intranet. Bei allem: DIDAKTISCHE KONZEPTE sind aber mindestens genauso wichtig. Dafür benötigen die KuK ZEIT!!! So wie Youtube der Paradigmenwechsel für Musiklehrende wird ein gutes LMS es für alle sein. Daher hier nicht schnell schnell agieren!

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Ich denke übrigens sehr wohl, dass jede Schule einen vollzeitlichen IT-Admin haben sollte.
Vergleicht man es mit mal mit der freien Wirtschaft kommt man da bei weiterführenden Schulen locker auf 30 Mitarbeiter (Lehrer), in dieser Unternehmensgröße ist es normal, einen Vollzeit-ITler einzustellen.
Realistisch gesehen, müsste man aber auch die Schüler noch mit dazu rechnen, wenn diese auch angebunden werden.

Achja… Ich arbeite selber im Microsoft-Umfeld… Und hey, im Gegensatz zu dem Infrastruktur-Kram den man so von offizieller Seite als Schule zur Verfügung gestellt bekommt, funktioniert ersteres wenigstens.

lg, Dave

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Die Frage kann man relativ einfach beantworten. Datenschutzkonform kriegt man das nicht hin. Für so gut wie alle relevanten Dienste gilt, dass sie derzeit nur mit Einverständnis der Eltern/Schüler*innen genutzt werden können, da sie personenbezogenen Daten erheben. Wenn dann einzelne Eltern die Zustimmung verweigern, ist die Schule in der Bringschuld alternative Lernwege zu ermöglichen.
Auch das ist wiederum politisches Versagen: So kriegen es die Landesregierungen seit Jahren nicht hin

  • eine eindeutige Aussage zur Nutzung von Diensten wie MS365 zu machen - hier schieben sich Politiker und Datenschutzbehörden den schwarzen Peter hin und her und lassen die Schulen im Regen stehen

  • die gesetzlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass Schulen gesetzlich mehr Daten verarbeiten dürfen ohne zu fragen - in NRW ist das durch die VO DV geregelt, die noch aus der Steinzeit stammt

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Meiner Meinung nach geht es auch ohne Einverständnis.
Schulen brauchen die Plattform (welche auch immer) um ihren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen. Wir sind verpflichtet den Umgang mit Medien, verhalten im Internet, Nutzung von Messengern etcpp. zu unterrichten, dazu brauchen wir digitales Lernmanagment.
Wenn sich die Schulkonferenz entscheidet eine bestimmte Plattform zu nutzen und diese Plattform den rechtlichen Vorgaben für die Datenverarbeitung entspricht, braucht man keine Einwilligung für alle SchülerInnen einzeln.

Danke für die Antwort.
Nach dem was die Datenschutzverantwortlichen über MS365 und MSTeams raus finden und Einschätzen, kann man den Dienst wohl nicht Rechtskonform nutzen.
Ich habe unserer Schule schon gesagt, das ich einer Nutzung dieser Dienste für mich und meine Kinder nicht zustimmen werde.
Ich habe ihnen schon geraten, sich lieber gleich eine Datenschutzkonforme Alternative zu suchen als sich eine Klage an die Backe zu holen

Berufliche Schule 17+, bis auf erste Lehrjahr fast alle über 18, kaum Eltern als Ansprechpartner, sondern Firmen, die vor allem wollen, dass die Schüler mit der bei ihnen genutzen Standardsoftware umgehen können.
Zuschalten: Stimme verlange ich von jedem, ich muss ja die Anwesenheit kontrollieren und Schüler was fragen können und diese müssen mich ja auch was fragen können.
SchülerKamera kann ausbleiben, kostet nur Bandbreite. Aufzeichnen ist von Land her ausgeschaltet. Zugang is über die Authentifizierung in Moodle auf Wunsch auch mit 2FA und Einschreibung im Klassenkurs sicherer, als in jedem anderen System.

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Solange uns die Stadt die Lizenz gibt, das Land die Nutzung nicht verbietet, die Firmen alle selber damit arbeiten, 80% aller Beruflichen Schulen in Baden-Württemberg es auch machen und auch zum Beispiel die Volksbanken Deutschlandweit O365 mit Boxcryptor als sicher genug erachtet, machen wir es einfach.
Wenn ein Schüler es partout nicht nutzen will, haben wir ja für alles Pädagogische immer noch das voll DSGVO Kompatible Moodle3.7. Aber um mit dem Ipad und Office performant und Wirtschaftskompatibel arbeiten zu können, hat sich Microsofts Angebot am besten bewährt…
Auf meine Frage bei einem Seminar an den Datenschutzbeauftragten des KM, welche ähnlich leicht administrierbaren Lösungen er denn für uns habe, konnte er nichts nennen…außer so (O365) besser nicht -aber ein Verbot wollte er auch nicht aussprechen.
Andere Software (Apple, PerfectOffice,…) wollte er aber auch nicht zertifizieren…wir seien ja die Spezialisten…
Seit Corona waren dann auf einmal alle Bedenken weg, jetzt kommen sie wieder…
Bisher weiß ich von keiner Schule, wo der Betrieb eingestellt wurde.
Wenn ich als alleiniger angelernter Admin alle Datenschutzvorgaben voll umsetze, darf ich nicht mal das Schulwlan betreiben - soll aber digitalen Unterricht im Haus, zu Hause, mit den Firmen, Standardsoftware, spezieller Branchensoftware, Ipads (mit den ganzen nicht dsgvokonformen Applevorgaben) für alle Lehrer und Schüler garantieren.
Da hat meine Schulleitung einfach entschieden: mach es, und haftet dafür persönlich…
Solange das Land und die Stadt uns nicht professionell administriert und ausrüstet und wir auf diese Weise unsere pädagogischen Anforderungen erfüllen können, gehen wir halt das Risiko ein… unsere Schüler und Betriebe haben sich bisher noch nicht beschwert.
Und persönlich geht mir Infektionsschutz auf jeden Fall vor Datenschutz um jeden Preis…
Als ich weiter fragte, ob

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Moodle ist ja gerade Teil der pädagogischen Lösung, denn es bildet alle Aspekte der Schulorganistion, Rechte, Pflichten, Terminen, Bewertungen, Kommunikation und Lernarrangements auch als CMS bzw. LMS ab.
Und ja - das Entwickeln einer auf diese Werkzeuge abgestimmten Pädagogik, ist die eige tliche Aufgabe bzw. deren Fehlen der Grund, warum viele Kollegen scheitern, weil hier ganz andere Lehrerkompetenzen gefordert sind, als bei klassischen Unterrichten.
Nur um diese zu entwickeln, braucht es 100% verfügbare Hard- und Software, denn wenn man mit vielen Stunden Aufwand neue Inhalte und Methoden aufbereitet hat und dann das Wlan aussetzt oder der Server nicht will, dann ist der ganze Unterricht für die Katz und du musst wieder mit Plan B klassisch weitermachen, denn der Lehrplan muss ja trotzdem durch…
Wenn ein gestandener klassischer Lehrer, wegen für ihn völlig undurchschaubarer Technikprobleme zweimal, wie ein Depp vor seiner Klasse gestanden hat, wird er den dritten Versuch sein lassen- mit Recht.
Und in den tollen Fortbildungszentren des Landes, sind immer gute Admins da, die Modernste Hardware tiptop am Laufen halten - zu Hause in der Schule, wo es dann wirklich drauf ankommt, weil da eben die nicht immer vollkooperativen Schüler sicher geführt werden müssen, da klemmts dann - kein Wunder, dass da auch an sich lernbereite ältere Kollegen kaum vorankommen.

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Meine Einschätzung ist da eine andere: Was Schulen ungefragt für personenbezogene Daten erheben dürfen ist in Verordnungen festgelegt. Wenn Nutzerdaten für Lernmanagementsysteme dort nicht genannt werden, gibt es keine Rechtsgrundlage, sie zu nutzen, wenn man kein Einverständnis hat. Eine Schulkonferenz hat dafür schlichtweg nicht die Befugnis über so etwas zu entscheiden, da es hier um eine Abwägung zwischen Grundrechten (auf Bildung und auf Schutz personenbezogener Daten) geht. Letztlich aber auch egal, wer Recht hat: Allein die Tatsache, dass wir als Laien uns hier darüber austauschen müssen, zeigt die Versäumnisse derjenigen, die hier eigentlich für Klarheit sorgen müssten.

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Es gibt keine Alternative.
Die ach so datenschutzkonformen Angebote setzen alle auf die Nutzereinwilligung, was einfach nur die Verantwortung an die Eltern, Schüler und Lehrer delegiert. Die Sicherheit der Infrarstrukturist oft unter aller Sau, die Ausfallsicherheit nicht gegeben. Es gibt Schulen, bei denen ist das ach so Datenschutzkonforme Moodle über http (ohne s) erreichbar. Aber hauptsache man nimmt nicht den großen Bösen Softwareriesen.

Zur Nutzereinwilligung: Das ist meiner Meinung nach ein billiger Trick um sich aus der Verantwortung zu stehlen, ist aber für den Schulbetrieb komplett ungeeignet:
Die Einwilligung muss informiert und freiwillig sein. Freiwillig bedeutet: Es darf kein Nachteil bei fehlender Einwilligung entstehen. Das kann überhaupt nicht funktionieren. Sobald auchnur eine einzige Einwilligung an der Schule fehlt oder unwirksam ist (z.B. weil die Eltern die Informationen nicht verstanden haben) ist der komplette Einsatz rechtswiedrig weil es völlig ausgeschlossen ist, dass dann kein Nachteil entsteht.

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Die Situation der Schulen im Bezug auf die Digitalisierung ist von Bundesland zu unterschiedlich. In Bremen ist sie sogar grundlegend anders, als in der LdN 214 dargestellt.
Bremen hat bereits zum Schuljahresbeginn iPads als dienstliche Endgeräte an alle Lehrerkräfte ausgegeben. Derzeit ist Bremen dabei auch alle Schüler*innen mit iPads auszustatten. Insgesamt werden knapp 100.000 iPads verteilt. Parallel mit der Einführung der iPads fand eine Vielzahl von Fortbildungsveranstaltungen online statt, an denen sich tausende Lehrkräfte beteiligt haben. Mit der Verteilung der iPads an Lehrkräfte ist damit auch verbunden, dass man nun viel verbindlicher digital arbeiten kann, denn bislang war man, wie fast überall, darauf angewiesen, dass Lehrkräfte ihre digitalen Arbeitsgeräte selbst anschaffen und nutzen - mit allen Problemen und Einschränkungen die das mit sich bringt.
Wir haben in Bremen bereits seit 2015 mit itslearning eine (kommerzielle) landesweite Lernplattform im Einsatz. Itslearning als Lernmanagementsystem ist damit bereits etabliert und die Nutzungszahlen sind seit dem Frühjahr (schon vor der Ausstattung der Lehrkräfte) durch die Decke gegangen. Auf itslearning sind auch zentrale Kurse für die Lehrkräfte eingerichtet mit zahlreichen Erklärvideos, aufgezeichneten Webinaren, einem Fragenforum, usw., sodass sich Lehrkräfte dort selbst fortbilden können und Antworten auf ihre Fragen finden.
Die iPads werden über ein MDM zentral in unserer Schulbehörde bespielt und gewartet. Bislang ist der sehr schnelle Einführungsprozess überraschend geräuscharm verlaufen. Vielleicht hat man auch deshalb bundesweit so wenig Notiz davon genommen.
Bremen hat dabei als Stadtstaat hat dabei einen entscheidenden Vorteil, weil Bremen gleichzeitig Land und Kommune ist und auf kommunaler Ebene mit Bremen und Bremerhaven nur zwei Träger für die öffentlichen Schulen zuständig sind. Damit ist vieles einfacher zu regeln. Bremen hat beispielsweise schon seit längerer Zeit (nahezu) alle Schulen am Glasfasernetz und ist dabei alle Schulen mit flächendeckendem WLAN auszustatten.
Ich habe die letzten 16 Jahre hier als Lehrer zunächst an einer Haupt- bzw. Oberschule und zuletzt an einer Grundschule gearbeitet. Seit dem Sommer arbeite ich als Referent in unserem Medienzentrum und kümmere mich unter anderem darum, die Schulen beim Prozess der Digitalisierung zu unterstützen und zu begleiten. Ich würde mich freuen, wenn Initiativen, wie die in Bremen, in der LdN auch Erwähnung fänden.

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Das heißt noch Lange nicht, das die Stadt die besonderen Voraussetzungen die an Schulen gestellt werden, kennen und auch einhalten.

Gerade was Baden Württemberg macht, ist für mich Unverständlich. Das Land hat eine eigene Schulbildungsplattform auf OpenSource Anwendungen mit Server und Clienstruktur auf Ubuntu Basis Entwickelt und da sicher auch massig Geld drauf geworfen. Und auf einmal wird auf das Umstrittene O356 gesetzt. Und mit Umstritten ist es noch verharmlost ausgedrückt. Nicht ein Datenschützer sagt, das man O356 unbedenklich einsetzen kann.
In manchen Bundesländern wurde ausdrücklich die Nutzung für die öffentliche Verwaltung Untersagt.

Das traurige ist, das sich die Politik nicht um die Einhaltung ihrer eigenen Gestze schert und alles in der Schwebe lässt. Denn wir wissen alle, das letztlich bei Konzerndiensten mit den Daten der User bezahlt wird

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Fortsetzung der Diskussion von LDN214: Digitalisierung an den Schulen:

Das Verhalten der Datenschutzbehörden und Regierungen ist einfach nur peinlich.

Wir haben bei uns momentan das Glück, dass MS gut funktioniert und das Eltern und Schüler geschlossen hinter der Nutzung stehen. Damit haben wir ein Problem weniger (zur Zeit).

Ich finde das Verhalten der Datenschützer insgesamt extrem schwierig. Normalerweise freue ich mich, wenn man was von denen hört und denke mir „Jawohl, zeigs ihnen“ und es ist natürlich wichtig, Microsoft unter Druck zu setzen. Aber so geht es einfach nicht. Ein paar Beispiele:

Hessen veröffentlich Begründungen, Microsoft bessert nach, Hessen lässt veraltete Begründung erstmal einfach stehen. NRW bezieht sich auf Hessen, verlinkt sogar deren Seite.
Mittlerweile wurden die Gründe gelöscht. Jetzt steht die Einschätztung halt ohne konkrete Begründung da. Link Stattdessen schreiben sie es sei die „Sicherheit und Nachvollziehbarkeit der Datenverarbeitungsprozesse nicht gewährleistet“. Finde ich ziemlich dünn. NRW verlinkt immernoch die hessische Seite als Quelle ihrer Einschätzung.

Berlin behauptet einfach, dass es Sicherherheitslücken im Videokonferenzsystem gibt. Muss das zurückziehen weil MS mit Klage droht.

Die Aktion der Datenschutzkonferenz ist meiner Meinung nach auch völlig daneben. Man verabschiedet ein Papier mit knapper Mehrheit und haut dann nur die Überschrift raus ohne Details zu veröffentlichen. Was mittlerweile an Inhalten bekannt ist sind, soweit ich das einschätzen kann, vor allem Probleme die man durch Anpassungen der Voreinstellungen und der Datenschutzerklärung beheben könnte. Also eher Kleinigkeiten.

In NRW wird von den Datenschützern die ganze Zeit Logineo empfohlen. Ein System dessen Messenger bei Amazon gehostet ist (so viel zum Thema amerikanische Unternehmen) und für den Rest des Programmes gibt es noch keinen Betreiber, die Ausschreibung ist noch offen. Link Also wird vom Datenschutzbeauftragten ein System beworben, das zur Zeit nur provisorisch läuft und wo noch nicht klar ist, auf wessen Servern die Daten zu liegen kommen.

Das alles während Microsoft immer wieder darauf hinweist, dass sie ja gerne mit den Datenschützern zusammenarbeiten würden, die aber nicht wollen. Man kann Microsoft ja doof finden und es spricht auch viel dagegen die Produkte zu nutzen, das Verhalten der Datenschützer legt aber nahe, dass es hier nicht um Datenschutz geht, sondern einzig darum, die landeseigenen Lösungen zu pushen damit keiner sein Gesicht verliert wenn nacher niemand die teuren Eigenentwicklungen benutzen will.

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Vielen Dank dafür! Auch ich habe, in einem eigenen Beitrag hier, die Verwendung des Begriffs „die Schulen“ kritisiert. Das fällt mir auch auf Twitter auf - das hat sich so eingeschlichen, auf Nachfrage ist dann oft Bildungspolitik gemeint. Von daher kann ich mich nur anschließen!

#heiseshow von heute zu dem Thema:
Digitalisierung der Schulen - was hat Corona nun verändert?

https://youtu.be/iRMC0oMXWEk

Ich war bei dem ELLA-Debakel Frühjahr 2017 zusammem mit den 130 digitalafinsten Kollegen des Landes dabei. 22Mio Euro hat das Land da in eine Eigenentwickung versenkt, die allen Ernstes noch mit ausgedruckten TAN-Listen für jede einzelne Email arbeitete und nachdem wir uns alle einloggen wollten, zusammenbrach obwohl sie für sämtliche Schüler und Lehrer des Landes konzipiert war…
Wir haben dann in Ermangelung diese Plattform mit unseren schon damals völlig veralteten aber zentral bei BelWue gehosteten Moodleinstanzen noch versucht, zu retten was zu retten ist und nach 4 Monaten und unzähligen Stunden freiwilliger kreativer Arbeit eine komplette 3 Tägige Kompaktschulung für alle Lehrer in Baden-Württemberg entwickelt, die eigentlich ab 2018 für alle verpflichtend hätte laufen sollen - und dann gab es aber einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu Ella und das Projekt ist sang und klanglos gestorben. Einfach so …alles für die Katz… und Updates für diese Moodleinstanzen gab es dann 2 Jahre nicht mehr so dass alle ProfiSupporter immer abgewinkt haben (is ja völlig veraltet, erstmal drei Jahre Updates nachholen) und ja es stimmt: selbst als die DSGVO dann scharf wurde und die Moodlefoundation extra eine DSGVO-Kompatible Version entwickelte, hat das Land diese nicht eingeführt…erst als der Lockdown kam, da waren wir auf einmal in 1 Woche wieder Up to date.
Aber er Kurse oder gar Bestpractice Standardinstallationen mit einheitlicher Rechtehierarchie? Nix…durften sich alle irgendwie selbst basteln…und gleichzeitig gab das Land dann aber die noch ein Jahr zuvor als nicht empfehlenswert bezeichnete aber nicht verbotene Teams/Office365 Nutzung krisenbedingt frei. Tja und was in tausenden Unternehmen funktioniert, tut das auch in Schulen, die händeringend nach einer Stabilen Onlinemeetingplattform und plattformübergreifend performant und betriebssicher funktionierenden Daten, Stoff- und Officeaustauschlösung suchten. Und sie von MS auch noch kostenlos erhielten.
Tja da haben viele zugegriffen, denn die Schulen mussten das alles komplett alleine organisieren…
Der Druck gerade jetzt qualifizierten Onlineunterricht anzubieten ist immens, laut letzter Verordnung, muss das jede Schule hinbekommen. Dass man in dieser Situation auf bewährte kommerzielle Lösungen zurückgreift ist doch klar.
Moodle ist lange nicht so intuitiv, wie O365 , der Editor kann nicht mal Bilder aus der Zwischenablage einfügen und die App hat keine Notifications (mehr, weil das Land nicht dafür zahlen will). Und ja, wenn es nicht zentral von Profis gehostet wird, ist es datenschutztechnisch schlechter als O365.
Aber wir veränderungsbereite Lehrer brauchen ein Werkzeug, mit dem wir arbeiten können, das uns unterstützt und nicht zum Behuf des Datenschutz bei jeder Gelegenheit Knüppel zwischen die Beine schmeißt. Und das sich nicht im Jahrestakt ändert, so dass jahrelange Arbeit an Übungen, Tests, Spielen, Lernsequenzen, und Lernarrangements schlagartig wertlos wird und uns die Kollegen mit der Frontaltafel feixend den Vogel zeigen.
Wir brauchen Profiadmins, Profihardware und Profisoftware damit wir das Rad nicht tausendfach neu erfinden und endlich die Zeit haben, auch eine digitale Profipädagogik zu entwickeln. -

Hallo zusammen.

Ich möchte mich zu mehreren Punkten äussern:

  1. Es wurden schon wichtige Punkte angesprochen, dass u.a. „die Digitalisierung der Schulen“ bitte nicht als „Heilbringer“ betrachtet werden darf. Dem möchte ich mich als jemand, der seit seinem 3. Lebensjahr den spielerischen Umgang mit MS- und PC-DOS von seinem Vater abgeschaut hat, anschliessen. Obwohl ich zum Teil tatsächlich mit digitalen Geräten sehr gut lernen kann, bin ich scheinbar keine Ausnahme bei dem Problem, dass durch die fehlende Haptik die Nachhaltigkeit wenigstens gefährdet ist.

  2. Zudem wurde auf die problematische Verallgemeinerung „die Schulen“ hingewiesen, die vereinzelt – m. E. völlig falsch – als Synoym für „die Politik“ scheinbar Verwendung findet. Simplifizierungen sind schon immer ein Problem, da sie nur selten als Problemhilfen in Komplexensystemen genügen. Nicht selten, habe Sie m. E. nach eher einen gegenteiligen Effekt.

  3. Ich arbeite derzeit als ITler, bei einem IT-Dienstleister jeden Tag mit Teams, gezwungenermaßen. In unserem Unternehmen haben unsere eigenen Datenschutzbeauftragten, die sowohl Juristen als auch ITler sind der Geschäftleitung Bedenken bei der Nutzung von Teams geäußert. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass nicht mehr als nur Telemetrie-Daten auf US-Servern landen. Das hat zur Folge, dass wir Teams fast ausschließlich als Videokonferenzing und eingeschränkt als Chat-Tool nutzen. Falls kundenbezogene Dateien oder Informationen getauscht werden müssen, dann über eine bekannte Windowsfreigabe oder den internen E-Mail-Server, was die ganze Sache meines Erachtens ad absurdum führt.

  4. Ich habe hier irgendwo gelesen das Mittelstandsunternehmen ab 50 Mitarbeiter aufwärts i.d.R. einen Administrator haben. Leider kann ich das nicht bestätigen. Ein nennenswerter Teil unserer Kunden sind zwar auch im Dienstleistungsektor tätig, aber die wenigsten Firmen mit mehr als 50 Mitarbeiter haben auch nur einen IT-Beauftragten. Ansonsten wären unser Unternehmen auch deutlich kleiner.
    Unsere Kunden setzen auch nur beschränkt auf MS365 aus den selben Gründen wie unsere Datenschutzbeauftragten sich geäußert haben.

Das Problem der Schulen ist m.E. das Problem in unserer Wirtschaft nur ist der Schulbetrieb bei weitem Transparenter.