LdN - Carbon Offsets neu recherchieren und richtig beleuchten

Hallo,
Ihr habt in der Lage 297 das kompensieren von Flügen und Co. als relativ positiv dargestellt und nur in einem Nebensatz erwähnt, dass hier und da mal zu hinterfragen sein könnte, wie das umgesetzt wird. Man solle es aber wenn möglich machen.

Ganz ehrlich Nein.
Ja es ist ein guter Gedanke und es klingt gut, aber dieser Markt ist völlig unreguliert und das Gel, das hier reingebuttert wird, ist einfach in anderen Projekten sinnvoller angelegt.

Bitte hierzu einen Podcast hören, den ich neben der Lage am meisten schätze.

https://mikrooekonomen.de/?s=carbon+offsets
Folge 230 und 250 die Kommentare zu den Carbon- Offsets. Bitte auch selber recherchieren und wenn möglich euer gewonnenes Bild in der Lage darstellen. Das Thema finde ich zu wichtig als einfach nur zu sagen, dass es sinnvoll ist weil das Label gut ist.

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Mich würde auch interessieren, wie das Kompensieren funktioniert.

Lies das mal genau durch, dann verstehst du so einiges besser.

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Das ist interessant, aber über Carbon-Offsets bzw Kompensation finde ich da nichts.

Closed Carboon Loop ist ja auch viel interessanter, nicht wahr?

Das Thema hier ist aber Carbon Offsets. Und das fände ich interessanter. Closed Carbon Loop ist abgesehen davon ein wenig schöngefärbt. Im Beispiel des Volvo wird in dem scheinbar closed loop ja immer auch „neue“ Energie zugesetzt, die zwar sehr viel besser von Windrädern kommt, aber dennoch enorme Ressourcen verbraucht. Und wenn ich mir dieses Auto ansehe, dann ist da doppelt soviel Material verbaut als nötig, um Menschen 70% unnötige km viel zu schnell fahren zu lassen.

Mich würde auch interessieren, wie das Kompensieren funktioniert.

Das Prinzip ist wie folgt:
Nehmen wir mal an, du wohnst zur Miete in einem Hochhaus und dein Vermieter betreibt eine alt Ölheizung. Du selber machst alles um Energie zu sparen und CO2 neutral zu sein, ein eigenes Haus kannst du dir aber nicht leisten.
Dann berechnest du die auf dich entfallende CO2 Emsissionn zuerst. Dann suchst du dir ein Unternehmen, welches dir eine Kompensation vermittelt. Die Kompensation könnte z.B. der neue Kindergarten deiner Tochter sein. Der wird neu errichtet, der Träger will sich aber keine Wärmepumpe leisten. Der Vermittler finanziert dem Kindergarten jetzt die Wärmepumpe. Pro investierten Euro errechnet er einen Carbon Credit Preis. Damit kannst dann du bei ihm so viele Carbon Credits kaufen wie du für vernünftig hältst.
Damit das auch alles aufgeht beauftrag der Vermittler eine Prüforganisation wie z.B. den TÜV. Der kommt dann regelmäßig und kontrolliert, ob der Vermittler richtig rechnet und ob die Wärmepumpe wirklich eingebaut wurde.
Am Ende ist dem Kindergarten und dir geholfen.
Statt dem Kindergarten könnte es natürlich auch ein Dieselaggregat in Afrika sein, dass durch einen PV versorgten E-Motor ersetzt wird. Und statt dir selber könnte es ein Industriebetrieb sein, der Prozesse betreibt du nur mit fossilen Gas funktionieren.

So viel zur guten Geschichte.
Eine böse Geschichtet kann vielleicht Der_Chris beisteuern

Also so wie ich es bis jetzt gesehen habe gibt es 2 Arten des Carbon Offsets:

  1. Jemand anderen dafür bezahlen weniger CO2 zu verbrauchen
  2. In irgendwas inverstieren, was CO2 auffängt, z.B. Bäume pflanzen

Zu 1. hab ich mal den Spruch gehört, dass ist so, als bezahlt man den Nachbar dafür seine Ehefrau nicht zu betrügen, damit man ohne schlechtes gewissen die eigene betrügen kann. Man weiß nicht ob der Nachbar nicht auch treu geblieben wäre, wenn man ihn nicht bezahlt hätte und es macht die eigene Handlung trotzdem nicht besser. Außerdem wenn wir sagen die ganze Menschheit muss ihren CO2 abdruck reduzieren, dann ja eigentlich auch die Person, die man bezahlt, also wie soll sie dann CO2 reduzieren, wenn sie sich das CO2 nicht anrechnen darf, wofür das Zertifikat gekauft wurde

Zu 2. Beim Bäume pflanzen gibt es 2 Methoden. Man pflanzt den Baum, nachdem das Zertifikat erworben wurde oder man kauft ein Zertifikat für einen Baum der bereits ausgewachsen ist. Vorteil der ersten Variante, der Baum nimmt beim wachsen Theoretisch die Menge CO2 auf, das heißt die Menge an CO2 reduziert sich auch. Nachteil, Bäume pflanzen ist nicht unbedingt trivial, da kann einiges schiefgehen und der Baum am Ende doch nicht wachsen. Beim der zweiten Variante ist der Baum schon ausgewachsen, das heißt er hat die Menge an CO2 auch aufgenommen. Dafür reduziert sich die Menge an CO2 aber nach dem Kauf des Zertifikats nicht mehr. Anderes Problem mit Baumzertifikaten ist, was ist wenn der gepflanzte Wald irgendwann abbrennt? Was ist wenn die Firma insolvent geht, die die Zertifikate verkauft hat und der Wald danach zu Grunde geht? Wie kann man sicher gehen, dass die Bäume tatsächlich die Menge an CO2 aufnehmen, die versprochen wurde?

Zum Thema Kompensation von Flügen:
Wenn man kompensieren will dann muss man ja auch alles CO2 kompensieren, was mit diesem Flug verbunden ist, wurde bei der Berechnung wirklich alles berücksichtigt? Die Förderung des Öls, die Verarbeitung des Öls zu Kerosin, der Transport des Kerosin, die Herstellung des Flugzeugs, der Bau der Flughäfen und der zugehörigen infrastruktur, das Fördern der Flugindustrie mit Ticketkauf, die Nebeneffekte der Flugindustrie, wie das manchmal Flugzeuge die zu schwer sind Kerosin verbrennen können oder das Airlines teilweise Leerflüge machen um slots zu behalten?
Außerdem hab ich mal gehört, dass CO2, welches von Flugzeugen deutlich weiter oben ausgestoßen wird schlimmer ist, als CO2 auf der Erde

Ein weiteres Problem mit dem Fliegen und der Flugkompensation ist der psychologische Effekt: Es ist definitiv besser nicht zu fliegen, als zu fliegen und danach zu kompensieren. Wenn man aber die Option des Kompensieren hat, dann sinkt die Flugscham deutlich und man neigt deutlich weniger dazu seine eigenen Flüge zu reduzieren. Ein anderes Problem ist auch, dass das eigene Verhalten andere beeinflusst, das heißt, wenn man selber tolle Urlaubsfotos aus den Malidiven zeigt, inspiriert man auch andere mit dem Flugzeug zu fliegen. Das heißt man müsste wirklich jedes mal wenn man erwähnt, dass man fliegt egal vor wem automatisch auch das Kompensieren erwähnen. Anderes Problem ist dann auch noch, dass selbst wenn man das kompensieren erwähnt, kann es sein, dass man andere zum Fliegen motiviert, aber nicht zum kompensieren.

Auf der anderen Seite, wenn Philip und Ulf zum Beispiel im Podcast erwähnt hätten, dass sie dieses Jahr der Umwelt zu liebe aufs fliegen verzichten, könnte das einen sehr positiven Effekt haben, weil es nicht fliegen der Umwelt zu liebe normalisiert. Ich will den beiden damit keineswegs irgendetwas vorschreiben. Was sie in ihrer Freizeit machen ist ja einzig und allein ihre Entscheidung und da sind sie ja natürlich niemanden Rechnenschaft schuldig (Wollte nur sicher gehen, dass das hier nicht falsch rüber kommt)

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In einer freien konsumierenden Demokratie, die sich immer mehr über den Globus ausbreitet, ist das aber halt unser Dasein, Menschen kaufen Dinge, die sie nicht brauchen…

Besser ‚more closed carbon loops‘ mit 100 % solarer Energie als weiter Verbrenner und sonstigen Wegwerfmüll… und mit jedem Recycling -Durchlauf und jedem Mal mehr regenerativer Energie wird es besser…

Bei 1,5 Milliarden Verbrennern hat doch auch nie jemand gejammert wegen den Unmengen an Erdöl usw…

Menschen konsumieren, essen Tiere - nicht absehbar, das dass endet…Pflanzen wachsen mit Nährstoffen, Wasser und solarer Energie - damit werden sie nie aufhören, solange wir nicht ihre Lebensgrundlage vernichten.

Also sollten wir die Prozesse schon in Kreisläufen zu Ende denken .

Ja, und das sollten wir bei den Diskussionen auch nicht vergessen - das gibt es auch noch:

Wenn man selber investiert ist es eine negative Emission, etwas ganz anderes.
Der erste von dir genannte Fall passt schon besser. Man bezahlt den Menschen die es selber nicht finanzieren können z.B den Umstieg auf LED Beleuchtung. Deshalb haben Carbon Credits oft auch einen sozialen Effekt.

Finde das insgesamt einen Super Vorschlag, dass dieses Thema in der Lage vorgestellt wird.
Damit könnte das Thema sehr gut bekannt gemacht werden. Wenn darüber sachgerecht berichtet wird, halte ich es für einen möglichen Gamechanger in der Klimapolitik und dem Kampf gegen den Klimawandel.

Wer wissen möchte um was es überhaupt geht, der kann hier nachlesen:
https://vcmintegrity.org/wp-content/uploads/2022/07/Claims_Code_Pullout_Final_July-7-2022.pdf?
Der link aus den o.g. Podcasts ist wirklich wertvoll.
Vorteilhaft wäre gewesen, wenn die Podcastautoren die Inhalte vorgestellt hätten.
Die gröbsten Falschinformationen zu Carbon Credits vielleicht schon jetzt richtiggestellt:

  • Mit CO2 Preis und Emissionsrechten hat es überhaupt nichts zu tun. Mit Carbon Credits können keine Emissionszertifikate ersetzt werden, genauso wenig wie der CO2-Preis damit was zu tun hat.
  • statt dessen geht es darum, dass Unternehmen freiwillig zusätzlich ihre Emissionen kompensieren, und zwar erst nachdem sie einen eigenen Plan zur De-Carbonisierung haben.
  • es geht nicht um eine Regulierung, sondern um einen Codex, gemeinsam mit z.B. über 20 NGOs, indigenen, Regierungen usw.
  • der Codex umfasst Scope 1, 2 und 3. d.h. Dass z.B besagte Klimawirkung beim Fliegen dabei auch erfasst wird.

Heute gibt es sicher auch einiges an Greenwashing, keine Frage. Die Prinzipien des Codex finde ich aber absolut valide und einen richtigen Weg.
Heute nach mehr Regulierung zu rufen, das muss jeder für sich beantworten. Auch ob man die Anstrengungen die es heute von Unternehmen gibt als Gaga und Scheiße zu bezeichnet (sorry, nicht meine Sprache sondern O-Ton aus den Podcasts).

Auf jeden Fall nochmal Danke für den Themen-Vorschlag, findet meine volle Unterstützung

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Zwingend ist das aber nicht - zum Glück! In der jetzigen Form - zumal mit Ausbreitung über den Globus wie du sagst, wird die Menschheit keine gute Zukunft haben. Es gerät ja immer gleich in Vergessenheit, wenn die Klimaforscher nach einem dramatischen Bericht sagen, wir müssten unseren Lebensstil ändern. Kaufen was man nicht braucht ist Teil des Lebensstils, der nicht zukunftsfähig ist. Kaufen was man nicht braucht ist ja auch keine anthropologische Konstante. Es ist eine Erfindung der Hersteller von unnötigen Produkten, die Werbeleute dafür bezahlen, den Konsumenten mit allen psychologischen Tricks etwas einzureden.

Ja, das ist besser, aber weit entfernt von gut, wenn man jetzt annimmt, alle Verbrenner würden durch diesen Volvo ersetzt. Der ist bei 100% EE immer noch fast halb so belastend für die Umwelt wie der verglichene Verbrenner von Volvo. Wir müssen und können wohl um 90% herunter mit den Emissionen durch den Individualverkehr. Also weniger Autos, zweckmässige Autos (Gewichtsbeschränkung, tempogedrosselt, nur notwendige Grundausstattung), nur notwendige Fahrten.

Das stimmt nicht. Der Umweltaspekt von Autos und Erdölförderung war schon in den 1960er Jahren ein Thema, damals natürlich weniger als heute

Dieses Prinzip ist unausweichlich. Aber wir reden hier von Überkonsum, der bereits einigen Tier- und Pflanzenarten die Lebensgrundlage genommen hat, und der wie eine selbstfahrende Maschine damit weitermacht, bis wir die Maschine abstellen oder wenigstens bremsen.

Natürlich bin ich für closed carbon loops, aber nur wenn die betreffenden Produkte NOTWENDIG und NÜTZLICH sind. Wenn Produkte ausserhalb dieser Begrenzung mit „CO2-neutral“ und sonstwie umweltfreundlich beworben werden, dann ist das eine Irreführung der Hersteller und eine Augenauswischerei der Käufer.

Ich hab mich blöd ausgedrückt, ich meinte nicht investieren, sondern irgendwelche Projekte bezahlen, dafür, dass sie CO2 aus der Luft auffangen.

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Dieser Fall ist aber auch interessant (Eigeninvest), um negative Emissionen zu erzeugen.

Das Prinzip das du mit dem Überkonsum ansprichst ist schon klar. Ich bin kein Volvo Fan, kenne aber einige ihrer Ansätze. Die gehen in der Tat Richtung Carbon Neutral. Du hast ja bestimmt die Grafiken der pdf im Kopf. Da konnte man sehen, dass beim E-Volvo immer noch ein Footprint ausgewiesen wurde. Möglicherweise hat das dich veranlasst von Augenwischerei zu sprechen. Tatsächlich geht Volvo genau diesen Anteil an, und zwar ganz massiv. Die verlangen von ihren Lieferanten die Zusicherung, dass zugelieferte Teile und Material in Zukunft auch CO2 neutral sind. Dann kommen wir dem closed loop schon sehr nahe

Das grundsätzliche Problem des ganzen Themas ist nicht die Idee des Kompensierens an sich. Das Problem ist die Umsetzung in einem anscheinend annähernd unregulierten Markt. Das führt dann dazu, dass -wie hier dargestellt- durchaus gute Beispiele einem Markt zum Opfer fallen, der diesen Goodwill der Leute, der teilweise auch noch medial eingefordert wird, rein profitorientiert agiert und das Ergebnis bei genauerem Hinsehen wenig nachhaltig ist.
Wie geschrieben, dazu einfach am Besten die Links mal durchhören, um dazu einen Überblick zu bekommen.

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Ja, darauf habe ich mich bezogen. Ich versuche mein Bauchweh bei der Sache anders zu erklären: Die Benutzung von Autos wie wir sie kennen trägt massgeblich zur Klima- und Umweltkrise bei. Somit ist das Produkt Auto in der jetzigen Form ein sehr problematisches Produkt. Wenn wir die Antriebsart tauschen, haben wir im allerbesten Fall eine Verminderung der Schädlichkeit um 50% (da hat Volvo bestimmt schon das theoretische Optimum angenommen, das dann durch Sachzwänge nie erreicht wird…). Das sieht auf den ersten Blick gut aus. Aber es bleiben die anderen 50% stehen, die kämen nie weg, wenn wir so weitermachten. Ein E-Auto, schon gar kein so überdimensionierter Volvo, ist per se noch kein gutes Auto.

Ein akzeptables Produkt wäre es erst bei sparsamsten Ressourcenverbrauch in der Herstellung und bei sparsamster Verwendung. Davon sind wir aber so weit weg, dass das schöne, hoffnungmachende Reden von zumindest der Antriebswende halt doch eine Augenwischerei ist. Die Verkehrswende, die meine Kriterien berücksichtigen würde, steht noch bei 0, und wenn alle Verbrenner gegen E-Autos ausgetauscht wären, stünde sie vielleicht bei 10 anstatt bei 100. Wir haben nicht 100% EE. Und wenn wir sie hätten, könnten wir viele Windräder sparen, wenn wir den Strom nicht in schweren Autos und unnötigen km verschwenden würden.

Stimme grundsätzlich zu, dass wir eine Verkehrswende benötigen. Engagiere mich auch persönlich stark mit Gründung einer Radinitiative usw.
Zu Volvo dachte ich erklärt zu haben, dass die anderen 50% angegangen werden.

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Ja ich hab 2 h Podcast gehört und mir verlinkte Unterlagen durchgelesen. Habe aber nicht den Eindruck, dass du auf meine Antworten eingehst.
Vermutlich liegt es an den beschränkten Möglichkeiten in solch einem Forum (das soll keine Kritik am Forum sein). Einfach alles als gaga (meine nicht dich) zu bezeichnen ist für mich keine Basis weiter drüber zu sprechen. Also lassen wir das lieber

Hi @LeoWom,

was auch immer nicht deinen Vorstellungen der Kommunikation entspricht kann ich gerade nicht wirklich nachvollziehen.

Meine Intention war es darauf hinzuweisen, dass in der Lage das Thema Carbon Offsets als „must have“ rüberkommt ohne zu hinterfragen ob dieser Kompensationsprodukte auch das halten was Sie versprechen. Zumindest kommt es so rüber. So wie es scheint und nach den Information die ich so mitbekomme sollte man diesen Markt sehr genau hinterfragen und ich fände gut wenn die Lage das aufnimmt.
Ich kann tatsächlich wenig Beispiele darstellen da ich mir ja eine genauere Recherche durch die Lage wünschte. :slight_smile:
In anderen Themen bin ich selber besser informiert!

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