LdN 423 Pendlerpauschale

Und müssen vom Unternehmen auch erwirtschaftet werden. Nur weil man es vom Gewinn abziehen kann bevor der versteuert wird, heißt nicht, dass die Kosten nicht anfallen. Beim Angestellten sollen diese unternehmerischen Entscheidungen nun nur teilweise nicht hinterfragt werden. Auch die Kanzleimiete unterscheidet sich zwischen verschiedenen Standorten – privat gelten aber nur die Fahrtkosten als abzugsfähig, nicht der Mietunterschied. Wie weit geht das dann ins Privatleben? Kann man wenn man körperlich arbeitet auch ein zweites Frühstück von der Steuer absetzen? Oder zumindest, wenn man mit dem Fahrrad pendelt?

Pendeln ist keine Gottesstrafe. Sondern eine bewusste Entscheidung die Kosten hat, finanziell, Zeiteinsatz, Sozial. Und ich finde mit jeder Förderung des Pendelns werden unter sozialen und ökologischen Aspekten genau die falschen Anreize für diese Entscheidungsfindung gesetzt.

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Wobei dann die Zielsetzung eben wieder komplexer sein muss als „alle sollen dort wohnen wo sie arbeiten“.

Ich selbst finde eine Sache wie die Pendlerpauschale daher erstmal ok, würde sie aber so umgestalten, dass sie sich eben auf den Freibetrag auswirkt und nicht auf das zuversteiermde Einkommen, damit alle gleich viel profitieren und nicht gutverdienende mehr.

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Das stimmt nicht ganz, bzw. kommt auf die Konstellation an. Ja, die Pendlerpauschale verzichtet auf eine Unterscheidung nach Verkehrsmittel. In Kombination mit dem Deutschlandticket ergibt sich daraus aber ein starker finanzieller Anreiz.

Ich pendle beispielsweise tageweise mit dem Zug in eine andere Stadt. Entfernung 50km einfach.
Auch wenn die Kosten durch das Deutschlandticket sehr niedrig sind bekomme ich sogar mehr erstattet als ich dafür bezahle.
Würde ich mein Elektroauto nutzen müsste ich draufzahlen, mit einem Verbrenner vermutlich noch mehr.

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Das Deutschlandticket ist für mich schon eine Bahncard 100 light nur viel günstiger. Die meisten Pendler vom Land nutzen eh die Regionalbahn und nicht den ICE.

Durch das Deutschland Ticket zahlt man wenig und bekommt bei der Steuer genauso viel erstattet, wie jemand der seinen teuren PKW bezahlen muss. Ich finde das hat ehrlich gesagt eine starke Lenkungswirkung und verstehe die Diskussion dahingehend nicht.

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Endlich sagts wer! Ich bin echt verwundert über die scheinbar ernsthafte Diskussion. Ich hab noch keinen Arbeitnehmer gesehen der sich reich-gependelt hat. Wohl aber Unternehmer mit fragwürdigen "Firmen"fahrzeugen aller Art, die viel mehr „subventioniert“ werden (um beim selben Framing zu bleiben). Wollen wir ernsthaft über erstere diskutieren? Erinnert mich an das „lieber nach unten treten“ bei Bürgergeld vs Erbschaftssteuer…

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Was man wohl konstatieren kann:

Selbst eine ersatzlose Streichung der Pendlerpauschale wird nicht dazu führen, das jemand deswegen sagt:“oh, dann verkaufe ich mein Haus, zieh in eine kleine Mietwohnung nahe der Arbeit, verzichte aufs Auto, und mit meiner pflegebedürftigen Mutter telefonier ich nur noch.“

Überspitzt, aber ich denke da überschätzt man den Einfluss dieser sicher strittigen Pauschale völlig.

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Aber das ist doch gar nicht die Grundfrage?
Die Grundfrage war doch, ob Kritik an der Pendlerpauschale legitim ist.

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Und da würde ich antworten „Ja sie ist legitim“. Drehen wir die Argumente aus diesem Thread mal um: Wer nicht die Chance hat in einen sehr kleinen Radius zu Arbeiten und Leben (Hobbies, Familie etc.) und nicht in einer Großstadt lebt oder leben kann, wird auch mittelfristig ein Auto benötigen. Der Anteil der Kosten der für den „Broterwerb“ anfällt, lässt sich zum Teil steuerlich absetzen. Damit reduziert man effektiv seine Steuerlast um einen Teil der anfallenden Kosten.
Aufgrund der Tatsache, dass man die Pendlerpauschale auch bei Fahrrad, ÖPNV etc ansetzen kann, liegt bereits eine gewisse Lenkungswirkung vor, denn wer den Luxus kurzer Wege hat kann zusätzlich noch mehr herausbekommen als die tatsächlichen Kosten - in jedem Fall anteilig mehr als wenn man Auto fährt.
Die Einordnung als umweltschädlicher Subventionen empfinde ich persönlich als wirklich grenzwertig.

Eine Reform, sofern denn benötigt, durfte kaum sehr leicht werden:
https://www.zukunft-mobilitaet.net/173323/analyse/reform-entfernungspauschale-pendlerpauschale-zulaessigkeit-abschaffung

Ein subjektiver Eindruck aufgrund des wiederkehrenden Themas Pendlerpauschale: kann es sein, dass sich das Thema abseits seines eigentlichen Inhalts auch langsam zu einem Symbol entwickelt?

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Klar. Ist halt eine von vielen Regelungen, deren weiterer Bestand dokumentiert, dass Klimaschutz nur geduldet ist, solange er keine Veränderung für den „german way of life“ bedeutet, der sich wie eigentlich nirgends um den Fetisch Auto herum gebildet hat. Das ist völlig überholt, in keinem anderen Industrieland nehme ich aber vergleichbare Beharrungskräfte wahr, wenn es um den Ausbau von Alternativen und die Lenkung in diese Richtung geht. Egal ob es um Tempolimit, autoarme Innenstädte, Dienstwagenprivileg, Pendlerpauschale, Dieselprivileg, Radwege- und ÖPNV-Ausbau geht, werden regelmäßig verrückte Entscheidungen getroffen (mein liebster Irrsinn aktuell ist die A100 in Berlin). Am Ende von Diskussionen, die in ihrer argumentativen Struktur annähernd identisch zu denen ums Waffenrecht in den USA verlaufen. Weil es eben um eine Art nationalen Fetisch geht. Meist verbirgt sich sehr knapp unter einer scheinbereiten Oberfläche (ja, da muss sich was tun) schon ein Meer aus Einwänden gegen jeden konkreten Ansatz, der tatsächlich Veränderung bringen könnte (aber erstmal anderes ausbauen, aber bloß nicht auf Kosten der Auto-Flächen und auch nicht allzu teuer). Ich bin auf dem Land groß geworden und dort bin ich im 20km Radius genauso alltagstauglich in unter 60 Minuten fast überall und in 30 Minuten an einem Bahnhof (mittlerweile auch ohne e-motor), wie in der Stadt. Schon den Mythos, dass es so viele Regionen gäbe, in denen man ohne Auto praktisch von der Welt abgeschnitten wäre, halte ich deswegen für eine ähnliche Ausrede, wie die Behauptung, dass wir alle Förster mit Großfamilie und Gehbehinderung wären, weswegen es unter einem dicken SUV wirklich nicht geht und dafür in der ganzen Stadt entsprechend große Parkgelegenheiten (am besten gratis) vorzuhalten wären. Was das Pendeln angeht sind rund 80% der Pendelstrecken unter 30km und der Durchschnitt liegt seit Jahren bei unter 20km. Damit ist für mich klar, dass die wenigsten wirklich aufs Auto angewiesen sind und grade die würden extrem profitieren, wenn die meisten anderen morgens und nachmittags nicht die Straßen verstopfen würden. Aber es ist eben ein Fetisch und der eine Bereich, in dem es Ausdruck von „Freiheit“ zu sein scheint, auf Kosten anderer eigene Präferenzen auszuleben.
Ja, die Pendlerpauschale ist nur ein Symbol oder ein (kleinerer?) Teil eines großen Problems. Aber es gibt halt auch nicht nur die eine Sache, an der es scheitert, dass wir mal eine zeit- und lagegemäße Mobilität und Infrastruktur bekommen.
Der Ausgangspunkt war

Ich finde den Umgang mit Vergangenheitssubventionierung regelmäßig eher zu zahm.

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Dein Post klingt dann anders.

Auf jeden Fall. Es war ja Teil einer Aufzählung. Dass dann ausgerechnet dieser Punkt herausgegriffen wird, sagt viel aus. Und ich sehe es schon als klimaschädliche Subvention - und zwar wegen der Erhöhung ab dem 21. Kilometer (ein CSU-Wunsch). Denn damit soll natürlich das Auto adressiert werden. Dass auch Bahnfahrer, aber nur sehr wenige Radfahrer davon profitieren, nimmt die CSU da gern in Kauf. Gerade bei Radfahrern (kurze Strecke) gilt auch: sie kommen nur sehr selten über die Grenzen der Werbungskostenpauschale. Ich habe 7km, würde ich nicht ständig neue EDV brauchen, könnte ich mir den Posten Werbungskosten sparen - und auch so sind es nur ein paar Euro über der Grenze.

Das ist wohl das größere Problem als die Pendlerpauschale.
Ich verzichte sofort aufs Auto wenn ich könnte.

Aber natürlich hat ein Auto grade in Deutschland immer noch eine starke emotionale Komponente.

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Danke, sehr lesenswerter Link! Ich teile die Einschätzung, dass das nur eine Scheindebatte ist, ähnlich Bürgergeld-Kürzungen. Natürlich kann man das diskutieren, aber letztlich ist das Framing „umweltschädliche Subvention“ doch irgendwie seltsam.

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An der Stelle will ich trotzdem die Lanze für die Bahncard brechen. Deutschland Ticket ist gut und habe ich auch, aber eine Bahncard 100 wird dich immer günstiger zu stehen kommen als der Besitz eines Autos und kann ja auch in der Freizeit verwendet werde.

Bin mir nicht sicher, ich meine aber man bekommt mit der Bahncard 100 auch Rabatte auf das erwerben von anderen Tickets.

Mit freundlichen Grüßen
Johannes

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das stimmt doch gar nicht. Die Pendlerpauschale macht keinen Unterschied ob ich mit dem Auto fahre, mit dem Fahrrad oder mit der Bahn. Ob sie sich dann individuell „lohnt“ ist subjektiv, jeder der pendelt kann sie bekommen und zwar ab dem ersten Kilometer. Niemand muss bei der Steuererklärung angeben mit welchem Verkehrsmittel man angereist ist. Man kann auch, wenn man Bahn fährt, die tatsächlichen Kosten geltend machen.

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Genau das und ich verstehe nicht wieso man das bei der Lage immer wieder als „Klima schädliche Subventionen“ brandmarkt. Ich muss ehrlich zu geben, dass ich dieses framing ausschließlich hier höre.

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Ich weiß, dass es etwas Off Topic ist, aber es passt dennoch gut in diese Diskussion.

Ich habe jetzt schön öfters gehört, ohne es belegen zu können und Belege gesehen zu haben, dass Hersteller v.a. Leasing Rückläufer von E Autos aktuell kaum auf den Gebrauchtwagenmarkt bringen, weil
A) diese nur mit sehr hohen Verlusten einen Käufer finden würden, und
B) dies dazu führen würde, dass Neuwagenpreise gesenkt werden müssten.

Das würde zum einen bedeuten, dass die Spreizung dessen was Kunden (oder Firmen) bereit sind für Neuwagen auszugeben als es der Gebrauchtwagenmarkt ist, weit überspannt ist.
Zum anderen, dass der E Auto Gebrauchtwagenmarkt auf unbestimmte Zeit nicht anspringen wird.

Wäre hoch spannend zu erfahren, ob an dieser wagen Theorie etwas dran ist, oder nicht.

Unser Gewerbegebiet ist eine Stunde zu Fuß vom Bahnhof entfernt, Bus gibt es keinen. Lehrlinge unter 18 müssen sich um eine Fahrgemeinschaft bemühen. Und das ist sicher kein Einzelfall. Es ist nicht unbedingt so, dass man immer eine Wahl hat.
Radweg hört natürlich auch 2km vorher auf. Bürgersteig? Scheint keiner auf dem Schirm gehabt zu haben. Wer da im Berufsverkehr alternative Verkehrmittel nutzt, hat sich die Tapferkeitsmedaille redlich verdient.

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Die Vororte der beliebten Großstädte werden mittlerweile auch immer teuerer. Gerade wenn es dort eine Bahnanbindung gibt. Die Einzugsgebiete werden auch immer größer. Dort gibt es denke ich also eher weniger ein Nachfrageproblem. Unattraktiv sind eher Dörfer in der Nähe von unattraktiven (Groß)städten oder ganz fern ab vom Schuss. Dort sind die Preise ja aber eh schon verhältnismäßig günstig, da bringt auch keine Pendlerpauschale etwas, um Leute dahin zu locken.
Wenn das Ziel also ist, die Bevölkerung besser zu verteilen, wäre es eher sinnvoll das Geld darein zu investieren, die unattraktiven Städte wieder attraktiver zu machen.

Gibt es schon, nennt sich Deutschlandticket. Da steht aber aktuell ein großes Fragezeichen hinter, ob es weitergeführt wird, während die Union gleichzeitig eine Erhöhung der Pendlerpauschale fordert

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und es ist trotzdem völlig egal welches Verkehrsmittel er benutzt: Er kann in der Steuererklärung die Pendlerpauschale immer geltend machen.

Volle Zustimmung. Angesichts der aktuellen Voraussetzungen ist es aber legitim der Pendlerpauschale vorzuwerfen, dass vor allem PKW-Nutzer von ihr profitieren. Und das könnte man mit Änderungen an ihr beheben. Damit unterstützt und belohnt sie in ihrer derzeitigen Ausrichtung in Verbindung mit unserer Infrastruktur klimaschädliches Verhalten.
Insbesondere die Erhöhung ab dem 20. Kilometer lässt sich doch nicht damit begründen, dass der Radfahrer und Fußgänger die Erhöhung auch bekommt.

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