Schon bei Lehrern ist die Situation so, dass ein kurzfristiger Wechsel oft gar nicht möglich ist.
Wechsel von einem Bundesland in ein anderes ist schwierig, aber selbst innerhalb von Bundesländern kann ein Wechsel oft Jahre dauern. Bis man dann wirklich in der Stadt ist wo der Partner wohnt können das sogar sehr viele Jahre sein, da man z.B. in Bayern erstmal in den entsprechenden Regierungsbezirk wechseln muss um dann später auch an den passenden Ort zu kommen.
Aber auch das ist natürlich nicht der Einzige Beruf wo es den entsprechenden Job nicht in jedem Ort gibt. Denn wenn es den Job nur 30 km weiter gibt wären wir ja schon wieder beim Pendeln.
Es gibt aber auch andere Faktoren warum man nicht weg will von da wo man wohnt, z.B. das soziale Umfeld, die Arbeitsstelle selbst mit der man enger verbunden ist als nur „Arbeit gegen Geld“, zu pflegende Angehörige, etc.
Und in der Anfangszeit einer Beziehung ist es auch gar nicht unbedingt ratsam, dass beide Partner ihr leben sofort nur mehr auf diese Beziehung ausrichten. Dass immer beide Jobs in ihrem Bereich finden die ausschließlich mit dem ÖPNV oder dem Fahrrad erreicht werden können ist dann aber auch noch lange nicht gesagt. Spätestens am Land kann es schwierig sein auch für den Partner den passenden Job vor Ort zu finden, selbst bei nur mäßiger Spezialisierung.
Ich glaube, wenn wir alle Parameter einbauen würden, dann wird es keine Präferenz fürs Pendeln mehr als eine halbe Stunde Dauer bei eine Strecke mehr geben. Genauso glaube ich, dass es nicht allein um den bösen Privatwagen geht, genauso geht es um den Einfamilienhäuschen-Kult, den wir mal kritisch bewerten sollten.
Natürlich müssen dann Mieten wieder günstiger werden.
Man kann nebenbei auch für eine Lademöglichkeit im Dorf, im Ort sorgen, man muss nicht darauf warten, dass es jemand organisiert, Man bekommt dafür auch finanzielle Unterstützung. Wenn man ein Häuschen hat, dann tankt man Strom wahrscheinlich nicht öffentlich, sondern privat.
Für mich aber alles keine Argumente, dass die Allgemeinheit so etwas finanzieren muss. Lehrergehälter sind sicherlich auch ohne Pendlerpauschale hoch genug wie wahrscheinlich bei einem Großteil der betroffenen Berufe. Man kann gerne eine Unterstützung leisten, dann aber bitte nur für niedrige Einkommen, die diese Unterstützung brauchen. Und jetzt erklär mir noch bitte, wieso der Staat eine neue Beziehung mitfinanzieren muss? Mir geht es schlicht darum, dass die Pendlerpauschale in ihrer jetzigen Form zutiefst ungerecht und fehlgeleitet ist und dringend massiv eingeschränkt werden muss.
Das ist ein anderes Thema. Die Forderung, dass auch der Partner doch bitte Umziehen und sich einen neuen Job suchen soll ist aber für mich eher fragwürdig. Heute leben wir ja in einer Welt in der man eine Trennung durchaus als realistisch sieht. Und auch den Job über das soziale Umfeld zu stellen wäre für mich nicht unbedingt zeitgemäß.
Muss er nicht. Habe ich auch nicht gefordert. Sonst hätte ich gefordert, dass Kosten für Umzüge zum Partner, größere Wohnung etc. gefördert werden müssen.
Es ist aber nunmal so, dass Kosten die mit der Arbeit in Verbindung stehen aktuell auch steuerlich absetzbar sein müssen, so wie ich es verstehe. Das gilt ja nicht nur für die Neue Beziehung, sondern auch für den Bäckergesellen am Dorf, dessen Bäckerei zu macht und der nicht aus seinem Umfeld heraus will und daher einen Job 25 km weiter annimmt. Die Pendlerpauschale ist ja keineswegs eine reine Förderung von Beziehungen, auch wenn Beziehungen sicherlich ebenso wie das soziale Umfeld ein häufiger Grund dafür sind weshalb Menschen woanders wohnen als sie arbeiten.
Das sind halt verschiedene Fragen; mir scheint, dass da einiges in einen Topf geworfen wird.
@Tris hat angenommen, dass es solche Fälle wohl kaum geben dürfte. Dem habe ich widersprochen.
Eine andere Frage ist, ob das die Masse des Pendelns bedingt, wie @Flixbus zu bedenken gibt. Da würde ich auch vermuten – ohne jedoch genaue Zahlen zu kennen –, dass dies nicht der Fall ist. (Ich kenne sehr viele Akademiker*innen, die pendeln, aber für den Anteil Akademiker*innen kenne ich keine Zahlen – gibt es sicher irgendwo.)
Und eine weitere Frage ist, wer das Pendeln der Akademiker*innen finanzieren sollte – zumal viele prekär beschäftigt sind, aber auch viele etablierte weiterhin pendeln, auch wenn sie eine gut dotierte, feste Stelle haben (z.B. die sog. „Di-Mi-Do-Professoren“).
Ich möchte die Diskussion nicht auf diesen Ausschnitt der Gesellschaft lenken, aber die unterwegs tangierten Themen sollten auch nach Möglichkeit geklärt werden – möglicherweise spielen diese Spezialfälle in anderen Phasen der Diskussion wieder eine Rolle.
Ist das nicht eigentlich der Normalfall? Es gibt nur sehr wenig akademische Berufe die gleich verteilt überall auszuüben sind. Mir fallen nur Lehramt und Medizin ein, letzteres zumindest in den meisten Landkreisen. Wieso sollte die Allgemeinheit eine unnatürliche Dezentralisierung fördern, nur weil manche weiter an ihrer Scholle kleben?
Die Pflege der (Groß-)Eltern und andere soziale Verbindlichkeiten, die in der Diskussion schon angeführt wurden, würde ich weniger despektierlich formulieren.
Das ist und bleibt aber in seiner jetzigen Ausgestaltung zutiefst ungerecht. Wieso genau sollte jemand für das oft umweltschädliche Pendeln entschädigt werden, während jemand wie ich extra mit weniger Gehalt und weniger Verkehr nichts erhält. Müsste man mir dann nicht den entgangenen städtischen Verdienst ersetzen? Oder demjenigen, der eine überteuerte Großstadtmietwohnung zahlt anstatt 50-100 km aus dem Ländlichen in die Stadt zu pendeln. Hier wird eben nur ein Lebensentwurf mit der Gießkanne belohnt und das finde ich nicht richtig. Und wer seinen Job dauerhaft über sein Sozialleben stellt hat da eben eine persönliche Entscheidung getroffen und nichts weiter. Das ist nichts wofür ich Steuergeld ausgeben würde.
Ich habe auch den Eindruck, dass hier gerade sehr unterschiedliche Fragen parallel verhandelt werden. Meine Kritik an der Pendlerpauschale bezieht sich darauf, dass sie auf eine bewusste politische Steuerung (etwa zum Vorteil umweltfreundlicherer Verkehrsmittel) verzichtet, aber de facto eine steuernde Wirkung hat - nämlich zum Vorteil des Autoverkehrs und zumindest mittelbar auch auf andere Bereiche, wie etwa die zunehmende Zersiedelung). Aber spätestens bei diesem zweiten Punkt macht es m. E. schon keinen Sinn mehr, nur über die Pendlerpauschale zu sprechen.
Diese Fragestellung würde ich gerne entkoppeln von den ungleich viel komplexeren Fragen, ob es sich beim Pendeln je nach Wohnort, Lebenssituation, Lebensentwurf, beruflicher und familiärer Situation, Einkommen, Care-Verpflichtungen etc. pp. um eine freiwillige Entscheidung oder um einen Zwang handelt (oder um irgendwas dazwischen) sowie ob und wie der Staat darauf Einfluss nehmen sollte. Bei all diesen Fragen spielt die Pendlerpauschale gesamtgesellschaftlich betrachtet m. E. nicht die entscheidende Rolle.
Es ist ja in dem Sinne keine spezielle Förderung, sondern Kosten die mit der Ausführung der Arbeit in Verbindung stehen können ganz allgemein steuerlich geltend gemacht werden, nicht nur bei der Anfahrt. Mit 30 bis 38 Cent pro km einfacher Strecke liegen die Kosten die man absetzen kann vor allem beim PKW unter den tatsächlichen Kosten.
Das sehe ich durchaus auch so. Gerade weil durch das Steuerlich geltend machen hohe Einkommen mehr profitieren als niedrige.
Du hast aber doch dann auch die Kosten nicht. Also ist doch klar, dass du die Kosten auch nicht geltend machen kannst. Am Ende hat der Pendler dennoch höhere Kosten als du, weil diese ja nicht erstattet werden sondern nur steuerlich geltend gemacht werden können.
Aber auch du kannst doch diverse Kosten die dir für die Ausübung deiner Arbeit entstehen steuerlich geltend machen.
Wer täglich 100 km pendelt hat bei 0,4 € pro km Fahrtkosten (das ist gemäß ADAC noch eher das untere Ende der Bandbreite) im Jahr Kosten von 8.400 € für das Pendeln. Absetzbar sind aber nur die einfache Strecke (50 km) und damit knapp 3700 € pro Jahr. Selbst bei Spitzensteuersatz wäre die Ersparnis „nur“ 1500 € und damit blieben Mehrkosten von 6000 € pro Jahr übrig, bzw. also 500 € pro Monat. Bei 100 km pendeln hätte man also 500 € mehr Geld pro Monat zum Wohnen in der Großstadt übrig bevor man wirklich durch das Pendeln spart. Und dabei ist der Faktor Zeit noch gar nicht eingerechnet.
Edit: Bei meiner Rechnung habe ich die Werbungskostenpauschale vergessen. So dürfte der Angestellte der sich eine Wohnung fußläufig (oder in Raddistanz) zur Arbeitsstelle sucht ja dennoch Kosten absetzen die das zu versteuernde Einkommen mindern, selbst wenn es diese Kosten gar nicht gibt. Die Mehrkosten für Miete die man Tragen könnte steigen somit nochmal weiter an.
Ich denke, wenn sich der Fachkräftemangel durch den demographischen Wandel verschärfen sollte, müssen auch Arbeitgeber mehr bieten, wenn sie ungünstig liegen und Mitarbeitende suchen.
Zum anderen kann man die Pendlerpauschale „entpauschalisieren“, also volle Erstattung beruflich benutzen ÖPNV, 80% E-Auto oder eBike, und nur 50% Verbrenner.
Die Ungerechtigkeiten bleiben, aber es gäbe eine Lenkungswirkung.
Tatsächlich ist das doch heute schon ein Stück weit so, also bezogen auf die realen Kosten, nicht auf die Pauschale.
Wer den ÖPNV mit Deutschlandticket für größere Strecken nutzt kann mehr Absetzen als er tatsächlich an Kosten hat, wer ein E-Auto mit entsprechend niedrigen Betriebskosten hat kann in etwa das Absetzen was er an Kosten hat und wer einen Verbrenner fährt kann weniger Absetzen als er real an Kosten hat. Die Lenkungswirkung ist aktuell nur zu gering, als dass sie andere Faktoren, insbesondere Zeit wirklich ausstecken könnte.
So ist es. Allerdings muss der Gesetzgeber das nicht pauschal vergüten, sondern könnte Einzelnachweise fordern. Das würde dann bei den meisten der Aufwand nicht mehr wert sein - im Gegensatz zum ÖPNV, wo Tickets sammeln reicht.
Wenn ein Politiker mich fragen würde, würde ich eine Pauschale von 500€ für jeden vorschlagen, die von der Steuer am Ende abgezogen wird. Bei wem die Erstattung höher liegen würde, darf die Einzelkosten angeben und bekommt dafür keine Pauschale.
Wobei hier zu befürchten wäre, dass am Ende gerade die den Aufwand betreiben die die höchsten Kosten haben, z.B. weil ein Oberklassewagen mit entsprechendem Verbrauch gefahren wird und die Ersparnis dem Spitzensteuersatz entspricht, während bei anderen Pendlern der gebrauchte Golf geltend gemacht werden würde und nur z.B. 30% Einkommenssteuer gespart werden könnte.
Zudem wäre die Prüfung auch erheblich schwieriger. Der Verwaltungsaufwand bei den Finanzämtern steigt.
Das wäre heute die Werbungskostenpauschale. Dabei muss man ja auch erstmal drüber kommen. Nur würde bei dir dann die Entfernungspauschale zugunsten einer exakten Abrechnung der Kosten entfallen.
Die tun das jetzt schon
Denn wenn die Kosten die 30ct übersteigen gelten diese.
Nein. Der Trick ist, es von der Steuer und nicht vom zu versteuernden Einkommen abzuziehen. Dann bekommen alle das gleiche unabhängig vom Steuersatz.
Die Werbungskostenpauschale müsste eventuell entsprechend gekürzt werden. Wer nicht regelmäßig teure Ausgaben hat, kommt ohne entsprechend weit pendeln wirklich meist nicht drüber.
Ok, das habe ich falsch verstanden. Das fände ich tatsächlich einen guten Ansatz. Ich halte bei der aktuellen Handhabung weniger die Tatsache, dass man Kosten absetzen kann die man tatsächlich auch hat für ein Problem, als vielmehr, dass die mit dem höchsten Einkommen durch das Steuersystem am meisten profitieren.
Vielleicht wäre ja auch ein Ansatz die Berechnung so zu gestalten, dass nicht von oben abgezogen wird sondern von unten, also dass statt Reduzierung des zu versteuernden Einkommens der Freibetrag erhöht wird. Dafür könnte man ja die Summe die Abgesetzt werden könnte erhöhen. Wenn man das Aufkommensneutral macht profitieren die geringen Einkommen, während die hohen Einkommen weniger bekommen. Einzig für die, die gar keine Einkommenssteuer zahlen müsste man eine andere Lösung finden.
Magst du mal deine Berechnungsgrundlage teilen? Ich habe gerade mal in dieser Tabelle des ADAC nachgesehen, da liegen die errechneten Kosten pro Kilometer je nach Modell zwischen 34 cent und 1 Euro (bei Luxusautos auch gerne weit über 2 Euro) - allerdings ist da wirklich alles mit drin, neben sämlichen Fixkosten wie Wartung, Steuer, Versicherung sogar der Wertverlust - das heißt, sogar die Anschaffung und der Betrieb eines Neuwagens werden auf den Kilometer umgerechnet. Ich will gar nicht ausschließen, dass die Pendlerpauschale vielleicht genau so gedacht ist - aber sinnvoller erscheint mir als Vergleichsmaßstab doch eine Kompensation der Mehrkosten für den tatsächlich gefahrenen Weg zur Arbeit. Sonst müsste man analog dazu ja bei Bahnfahrten unabhängig von der Pendelstrecke z. B. die Kosten für eine Bahncard 100 ansetzen.