Persönlich bin ich überhaupt kein Freund von F. Merz und finde sein Vorgehen genauso ungeschickt wie Ulf und Philip.
Andererseits wird er nunmal der neue Kanzler und ich denke, jeder wächst gewissermaßen mit seinem Amt. Das war z.B. bei Frau Merkel gut zu beobachten.
Ich hoffe das nun auch bei Herrn Merz. Wir werden sehen.
Wieviele 69-jährige Narzissten, ohne einschlägige Amtserfahrung, ohne einen Funken sichtbarer Reflexion, die nie einen Fehler eingestanden haben, sich nie für irgendwas entschuldigen, kennst du, die sich nochmal nennenswert weiterentwickelt haben? Mit Amt oder ohne.
Ich finde inhaltlich vieles falsch, was Merkel über die Jahre gemacht hat, aber als Person, was Integrität und Aufrichtigkeit und die richtige Abwägung zwischen ihrem Land und ihren persönlichen Interessen angeht, war die Frau jeden Tag in ihrem Leben auf einem völlig anderen Level, als es Merz in 1000 Versuchen erreichen wird.
Merz Verhandlungsgeschick ist für mich ein ähnliches Thema, wie die Flugfähigkeiten von Schildkröten… Also wenn es in seinem Beraterstab jemanden mit sehr kräftigem Wurfarm gibt, will ich nichts ausschließen
Hoffen wir mal, dass ich falsch liege.
Ich teile den Optimismus von @Margarete aber auch die realistische Meinung von @JohanneSAC
Als kleine nicht ganz ernst gemeinte Anmerkungen, Herr Merz muss keine Fehler eingestehen, da er noch nie ein Amt mit politischer Führungsverantwortung hatte
Kein Optimusmus.
Ich denke, man muss ihm eine Chance geben, uns eines Besseren zu belehren.
Pragmatische Zuversicht könnte man es nennen.
Findest du? Wenn ich mir z.B. Trump so ansehe, habe ich nicht das Gefühl, dass er mit seiner ersten Amtszeit gewachsen ist. Zumindest nicht in dem Sinne, wie ich die „wachsen“ definieren würde. Trump hat mMn eher gelernt, wie er sein Umfeld so zu gestalten hat, dass es dort möglichst wenig Widerstand gegen ihn gibt. Nicht umsonst hat er so junge, unerfahrene oder schlicht ungeeignete Personen an wichtigen Stellen installiert.
Ich will jetzt Merz nicht unterstellen, dass er ähnlich fatale Charakterzüge wie Trump entwickelt, aber ich bin auch eher bei @JohanneSAC und gehe nicht davon aus, dass er sich staatsmännisch noch groß weiterentwickeln wird. Ehrlich gesagt erwarte ich bei Merz auch gar nicht, dass er alle meine Hoffnungen erfüllt, ich bin schon zufrieden, wenn er nicht alle Befürchtungen erfüllt (Stichwort: Sozialstaat, Atomkraft usw.)
Fast jeder
Allerdings scheint der Pool an kompetenten, erfahrenen und führungswilligen Persönlichkeiten bei allen Parteien etwas ausgedünnt, oder?
Ich hätte Robert Habeck gerne dort gesehen
Im Podcast wurde ja auch kritisiert, dass Merz offiziell nicht mit den Grünen verhandelt hat. Ich hatte das ehrlich gesagt sofort als Zugeständnis an Söder empfunden, da die CSU ja ohne Ende im Wahlkampf gegen die Grünen gepoltert hatte. Da hätte es ja jetzt doof ausgesehen, wenn z.B. bei der Verkündung des Schuldenkompromisses, keine 2 Wochen nach der Wahl, Habeck neben Söder gestanden hätte.
Ehrlich gesagt hat es mich gewundert wie im Podcast mit der aktuellen Situation umgegangen wird. Kommentare wie, dass die Grünen da jetzt quasi zustimmen müssen um die Sicherheit nicht zu gefährden kann man nur nennen, weil die Grünen so vernünftig agieren werden. Die Blockadehaltung gerade der Union vorher war reines Machtkalkül, denn auch da ging es schon um Sicherheit und Zukunft.
Ich glaube fest, dass der Union längst klar war, dass es ohne Schulden nicht geht und reines Machtkalkül sie nicht schon Jahre vorher mitwirken hat lassen und das würde ich gerne thematisieren, nicht den Druck auf die Grünen erhöhen doch endlich diesem vernünftigen Vorschlag zuzustimmen, egal was sie bekommen. Das ist genau so Erpressungspolitik wie Trump sie gerade fährt und kein wünschenswerter Politikstil.
Liebe Lageristen,
bevor ich meine Kritik an der letzten Lage loslasse, erstmal dies: euer Podcast ist der beste, informativste, i.d.R fairste, sorgfältigste, wichtigste und demokratieförderndste in meiner großen Sammlung. Erst wenn ich euch zugehört habe, gehen ich davon aus, dass ich die Lage der Nation wirklich erfasst habe. Dazu gehören alle notwendigen Begriffsklärungen, eine klare Sprache, beste Gesprächspartner etc. Genug des Lobes! Der aber redlich verdient ist.
Nun mein Anliegen: Bezug: Lage 421. Letztes Kapitel: Ausblick
Kann Merz das schaffen?
Nach meiner Auffassung und meinem Informationsstand kommt Herr Merz in eurer Darstellung seiner zukünftigen Arbeit als Bundeskanzler viel zu gut weg. Meine Menschenkenntnis, meine lebenslange aktive politische Erfahrung in Parteien und einer Gewerkschaft lassen weder einen so positiven oder auch nur neutralen Blick auf den Kanzlerkandidaten zu. Nach meiner Meinung gab es noch nie eine so schwache (mutmaßliche) Besetzung des Kanzleramtes in einer solchen hochkomplex bedrohlichen Lage der Nation und der Welt wie die anstehende. Ich halte Herrn Merz weder fachlich noch charakterlich für dieses hohe, außerordentlich anforderungsvolle und Haltung fordernde Amt geeignet oder kompetent. Es erübrigt sich euch so scharfsichtigen Kommentatoren gegenüber nun eine lange Liste von Argumenten aufzuführen. Dazu nur ein paar Spiegelstriche. Herrn Merz zeichnet aus:
- ein fast trumpscher Blick auf das Amt: „Am ersten Tag meiner
Kanzlerschaft …“
- adenauerisch: was schert mich mein Geschwätz von gestern?
- ohne jede Haltung zu Werten der Menschlichkeit und Ethik
- die Erlangung von Macht rechtfertigt Lügen, „alternative“
Fakten und jede Form von Hetze. Vor allem gegen Menschen,
die sich nicht wehren können. Migranten, Arme, Hilfesuchende.
- Abwesenheit politischer Erfahrung und Weltsicht.
Das soll mal genug sein. Den ganzen großen Rest wisst ihr viel besser als ich.
Und dieser Mensch muss/darf/soll nun die außerordentlich anspruchsvolle Politik der nächsten Jahre bestimmen. Und das war ja eure Frage: wie wird er das anstellen? Und die Antwort fällt viel zu neutral bis positiv aus. Ich habe beim Hören auf euren Biss, eure sachlich-kritische Sicht, euren Mut gewartet. Leider vergeblich. Ebenso leider gibt es keinen Anlass für euren Optimismus. Ich wende meinen Blick mit Grausen von der politischen Zukunft dieses Landes unter einem solchen Anführer ab, werde aber weiter daran arbeiten, dass es vielleicht nicht so schlimm kommt, wie man befürchten muss.
Euch einen solidarischen Gruß und macht weiter so! Vielleicht könnt ihr ja was mit meiner Kritik anfangen.
Baldur v.Berlepsch
34516 Vöhl
In meinen Augen wurden in der Lage bezgl. Merz vor allem Hoffnungswerte als (fast) bare Münzen angeboten.
Für mich war der Moment, in dem ich nicht mehr nachvollziehen konnte, wie man das, was getan und gesagt wurde, so weichzeichnen kann, als ausgerechnet dem Gelegenheitshetzer und Gewohnheitslügner Merz plötzlich irgendwelche festen Prinzipien angedichtet wurden. Sinngemäß: „Waren ja nur taktische Lügen im Wahlkampf“. Das hat Merz noch nirgends unter Beweis gestellt, wenn es wirklich drauf angekommen wäre. Das Gegenteil allerdings schon häufiger (Beispiele sind ja zahlreich und hier auch schon breit im Forum besprochen). Kann sogar sein, dass er sich seine Erzählungen vom Kämpfer gegen Rechtsextremisten und aufrechtem Europäer glaubt, das will ich ihm nicht absprechen. Aber das, was er sagt und tut ist sehr durchgängig das Gegenteil.
Welchem Prinzip außer dem eigenen Machtstreben und seiner narzistischen Eitelkeit soll Merz denn je gefolgt sein? „Europa!“ Wirklich? Der Typ der mehrfach mal eben so raushaut, EU-Recht zu brechen? Klar hat er das dann wieder relativiert, aber 2 Schritte vor, 1 zurück kennt man doch eigentlich von rechts schon seit Jahren.
Und was das Unions-Commitment zur Hilfe für die Ukraine und integrierte europäische Aufrüstung angeht, kann man auch mal über den großen Teich schauen. Wie lange es gedauert hat, 100 Jahre zuverlässig ans Hysterische grenzende Russophobie der Republikaner in ihr Gegenteil zu verkehren. Integrer, ehrlicher, verlässlicher ist die (Bundes-) Union heute auch nicht. Nur wenige Jahre früher in der Entwicklung.
Die Lage ist beim Kamellewerfen mit politischen Beruhigungspillen natürlich nicht allein. In der SZ oder FAZ (?) wurde Söder schon zum geeigneten Vermittelter mit der SPD hingeschrieben. Da weiß ich auch nicht mehr…
Sind das Ermüdungserscheinungen oder ein Gewöhnungseffekt, dass man nicht mehr sieht oder sehen will, was das für Leute sind und dass die genauso sind, wie sie schon all die Jahre gewesen sind?
Das einzige, was man zu seinen Gunsten anführen kann, ist eigentlich, dass er noch nie Kanzler war und das ja vielleicht doch noch irgendwas (alles?) zum Guten wenden könnte, was bisher schlechtes zu sehen war.
Angst - könnte es nicht einfach Angst sein vor dem, was kommt, wenn die Leute genauso sind, wie sie schon all die Jahre gewesen sind? Die Unmöglichkeit, überhaupt zu verstehen, was derzeit in den USA passiert - es ist doch wirklich, als würde ich einen Film angucken - aber es ist die Realität - und das versteht zwar mein rationales Gehirn, aber nicht mein emotionaler, automatisch reagierender Teil - der kann das nicht als Realität anerkennen. Und sollte jetzt auch noch so eine Aufteilung in Deutschland stattfinden, eine nicht akzeptierbare Realität - und ggf. die Folgen - wie soll ich damit fertigwerden? Wie soll ich das verstehen?
Falls das jetzt alles chaotisch klingt - ja, klar, ich habe einfach keine anderen Worte dafür.
Angst - Kontrollverlust - unsere bekannte Welt könnte im Chaos versinken - und dazu das Wissen - es hätte nicht so kommen müssen.
Sehe ich auch so. Das liegt natürlich auch ein Stück weit an seiner Partei. Die CDU hat unter Merkel auch immer ihr Fähnchen nach dem Wind gedreht (Wehrpflicht, Atomkraft, usw.) und das geht jetzt unter Merz so weiter. Merkel hat es aber, zumindest später in ihrer Regierungszeit, verstanden Deutschland als Staatsfrau ordentlich zu präsentieren. Das Merz das kann, muss er erst noch beweisen.
Und jenseits von Merz beweist die Union auch gerade, dass der Politikstil, den sie vor der Wahl als Oppositionspartei eingeschlagen hat, jetzt munter weitergeht, wie man an dieser Aussage von Günter Oettinger sieht (Quelle):
[…] der frühere Ministerpräsident Günther Oettinger […] bewertet die schwierige Lage so: „Bisher hat die Union der SPD ohne Gegenleistung alles gegeben, was sie wollte.
Vielleicht ist das nur ein PR-Stunt, damit Merz im Kontrast zu Oettinger besonnen wirkt, aber ich ich halte das eher für ein Indiz der mangelnden, grundsätzlichen Kooperationsbereitschaft der Union, die auch Merz persönlich als Oppositionsführer schon unter Beweis gestellt hat.
Ich habe gerade einen tollen Kommentar bei der Augsburger Allgemeinen gelesen, der das tolle Verhandlungsgeschick der Union (hier vor allem Söder) zum Thema hat:
Söder und Merz haben sich bislang wenig Mühe gegeben, um für ihre Pläne zu werben, die eine finanzpolitische Zeitenwende bedeuten. Mit Blick auf die Grünen dürfte dahinter das eiskalte Kalkül stecken, dass diese ja wohl nicht gegen eine Politik stimmen werden, die ihr eigener Kanzlerkandidat Robert Habeck im Wahlkampf propagiert hatte. Und damit enttarnt sich dann auch die atemberaubende Dreistigkeit von Söder und Merz. Von den Grünen erwarten sie selbstverständlich, dass sie nach der Wahl zu dem stehen, was sie vor der Wahl angekündigt hatten. Sie selbst aber haben keinerlei Skrupel, sogar das Gegenteil von dem zu tun, was sie zuvor großspurig versprochen hatten.
Den gesamten Text hier: Kommentar: Skrupelloses Grünen-Bashing und fehlende Ernsthaftigkeit – die Methode Söder ist am Ende
Die frechsten Bettler der Republik.
Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das die Unzulänglichkeiten unserer Demokratie aufzeigt, wenn große Weltereignisse pragmatische und schnelle Reaktionen erfordern, während im innerdeutschen politischen System weiterhin parteipolitische Interessen (zwischen Wahlkampf, Verfassungsänderung und Regierungsbildung) eine große Rolle spielen.
Das ist kein Problem des Systems. 2022 haben die Grünen vorgemacht, wie Demokraten auf eine große Krise reagieren können. Pragmatisch, flexibel, ohne ideologische Schranken. Dass der aktuelle Wahlsieger und seine Partei ihren Wahlkampf so verlogen, ignorant und radikal geführt haben, dass sie nun viel politisches Kapital pulverisieren müssen, um sinnlose, rechtswidrige Lösungen für das Scheinproblem Migration umzusetzen und kaum Spielraum haben, auf die wahren Aufgaben mit durchdachten, unideologischen, pragmatischen Ansätzen zu reagieren, liegt nicht am System, sondern an handelnden Personen.
Dass 20% der Sitze im Parlament an Verfassungsfeinde fallen, was die politischen Handlungsoptionen limitiert, ist ebenfalls kein systemisches Problem. Im Gegenteil: unser System sieht aus offensichtlich begründetem Misstrauen gegen einen Teil des Souveräns, das Verbot von Neonazi-Parteien ausdrücklich vor. Dass es dazu nicht gekommen ist, liegt nicht am System, sondern an handelnden Personen, die davor zurückschrecken, zu akzeptieren, dass diese Partei und ihre Wähler schlicht Neo-Nazis und ihre Unterstützer sind.
JohanneSAC
Wieviele 69-jährige Narzissten, ohne einschlägige Amtserfahrung, ohne einen Funken sichtbarer Reflexion, die nie einen Fehler eingestanden haben, sich nie für irgendwas entschuldigen, kennst du, die sich nochmal nennenswert weiterentwickelt haben?
Das ist mir deutlich zu polemisch. Man mag gute Gründe finden, F. Merz nicht zu mögen. Aber allein die Tatsache, dass er sich sehr wohl bereits für Fehler entschuldigt hat (bspw. sein Abstimmungsverhalten in der zweiten Abstimmung bzgl. der Einführung des Straftatbestandes der Vergewaltigung) zeigt, dass du hier nur deinen Frust ablassen willst.
Merz wird sich schwerer tun als Merkel, allein weil ihm offensichtlich das politische Feingefühl abhanden gekommen ist. Vielleicht ist er aber auch genau die Art Kanzler, die jetzt außenpolitisch gebraucht wird und innenpolitisch zumindest geduldet werden kann.
Die Zeit wird zeigen, ob er mit dem Amt wachsen kann.
Vorneweg: Die Abstimmung damals ist in meinen Augen kein heute noch relevanter Vorwurf gegen Merz und sicher nicht das entscheidende Puzzleteil, um sein Verhältnis zu Frauen zu beschreiben (den Vorwurf fand ich auch schon länger polemisch und falsch).
Genau hinhören: was er gesagt hat ist, dass er heute anders abstimmen würde, aber andere hätten auch so gestimmt, wie er. Das ist 1. Keine Entschuldigung, sondern eine Richtigstellung/Ausrede, um aktuelle Angriffsfläche zu reduzieren 2. Räumt er damit nur eine Meinungsänderung ein 3. Muss er diese Meinungsänderung nicht über tatsächliches politisches Handeln nachweisen. Man kann ihm das glauben, oder nicht. Aber nach den Erfahrungen der letzten Monate, kann man Merz, kaum ernstlich den Vertrauensvorschuss zusprechen, dass schon stimmen wird, was er über seine Positionen sagt und er auch danach handelt, wenn es politisch was kosten könnte. Siehe Taurus, Zahnarzttermine, Gruppenvergewaltigungen, Nutzung von AfD Stimmen, Schuldenbremse (Liste lange nicht vollständig)
Insofern bleibe ich bei meiner Feststellung und weise deine Kritik zurück. Vergewaltigung in der Ehe: Merz "würde heute anders stimmen" - ZDFheute