Ich mag den Habeck. Leider liegt er Energiepolitisch komplett falsch, weil er da zu sehr auf M. Fratschner hört, der ist da auch komplett auf dem Holzweg befindet. Ich sage immer von Energieerzeugung haben 98% der Bundesbürger keine Ahnung und bei Politikern liegt die Quote bei 100%. Das ist traurig. Ich arbeite seit 30 Jahren in der Energieversorgung und kann daher sehen, was auf uns zukommt. Ich könnte hier tausend Sachen aufzählen, das liest hier aber keiner durch.
Nur eins, die Versorgungssicherheit in Deutschland ist in Gefahr, wir bauen seit 10 Jahren gesicherte Leistung ab (modernste Kraftwerke) und sehen zeitgleich, das Sonne und Wind keine gesicherte Leistung darstellen, auch mit mehr Speicherkapazität nicht! Gleichzeitig soll alles elektrifiziert werden! Das kann sich jeder ausmalen, dass das nicht klappt. Börsenpreise von 1000€/MWh (1€/kwh!) dokumentieren das sehr deutlich (war diese Woche der Fall).
Günstige Energie ist die Grundlage für alles, witschaftlicher Aufschwung und politische Stabilität, stehen da ganz vorne. Alles das ruinieren wir gerade
Das ist mir eigentlich zu populistisch formuliert, aber weil das Thema heute ähnlich hart formuliert in den Medien war, ist es vielleicht gar nicht so unangebracht:
Schweden und Norwegen haben in der Tat wegen der kürzlichen Dunkelflaute Deutschland massiv kritisiert, weil wir im Rahmen der Dunkelflaute massiv Energie hinzukaufen mussten, wodurch die Preise auch in Norwegen und Schweden explodiert sind. Ich kann daher die Wut aus dieser Richtung verstehen. Die beiden Länder kritisieren vor allem auch den Atomaussieg.
Naja, ganz so krass würde ich es nicht sehen. Du hast Recht, dass die „gesicherte Leistung“, also die Wind- und Wetterunabhängige, seit Jahren massiv abgebaut wird. Das ist ja auch logisch, denn diese gesicherte Leistung kommt aus fossilen Quellen (Gas, Braunkohle, Steinkohle) oder eben aus der Atomkraft. Gleichzeitig gingen die erneuerbaren Erzeugungen in ähnlichem Umfang hoch. In einer Zeit immer höherer Stromverbräuche ist das natürlich nicht genug, der Ausbau der Erneuerbaren muss noch mal deutlich schneller gehen.
Die große Frage ist aber eben, ob mehr Speicherkapazität in Zukunft eben nicht doch ausreicht - und der Großteil der Forschung scheint davon auszugehen, dass das durchaus möglich ist. Immer neue Speichermethoden werden ausprobiert, zuletzt mehrfach in den Medien war ein recht vielversprechendes Projekt des Fraunhofer-Institutes mit Betonkugel-Speichern auf dem Meeresgrund (quasi Pump-Speicher, die beliebig erweitert werden können).
In diesem Sinne bin ich nicht ganz so pessimistisch, dass es mit der Speicherung völlig unmöglich sei. Fakt ist aber, insofern haben du, Schweden und Norwegen Recht, dass wir uns aktuell in einer sehr kritischen Phase befinden, in der eben (noch?) nicht genug Speichermöglichkeiten bestehen und somit bei Dunkelflauten massive Preisspitzen entstehen können. Und hier muss die Politik dringend tätig werden, denn diese Situation ist langfristig natürlich für alle Beteiligten extrem unschön.
Die Frage ist eben nur: Handelt es sich um eine Übergangsphase oder wird das wirklich ein dauerhaftes Problem sein? Ich bin da Optimist und denke, es ist eine Übergangsphase, du scheinst Pessimist zu sein und zu denken, dass es ein dauerhaftes Problem sein wird. Die Zukunft wird es zeigen.
Ist aus meiner Sicht einen neuen Thread wert, da das THema hier die Steuern waren. Zudem verstehe ich deine Kritik nicht. Die hohen Preise an der Börse entstehen zu Zeiten, in denen es wenig Erneuerbare gibt und viel fossile Erzeugung. Der Einkaufspreis ist also günstig, wenn es viel EE gibt.
Deutschland hat zu jedem Zeitpunkt genug Kraftwerksleistung, um sich selbst zu versorgen. Niemand wird dies abbauen, ohne eine Alternative aufgebaut zu haben (Flexible Kraftwerke, Import/Export, Speicher, Regelbarkeit, Lastverschiebung).
Hier die entsprechende Grafik vom Börsenpreis
Die Frage ist, was ist dein Alternativvorschlag, der gleichzeitig CO2-neutral ist.
EDIT: Hier die Grafik von energy-Chats mit dem Importanteil. Atomkraft hat zuletzt 4000 MW an Leistung beigetragen. Die Importleistung lag bei 15000 MW. Import passiert, weil der Preis aus Schweden in dem Fall wohl günstiger war als bei uns weitere Kohle oder Gaskraftwerke zu betrieben. Die schwedischen Konzerne verdienen da also sehr gut dran. Zumal sich die Schweden dann auch nicht beschweren, wenn sie bei uns den Strom zu Niedrigstpreisen importieren können, wenn wir EE Überschuss haben. Im Grunde fordert Schweden einen Weiterbetrieb der Kernkraft um Überproduktion zu haben, das ist auch nicht schlau und halte ich in der Auswirkung auf den Preis auch für überzogen (4 GW Leistung bei einer Stromabnahme von 67 GW).
Ich bin optimistisch, dass wir das in naher oder ferner Zukunft hinkriegen. Gerade bei Langzeitspeicherung (also nicht die Art Batterien, die wir zumindest derzeit nutzen) könnte uns aber ein wenig mehr Technologieoffenheit nutzen. Nur mal ein provokanter Gedanke an dieser Stelle: Man stelle sich vor in zukünftigen Sommern ist so viel Energie über, dass wir eFuels nahezu zum Nulltarif produzieren könnten…
Was für mich aber die viel größere Frage ist: Wie kann man so planlos sein, gesicherte Kapazität abzubauen, noch bevor man neue sichere Kapazität geschaffen hat?
Kannst Du erklären, was Dir genau an „Technologieoffenheit“ die fehlt? Es wird doch niemand daran gehindert, eFuels zu produzieren. Und wenn es im Vergleich zu alternativen Verwendungsmöglichkeiten der beste Business-Case ist, wird es sicherlich jemand tun.
Der Nulltarif betrifft übrigens allenfalls die Betriebskosten, wenn man Personal, Wartung etc ausblendet.
Gerne würde ich diesen „Was auf uns zukommt“-Beitrag lesen und ermutige dazu, diesen zu eröffnen.
Hab die Themen mal getrennt.
Danke @Daniel_K, ich hatte auch vor, heute Abend einen Thread zu den Kritiken aus Schweden und Norwegen zu eröffnen. Jetzt hast du mir die Arbeit abgenommen.
Ich stimme @JustinCase größtenteils zu, verstehe aber auch die Herausforderungen und Motive der Bundesregierung. Dennoch finde ich, dass einige Politiker und Wissenschaftler auf diesem Gebiet sehr naiv agieren und möglicherweise aus missionarischem Eifer bestehende Probleme ignorieren. Zum Beispiel, wenn sie behaupten, dass Energie durch die Transformation günstiger wird oder ein schneller Umstieg auf Wärmepumpen super-wirtschaftlich ist (aktuell ist es eher ein Nullsummenspiel oder sogar ein Verlustgeschäft – das sehe ich auch bei mir).
Das Problem ist, dass Deutschland derzeit stark auf schwankende Erzeuger setzt, ohne die entsprechenden Speicher oder Weiterleitungskapazitäten aufzubauen. Mit unserer Strategie sollten wir eigentlich bereits viele Elektrolyseure im Einsatz haben, die von Frühjahr bis Herbst den Überschuss aus dem Netz aufnehmen und in speicherbare Energieträger umwandeln, um das Netz zu entlasten. Um tageszeitliche Schwankungen auszugleichen, müssten zudem Kurzzeitspeicher installiert werden, damit sie auch nachts zuverlässig arbeiten können.
Das würde auch unsere Nachbarn freuen, denn im Sommer beschweren sie sich regelmäßig über Überkapazitäten im Stromnetz aufgrund der deutschen PV-Produktion. Tschechien hat bereits „Netzsperren“ installiert, um zu verhindern, dass deutscher Strom ihre Netze überlastet. Andere Länder planen ähnliche Schritte.
Im Winter könnten wir diese gespeicherten Energieträger dann nutzen, um den Bedarf unserer Nachbarn zu decken.
Statt die Energiespeicherung durch Elektrolyse massiv zu fördern, konzentriert sich die Bundesregierung jedoch auf die Elektrifizierung von Industrie, Verkehr und Haushalten. Das erzeugt eine Last, die im Sommer zwar nützlich ist, im Winter unsere Probleme an einzelnen Tagen aber noch verschärft. Wir brauchen netzstabilisierenden Verbrauch, nicht die Anarchie der Masse.
Wir forschen und probieren was Speicherung angeht gerade in alle Richtungen und machen gute Fortschritte. EFuels bei Überschüssen zu produzieren ist sinnvoll. Die Frage hier ist, wofür setzt man sie ein und da wird es sicher an der Wirtschaftlichkeit scheitern, diese in einem Verbrenner zu Strom umzuwandeln, denn darum geht es in diesem Thread. Stromlücken.
Die einzigen, die abgeschaltet haben, ohne Alternativen zu fördern waren die CDU/FDP/SPD in den letzten Jahren. Die haben den Atomausstieg beschlossen und gleichzeitig sich weder um den Ausbau der EE noch um sinnvolle Reformen am Strom- und Speichermarkt oder Flexibilisierung und Digitalisierung des Strommarktes (Smartmeter) gekümmert.
Für alle, die Schnappatmung bekommen, dass es in Deutschland bald dunkel werden könnte, wir haben aktuell noch mind 75 GW fossile Kraftwerksleistung (nur die über 10 MW) bei Strombezugsleistungen von max ca. 73 GW. Dazu kommen Wasser- und Bioenergiekraftwerke, die auch konstant Strom liefern mit ca. 6 GW.
Kraftwerke: konventionelle und erneuerbare Energieträger | Umweltbundesamt
Deine Vorschläge sind alle richtig. Ich stimme aber nicht zu, dass hier nix passiert.
H2 Speicher werden schon erforscht. Hätte man halt früher mit anfangen müssen. Link im Beitrag zuvor.
Der Ausbauplan für das H2 Netzt steht.
Die schwankenden Preise und Regularien, die die Einspeisung zu Spitzenzeiten begrenzen sind krasse Treiber für den Aufbau von Speichern (der Vergleich wie viele Haushalte die versorgen können ist immer sinnlos, weil da auch stehen müsste, die lange sie die versorgen könnten. Leistung über die Zeit).
Provokante Frage: Vertrauen wir jetzt unseren Ingenieuren und dem Markt oder nicht?! (Vorausgesetzt es gibt eine Regierung, die den regulativen Rahmen richtig setzt und unnötige Bürokratie abbaut, siehe am Beispiel Windkraftgenehmigungen).
Großspeicher in Deutschland: Geplante Leistung reicht für 112 Mio. Haushalte - EFAHRER.com
Eine Anmerkung und eine Frage:
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Im oben verlinkten „Dunkelflaute-Ticker“ (den ich im Übrigen ziemlich reißerisch finde) steht auch, dass Schweden fordere, D in Strompreiszonen aufzuteilen. Das dürfte die größten Preisspitzen mW schon abfedern, da braucht es keine Grundsatzdebatte über die Energiewende. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass Habeck dem eher skeptisch ggü. steht. Dazu dann die schon angesprochenen Speicher.
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Was ist das Problem aus schwedischer Sicht? Die Preise für Stromabnehmer:innen werden dadurch teurer, weil sich die Nachfrage aus D erhöht. Aber das Geld landet doch bei schwedischen Energieunternehmen. Und wenn das Angebot höher ist, zahlt man dementsprechend weniger. Oder kommt das dort nicht so an, weil kaum teure fossile Kraftwerke im Markt sind und Schweden nicht von dt. Importen profitiert, wenn die EE im Überangebot da sind?
In Schweden gibt es, da sie bei der Flexibilisierung schon weiter sind als wird, viele Kunden, auch Privatkunden, die wohl Strom über den Markt beziehen und nicht wie bei uns feste Strompreise haben. Die Preise schlagen daher auf die Kunden durch. Das sind ungewohnte Zustände, wenn man vorher immer einen relativ gleichmäßigen Preis hatte. Fehlen tut mir hier aber eine Gesamtrechnung, die den Vorteil aus niedrigen Strompreiszeiten gegenüberstellt.
Solche ausreichenden Speicherkapazitäten gibt es doch noch überhaupt nicht. Und mMn deswegen, weil die Industrie sie aus Profitgründen nicht bauen wollte und die Politik sie leider nicht energisch genug gefordert hat. Wir haben letztes Jahr mehrere Tausend Gigawatt-Stunden an EE-Strom abgeregelt (Quelle), weil keine Speichermöglichkeiten bzw. Transportkapazitäten vorhanden da waren.
Das ist aber eben der Preis, denn man zahlt, wenn man das den Markt regeln lassen will.
Modern nicht automatisch „gut“. Und „gut“ sind Kohle- und Atomkraftwerke wegen Klimawandel und Endlagerung gerade nicht. Diese Probleme hat man einfach nur Jahrzehntelang verdrängt.
Hast Du diese Zahlen auch für 2031, unter Berücksichtigung von Kohleausstieg und zunehmender Elektrifizierung?
Die Frage ist auch nicht, ob genug Strom im Extremfall vorhanden ist, sondern ob er überall und zu welchem Preis er vorhanden ist. Der Spotpreis gestern hat bereits ein Stahlwerk gezwungen abzuschalten.
Mein Vater war ca. 20 Jahre lang Key Account Manager bei einem bekannten Energielieferanten. Seit etwa 15 Jahren erzählt er mir, dass Deutschland untergeht, uns massive Blackouts bevorstehen und überhaupt alles ganz schlimm sei, weil die Politik für nichts tauge. Nun wurden auch noch die AKWs abgeschaltet. Oh mein Gott, wir werden alle sterben!
Wann genau geht es denn nun eigentlich endlich los mit den Blackouts und der großen Energieknappheit?
Bitte lass diese ständige Panikmache. Es ist so lächerlich und ermüdend.
Hmm, ich fürchte ich traue unseren Politikern nicht die richtigen Anreize und den regulativen Rahmen zu setzen und Pläne sachgemäß anzupassen wenn Änderungen wegen geänderter Situationen nötig werden.
Schauen wir uns den Bau von Nord-Süd Link an. Der hängt seit Jahren zurück, aber statt den regulativen Rahmen (Klagen von Verbänden) rechtzeitig anzupassen, schalten wir lieber im Norden Windräder ab.
Oder wir verlangen von Betreibern von Kleinanlagen (Dach-PV/kleine WKA) nach zwanzig Jahren die Direktvermarktung oder Zusammenarbeit mit einem Händler, der absurd hohe und teure Auflagen verlangen kann.
Außerdem ist grüner Wasserstoff heute noch viel teurer als grauer, also völlig unwirtschaftlich. Welche Firma ohne ausreichende staatliche Förderung soll diesen Weg dann freiwillig gehen?
Und zuletzt halte ich die Elektrifizierung für grundlegend eine schlechte Idee, in der die Stromnetze mit dem nötigen Ausbau und neuen Anforderungen an die Erzeugung ohnehin im Grenzbereich gefahren werden.
Ein wenig mehr Planung und überlegtes Vorgehen wäre mir viel lieber als eine E-Auto Förderung oder die schnelle Elektrifizierung der Wohnungen.
Wer’s detaillierter mag: gerne füge ich diesen Link vom Ingenieur.DE dazu, denn dieser beschreibt nicht nur von den geplanten Batteriegroßspeichern, sondern zeigt eindeutig den Business Case und den Zeitrahmen auf: Batteriegroßspeicher boomen, diese Projekte sind geplant .
Es besteht doch genug Kapazität. Und die kernkraftwerke, um das direkt vorwegzunehmen, wurden nicht planlos stillgelegt sondern mit einem zehnjährigen Vorlauf. Dass diese 10 Jahre zu nichts genutzt wurden ist eine andere Frage.
Der Markt regelt es doch bereits, der Markt kauft in Schweden Strom hinzu. Dieses günstiger als bereits jetzt und heute in irgendwelche anderen Technologien zu investieren. Die, die vom Markt reden, ignorieren dass dieser bereits aktiv ist und alles was jetzt gefordert wird hinsichtlich Speicher und Netzausbau staatlich gelenkt ist. Hier hat der Markt mal gar nichts gemacht in der Vergangenheit.
Grad einige Umfragen und Politikeraussagen zum Thema gehört.
Oft heißt es da, wir schalten die Atomkraftwerke wieder eben mal an, dann wird der Strom sofort billiger, und bauen fix paar neue, Kernfusion ist ja schon da und total billig. (Kurz zusammengefasst)
Klingt jetzt nicht nach gut informierten Wählern und politischen Entscheidungsträgern.
Und Söders Ideen mit Atomstrom in Tschechien abgreifen hat langsam was von König Ludwig Allüren
Fairerweise muss man sagen, dass auch die 6% mehr Leistung aus AKW uns gestern nicht vor den hohen Preisen gerettet hätten. Die Preise wären trotzdem noch sehr hoch geblieben.