Blackouts halte ich für unrealistisch. Aber die Preise werden im Winter deutlich steigen und bilaterale Unmutsäußerungen über den deutschen Sonderweg wird es auch häufiger geben als bisher.
Wenn einem das völlig egal ist und auch die Abwanderung der energieintensiven Industrie nicht tangiert, dann ist sicher alles tutti.
Aber in eher populistischen Informationskreisen hält sich ja die Behauptung, ein Weiterbetreiben der drei Atomkraftwerke hätte ohne Zusatzkosten billigen Strom garantiert.
Ein Punkt warum die so gestiegen sind (der auch zur Kritik gehört) ist die Tatsache, dass Deutschland keine Preiszonen hat. Ist wohl irgendeine EU Verordnung deren Umsetzung Bayern massivst blockiert.
Das ist nämlich einer der Hauptgründe, warum hier hauptsächlich Südschweden (Preiszone 4) mit ca. 8SEK / kWh betroffen war und nicht Nordschweden (Preiszone 1) mit 0,08 SEK/ kWh zum gleichen Zeitpunkt.
Würde Deutschland wenigstens in 2 Zonen aufgeteilt würde es uns hier nicht jedesmal so dermaßen hart treffen, sondern diejenigen die immer alles Blockieren (Nord Süd Trassen und WKA im Süden)
Übrigens behauptet unsere Regierung auch gerade, dass die hohen Preise an den abgeschalteten AKW (in Schweden) liegen würde und nicht etwa am Export…
Sie wollen jetzt auch eine Sondersteuer auf Strom einführen um der ach so billigen und wirtschaftlichen Kernkraft mit 60MRD € Steuergeld auf die Sprünge zu helfen ^^
In Deutschland zahlt der Verbraucher einen vorher festgelegten Preis pro kWh über die Dauer des Vertrages.
Mein Strompreis wird täglich aus dem Börsenpreis neu berechnet und der Durchschnitt auf den Monat liegt meiner Stromrechnung zugrunde, heißt die Preisschwankungen schlagen direkt auf den Verbraucher durch und statt der üblichen ca. 2000 SEK Rechnung für eine Villa (zu deutsch EFH) für einen Wintermonat können dann schnell mal über 10.000 SEK fällig werden was für viele rund ein halber Monatslohn ist.
Hab gerade mal nachgeschaut meine Prognose ist 18% geringerer Verbrauch als im Vorjahresmonat und die Rechnung wird trotzdem mehr als das doppelte betragen.
Jup, das Thema wurde ja auch immer wieder mal kurz angesprochen, hält sich aber leider nie im politischen Diskurs. Ich denke auch, dass wir es es wesentlich zu einfach machen, wenn wir nur auf die Energie-Erzeugung und Engerie-Speicherung schauen, diese dritte Ebene der Energie-Politik ist natürlich auch von erheblicher Bedeutung. Das Problem ist aber wieder, dass die Komplexität des Themas zu hoch ist - die Problematik der Strompreisbestimmung ist dem durchschnittlich informierten Bürger einfach nicht zu vermitteln, weshalb auch Populisten dieses Thema nicht aufgreifen (sondern stattdessen lieber einfach wieder Atomkraft fordern, das versteht der Wähler…).
Das ist eine zentrale Bedrohung für die Demokratie - die Systeme, auf die unsere Lebensweise im Alltag aufbaut, sind so komplex geworden, dass nur noch Experten die Systeme auf ihren jeweiligen Gebieten verstehen. Da man mit so komplexen Fragen keinen Wahlkampf machen kann, gewinnen am Ende die Populisten, die einfache Lösungen fordern (die natürlich dann völlig an der komplexen Problemstellung vorbeigehen…)
Die Preisstruktur ist nicht wirklich änderbar, weil Bayern es boykottiert. Da der Großteil der deutschen Stromerzeugung nun im Norden Deutschlands ist, wären Preiszonen für Bayern natürlich ein Nachteil. Bayern will letztlich den billigen Strom aus den Windparks in der Nordsee genau so billig beziehen wie Hamburg… das ist ein Stück weit auch nachvollziehbar, weil wir natürlich die Stromerzeugung eher auf nationaler Ebene diskutieren. Daher: Wenn wir die Atomkraftwerke in Bayern stilllegen müssen wir wohl auch Bayern am günstigen erneuerbaren Strom teilhaben lassen. Wäre auch gefühlt kein Problem, wenn Bayern nicht gleichzeitig z.B. über 10h-Regelungen den Ausbau von Windkraft in Bayern quasi gestoppt hätte. Klar wird Bayern nie so viel Windstrom produzieren wie die Nordsee, aber es sollte zumindest tun, was es kann, statt den Standpunkt zu vertreten: „Wir wollen wieder Atomkraft, deshalb blockieren wir die Erneuerbaren und zugleich jede Regelung, durch den der Stromimport Bayerns von Restdeutschland teurer würde“. Und das scheint mir der (mehr oder weniger deutlich ausgesprochene) Standpunkt Bayerns zu sein.
Jens Spahn grad im Interview, das man als CDU die Wiederinbetriebnahme der AKW sorgfältig prüfen wolle. Dazu sollen solange keine Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, bis als Ersatz Gaskraftwerke da sind.
Die AKW Betreiber winken schon ab, weil der Rückbau schon teils zu weit fortgeschritten sei.
Es gab jüngst eine Reform, die zumindest die Netzentgelte besser verteilen soll. Turn out, in Bayern sinken die Netzentegelte, weil sie vor allem auf der Verteilebene (wegen Solar) viel gemacht haben. Zeigt nur umso mehr, dass die Netzentgelte durch den Staat getragen werden sollten, weil wir jetzt ein Netz aufbauen, dass für die nächsten Generationen ist und nicht nur durch uns jetzt getragen werden sollte und die Wende nur blockiert.
Definiere Sonderweg. Halte ich auch für einen Mythos. Die AKWs sind Absichtserklärungen und auch nicht grün. Bei vielen Ländern stecken da aus meiner Sicht militärische Absichten mit drin. Signifikante Beiträge zum Stromverbrauch werden sie in kaum einem Land beitragen und nicht ohne Subventionen auskommen, was ja bei EE immer kritisiert wird.
Keiner sagt, dass wir nicht Backups brauchen. Aber unregelbare AKWs sind es einfach nicht. Die passen nicht zu fluktuierenden EE. Das werden die Länder auch noch merken, wenn sie mehr EE ausgebaut haben und ihre Kohle ersetzen mussten.
Das bezieht sich mit Sicherheit auf die Ausspeicherung der Wärme. Wir reden hier aber von der Speicherung von Strom. Das wirst du hier nur mit einer Dampfturbine hinbekommen, der Wirkungsgrad liegt dann entsprechend deutlich darunter und sie geben auch keinen Wert dafür an. Die Wirtschaftlichkeit wird zeigen, inwiefern die Dinger gebaut werden. man sieht aber, es gibt viele Ideen
Das stimmt aktuell in der praktischen politischen Diskussion. Aber nicht weil Bayern da ein Vetorecht hat, sondern weil sich in quasi allen betroffenen Einheiten, selbst in der EU, niemand findet, der das Thema wirklich umgesetzt sehen will. Wenn z.B. aus der EU dort mehr Druck kommen würde, dann könnte Bayern das nicht blockieren.
Das Problem ist aus meiner Sicht Paragraph 11 des EnWG. Hier ist aktuell definiert, dass es eine einheitliche Gebotszone gibt. Allerdings kann man auch argumentieren, dass im Sinne der Autonomie der Regulierungsbehörde (da hat Deutschland schon mal wegen zu geringer Unabhängigkeit Probleme bekommen) die gesetzliche Regelung zu weit geht. Klar ist das ein eher schwer gangbarer Weg, aber wenn der politische Wille da wäre, dann sehe ich zumindest Argumente, dass Aufgrund des Drucks der EU hier nicht auf immer und ewig blockiert werden kann.
Zu dem Satz würde ich gerne sagen, dass es vielmehr die Politik ist, die sich an viele Lösungen nicht traut. Ja, auch in der Wissenschaft gibt es einige, die dort vereinzelt eher aktivistisch auftreten. In Summe ist es dort aber eigentlich schon lange sehr klar, dass so wie es in Deutschland umgesetzt wird nicht ausreichend ist.
Es wird da schon lange und immer wieder darauf hingewiesen, dass Dinge wie die Digitalisierung zu wenig und meine Worte „grausam schlecht“ umgesetzt werden. Ein Stichwort sind Smart Meter in Deutschland, die viel zu kompliziert sind. Dazu mangelnde variable Preise und Preisbestandteile (das eine geht nur mit dem anderen). Auch der fehlende Fokus auf Speicherung (die Bundesregierung hat z.B. immer noch nicht verstanden wie wichtig Batteriespeicher sein können und hinkt da selbst mit ihren kaum vorhandenen Ambitionen der Realität hinterher). Genauso bei Netzausbau oder Gebotszonenteilung. Ohne, dass viele dieser Dinge nicht gemeinsam angegangen werden, kann z.B. die theoretisch günstigere Strompreis gar nicht bei Endkundinnen ankommen. Ergo, das ist zwar möglich, aber nur unter gewissen Bedingungen, die bei seriösen Wissenschaftlerinnen auch immer mit dabei stehen. Es wird nur leider der Teil es soll doch günstiger werden" herausgepickt und dann oft vergessen, was die Bedingungen dafür sind. Nur viele erneuerbare zu bauen ist da schlicht nicht ausreichend (und das sagst du ja auch - ich wollte nur die Wissenschaft hier etwas mehr in Schutz nehmen, weil ich die Schuld viel mehr bei der Politik sehe).
Ich frage mich an dieser Stelle immer wieder, warum im Interview dann nicht einfach die Nachfrage nach Subventionen gestellt wird. Einfach Jens Spahn fragen, wie er es mit der Technologieoffenheit hält und wie mit den Aussagen das Subventionen nur für neue Technologien sinnvoll wären.
Also einfach fragen:
Ist die Union bereit, Kernkraft zu subventionieren?
Man sollte einfach fragen, in welcher Höhe die Union bereitet die Kernkraft zu subventionieren. Also wie viele Milliarden sollen durch den Start gegeben werden, um eine seit über 40 Jahren existierende Technologie marktfähig zu halten.
Dann wäre die Luft raus aus dieser ganzen Diskussion.
Es geht doch darum Energie zu speichern, nicht Strom ^^
E-Fuels würden ja auch keinen Strom speichern.
Heiz deinen Sandspeicher im Sommer mit Solarstrom auf und mach damit im Winter deine Bude warm und du brauchst keinen Strom für die WP im Winter zu speichern
Klar das geht. Aber brauchen dann trotzdem noch Strom und darum ging’s hier nmV, wenn’s um Dunkelflauten geht. Will den Speicher jetzt auch gar nicht vollständig schlecht reden, wollte nur drauf hinweisen, dass er fürs Ausspeichern von Strom nicht so geeignet scheint. Wärme zu speichern ist nicht so schwer.
Nicht Bayern, sondern die Bundesregierung und die Bundesnetzagentur. Und das mit gewichtigen Argumenten. Ein Gebotszonensplit könnte die aktuelle Netzengpasssituation lindern, aber verursacht auch hohe Umstellungskosten und bleibende Schäden, beispielsweise ist der deutsche Strommarkt aktuell besonders liquide und fungiert so als Stütze für den europäischen Gesamtmarkt.
Das deutsche und europäische Stromsystem braucht insbesondere zwei Dinge: einen massiven Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze sowie eine Flexibilisierung des Stromverbrauchs (die glücklicherweise durch die kommende Elektrifizierung des Wärme- und Verkehrssektors stark zunehmen wird).
Die aktuellen Vorschläge des BMWK finden sich im „Strommarktdesign der Zukunft“. Ich schlage vor, dass sich eine mögliche Kritik am BMWK darauf beziehen sollte statt auf „Sekundärliteratur“.
Warum kann man die Netzentgelte nicht Entfernungsabhängig machen?
Wenn der Aufwand für die Ferntransport des Stroms in den Süden in Rechnung gestellt würde, dann müsste sich Herr Söder ganz schnell einigen sehr unangenehmen Fragen von Seiten der regionalen Industie stellen. Und wenn er diesen Leuten dann von den berauschenden Aussichten auf neue AKW und den fast schon bevorstehenden Fusionskraftwerken vorschwärmt, werden die ihn auf die großen freien Flächen in Norddeutschland hinweisen, wo nicht nur die Energie billiger ist, sondern man auch deutlich näher an den Exporthäfen sitzt ( ein bei der zunehmend verfallenden Verkehrswegen immer wichtigerer Faktor).
Darum war es auch so dumm, daß sich der Wirtschaftsminister überhaupt in eine Ausstiegsdebatte verstrickt hat.
Wenn ich mich recht erinnere, waren doch aufwendige Sicherheitüberprüfungen überfällig und die Brennstoffe gingen zu Ende. Hätte die Politik sich also zurückgehalten den TÜV, die Verwaltung und nicht zuletzt die Buchalter der Betreiber ihre Arbeit machen lassen, dann ständen die AKWs jetzt genau so still.
Aber es gäbe keine Grundlage für die jetzt so verbreitete Dolchstoßlegende - „der von linksgrün verblendeter Ideologie getriebene und mit grundsätzlicher Ahnungslosigkeit geschlagene Wirtschaftsminister hat die hervorragenden Atomkraftwerke abgeschaltet und ist deshalb verantwortlich für hohe Strompreise, die Deindustrialisierung Deutschlands und…“
Wenn die Betreiber ihre Werke einfach als nicht mehr rentabel hätten auslaufen lassen, dann wäre uns sicherlich etliches von der unsäglichen Atom-Aktivierung-Debatte erspart geblieben. Vielleicht wären dabei sogar zielführende Diskussionen möglich gewesen.
Das ist so weit korrekt, wobei man natürlich sagen muss, dass dieser Zustand wieder den vorherigen Atomausstiegs-Plänen geschuldet war. Betriebswirtschaftlich fährt man Investitionen eben auf das absolute Minimum zurück, wenn ein Ende in Sicht ist. Deshalb waren sämtliche Wartungs- und Brennstab-Beschaffungspläne auf das 2011 festgelegte planmäßige Aus im Jahr 2022 (das von einer Schwarz-Gelben Regierung unter Merkel beschlossen wurde!) ausgerichtet. Deswegen war es zum Zeitpunkt 2022 eben tatsächlich nicht mehr möglich, die Atomkraftwerke „einfach mal ein paar Jahre länger“ laufen zu lassen.
Das ist eben der Punkt: Den Atomausstieg muss man langfristig planen. Und zu dieser Planung gehört natürlich auch, etwaige Risiken bei der Versorgung mit anderen Energieträgern (z.B. russisches Gas) zu berücksichtigen und hier Redundanzen bereit zu halten. Das wurde nicht getan - und das ist ein Versagen der Schwarz-Gelben Regierung Merkel II und den Schwarz-Roten Regierungen Merkel III und Merkel IV. Als die Ampel im Dezember 2021 angetreten ist war es jedenfalls eindeutig zu spät, um der Ampel daran noch eine Mitschuld zu geben.
Exakt, dem müssen immer wieder die Fakten entgegen gehalten werden:
Es war eine Schwarz-Gelbe Bundesregierung, die den Atomausstieg für 2022 beschloss. Habeck hat nur umgesetzt, was Schwarz-Gelb 11 Jahre früher beschlossen hat, und hatte - siehe oben - auch kaum eine andere Wahl. Wie es die Union und manche konservative Demagogen schaffen konnten, das Ding den Grünen an’s Bein zu nageln, ist ein Paradebeispiel für einen fehlgeleiteten öffentlichen Diskurs (und ein Totalversagen der Medien, die hier die Aufgabe gehabt hätten, die Fakten immer und immer wieder zu wiederholen, bis sie auch beim Letzten angekommen sind).
Mag sein nur FDP und Co haben ja massivst für die Verlängerung getrommelt und es hätte mich auch nicht gewundert wenn Lindner nocht auf die Schnelle in irgendeinem Sozialtopf noch mal schnell ein paar Millionen „gefunden“ hätte um dem Wunsch mit Subventionen Nachdruck zu verleihen.
Doch, denn die wurde ja schon beim ersten Ausstieg „erfunden“ das Zwischenspiel Merkels blendet man dann aus, genauso wie die Tatsache, dass kaum noch einer deutsche Verbrenner haben will und deswegen die Deindustrialisierung statt findet.