Wiederhole mich: Es ist keine effektive Methode, um CO2 aus der Atmosphäre zu bekommen. Die Technologie funktioniert nicht in dem Maßstab, in den wir sie benötigen.
CCS ist für die Fossilindustrie das, was der gelbe Sack für die Plastikindustrie ist: Das Versprechen an die Politik, dass man Produktion und Konsum des schädlichen Produktes nicht staatlich einschränken muss, weil man die schädlichen Folgen hinterher wieder rückgängig machen kann. Die Technik muss dafür nicht funktionieren, man muss nur Öffentlichkeit und Politik davon überzeugen, dass sie funktionieren könnte.
Klingt für mich nach schwarz/weiss denken. Wenn es nicht die Lösung für alle Probleme ist, dann brauchen wir auch nicht darüber nachdenken. Das E-Auto ist auch nicht die Lösung für alle Probleme, trotzdem ist es ein wichtiger Baustein. Und wenn CCS bei einem CO2 Preis von 200$/t wirtschaftlich funktioniert, why not.
Ich wäre heilfroh, wenn wir eine heute verfügbare Technologie hätten, mit der wir die Atmosphäre zurück auf 350ppm kriegen.
Ich sehe keinen Anlass für eine Diskussion über Graustufen. CCS wird von der Fossilindustrie systematisch als Methode benutzt, um die Energiewende und staatliche Eingriffe in das eigene Geschäftsmodell zu verzögern. Hierzulande sehe ich Anzeigen von verdammten Fossilunternehmen, in denen sie über ihre Forschung über CCS für den Fortschritt werben - Greenwashing und das falsche Versprechen, dass die Fossilindustrie Teil der Lösung für die Klimakatastrophe sei, während sie im Hintergrund Trump und AfD fördern.
Weil es so schön zum Betreff des Threads passt: „Technologieoffenheit“ ist in der Politik ein Synonym für Prokrastination. Entscheider schwärmen immer dann von Technologieoffenheit und heute noch fiktiven, aber dank toller Innovationen ganz bestimmt bald verfügbaren Lösungen, wenn sie sich heute nicht auf einen Lösungsansatz festlegen wollen.
Wir hatten jahrzehntelange Technologieoffenheit. Verschiedene Lösungsansätze lagen bereits im Wettstreit und wir können heute vergleichen. Ich habe vor 20j schon von CCS als mögliche Lösung gehört, aber sie hat nicht geliefert. Und deshalb kann man sich heute auch mal festlegen.
Ich fände interessant zu verstehen, wie sich dieser Preis auf Investitions- und Betriebskosten verteilt. Denn am Ende gibt es für Gaskraftwerke eine Reihe von Anwendungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Volllastundenzahlen. Für typische Spitzenlastkraftwerke, wie wir sie heute kennen wird CCS höchstwahrscheinlich zu teuer sein. Aber wie ist das bei Backup- und Reservekraftwerken? Wenn wir beachten, dass wir es in der Zukunft gleichzeitig mit volatilen erneuerbaren Energien zu tun haben werden und gleichzeitig ein Netz haben möchten, dass robust gegenüber Störungen und hybriden Angriffen sein soll, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir einige solcher Kraftwerke brauchen könnten. Ob hier dann ein Wasserstoffbasiertes System oder eines mit Erdgas und CCS wirtschaftlicher ist, hängt davon ab, wie massiv die CCS Kosten ansteigen, wenn die Anlage nur ganz wenige Volllaststunden hätte. Alternativ könnte man in so einem Fall auch DAC verwenden, da hätte man das Problem mit dem Volllaststunden nicht, weil Emissionen und Capturing ja nicht zeitgleich passieren müssten.
Effizienz ist wie gesagt eine Frage der Anwendung. Und tatsächlich sind einige Techniken (z.B. zur saisonalen Speicherung) heute noch nicht effizient genug. Daher brauchen wir ja Forschung und Entwicklung.
Wenn wir das als Problem ansehen, dann ist die Notwendigkeit hier Forschungsgelder zu investieren um so größer. Denn dass wir signifikante Mengen an CO2 irgendwie werden speichern müssen (und das ist ja der gefährliche Teil) ist ja kaum umstritten.
CCS ist keine neue Idee. Gabs schon bei Vattenfall vor 10 Jahren für ihre Kohlekraftwerke. Ich erinnere mich, dass es damals hieß, dass man für 2-3 Kohlekraftwerke mit CCS 1 weiteres bräuchte, um die Energie dafür bereitzustellen. Wenn wir CCS bei Gaskraftwerken machen wollten, bräuchten wir zu diesem Zeitpunkt, wenn sie laufen (also dann, wenn EE sowieso schon nicht ausreichen) nochmal mehr Energie. Klingt für mich nicht sinnvoll, auch wegen der Kosten. Die Gaskraftwerke sollen ja sowieso auf H2 umgerüstet werden. Ob die Kraftwerksstrategie von Habeck jetzt noch kommt oder ob die Union wieder Atomkraftwerke baut wird sich zeigen (mEn wird nie wieder AKW in Deutschland gebaut. Was die Union als Alternative hat, kA).
Selbst das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und der IPCC sieht CCS aus Biomassekraftwerken als eine Lösung an, um effizient wieder CO2 aus der Luft zu bekommen. Das ist aber auch nur eine Konsequenz daraus, dass wir es bisher nicht hinbekommen haben, die Emissionen runterzufahren und man jetzt zu solchen Lösungen greifen müsste.
In Deutschland brauchen wir CCS vor allem erstmal für Industrieprozesse, die sich einfach chemisch nicht dekarbonisieren lassen, wie die Zementherstellung. Ob sich da dann noch andere Industrie anschließen kann wird sich zeigen und denke ich über den Preis selbst regeln.
Es sollte in jedem Fall keine Lebensverlängerung für fossile Kraftwerke werden, da wie @Christoph schon gesagt hat, entstehen wohl deutlich höhere Emissionen bei der Erdgasförderung und Transport, als wünschenswert. Das wird dann alles nicht abgeschieden.
Auf EU Ebene wird das ganze im Rahmen des ETS diskutiert. Der kennt aktuell ja nur Emissionen. Es wird in nächster Zeit geklärt werden müssen, ob es auch negative Zertifikate geben wird, die z.B. aus CCS stammen können (hier dann aber rein logisch nur CCS aus der Luft und nicht aus der Abluft eines Kraftwerks).
Vielleicht müssen wir uns zunächst auf eine Definition von CCS einigen.
Wenn wir der Wikipedia Definition [1] folgen, dann geht es dabei darum, CO2 aus industriellen oder energietechnischen Prozessen abzuschneiden und zu speichern. Beim Aufforsten würde CO2 außer Luft gezogenen (DAC) und gespeichert. Ich denke es besteht kein Zweifel, dass wir letzteres brauchen. Bei CCS im Grundsatz auch nicht. Es herrscht nur Uneinigkeit darüber für welche Prozesse. Konventionelle fossile Kraftwerke so zu dekarbonisieren erscheint nach allem, was wir dazu wissen halt relativ ineffizient.
Was das aber zeigt ist: eine Technologie CO2 im großen Maßstab möglichst risikofrei zu speichern brauchen wir in jedem Fall. Insofern macht es auch Sinn zumindest daran öffentlich gefördert zu forschen.
Wieviel Energie bleibt denn noch übrig, wenn ich die Wärme und den Strom, den ich für CCS brauche vom Kraftwerksertrag wieder abziehe? Was kostet denn dann die Kilowattstunde Strom? Ist da die regenerative Kilowattstunde nicht viel billiger?
Was machen wir mit den gewaltigen Mengen CO2, die dann irgendwohin müssen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das für etwas anderes als ein paar Reservekraftwerke Sinn macht.
Ich vermute - je mehr ich darüber nachdenke - dass die kosteneffizienteste Methode für den Betrieb eines CO2 neutralen Reservekraftwerkes die Kombination aus fossilem Gaskraftwerk in Kombination mit DAC ist. Warum? Wasserstoffkraftwerke haben deutlich höhere Investitionskosten. CCS Anlagen haben aber auch Investitionskosten, die vermutlich durchaus hoch sind, da die Anlagen ja - wenn sie denn laufen - große Mengen in kurzer Zeit abschneiden müssen. Bei DAC habe ich das Problem nicht.
Wieso sind H2 Kraftwerken viel teurer als Gaskraftwerke? Habeck hat mit 16 Mrd für 10 GW gerechnet. DAC Anlagen brauchen viel mehr Energie als CCS, um die geringe CO2 Konzentration aus der Luft zu filtern. Kann mir nicht vorstellen, dass das günstiger ist als Wasserstoffkraftwerke.
Sind CO2 Speicher nicht auch irgendwann voll? Sollte wir deshalb nicht aufhören immer mehr zu emittieren, auch wenn wir es abschneiden können?
Du gehts bei DAC vermutlich nicht von der damit eigentlich gemeinten technologischen Lösung zum Filtern von CO2 aus der Luft aus? DAC ist aber etwas anderes als Aufforstung.
Bei Aufforstungsprojekten kommt zudem das Problem hinzu, dass sichergestellt werden muss, dass die Bäume nicht am Ende wieder das CO2 freigeben oder zu früh wieder gerodet werden (da gibt es bei Zertifikaten schon genug Diskussionen und fragwürdige Ansätze). Bei Biomasse kommt vermutlich eher BEECS ins Spiel. Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung ist allerdings wieder eine Anwendung von CCS. Der Grund ist u.a., dass das Einfangen von CO2 an einer Punktquelle viel effizienter ist als aus der Umgebungsluft. Du sprichst zwar die Investitionskosten der Technologien an, viel relevanter sind aber die Energiekosten. Da ist CCS schlicht viel besser als DAC. Wenn man deinen Weh also gehen möchte, dann eher mit BECCS am Ende der Kette als mit DAC.
Hier geht es mir um die Realisierung im Reservekraftwerk. Was ich sagen möchte ist, dass CCS im Reservekraftwerk selbst vermutlich nicht kosteneffizient ist, weil die Anlage hohe Investitionskosten hätte aber kaum - vielleicht nie läuft.
Das wäre denkbar. Entscheidend wäre für mich der Punkt, dass die CO2 Abscheidung und Speicherung vom Kraftwerk selbst entkoppelt ist. Wenn dies dann z.B. weniger als 100h im Jahr läuft fallen die Kosten der CO2 Abscheidung verhältnismäßig wenig ins Gewicht.
Ah ja danke, hab ich mir gerade mal angeschaut und ein paar Kritikpunkte.
In der Studie wird mit 180€/MWh für Wasserstoff gerechnet. Ich hab hier Preise von [1] 2,3-4€/kg was 65-114€/MWh sein müssten (35kWh/kg H2). Wohlgemerkt für das Jahr 2045.
Außerdem wird mit 3,2 Cent/kWh für Gas gerechnet. Die Zeiten sind lange vorbei und der Preis eher *2 oder *3.
Und der Co2 Preis mit 75€/Tonne scheint mir gering.
Zudem ist für mich immer fraglich, wie die Kosten für das Gasnetz einfließen. Das H2 Netz brauchen wir sowieso für die Industrie. Zusätzlich für einzelne Kraftwerke noch ein Gasnetz zu betreiben ist sicher auch teuer. Bei Gas müssten dann zusätzlich die Verluste auf dem Weg noch kompensiert werden, nicht nur die lokale Emission.
Sei es drum. Man wird Preise eh nie genau vorhersagen können für das Jahr 2045.
Kann man nicht Kapazitäten ausschreiben? Wer mir im Jahr X eine gewisse Strommenge klimaneutral liefern kann bekommt eine Einspeisevergütung entsprechend seines gebotenen Preises? Vermutlich scheiterts wieder an der Unsicherheit welche Infrastruktur vorgehalten werden muss.
Wie die Rechnung sehr gut zeigt, ist die Folge der sehr geringen Volllaststundenzahl, dass Betriebskosten kaum noch eine Rolle spielen und Investitionskosten dominieren. Bei Kosten von 10.000 €/kWh wirst du sehr schnell merken, dass die o.g. Unsicherheiten in CO2 Preis, Erdgaspreis und H2-Preis mindestens eine Größenordnung darunter liegen und somit praktisch keine Rolle spielen.
Ein fairer Punkt über den ich auch schon nachgedacht habe. Für die nächsten Jahre erstmal kein Problem, denn unser Gasnetz werden wir noch etwas brauchen. Die nächste Generation Kraftwerke nach 2045 /2050 wird man vielleicht auch nicht mehr mit Erdgas betreiben, weil die Technologien irgendwann nicht mehr weiterentwickelt werden.
In der Zwischenzeit kann man auch darüber nachdenken LNG über Straße/ Schiene zu transportieren wenn sich der Pipeline Transport nicht mehr lohnt. Es würde ja um geringe Mengen gehen. Wobei ich das nicht durchgerechnet habe. Könnte mich also auch irren.
S.o. - selbst wenn die CO2 Kosten 3x so hoch wären, würde das nicht ins Gewicht fallen.