Ich muss mich leider kritisch zum Interview mit Jan Böhmermann äußern. Wahrscheinlich sollte es eher ein lockerer Austausch werden, statt eines Interviews sein. Trotzdem hätte man ihn doch einige kritische Fragen stellen können. Bei der ein oder anderen Aussage hätte man das sogar müssen.
Keine Frage: das ZDF Magazin Royal macht gut, recherchierte, journalistische Sendungen. Aber es gibt auch Sendungen die Kritik hervor rufen. Ein paar Beispiele wären die Sendungen über den Wein, die über Imker oder die letzte Sendung über “Gamer” die inhaltlich ins völlig falsche Horn geblasen hat. Das sind nur ein paar Beispiele. Der Betroffene Imker hat mit seiner satirischen Gegenreaktion über mehrere Instanzen hinweg erfolgreich gegen Jan Böhmermanns Klagen gewonnen (soviel zu “die (juristisch hen” Kämpfe werden härter, “wir bekommen auch mal Gegenwind“, „ich hab echt viel Erfahrung mit Rechtsanwälten“) Allgemein ist der Umgang mit Fehlern in der Sendung nicht gut. Es wird nichts korrigiert.In extrem Fällen nimmt man die komplette Sendung aus der Mediathek.
Aber die definitiv größte Kontroverse die Jan Böhmermann direkt betrifft und bei der keine gute Figur gemacht hat, ist eindeutig seine Rolle bei der Ibiza Affaire.
Definitiv. Man höre sich dazu die Folge 466 des Podcasts Logbuch Netzpolitik an, wo Julian Hessenthaler zu Wort kommt (der Initiator des Ibizavideos).
Das Gamervideo wurde selbst von Streamern wie Rezo komplett zerrissen.
Die Schönbohmrecherche wurde aus dem CCC-Umfeld stark kritisiert (ich glaube ebenfalls bei Logbuch Netzpolitik).
Das ist per Se kein Skandal. Aber er hat sich mit seinem Umgang damit einiges an Kritik eingebracht. Es geht mir auch explizit darum, dass er sich brüstet dass die juristischen Kämpfen härter werden und sie mehr Gegenwind bekommen. Außerdem geht es ja auch bei dem Rechtsstreit auch darum, dass er den Imker in der Sendung „exposed“, er selber aber bitte nicht „satirisch“ „exposed“ werden darf.
Die Sendung ging inhaltlich nicht um „Gamer“, sondern um Streamer/Influencer. Das meinte ich.
Es ging ja gar nicht um „Gamer“ (was sind überhaupt Gamer? Es gibt nicht DIE Gamer!) sondern eher um Influencer / Streamer. Inhaltlich völlig unzureichend recherchiert.
Böhmermann verteidigt sich ja an etlichen Stellen selbst, das muss ich nicht tun. Er sagt selber, dass er kein Journalist ist, ihm Fehler bei der journalistischen Arbeit vorwerfen, das mag man tun, aber es geht an der Sache vorbei. Wenn ich mich in meinem Persönlichkeitsrechten verletzt sehe, dann steht mit der Rechtsweg offen. Mag eine Frage des Stils sein, aber wieso sollte man ihn das in einem Interview zu seiner Arbeit fragen? Und ganz ehrlich: Ich weiß selber auch nicht wo die Grenzen zwischen Gamern und Streamern enden und aufhören. Das mag ein unsauberer Umgang mit dem Thema sein, aber das war ja kein Verhör und um das Thema ging es auch nicht …
Was genau ist die Forderung? Soll man jetzt zu Beginn eines jeden Interviews erstmal alle “Kontroversen” ansprechen die die und der Gegenüber je erzeugt hat?
Und gleichzeitig sagt er - auch in dem LdN-Interview - dass die redaktionelle Arbeit hinter dem Magazin Royale trotzdem höchsten journalistischen Standards genügen soll, und sogar darüber hinausgehe. Auch wenn sie natürlich keinen Journalismus machen, sondern Satire.
Das ist IMHO typisch Böhmermann: double standards bei Anderen fleißig kritisieren, aber in Bezug auf sich selbst völlig unproblematisch sehen. Die eigene Selbstherrlichkeit steht im Zweifel halt über so was Profanem wie journalistischen Grundstandards zum Informantenschutz.
Meiner Meinung nach hat Böhmermann schon relativ lange die Bodenhaftung verloren, und in der Tat, ich fand das Interview in der LdN auch sehr, sehr soft. Abgesehen von ganz, ganz vorsichtig angerissener Kritik zum Thema Arne Schönbohm kam nichts auch nur ansatzweise Kontroverses zur Sprache, obwohl dieser Interviewpartner durchaus wie hier im Thread bereits aufgelistet mehr als genug Material für kritisches Nachhaken geboten hätte. …
Und da wo es um gamer und nicht um influencer/streamer ging wurde zu stark pauschalisiert. Was beispielsweise über Steam gesagt wurde: ein soziales Netzwerk in dem sich Leute radikalisieren und dann rekrutiert werden können und was da in irgendwelchen Gruppen passiert.
Klar gibt es immer irgendwelche edgelords und Spinner und ich bestreite nicht, dass es die dort genannte Gruppe mit den grenzwertigen Witzen vermutlich gibt. Gibt auch zu jedem spiel nen threat, dass es irgendwie zu woke sei.
Insgesamt gibt es aber ne content moderation, die versucht da nen Rahmen zu setzen und Beiträge löscht und Poster sperrt. (Womit Steam ja bspw. X schon mal deutlich was voraus ist). Und die allermeisten user nehmen die Foren von steam entweder gar nicht oder nur für spezifische games in Anspruch. Sie sehen also gar nicht den Gesamtcontent, sondern nur threats zu aktiv genutzen Spielen (und keine rapecake threats).
Dass die gamercommunity auch toxisch sein kann (!) ist zwar unbestritten, aber das poolt sich an bestimmten Stellen, wie auf anderen Plattformen auch.
Also wenn man Steam als soziales Netzwerk sehen will (wie es in der Sendung getan wurde), dann hat man da die gleichen Probleme wie in anderen sozialen Netzwerken. Warum das nun schlimmer sein sollte, als anderswo - nur weil da Computerspielenthusiasten rumhängen - erschließt sich mir nicht. Also ohne leugnen zu wollen, dass es bei Steam unschönen Ecken gibt, beim scrollen auf X, reddit und Facebook steuert man derlei Niederungen viel schneller und häufiger an. In der Sendung kam es aber so rüber als wäre Steam das neue 4chan/8chan und der vibe passt einfach gar nicht.
Ich frage mich, ob Nicki die Imker-Geschichte überhaupt kennt. Hier ein kurzer Bericht aus der Tagesschau zum sogenannten „Honigstreit“:
Es geht doch um keine „Skandalierung“ eines Rechtsstreits. Es geht darum, dass Böhmermann den Imker öffentlich durch den Kakao zieht, und als dieser mit wirklich viel Witz und satirischem Talent kontert (ein Bild des Plakats findet sich im Artikel), hetzt ihm Böhmermann seine Anwälte auf den Hals und klagt über alle Instanzen. Wie daneben und wie humorlos ist das denn? Hat er das wirklich nötig? Er kann kräftigst austeilen, ist aber sofort tödlich beleidigt, wenn einer mal den Spieß umdreht. Das finde ich - sorry - erbärmlich, und das zeigt sich auch in seiner Selbstbeweihräucherung und seinem Jammern über Gegenwind im Lage-Interview.
Witz und Talent sind ja bekanntlich Geschmacksache. Aber ja, ich kenne die Geschichte(n). Ich glaube nur, dass Böhmermann ebenso polarisiert, wie manche ich gerne polarisieren. Und dass die Maßstäbe an dieses Interview falsch gesetzt sind
Dieselben Maßstäbe an so ein Interview anzulegen wie auch an andere Interviews, in denen sehr wohl kritisch nachgehakt wird, wenn ein Vorgehen / eine Position kontrovers ist. Dass das bei Böhmermann der Fall ist, dürfte kaum umstritten sein. Man kann das was er tut ja trotzdem gut finden, aber wenn in so einem Interview gar nicht groß kritisch nachgehakt wird, fällt das schon auf und lässt die Frage nach dem Warum zurück.
Ich frage mich, ob das das Gespräch wertvoller gemacht hätte. Es ging eigentlich wenig um Böhmermann und viel um AFD und den Zustand der Medien. Eine Auseinandersetzung mit der Person Böhmermann wäre nicht ergiebiger, sondern wesentlich unspannender gewesen.
Es geht mir im speziellen um den Anfang wo das ZDF Magazin Royal über den Klee gelobt wird. Dann erzählt er ja noch von anwaltlichen Auseinandersetzungen. Ja im zweiten Teil ging es dann allgemeiner um die AfD.
Er wurde ja nicht eingeladen um über ihn zu sprechen. Das ist mir klar. Trotzdem gab es Momente in dem Interview die ein kritischeres nachfragen erfordert hätten. Wenn man über die AfD spricht, kann man auch gleich über die FPÖ sprechen, die gerade die Wahl in Österreich gewonnen haben, deren ex Partei Chef und die komplette Regierung durch die Ibiza Affaire zu Fall gebracht wurde. Bei welcher Böhmermann auf der Romy Gala gezielt den Eindruck erwecken wollte, er hätte das ganze eingefädelt. Was wiederum Aufmerksamkeit auf das ZDF Magazin royal gelegt hat.
Ich bin der Meinung, wenn man über die Sendung spricht und ihn einlädt gehört das dazu.
Und ich denke, dass man ein Interview unter sechs Augen und ein Interview vor Publikum völlig unterschiedlich führen darf. Natürlich stößt es auch mir auf, wenn man Böhmermann die Gelegenheit gibt, mit der Opferrolle zu kokettieren, aber ihn vor Gästen bereits nach wenigen Minuten vorzuführen und in die Defensive zu drängen führt zu gar nichts außer schlechter Stimmung.