LdN 397 Interview Annalena Baerbock - sprachlicher Stil

Ich bin den Grünen und Annalena Baerbock gegenüber grundsätzlich wohlwollend gesinnt.

Was mich aber wirklich stört ist eine Stilfrage: Sie schafft es im Interview und in allen öffentlichen Auftritten kaum, einen grammatikalisch korrekten Satz zu formulieren. Das zahlt nicht auf die wahrgenommene Kompetenz ein.

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Irgendwie meine ich mich zu erinnern, dass Baerbock öfter „ebent“ sagt.

Sich am Sprachstil aufzuhängen halte ich allerdings für tendenziell klassistisch. Mit Kompetenz(mangel) hat das erst mal nichts zu tun.

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Im höchsten diplomatischen Amt sollte man gutes Sprachgefühl und souveränen Umgang mit Sprache erwarten. Beides hat sie definitiv nicht. Ihr zuzuhören ist höchst anstrengend und erinnert teilweise an den 90er Jahre Comedian Piet Klocke, der keinen seiner Sätze beendete.

Da mag man mir Klassissmus oder sonstwas vorwerfen. Sprache kann man trainieren. Das sollte sie tun.

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Auf diplomatischem Parkett spricht man a) Englisch oder wird b) übersetzt. Baerbock spricht besser Englisch als ihre Amtsvorgänger. Und bei Übersetzung fällt dergleichen eh nicht auf.

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Hier geht gerade einiges durcheinander.
Ich teile den Thread mal auf.

Im Übrigen hatten wir hier bereits endlose und heftige Diskussionen über die komplexe, furchtbare Situation in Gaza (und im Westjordanland).
Die alten Threads sollten hier jetzt nicht einfach wiederholt werden.
Es kann gern ein neuer Thread geöffnet werden mit dem inhaltlichen Thema des Interviews betr. Israel, Gaza etc., aber nur dann wenn dieses sachlich und ruhig diskutiert wird - wie in Ulfs und Philips Interview mit Annalena Baerbock. Die beiden haben nämlich geschafft, sehr kritische Fragen zu stellen und in einem sachlichen, ruhigen Gespräch mit Frau Baerbock zu erörtern. Ich fand das Interview sehr gut und durchaus hilfreich. Macht es bitte genauso.

Für mich klingt Frau Baerbock im Interview ja so als würde sie im Bundestag „reden“, sprich es grenzt immer nah am Schreien. Fand ich ein wenig komisch, aber wenn das Interview im Flugzeug gemacht wurde wegen der Hintergrundgeräusche ggfs verständlich. Ich fand es anstrengend zuzuhören.

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Da hast du recht. Ich musss es auch leiser stellen.
Unter dem Strich finde ich aber Inhalte wichtiger als die Frage, ob man mal einen sprachlichen Fehler macht oder „schreit“.

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Schon klar, aber es sollte hier ja um den Stil gehen.

Was mir aufgefallen ist, dass es immer wieder stille Momente gab und ich jedesmal dachte, der Stream sei abgerissen.
Sie scheint sich jedes Wort sehr genau überlegt zu haben - und das ist jetzt etwas, das für eine Außenministerin spricht, die andere diplomatische Standards erfüllen muss als andere Minister.

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Ging mir ebenso. Meine Frau bat mich es auszustellen. Viel zu laut, Frau Baerbock hat eine relativ hohe Stimmlage und redet (zu) schnell. Es gibt deutlich angenehmere Stimmen.

Rhetorisch sollte sich nicht jeden Gedankengang bis ins letzte relativieren. Als sie z.B. von Philip mit dem Fake Vorwurf konfrontiert wurde, Deutschland würde Waffen für Israels Krieg gegen die Palästinenser liefern, hätte ein erfahrenerer Interviewpartner vermutet souveräner geantwortet. Sie sollte Dinge schneller auf den Punkt bringen.

Und ob diesen Zusammenhang gibt es auch Hinweise (Studien), dass für Frauen es noch wichtiger ist ihre Stimme unter Kontrolle und nicht sehr hoch zu halten.

Vor dem Hintergrund ist man vielleicht etwas kritischer als gegenüber Männer, die auch nicht besonders „angenehm“ klingen.

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Ja, recht merkwürdige Diskussion hier. Grade wenn man die Interview-Situation nicht kennt. Kenne übrigens hochqualifizierte Philosophen, die auch zu Bindewörtern neigen oder Pausen im Sprechen haben. Dann ist das aber immer „markant“ …

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Interessanter Thread, ich kann die Kritik nicht wirklich nachvollziehen.

Ich höre Podcasts auf dreifacher Geschwindigkeit und hatte kein Problem, Baerbocks Gedankengängen zu folgen - mir ist es auch prinzipiell egal, ob Leute „grammatikalisch korrekte Sätze“ produzieren, so lange ich den Sinn klar identifizieren kann, und das kann ich bei ihr (im Gegensatz zu Stoiber, der auch ein „Mann der halben Sätze“ war, dabei aber gelegentlich völlig wirsch wurde, weil er selbst den gedanklichen Faden verloren hat…).

Apropos Stoiber:
Ihm wurde mWn nie wegen seiner „sprachlichen Ungelenktheit“ gesagt, er könne kein Politiker werden. Sowas wird nur plötzlich bei einer Frau zum Thema. Ein bisschen ähnlich zum „Frisuren“-Thema aus der frühen Merkel-Ära. Mich beschleicht hier schon das Gefühl, dass wir Frauen in solchen „Äußerlichkeiten“ strenger bewerten als Männer. Bei Männern wie Stoiber machen wir uns drüber lustig, aber bei Frauen bezweifeln wir plötzlich die Fähigkeit, ein hohes Amt zu bekleiden?

Es spricht absolut nichts gegen Bindewörter und offensichtliche Denkpausen beim Sprechen sind mir zehn mal lieber als Füllwörter. Aber ich bin da auch etwas von einem Philosophie-Professor traumatisiert, der irgendwo her die Angewohnheit hat, immer, wenn andere eine Pause machen oder „Äh“ sagen würden, „Sozusagen“ zu sagen - in jedem gottverdammten Satz, oft mehrfach im gleichen Satz. Da doch echt lieber Denkpausen…

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Ja, sprachlich-rethorisch ist bei AB noch „Raum nach oben“. Aber gerade das „Ungeschliffene“ macht sie authentischer. Das sind keine gedrechselten Sätze, sondern offenbar in der konkreten Situation inhaltlich wohl überlegte Formulierungen, die ihre eigentliche Haltung offenzulegen scheinen. Das ist mir lieber das das Gedrechselt von z.B. Christian Lindner.

Zur Lautstärke / Stimmlage: Mir ist aufgefallen, dass nicht nur AB, sondern auch die beiden Hosts ihre Stimme angehoben haben. Ich vermute, das liegt am konkreten Setting: Sie saßen im Flieger zusammen, vermutlich bei Hintergrundgeräuschen durch die Düsen / das Fliegen.

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Dazu gibt es ggf. noch technische Gründe: Videochat: Frauenstimmen wirken weniger kompetent · Dlf Nova
(Kurzversion: Audiokompression sorgt dafür, dass Stimmenmerkmale verloren gehen. Bei Frauen ist das stärker ausgeprägt als bei Männern. Ob das jetzt hier der Fall ist weiß ich nicht, könnte aber gut aufgrund des Settings in einem Flugzeug mit Hintergrundrauschen der Fall sein.)

Man kann und darf alles kritisieren.
Man sollte sich aber auch immer die Frage stellen, ob es sinnvoll ist.

Hätte er mir jemals zugehört, hätte ich ihm gern gesagt, dass er seinem Land am besten dienen könnte, indem er irgendwas anderes macht. Die „sprachliche Ungelenktheit“ war dafür allerdings eher nicht der Grund :wink: Bei Baerbock macht es für mich das Zuhören anstrengend, aber das disqualifiziert sie sicher nicht für das Amt. Das war allerdings auch nicht die Aussage am Beginn: Nicht „Sie kann es nicht“ sondern „das wirkt inkompetent“. Und wenn zwei identische Inhalte kommunizieren, macht es in der Wahrnehmung immer einen Unterschied, ob und wie das sprachlich, optisch etc. passiert.

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Ich möchte keinen eigenen Faden aufmachen, deshalb hier ein abweichender Aspekt: Ich fand das Interview wenig erfreulich, vordergründig, weil fast nichts Neues darin. Hintergründig bin ich (Parteimitglied der Grünen) ziemlich sauer auf AB, seit sie vor der Wahl 21 mit ihrem dämlichen Buch einen nationalen Schaden angerichtet hat mM. Davor war ich für ihre Kanzler-Kandidatur, danach hätte ich dringend erwartet, dass sie Habeck den Vortritt liesse, und wir hätten vielleicht einen guten Kanzler anstatt einer trockenen Kartoffel. Aber nicht genug damit, AB wollte Aussenministerin sein, also eher eine Art Bundespräsidentin (die Aussenminister sind ja regelmässig die beliebtesten Minister, weil sie fast nichts kaputt machen können, müssen sich ja mit der Kanzlerschaft abstimmen). Das hätte sie doch dem Lindner oder sonst einem FDPler überlassen können, und wir hätten dafür ein grünes Verkehrsministerium bekommen, das viel hätte bewegen können (allein schon Tempolimit z.B.). Und ggf. Lindner hätte, dank halbwegs befriedigter Geltungsucht eher ruhiggestellt, weniger Schaden angerichtet in der Regierung.

Und weil ich schon Lindner sage, der in Interviews gelegentlich und steif wie er ist, von sich in der dritten Person redet „da muss der Finanzminister …“, fiel mir doch auf, wie AB im Interview auch diese in meinen Augen ungelenke und gleichzeitig eitle Sprachfigur gebrauchte. Das ärgerte mich gründlich. Wahrscheinlich bekomme ich hier einigen Widerspruch, aber den nehme ich gerne für die Gelegenheit, einmal diesen speziellen, lang verborgenen Ärger abzulassen.

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