Gebe dir Recht. Je nach dem in welchem Unternehmen/System man arbeitet ist das nicht so. Auf jeden Fall auf der Micro-Ebene der einzelnen Person. Aber auch da gibt es im Markt gute Ansätze wie Unternehmen sich so aufstellen, dass gute Leistung zu Karriere Möglichkeiten im Unternehmen führt. Häufig werden da die falschen Anreize gesetzt und das in beide Richtungen - dass schlechte Leistung sich auch nicht lohnt. Insb. Beamententum in nicht notwendigen Bereichen ist da ein Paradebeispiel für einen Fehlanreiz. Für die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt halte ich das Arbeitsrecht und Kündigungsrecht für völlig überzogen. Zum Teil “verstopfen” Low-Performer Stellen, sodass Unternehmen weniger Möglichkeiten haben, Leistung auch belohnen zu können.
Daher ist es ja so wichtig, dass wir zumindest auf der Macro-Ebene ermöglichen, dass man aufsteigen kann. Dazu brauchen wir eine massive Bildungsoffensive, das ist die Grundvoraussetzung und da müssen wir besser werden. Darüber hinaus ist es aber auch wichtig bzgl. Steuern und Sozialleistungen ein System zu schaffen, in dem die Anreize auch so liegen, dass Leistung sich lohnt. Es ist wissenschaftlich ja hinlänglich gezeigt, dass “Fairness Concerns” demotivierend wirken. Da schaut der Paketbote natürlich was andere ohne Arbeit bekommen.
Ein schlechtes System zu bauen und zu appellieren, dass nicht zu arbeiten ja “weniger gut für die Integration ist” und Arbeit “gesellschaftliche Teilhabe bedeutet”, reicht da eben nicht. Da wäre ich persönlich auf CDU-Linie.
Existenzminimum ist Existenzminimum.
Lohnabstand kann geschaffen werden, indem man Geringverdiener mehr verdienen lässt.
Es ist mir z.B. unbegreiflich, warum Unternehmen subventioniert werden, indem man die Einkünfte von Geringverdienern mit Bürgergeld aufstockt.
Der Mindestlohn muss höher sein.
Die CDU Linie ist aber populistisch und falsch. Wir reden hier von höchstrichterlich längst festgelegten Existenzminimum. Außerdem ist die große Sauerei die Subventionen für Unternehmen durch das Aufstocken der Löhne durch den Staat. Stattdessen müsste man die Betriebe zwingen endlich anständig zu zahlen. Die Unternehmen sind nämlich der größte Sozialhilfeempfänger in Deutschland, gewiss nicht die Bürgergeldbezieher.
Gerade während der Pandemie und der Energiekrise sind die Reallöhne so stark gesunken wie in den letzten 15 Jahren nicht mehr. Der Glaube, dass mit geringer Arbeitslosigkeit die Inflation steige, weil die Löhne steigen, nennt sich Philips-Kurve und ist widerlegt.
In ihrem 2018 erschienenen zweiten Bericht an die Bundesregierung merkt die Mindestlohnkom- mission zu den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns Folgendes an:
„Eine weitere mögliche Reaktion von Unternehmen auf die Einführung oder Erhöhung des Mindestlohns kann in der Anpassung von Preisen für Waren und Dienstleistungen beste- hen. Unternehmensbefragungen verdeutlichen, dass sowohl im Jahr 2015 als auch im Jahr 2016 Preiserhöhungen infolge des Mindestlohns vorgenommen wurden. Branchen, die vom Mindestlohn besonders betroffen waren, weisen teilweise überdurchschnittliche Preissteigerungen auf. Zudem ermitteln erste Kausalanalysen auf der betrieblichen Ebene einen mindestlohnbedingten Anstieg der Produzentenpreise.“
Die aktuelle Inflation lag nur am Preisschock.
Und die Anhebung des Mindestlohns von 12 auf 12,41 Euro 2024 ist eine Schande und ein Witz angesichts der Inflation. Es ist einfach falsch, dass es nichts bringt.
Diese Diskussion hatten wir vor Kurzem schon in einem anderen Thread. Ich bin es leid, immer gegen diese Scheinargumente anzudiskutieren.
Man sollte sich einfach vorstellen, selbst betroffen zu sein.
Alternativ können wir auch gern die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel (ohne Fleisch) auf 0 senken.
Ich finde aber, dass Arbeitgeber ihre Angestellten anständig bezahlen sollten.
Das ist ein falscher Schluss. Oder hast du ne Studie, dass die Preissteigerungen wegen Mindestlohn die zusätzliche Entlohner der Bezieher vollständig auffrist?
Meine Theorie wäre, dass es der Reinigungskraft egal ist, wenn ihre Firma die Preise erhöht. Und wenn PWC wegen der gesteigerten Büroreinigungskosten ebenfalls ihre Preise erhöht, dann ist das der Reinigungskraft auch egal.
Wenn durch die Erhöhung Frisör und Schnitzel teurer wurden, gilt das gleiche wie für Lebensmittel, deren Preis nach neuen Umweltstandards steigen: anscheinend waren sie davor zu billig, da mit verdeckten Allgemeinkosten subventioniert.
Ich meine mich aber zu erinnern, dass der Preisschock ausblieb.
Was zu einem Preisschock führte, waren die Folge einer lockeren Geldpolitik der EZB und corona.
Nur haben in den Unternehmen Abteilungsleiter meist keine Anreize, diese Karrieren zu fördern, da dann ja bei ihnen eine Stelle vakant ist und gerade der beste gegangen ist. Stattdessen haben sie, gerade wenn ein problematisches Verhältnis zum Betriebsrat Kündigungen erschwert, Motivation, die LowPerformer bei der Karriere zu unterstützen und so loszuwerden.
Die Volkswirtschaftslehre besagt wohl kaum, dass Arbeitgeber ihre Angestellten so schlecht bezahlen sollten, dass diese Zuschüsse vom Staat brauchen.
Und außerdem sind es gerade die Geringverdiener, die die paar Euro, die sie mehr bekämen, direkt wieder in die Läden, zum Frisör, zum Bäcker oder ins Restaurant tragen würden, was der Wirtschaft zugutekäme.
Es gibt ausreichend Experten, die nicht deine Meinung vertreten.
Die Mindestlohnkommission hat durch die Arbeitgebervertreter einfach mal die politische Entscheidung für einen höheren Mindestlohn ausgehebelt. Und wen vertreten die Arbeitgebervertreter? Genau…
Das ist nicht im Interesse der Volkswirtschaft. Es ist ausschließlich im Interesse der Unternehmen.
Nur mal zum Verständnis: wie / nach welchem Verfahren oder anhand welcher Kriterien sollte denn aus deiner Sicht eine sinnvolle Höhe des Mindestlohns festgelegt werden?
Die Mindestlohnkommission ist bei ihrer Berechnung (Einbeziehung der Preissteigerungen durch den Preisschock) vom alten Mindestlohn vor der Erhöhung auf 12 Euro ausgegangen. Sie hätte aber von den 12 Euro ausgehen müssen.
Es we vor allem eine zu großen Teilen eine Gewinn-Preis-Spirale, die die Inflation angeheizt hat. Die Lohn-Preis-Spirale ist schlicht ein Framing um ordentliche Löhne zu verhindern.
Würde man Aufstocker nicht subventionieren und/oder der Mindestlohn erhöht, hätten diese Geringverdiener keine Arbeit. Mit solchen Maßnahmen machen die Insider (diejenigen, die Arbeit haben) dies Geringverdiener zu Outsidern.
Wir haben immer noch 2,6 Mio. Arbeitslose! Es ist einfach klug (weil für den Staat günstiger und für die Aufstocker würdevoller), Menschen, deren Qualifikation so niedrig sind, dass sie keine Anstellung zu Mindestlohn finden, subventioniert.
Nein, die Volkswirtschaftslehre sagt aber auch nicht, dass Arbeitgeber Mitarbeiter einstellen, damit diese ein angemessen Vergütung bekommen. Arbeitgeber stellen Mitarbeiter ein, weil sie sie die Möglichkeit sehen, damit eine Gewinnchance zu realisieren. Nicht mehr und nicht weniger. Wer für den angebotenen Lohn arbeitet, macht das, weil für ihn die Situation ohne die Anstellung offenbar schlechter ist. Wenn das fürs Existenzminimum nicht reicht, kann man entweder den Arbeitgeber zwingen, mehr zu bezahlen - mit der Folge, dass er den Menschen nicht einstellt und der Staat volle Arbeitslosenunterstüztung bezahlt. Oder der Staat stockt den Lohn des Mitarbeiters auf das Existenzminimum auf, der Mitarbeiter erlebt Selbstwirksamkeit und Teilhabe und die Chance, sich hochzuarbeiten.
Das ist die eine Sichtweise. Die andere sagt, dass die Jobs ja nicht einfach wegfallen können (könnten sie das, warum sollte man sie erhalten? Nur, damit die Leute irgendetwas machen?). Die Preise würden also eventuell steigen. Das könnte der Staat verhindern, indem er betroffene Branchen, wenn er das nicht möchte, subventioniert (z. B. über einer niedrigere Mehrwertsteuer). Das wäre dann ehrlich und offen.
Das gehe ich nicht mit. Bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage und der Perspektive brauchen die Unternehmen jeden Arbeitnehmer. Sie müssen sogar ehr dafür sorgen, dass dort mehr Weiterbildung läuft. Ich sehe nicht, dass der Staat die Löhne der Unternehmen zahlen muss.
Da sind wir aber echt unterschiedlicher Meinung.
Ich halte diese Sichtweise für ziemlich kapitalistisch in Reinform.
Die Unternehmen maximieren ihren Gewinn auf Kosten der Gemeinschaft.
Der aktuellen Situation entspricht diese Befürchtung nicht.
Ich würde einiges darauf verwetten, dass Geringverdiener lieber einen höheren Mindestlohn hätten.
Unternehmen stellen keine Menschen ein, weil sie ihnen etwas Gutes tun wollen, sondern weil sie sie brauchen.
Man sollte es probieren.
Bevor es überhaupt einen Mindestlohn in Deutschland gab, klangen die Warnungen ähnlich. Nichts davon ist eingetreten. Es ist die Arbeitgeberlobby, die diese Ängste schürrt.
Diese Statistik sollte man in Kontext setzen. Der Hauptgrund, warum bestimmte Gruppen höheres Einkommen haben, ist die Vorselektion. Nur die reichsten Menschen aus solchen Ländern können es sich überhaupt leisten, in die USA auszuwandern. Dann ist es wenig überraschend, dass sie später auch überdurchschnittlich gut verdienen.
Menschen mit lateinamerikanischem Einwanderungshintergrund dagegen kommen öfter als Flüchtlinge (sie können die Landroute nehmen) und haben dann entsprechend niedrigere Einkommen. Deshalb tauchen sie auch in dieser Liste nicht auf.