Das kann ich nicht beurteilen und das ist auch gar nicht der Punkt. Es geht um etwas anderes: Solche Korrelationsstudien sind wichtig, um Zusammenhänge zu erkennen. Wie die Autoren aber selber ansprechen, ist das keine Interventionsstudie, sondern eine retrospektive Auswertung vorhandener, aus anderen Gründen als zur wissenschaftlichen Auswertung des Wahlverhaltens erhobene Daten. Da ist es immer schwierig, aus einer Korrelation eine Kausalität abzuleiten. Deshalb machen sie an der Stelle auch drei verschiedene Untersuchungen.
Nun gibt es jedoch die These (entsprechend dem Zitat von Herrn Lindner), dass die Migration auf das Wahlverhalten einen Einfluss hat und dass es dafür auch (politikwissenschaftliche) Beweise gebe. Eben weil retrospektive Korrelationsstudien diesen von den Autoren angesprochenen Limitationen unterliegen, ist es notwendig zu prüfen, ob es andere Korrelationen gibt, die die Beobachtung ebenfalls erklären können. Da ist es egal, was man von anderen Thesen hält.
Diese meiner Meinung nach fehlende Suche stelle ich als Schwäche des Papers heraus. Es kommt eventuell auch eine negative Korrelation raus, die zur Aussage führt, da, wo weniger Flüchtlinge untergebracht werden, ändert sich das Wahlverhalten am stärksten Richtung populistischer Parteien. Das Prüfen dieser These hat nichts damit zu tun, belegen zu wollen, dass Migration zur populistischen Wahlen führt, sondern nur das Ziel, zu prüfen, ob es andere Gründe für das beobachtete Verhalten geben kann, als das Ausbleiben europäischer Investitionen. Genauso, wie ich angesprochen habe, inwieweit die Verfügbarkeit rechtspopulistischer Parteien eine zeitliche Korrelation darstellen kann. Diese Art Fehler (confounder) hätte ich gerne in der Studie diskutiert gesehen.
Ein klassisches, plakatives Lehrbeispiel ist das Storchen-bringen-die-Babys-Beispiel:
Thesen nicht zu prüfen, weil man denkt, dass sie nicht zutreffen, ist die gleiche Art Fehler, wie nur Thesen zu prüfen, von denen man erwartet, dass sie sich als zutreffend erweisen.