LdN 380 Polizeieinsätze Fußballbundesliga

Danke für das Thema. Wenn man über Anreize für Fans spricht, dann muss man auch über Anreize für Länder und Polizei sprechen. Es gibt aus gutem Grund eine lange Geschichte des Misstrauens zwischen Fanszenen und Exekutive. Gerade in diesem Jahr häufen sich die zumindest fragwürdigen Polizeieinsätze in und um Stadien [1,2].

Deshalb stellen sich für eine Umverteilung der Kosten auch Fragen wie:
Werden Anreize geschaffen immer mehr Spiele als „Risikospiele“ zu deklarieren, da die Einsätze gratis werden? Werden Fußballspiele dadurch zu Trainingsplätzen für neues Personal, Einsatztaktik und Polizeitechnologie? Am wichtigtes: Trägt erhöhte Polizeipräsenz überhaupt zur Eindämmung von Konfliktpotenzial bei, oder gibt es auch alternative Strategien zur Deeskaliation? [3] Diese Frage kann man zumindest mal aufwerfen, da sie keineswegs empirisch geklärt ist.

Die erhöhte Polizeiarbeit an Spieltagen findet nicht nur ums Stadion statt, sondern auch auf Autobahnen, in Zügen oder in Bahnhöfen, teils viele Kilometer vom Spielort entfernt. Wo genau ist es noch Dienst am Fußballclub, wo an der Allgemeinbevölkerung?

Ihr hättet den aktuellen Diskurs zu diesem Thema meiner Meinung etwas vollständiger abbilden können. Ein „No-Brainer“ ist es der Meinung vieler Sportjournalist:innen nach nicht, selbst wenn man die rein juristische Dimension außen vor lässt. Für solche Fußball-Themen sich professionellen und diversen Support zur Diskussion einzuladen, das hat „Hart aber Fair“ im Februar gut hinbekommen [4].

[1] Probt die Polizei EM-Einsatztaktiken in der Bundesliga?
[2] Freund und Helfer? - 11FREUNDE
[3] „Fußball ohne Polizei, das ist die Vision“ - 11FREUNDE
[4] "Hart aber Fair" Re-Live: Machen Investoren den Fußball kaputt? | sportschau.de

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Ganz ehrlich, das sehe ich beim besten Willen nicht.
Die Polizei hat massive Nachwuchs/Personalprobleme und leidet grundsätzlich eher unter Überforderung, daher: Es werden zu viele Überstunden nötig, das Personal ist stark belastet. Ich kann mir daher nicht vorstellen, dass man mehr Spiele zu Risikospielen deklarieren wird, nur, weil man die Kosten erstattet bekommt. Diese Spiele sind an den Wochenenden und jeder Polizist (auch im Bereitschaftsdienst in den Hundertschaften) ist wohl froh, am Wochenende nicht arbeiten zu müssen. Jedes zusätzliche Risikospiel macht den Job als Bereitschaftspolizist weniger attraktiv und führt damit zu noch größeren Personalproblemen.

Das sind sie - ebenso wie Demonstrationen - wohl bereits jetzt. Ich sehe zumindest nicht, inwiefern das durch die Kostenübernahme durch die Vereine verschärft werden könnte. Also ich sehe hier den Zusammenhang zwischen Kostenträgerschaft und Einsatzplanung nicht.

Auch das ist eine generelle Diskussion, die wenig mit der Kostenträgerschaft zu tun hat. Grundsätzlich ist die Sache schwer zu beurteilen - einerseits führen Großeinsätze der Polizei zu mehr Konfliktpotenzial, andererseits könnte es ohne diese Großeinsätze zu viel mehr Treffen verfeindeter Ultra-Gruppen kommen.

Das lässt sich anhand der Einsatzplanung problemlos nachvollziehen. Es gibt einen Normalmodus („Wochenenden ohne Fußballspiele und Großdemos“ z.B. außerhalb der Saison) und für jede Abweichung von diesem Normalmodus gibt es Einsatzpläne. Es ist daher eigentlich immer klar, wie viele Beamte nun konkret zusätzlich für die Sicherheit des Großereignisses (egal ob Demo oder Fußballspiel) im Einsatz sind.

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Eure Analyse geht leider nicht tief genug. Jenseits der Betrachtung des Verursacherprinzips, ist es jedoch so, dass die Kosten für Polizeieinsätze nur von einem kleinen Teil der Anhängerschaft verursacht werden. Insbesondere die Hooligansszene verursacht hier den Großteil der Kosten, während ein Großteil der Fans friedlich innerhalb oder außerhalb des Stadions feiert und den Fußball genießt. Ein Problem ist häufig, dass diese angeblichen Fans durch Vermummung häufig nicht ermittelbar sind und somit können da auch keine Rechnungen geschrieben werden.

Dazu kommt, dass Fußball nicht ausschließlich als Konsumgut Kosten verursacht, sondern den Bundesländern, insbesondere Stadtstaaten, eben auch eine Menge Geld einbringt. Übernachtungssteuern durch Hotelaufenthalte, Restaurantbesuche und das ganze Nachtleben profitieren indirekt von Fußballfans. Also der Tourismus insgesamt. Dies Insbesondere bei vollen Stadien und vollen Gästeblöcken vor allem bei Stadtstaaten wie Bremen und Hamburg, aber auch in Gegenden wie Hoffenheim kommen dadurch enorme Steuereinnahmen zustande. Damit profitiert die Gemeinschaft also schon. Es ist also überlegenswert, ob die Kosten für Polizeieinsätze dann auch die Gemeinschaft tragen sollte.

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Ich fand dazu die Reportage vom ZDF sehr interessant. Da wird auch deutlich, dass die Kosten deutlich die Einnahmen von Hotelübernachtung, Restaurants etc. übersteigen. Am Ende ist es ein Minusgeschäft. Interessant finde ich auch, dass einige Regelungen die mit der UEFA vertraglich getroffen werden nicht vereinbar mit deutschen Gesetzten sind und man es trotzdem macht, weil man die EM unbedingt haben will. Ja, das bezieht sich jetzt in erster Linie auf UEFA und EM, aber das wurde in der Lage ja auch angesprochen und da gibt es in Sachen Polizei auch die Parallelen zu den Hochrisikospielen der Bundesliega. Ich persönlich finde es unfassbar, dass ein Rechtsstaat so vor den Vereinen kuscht. Das darf nicht sein.

https://www.zdf.de/dokumentation/die-spur/europameisterschaft-fussball-uefa-em-102.html

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In euer Analyse fehlt aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Punkt. Ihr redet davon, dass Gewinne der DFL privatisiert werden und dass die Steuerzahler die Kosten tragen. Dabei vergesst ihr, dass die DFL bzw. die Fußballvereine auch Steuern zahlen. Dazu gibt es eine - zugegebenermaßen schon etwas ältere - Studie von McKinsey & Co aus dem Jahre 2010 mit dem Titel „Wirtschaftsfaktor Bundesliga - Die volkswirtschaftliche Bedeutung des professionellen Fußballs in Deutschland“ (leicht per Google zu finden). Demnach bescherten die wirtschaftlichen Aktivitäten rund um den Fußball dem Fiskus pro Jahr rund 1,5 Mrd. Euro an Steuereinnahmen, und zwar netto - also nach Abzug aller staatlichen Ausgaben. Auch hängen laut der Studie 110.000 Jobs am professionellen Fußball.

Wie gesagt, diese Zahlen sind schon etwas älter. Der Effekt dürfte nicht kleiner geworden sein. So berichtet z. B. das Datenportal Statista, dass die Nettoeinnahmen für den deutschen Staat in der Bundesligasaison 2018/2019 bereits auf 3,7 Mrd. Euro angewachsen waren. Quelle: Profifußball in Deutschland: Nettoeinnahmen Staat | Statista

Ich sage damit nicht, dass die Fußballvereine nicht an den Kosten für Polizeieinsätze bei Hochrisikospielen beteiligt werden sollten. Vor allem geht es mir darum, aufzuzeigen, dass eurer Analyse ein wichtiges Argument der Profivereine übersehen (edit Mod.) wurde.

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Die Polizeikosten mit den Steuereinnahmen gegenzurechnen halte ich für fragwürdig. Ein Hochrisikospiel ist halt nicht der Normalfall. Alles was über eine polizeiliche Präsenz bei als friedlich angenommenmen Veranstaltungen hinausgeht ist in der Verantwortung der Veranstalter. Die sollen auch den Anreiz haben, die Fans (Hooligans) so einzuhegen, dass so wenig Gefährdung und Schaden wie möglich entsteht. Was dennoch darüber hinausgeht, ist eben eine übermässige Inanspruchnahme von öffentlicher Infrastruktur und Dienstleistung, die eigentlich abgerechnet werden müsste. Wenn jemand mehr Müll entsorgen will, als in seiner pauschal bezahlten Tonne Platz hat, der muss zusätzlich einen Müllsack kaufen.

Genau. Wieder mal so ein chauvinistisches Prestigeding, da ziehen plötzlich auch die „Progressiven“ mit. Ist mir schon sehr gegen den Strich gegangen die WM 2006, bin allergisch auf „Sommermärchen“. Den modernen Fussball finde ich unglaublich gut und schön anzusehen. Aber ich lehne diesen dummen Nationalismus ab, der bringt nichts Gutes in die Welt. Ich glaube nicht an die Ventilfunktion, vielmehr eher an die Verstärkung letztenendes fremdenfeindlicher Affekte, und eine Tendenz zur Verrohung.

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Zunächst einmal völlige Zustimmung, dass die Diskussion ohne Betrachtung der Einnahmen zu einseitig ist. Ob man Polizeikosten als Argument nehmen sollte, dass man die EM ggf. besser nicht hierher geholt hätte, halte ich auch für fraglich.

Bei der Gegenüberstellung von Kosten und Einnahmen ist das Ergebnis natürlich stark davon abhängig, welche Annahmen man zu Grunde legt und wie weit man neben direkten zusätzlichen Steuereinnahmen durch Hotels, Restaurants, etc. dabei geht auch „indirekte Einnahmen“ zu berücksichtigen, bspw. Attraktivität und Standing Deutschlands in Europa. Russland und Katar haben ja bspw. die WM bewusst genutzt, um letzteres aufzupäppeln. Auch wenn nur im weiteren Sinne vergleichbar, zeigt das Phänomen „Swiftonomics“ auf, dass die lokale Wirtschaft von Großveranstaltungen auch sehr profitieren kann.

Auch die Abgrenzung finde ich schwierig, muss ein Verein dann auch noch zahlen, wenn sich Hooligans abends nach dem Spiel in der Stadt prügeln?

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Bei aller Diskussion, darf man nicht vergessen, wer für die Polizeieinsätze verantwortlich ist: Law&Order InnenministerInnen, die ihr Profil schärfen wollen, über StadiongängerInnen, die keine Lobby besitzen. Übertriebene Polizeieinsätze wurden wurden über die Jahre dokumentiert ohne, dass es echte Konsequenzen hatte.

Ach und was war damals damit: Passt halt nicht zum Law&Order

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Die Steuereinnahmen, die durch den Profifußball generiert werden, sind sehr wohl relevant in der Diskussion. Im Beitrag wurde gesagt, die Gewinne würden privatisiert, die Kosten auf alle Steuerzahler verteilt. Das ist halt nicht das ganze Bild. Der Profifußball schafft unheimlich viele Jobs und eben auch Steuereinnahmen für den Staat. Ohne diesen Kontext kann man keine ehrliche Diskussion über die Frage führen, ob und inwieweit sich die Vereine an den Kosten beteiligen sollten. Das ist nämlich nicht ganz vergleichbar mit dem Beispiel von der Mülltonne und dem Müllsack. Produziere ich so viel Müll, dass der nicht mehr in meine Tonne passt, verdient daran niemand. Da ist es tatsächlich richtig, dass ich alleine für den zusätzlichen Müllsack zahle. Beim Fußball ist die Lage aber anders. Da verdient der Staat am Fußball. Da sollte man aus meiner Sicht schon mal fragen dürfen, ob die Kosten für die Polizeieinsätze die Einnahmen übersteigen und um wie viel.

Auch bei solchen Fragen helfen aus meiner Sicht immer Quellen (am besten wissenschaftliche Studien), die belegen, ob es zu einer Verstärkung der Fremdenfeindlichen Tendenzen kommt oder nicht. Der Glaube einer einzelnen Person hilft da nicht viel. Das gilt übrigens auch für mich selbst. Ich habe 2006 unheimlich positive Erfahrungen gemacht mit Fußballfans aus ganz verschiedenen Ländern. Aber meine persönlichen Erfahrungen sind auch nur ein Einzelfall und können nicht für die Gesamtheit stehen.

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Kann ein Fußballverein oder Karnevalsverein denn dann im vornherein den erhöhten Polizeibedarf abmelden? Was ist wenn die Polizei sagt Risikospiel aber der Veranstalter anderer Meinung ist? Kann ich dann dagegen Klagen? Und wer ist dann in der Beweispflicht? Die Polizei oder der Veranstalter? Und wie will man das beweisen? Ich finde solche Forderungen immer schwierig wenn es so viele ungeklärte Punkte gibt. Und müsste dann im Endeffekt nicht das Spiel abgesagt werden, wenn die Sicherheit der Teilnehmer durch den Veranstalter nicht sichergestellt werden kann?

Wer bestellt muss bezahlen und die Vereine bestellen hier ja aber gar nicht. Der Verursacher ist ja der Bürger selbst.

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Im Kapitalismus verdient immer jemand. Um den Müll zu produzieren muss ich ja irgendetwas gekauft haben.

Meiner Ansicht ist es so: wer eine Veranstaltung plant, muss Sorge tragen, dass diese geregelt ablaufen kann. Bei Festivals und Demos gibt es dafür bezahlte oder ehrenamtliche Ordner. Wenn nun nach einer rechten Demo in Leipzig ein Teil der Teilnehmer meint, er müsse durch Conewitz laufen und ein bisschen Rabatz machen, kann das als Grund gewertet werden, die nächste Demo unter Auflagen statt finden zu lassen: Veranstalter muss Sorge tragen, dass keiner durch Conewitz läuft.
Das lässt sich auf Fußballspiele übertragen.

Wenn die ohne Spiel nicht dort gewesen wären oder derart aufgeputscht, ist der Schluss naheliegend.

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Ich kann hier Erfahrungen aus einer anderen Sportart in einem unterklassigen Verein mit Erfahrung dienen. Der Verein spielt 5. Liga und hat zwischen 200 und 1000 Zuschauer pro Spiel. Vor ca. 15 Jahren haben Jugendliche eine Ultragruppe gegründet und für die nächsten knapp 10 Jahre das Team bei Heim- und Auswärtsspielen supportet, nicht immer ganz friedlich. Durch rivalisierende Ultragruppen wurden ein paar der Heimspiele als Risikospiele deklariert, was in so einem Fall dann halt bedeutet, dass statt der üblichen 0-2 Polizisten vor Ort plötzlich 20-30 vor Ort sind.

Nachdem sich die Gruppierung 2020 aufgelöst hat gab es keinerlei neue Probleme. Dennoch werden seitdem Spiele bei denen es einst mal zu Problemen kam als Risikospiel gewertet, selbst wenn sich die problematische Fangruppe beim Gegner mittlerweile ebenso aufgelöst hat. Das führte dann zur Situation, dass auf weniger als 200 Zuschauer im Stadion, davon viele Kinder (Nachwuchsspieler) 30 Polizisten kamen.

Wenn also der Personalmangel so gravierend ist, warum werden dann auch noch über 3 Jahre nach der Auflösung der einzigen Gruppe die hier und da mal Probleme machte Amateurspiele ohne aktuell aktive Fangruppen zu Risikospielen gemacht?

Zudem war mein Eindruck, von Außen, wie auch die Berichte von einigen die zu der Zeit selbst als Fan aktiv waren, nicht aber zu dieser Gruppe selbst gehörten, dass einiges was an Vorfällen bei Spielen geschildert wurde nur der Rechtfertigung des Polizeieinsatzes diente. Die tatsächlich problematischen Vorfälle fanden dagegen meist unter Abwesenheit der Polizei statt.

Ähnliches hört man ja auch beim Fußball immer wieder. Da wird dann unter völlig unverhältnismäßigen Mitteln ein Spruchband aus einem Block geholt, es werden Fangruppen ohne vorherigen Probleme eingekesselt etc.

Ich bin absolut kein Fan der Ultraszene, weder beim Fußball noch bei anderen Sportarten und ich finde vieles was als Fankultur gilt absolut Grenzüberschreitend bis kriminell und ich verneine auch gar nicht, dass es nicht auch Probleme mit Fans gibt. Aber ich zweifle an ob die Mittel die eingesetzt werden a) immer nötig sind und b) überhaupt die Richtigen treffen.

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Also Ordner gibt es im Stadion zu genüge. Ich erinnere mich daran, dass es die Diskussion gab, dass ein Verein die Polizei aus dem Stadion draußen lassen wollte, was die Polizei aber ablehnte.

Ich selbst bin was die Kosten der Einsätze angeht zwiegespalten. Denn anders als es oft rüberkommt ist es ja keineswegs so, dass all diese Spiele am Ende tatsächlich diese Polizeipräsenz brauchen. Die Polizei ist ja meist dann doch präventiv da. Und bei den angesprochenen Demos ist es ja ähnlich. Auch hier ist ja selbst bei friedlichen Demos teils eine enorme Polizeipräsenz vor Ort zu sehen ist.

Ich denke hier müsste es klare Kriterien geben wann eine Kostenbeteiligung der Vereine sinnvoll wäre und vor allem mit welchen Maßnahmen diese abgewendet werden kann.

Also wenn jetzt Hansa Rostock Fans auf dem Weg nach Düsseldorf auf halber Strecke auf dem Rastplatz auf Fans aus Magdeburg treffen, die ihrerseits nach Hamburg reisen, dann wird es halt schwer bis unmöglich diesen Einsatz einem Bestimmten Event zuzuweisen.

Oder bei uns beim Eishockey wurden Gästefans (unterklassiges Spiel) die aber auch zum Teil Mitglied bei einer Münchner Fußballultragruppierung außerhalb des Stadions von extra angereisten Nürnberger Fußballultras angegriffen. Nach der Logik ohne das Spiel wären ja auch die Fans nicht da müsste also auch hier der Polizeieinsatz durch den Eishockeyverein getragen werden. Die Logik ließe sich auch auf jeden Unfall anwenden den anreisende Fans haben.

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In der aktuellen Lage-Folge wies die Diskussion zur Frage von Polizeieinsätzen eine Reihe von Schwächen auf. Insgesamt hätte es sich bei einem Thema, das offenbar beiden Moderatoren eher fremd ist, sicherlich angeboten, mal jemanden zum Interview zu bitten, der etwas mehr im Thema ist (Z.B. Max-Jacob Ost vom Podcast Rasenfunk, der könnte euch alternativ sicher auch andere Interviewpartner oder Quellen zum Thema vermitteln).

  1. Zuvorderst scheint mir, dass die Diskussion an einem Grundfehler leidet: Wenn man Gewinne für die Gemeinschaft nutzbar machen will, gibt es dafür ein spezifisches Instrument: Steuern. Das würde dann auch im breiteren Sinne die externen Kosten privater Gewinne internalisieren. Ob es dann sinnvoller wäre, Gewinne der Vereine, verkaufte Tickets oder Einkommen der Spieler (Frauen verdienen deutlich weniger, deswegen ohne gendern) zusätzlich zu belasten, müsste man überlegen.
  2. Denn der Zusammenhang zwischen Fan-Randale und Vereinsgewinnen wird hier als vergleichbar zum Müllproblem einer Techno-Party dargestellt, ist aber doch sehr viel indirekter: Auf einer Parade können die Veranstalter doch ggf. auch ihr Hausrecht geltend machen, um ein bestimmtes Verhalten herbei zu führen. Eine vergleichbare Möglichkeit besteht für die Vereine außerhalb des Stadions/Vereinsgeländes nicht. Sie können natürlich mehr als bisher oder einen gesetzlich geregelten Anteil des Gewinns in Fan-Arbeit, also Prävention, investieren, aber kein Verein kann sich (oder andere) wirksam davor schützen, dass jemand sich einen Fanschal umwickelt und auf dem Weg zum Spiel oder in irgendeiner Kneipe irgendwas oder - jemanden anzündet. Tatsächlich ist es in der Vergangenheit sogar vorgekommen, dass staatliche Gerichte Vereine daran hinderten, Fans, die mit ihrer Randale im Stadion bspw. Geldstrafen der Fußballliga provozierten, diese Kosten vollständig in Rechnung zu stellen. Wenn also die Möglichkeiten der Vereine, sich gegen Randale in ihrem Namen zur Wehr zu setzen, nicht gegeben sind, kann man sie schwerlich dafür verantwortlich machen, sondern müsste sich eben verstärkt an die tatsächlich Verantwortlichen, also die randalierenden Fans wenden.
  3. Das führt allerdings auch zur Frage, welchen Beitrag (mindestens) umstrittene Polizeieinsätze eigentlich zu verschiedenen Gewalteskalationen leisten.
  4. Wirklich ärgerlich fand ich das Ende des Gesprächs, an dem suggeriert wurde, Bremen sei wegen dieses Rechtsstreits kein EM-Spielort geworden. Ein oberflächlicher Blick zu Wikipedia hätte ausgreicht, um zu sehen, dass eine ganze Reihe großer Bundesliga-Stadien nicht dabei sind, ohne dass es dort eine vergleichbare Problematik gegeben hätte (Freiburg oder Leverkusen bspw.).
    Insgesamt fand ich den Teil der Lage irritierend oberflächlich und weniger als sonst darum bemüht, auch eine Gegenposition wirklich verstehen zu wollen. Warum wurde das dann überhaupt als Thema ausgewählt, wenn man es scheinbar nicht wirklich verstehen wollte?
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Was ich mich dann aber trotzdem frage, wo ist die Grenze? Es muss ja auch etwas sein, was der Veranstalter beeinflussen kann. Man könnte ja sogar ohne Stadion Ticket in eine Stadt fahren und da Randale machen. Mal ein paar Gedanken:

  • Was ist, wenn der Hool gar kein Ticket hat (als Verein kann man ja maximal Stadionverbot erteilen, nicht aber Stadt-Verbot)
  • Müssten bei Verletzten auch Krankenhaus-Kosten übernommen werden?
  • Sollte ich Einsätze stattdessen auch durch einen privaten Dienst machen lassen dürfen, wenn ja, was darf der alles?

Ich finde die Idee der Beteiligung insgesamt nachvollziehbar, wenn auch sehr einseitig gedacht. Unterm Strich würde ich aber glauben, wenn man das macht, dann kann das nur in einem ganz engen Rahmen und mit sehr direktem Bezug zum Spiel passieren (bspw. auf dem Stadion-Gelände).

Im Zweifel landen die Zusatzkosten ja ohnenhin über höhere Preise bei den Fans. Dass Spieler dadurch weniger verdienen, halte ich für unwahrscheinlich, es sei denn man würde die Polizeikosten direkt von den Spielern verlangen, quasi als Schutzgeld (das halt ich aber für Quatsch).

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Die Frage ist eine äußerst theoretische. Und es ist klar, dass nicht wir die die sind, die die Grenzen ziehen.
Ich denke, dass die Vereine sich sehr gut aus der Affäre ziehen können, wenn sie das in ihrer Macht stehende in zumutbarer Weise tun. Und das betrifft zum Beispiel auch den Weg vom Bahnhof zum Stadion.
Momentan halten die sich aber bei allem raus, was außerhalb des Stadions passiert. Das könnte ihnen nun vor Gericht auf die Füße fallen.

Steuern müssen vor allem gerecht sein. Eine Lex Fußball wird da nicht funktionieren. Außerdem ist die DFL eine GmbH und zahlt natürlich Unternehmenssteuern, ganz anders als die UEFA, die ein gemeinnütziger Verein ist, der dank Sitz in der Schweiz nur unzureichend für unseren Fiskus greifbar ist.

Da ist immer auch die Frage, was sie tun dürfen. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat und Vereine können (wenn sie wollen würden) nicht einfach so außerhalb des Stadions agieren. Hier hat der Staat, und auch zurecht, ein Interesse für die öffentliche Ordnung zu sorgen. Dein Statement ließt sich aber etwas so, dass doch die Vereine auch auf den Wegen und Bahnhöfen für die Ordnung eintreten sollten.

Was übrigens nicht bedeutet, dass sie da gar nichts tun. Für die Vereine der ersten und zweiten Liga gibt es durch die Lizenz der DFL beispielsweise die Vorgabe Fanbeauftragte in Vollzeit anstellen müssen (https://media.dfl.de/sites/2/2023/03/Lizenzierungsordnung-LO-2023-03-04-Stand.pdf). Deren Rolle ist es quasi sowohl im Bereich Prävention aber auch im Rahmen von Sicherheitskonzepten Rund um alle Spiele beteiligt zu sein. Jetzt lässt sich bestimmt darüber streiten, ob die 3 Vollzeitstellen für Bundesligisten ausreichend sind, aber viele wissen gar nicht, dass es diese Stellen gibt und das da etwas gemacht wird.

Die Frage ist an der Stelle eben auch, was ist in der Verantwortung der Vereine und was ist ein allgemein gesellschaftliches Problem. Das meine ich auch unabhängig von der Frage, wer die zusätzlichen Kosten des konkreten Hochrisikospiels trägt. Ich bin nur der Meinung, das sich vieles (wie auch an anderen Stellen unserer Gesellschaft) durch eine gute Sozialarbeit vermeiden ließe. Hier ist der Staat aber sehr viel mehr in der Verantwortung und nicht in erster Linie die Vereine.

Das Problem wird sich nämlich nicht durch die „Strafen“ lösen lassen. Das lässt sich schon daran erkennen, dass all die Strafen für die Vereine durch den DFB, UEFA und co. wegen Vergehen im Rahmen der Spiele bei den jeweiligen Fanszenen nicht zu einer Besserung geführt haben. Von daher, klar kann man das machen, aber an der eigentlichen Problematik wird sich dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts ändern.

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Es wurde in dem Beitrag der Eindruck vermittelt, dass Banken, die staatliche Hilfen im Rahmen der Bankenkrise 2008 erhalten haben, diese quasi geschenkt bekommen hätten. Das ist natürlich falsch. Hätte der deutsche Staat es klüger angestellt, hätte aus den Hilfen, trotz einiger Ausfälle, ein gutes Geschäft für den Staat werden können. Also hinkt der Vergleich mit den Polizeinsätzen bei Fussballspielen erheblich.

Hallo, wir haben auf dem letzten Hoch Sicherheitsspiel Hansa Rostock gegen St. Pauli 40 Miettoiletten gestellt, so genannte OD Toilette, und uns einen Trick ausgedacht, wie wir den Vandalismus reduzieren können. Für jede nicht den Vandalismus zum Opfer gefallene Miettoilette spenden wir 100 € an die Jugendarbeit von Hansa Rostock. Das hat dazu geführt, dass lediglich sieben von 40 Miet Toiletten beschädigt wurden. Wir konnten also 3300 € den FC Hansa Rostock als Spende anbieten. Vielleicht kann man diese Idee als Blaupause nehmen für zukünftige Vandalismus Gefahren.

Beste Grüße
Oliver Dörner

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Allerdings sorgen die Vereine ja für größeren Security Aufwand. Was aber außerhalb der Stadien passiert darf nicht mehr Kostenpunkt der Vereine sein. Wo wird also die Grenze gezogen? Ich bin da sehr gespannt auf die juristische Betrachtung.

Ich also friedlicher Fußballfan möchte allerdings auch nicht noch mal mehr für Tickets bezahlen, nur weil sich 100 Leute von 60000 regelmäßig daneben benehmen. Da bin ich ganz ehrlich. Dann werden die Kosten ja auch auf die etwas kleinere Allgemeinheit abgewälzt, statt auf die große Allgemeinheit.

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