LdN 376 – RKI-Protokolle + "Corona-Aufarbeitung"

Diese Sichtweise reduziert m. E. Präsenzunterricht auf die reine Vermittlung von Lernstoff - was ich schon 2020/2021 verkürzt fand. Und selbst dabei geht es ja um viel mehr als nur um Infrastruktur, etwa um die Frage, welche Kinder zu Hause überhaupt Unterstützung bekommen (können). Die Befunde über den dramatischen Anstieg psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zeigen zudem, dass es noch eine andere, vermutlich sehr viel wichtigere Ebene gibt, die bei dieser Betrachtung meist außen vor blieb.

Das ist so m. E. nicht korrekt. Zumindest nach meiner Erinnerung war sehr früh (schon bevor es die ersten großen Ausbrücke in Europa gab) klar, dass der Faktor Alter bei Covid einer der wichtigsten ist. Entsprechend früh war auch klar, dass eine Infektion (anders als Influenza oder RSV) bei Kindern nur selten zu schweren Verläufen führt. Andere Länder haben ihre Entscheidung gegen Schulschließungen auch schon im April/Mai 2020 genau damit begründet. Auch in Deutschland hat es entsprechende Hinweise, etwa von Kinder- und Jugendärzten, auch schon zu diesem Zeitpunkt gegeben. Abgesehen davon gab es die längsten Schulschließungen ja Anfang 2021, als das altersabhängige Risiko von Kindern definitiv längst bekannt war.
Auch hier will ich nicht sagen „ich weiß, wie es war“, aber es ist definitiv ein Thema, bei dem es sich m. E. lohnt, noch mal genau zu schauen, was man damals wissen konnte und was davon in der politischen Diskussion wie auftauchte - und was aber auch nicht oder nicht ausreichend

Die Rückführung eines Anstiegs psychischer Erkrankungen und anderer negativer Folgen alleine auf die Schulschließungen ist aber ebenfalls extrem verkürzt.

Wenn es danach ginge, was vehemente Gegner von Schulschließungen so verargumentieren, müssten Ferien ja für einen Großteil der Schülerschaft der Horror sein. Ich würde im Gegenteil eher davon ausgehen, dass Kinder und Jugendliche sich allgemein veralbert vorkommen müssen, wenn sie einerseits gezwungen sind, den Vormittag praktisch ohne Schutz in einem Raum mit 25 weiteren Personen zu verbringen, aber nachmittags in der Freizeit dann nicht zwei von denselben Personen gleichzeitig privat treffen dürfen.

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Das haben weder der zitierte Artikel, noch die darin angeführten Studien noch ich getan.

Das ist aber das, was in der öffentlichen Diskussion getan wird von den Leuten, die permanent verkünden, dass es nie wieder Schulschließungen geben dürfe.

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Mag ja sein, dass es Menschen gibt, die diese Position vertreten, aber ich finde so eine Aussage unredlich, wenn du das so pauschal sagst, ohne irgendeinen konkreten Bezugspunkt zu nennen und das in einer Antwort auf meinen Post, die ein Zitat von mir enthält. Das ist ein klassisches Strohmann-Argument.

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Habe die Tage nochmal darüber nachgedacht und ich kam zu dem Schluss, dass viele aus heutiger Sicht „absurden“ Maßnahmen für die ja Aufarbeitung gefordert wird, daraus entstanden sind dass eben nicht zentral entschieden wurde, sondern jedes Bundesland für sich. Jeder Ministerpräsident hatte seinen eigenen „Expertenrat“. Wo viele, gewählte Entscheidungsträger, Entscheidungen treffen müssen, haben diese natürlich die nächste Wahl im Kopf. Das führte zu einer extremen Profilierungssucht. Des Weiteren muss man sagen, dass es ja Pandemiepläne des RKI gab, nur wurden die nicht oder nur teilweise umgesetzt.

Es führt auch schlicht dazu, dass viele verschiedene Wege ausprobiert werden, von denen sich einige im Nachhinein zwangsläufig als falsch erweisen werden. Das ist ja immer das Argument pro Föderalismus, z.B. in der Bildung: Dass man verschiedene Dinge probieren kann (und im Idealfall alle sich irgendwann darauf einigen, was am besten funktioniert). In einer Pandemie-Situation führt das dann eben zwangsläufig dazu, dass in einigen Bundesländern fragwürdige Dinge probiert werden.

Das nun zu kritisieren macht natürlich Sinn, um für die Zukunft Grenzen im Spektrum des Zulässigen zu ziehen, aber es macht wenig Sinn, den damaligen politisch Verantwortlichen dafür Vorwürfe zu machen. Es war okay, dass verschiedene Dinge probiert wurden und es war klar, dass einige davon falsch sein würden. Auch Fehler gehören zum Lernprozess und es war eben ein Lernprozess.