Meiner Meinung nach wurde die „Schuld“ an dem RKI-Protokolle-„Skandal“ in der Lage ein wenig zu einseitig auf das RKI abgeladen, und Medien, die die Fake-Story verbreitet haben, wurden zu locker aus der Verantwortung entlassen.
Klar hätte das RKI die Protokolle sofort nach der Anfrage selbst veröffentlichen können. Aber das sind keine Politiker, sondern Wissenschaftler. Deren Beruf ist es eigentlich nicht, dass jedes Wort öffentlich diskutiert und auf die Goldwaage gelegt wird. Im Gegenteil betrachten die so eine Sitzung vermutlich schon wie eine Art Safe Space, wo eben jeder klar seine wissenschaftlichen Ansichten äußern kann, ohne vor jedem Satz abzuwägen, wie er in der Öffentlichkeit von böswilligen Akteuren verstanden werden könnte. Wissenschaftler, die auch unter sich nur in nichtssagendem Politikersprech kommunizieren können, hätten uns garantiert auch nicht besser durch die Pandemie gebracht.
Genau aus dem Grund kann ich es zumindest nachvollziehen bzw. wage nicht zu beurteilen, ob das die richtige Entscheidung war, dass sie die Veröffentlichung hinauszögern.
Eine „kommentierte Veröffentlichung“ stelle ich mir auch nicht so einfach vor. Zum einen bindet das auch wieder immens Ressourcen, und zum anderen kann ich mir auch vorstellen, dass man sich sagt „wir haben nichts zu verbergen, die Protokolle geben nichts her“, insbesondere wenn dann 1 Jahr lang nichts folgt. Vorhersehen, welche Halbsätze Verschwörungsdeppen aus dem Zusammenhang reißen werden, stelle ich mir jedenfalls nicht trivial vor.
Viel erschreckender finde ich dann, wenn nicht bloß „eine ostdeutsche Regionalzeitung“, sondern das ZDF(!) die „Story“ aus einem semi-bekannten Verschwörungsmagazin 1:1 reproduziert. Da gibt es meiner Ansicht nach überhaupt keine Entschuldigung für!
Was eine mögliche „Aufarbeitung“ der Corona-Maßnahmen angeht, hätte ich ja gegen eine wie in der Lage befürwortete nichts dagegen, in der objektiv alles bewertet wird um für zukünftige Pandemien zu lernen, auch ob man vielleicht bei bestimmten Maßnahmen „too little – too late“ dran war. Mir fehlt aber absolut jede Hoffnung, dass das passieren wird, sondern das Ergebnis wird doch politisch gerade von allen Parteien praktisch schon vorweg genommen, Stichwort „wir werden uns alle viel zu verzeihen haben“. Die träumen von einer Aussöhnung mit den Schwurblern, nach dem Motto beide Seiten haben irgendwie übertrieben und die Wahrheit liegt in der Mitte. Tut sie eben nicht. Aber so wie Klimaleugnernarrative der Gas-Lobby sich fest im politischen Mainstream eingenistet haben, haben das auch Querdenkernarrative wie „Schulschließungen waren unnötig und schädlicher als Corona“, (und alle Probleme im Bildungssystem sind jetzt praktischerweise Folgen davon,) was einfach absoluter Quatsch ist. Schulen/Kitas waren Drehscheiben von Corona und ohne Schulschließungen wäre uns vermutlich alles um die Ohren geflogen.